Eiterbeule am Unterbauch
- wollversammlung
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Eiterbeule am Unterbauch
Leider musste ich heute feststellen, das unser Steinschaf wieder eine heftig große Eiterbeule am Unterbauch hat. Sie hatte dies schon einmal in kleinerem Umfang, was erst bei der Schur sichtbar wurde. Durch das Scheren wurde sie verletzt, der Eiter trat aus, wir desinfizierten und es gab bis jetzt keine Probleme mehr. Jetzt ist die Beule umso größer (eine Hand voll). Ich traue mich da nicht ran und werde Montag den Tierarzt holen. Aber habt ihr Erfahrungen mit so etwas, was die Ursache sein kann und ob es sich wiederholt? Sie wurde bis jetzt auch nicht trächtig.
- wollversammlung
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Re: Eiterbeule am Unterbauch
Ist es zu erkennen?
- Henry
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Re: Eiterbeule am Unterbauch
Wenn ein Bruch ausgeschlossen (oder seine Versorgung mit eingeplant) ist gilt auch beim Schaf: „Ubi pus, ibi evacua“ – „Wo Eiter ist, dort entleere ihn“
Bei der Größe der Abszeßhöhle wird mehrfach über Tage zu spülen und/oder ein Drain einzulegen sein. Ein Wundverband ist dort nahezu unmöglich. Ein zwischen Spülungen nur temporärer Verschluß mit Bühnerband wäre möglich oder das Einnähen von Schlingen zur Befestigung einer Wundkompresse (die sich das Schaf vermutlich ausreißt). Die Situation dort läßt auch das Einnähen einen Spülkatheters zu, mit dem relativ schmerzfrei und dafür häufiger gespült werden kann. Er wird von innen nach außen gestochen zB. mit einem Hülsentrokar und durch die Hülse gesetzt und der Gummirand eines Blasenkatheters läßt sich gut an der Haut vernähen. Schaf heilt bei versorgten Abszessen zügig und dankbar und in aller Regel ohne erneute Einschlüsse. Binnen 14 Tagen wird nichts mehr zu sehen sein. Das adaptive Heilen der Abszeßöffnung läßt sich verhindern indem eine ausreichend große und vor allem allseitig abgerundete Eröffnung angelegt wird. Manchmal geht das sehr zügig und schmerzarm mit einer Schere. Das Gewebe wird mit der Pinzette angehoben und zwischen Pinzette und Körper wird mit einem konsequenten Scherenschlag eröffnet. Mein Mittel der Wahl bei Spülungen ist Wasserstoffperoxid und später Rivanol. Niemals werden versorgte Abszeße vollständig vernäht. Abfluß muß sein und bis zu letzt auch bleiben (notfalls wieder angelegt werden)
Achtung bei jeglichem Eingriff im Bereich möglicher Eutervenen!
Bei der Größe der Abszeßhöhle wird mehrfach über Tage zu spülen und/oder ein Drain einzulegen sein. Ein Wundverband ist dort nahezu unmöglich. Ein zwischen Spülungen nur temporärer Verschluß mit Bühnerband wäre möglich oder das Einnähen von Schlingen zur Befestigung einer Wundkompresse (die sich das Schaf vermutlich ausreißt). Die Situation dort läßt auch das Einnähen einen Spülkatheters zu, mit dem relativ schmerzfrei und dafür häufiger gespült werden kann. Er wird von innen nach außen gestochen zB. mit einem Hülsentrokar und durch die Hülse gesetzt und der Gummirand eines Blasenkatheters läßt sich gut an der Haut vernähen. Schaf heilt bei versorgten Abszessen zügig und dankbar und in aller Regel ohne erneute Einschlüsse. Binnen 14 Tagen wird nichts mehr zu sehen sein. Das adaptive Heilen der Abszeßöffnung läßt sich verhindern indem eine ausreichend große und vor allem allseitig abgerundete Eröffnung angelegt wird. Manchmal geht das sehr zügig und schmerzarm mit einer Schere. Das Gewebe wird mit der Pinzette angehoben und zwischen Pinzette und Körper wird mit einem konsequenten Scherenschlag eröffnet. Mein Mittel der Wahl bei Spülungen ist Wasserstoffperoxid und später Rivanol. Niemals werden versorgte Abszeße vollständig vernäht. Abfluß muß sein und bis zu letzt auch bleiben (notfalls wieder angelegt werden)
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Henry
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- wollversammlung
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Re: Eiterbeule am Unterbauch
Wow, vielen Dank! Das überfordert mich jetzt etwas, aber ich werde es morgen so mit dem Tierarzt besprechen. Da du dich so gut auskennst, darf ich dich noch etwas fragen (wer viel kann, muss viel tun ): was empfiehlst du generell für Mittel in einer heimischen Schafapotheke parat zu haben (oder gibt es dazu hier im Forum bereits eine Empfehlungsliste?)?
- Babs
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Re: Eiterbeule am Unterbauch
Ja, hier.wollversammlung hat geschrieben:...oder gibt es dazu hier im Forum bereits eine Empfehlungsliste?
- wollversammlung
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Re: Eiterbeule am Unterbauch
Also heute war der TA hier. Es ist keine Eiterbeule sondern ein Loch in der Bauchdecke, durch das der Darm drückt. Ursache wird die Eiterbeule gewesen sein, die beim Scheren im November aufgegangen war und dann nicht wieder richtig verheilt ist. Vielleicht hätte es bei richtiger Behandlung besser heilen können, aber der damalige Schafhalter hat nur desinfiziert und nichts weiter. Sehr schade, eines meiner Lieblingsschafe, aber da sie damit nicht trächtig werden darf...
- Henry
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Re: Eiterbeule am Unterbauch
Eine sterile Hernien-OP ist auch nicht aufwendiger als ein massiver Abszeß in der Bauchdecke. So groß ist der Defekt nicht. Die vorgefallenen Darmschlingen lassen ihn größer aussehen. Daß ein Bauchwand nach Eröffnung und Vernarbung einer Trächtigkeit nicht Stand hielte ist Quatsch! Nach Kaiserschnitt (egal ob median, paramedian oder lateral) werden Schafe weltweit jahrelang weiter als Zuchttier genutzt und kriegen Lämmer. Hernien in fast fettfreiem muskulösen Gewebe der Bauchwand des Schafes, sind wegen der Festgkeit und Elastizität wirklich gut zu schließen.wollversammlung hat geschrieben:keine Eiterbeule sondern ein Loch in der Bauchdecke, durch das der Darm drückt.
Wenns Dein TA nicht machen will, frag einen für Kleintiere! Einfacher Gebührensatz Nabelhernie beim Kalb 42,95€ (plus Medics)
Henry
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