Lange Nabelschnur

Emmaschaf
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Lange Nabelschnur

Beitrag von Emmaschaf »

SCB hat geschrieben:nachdem ich hier, und im alten Forum, öfter mitgelesen habe bin ich jetzt registriert . :) Nach ein paar Jahren als Lohnschäfer und Zootierpfleger lebe ich jetzt in OWL im Nordlipper Bergland. Ich halte, im Nebenerwerb, Angus Rinder und Scottish Blackface / Berrichon du Cher Schafe.
Mit freundlichem Gruß in die Runde . Jürgen
Hallo Jürgen,
Vielleicht kannst Du mir weiterhelfen,
Mein Coburger Fuchsschaf hat gestern ein Lamm bekommen. Die Nabelschnur ist ca 8 cm lang und mindestens 1 cm im Durchmesser und hat eine dunkelrote Farbe. Lässt man das so oder bindet man sie besser in Bauchnähe ab?
Ich bin neu im Forum und weiß leider nicht, wo man solche Fragen platzieren kann. Sorry und viele Grüße EmmaSchaf
Aika
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Re: Lange Nabelschnur

Beitrag von Aika »

Ich finde eine 8 cm Nabelschnur normal , auch die Dicke hört sich normal an. Ich hätte eher Panik bei einer zu kurzen Nabelschnur.
Wir desinfizieren den Nabel meistens mit Betaisodona Lösung.
Wenn die Nabelschnur jetzt sehr lang wäre , könnte man sie einkürzen, zumindest wenn die Gefahr des Drauftretens bestehen würde.
Normalerweise trocknet die Nabelschnur schnell ein.
Gruß Bärbel
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Henry
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Re: Lange Nabelschnur

Beitrag von Henry »

Emmaschaf hat geschrieben:... Mein Coburger Fuchsschaf hat gestern ein Lamm bekommen. Die Nabelschnur ist ca 8 cm lang und mindestens 1 cm im Durchmesser und hat eine dunkelrote Farbe. ...
Ist die Nabelschnur binnen 2 Stunden p.p. noch naß und aufgeblasen und steht offensichtlich mit dem Körperkreislauf in Verbindung ist das eine höchstgefährliche Situation. Hält das Nabelschnurgewebe auch im Moment noch feste Blutbestandteile zurück, so wird es doch bald einreißen oder undicht werden und der Nabel schließt sich nicht, weil Gegendruck vorhanden ist. Das Lamm blutet dann sehr langsam aus und stirbt schließlich an echter Anämie. Schon relativ geringer Blutverlust führt zu Schwächung und Lämmertod durch fehlende Nahrungsaufnahme, Unterkühlung ... Nabelbluten oder Nässen ist keine Bagatelle. Das ist ein echter Ernstfall!Ein bloßes Abschneiden oder Abreißen der Nabelschnur am Nabel führt zu Blutverlust und Tod, weil der Körper nicht in der Lage, ist die Verbindung zu schließen. Die richtige Behandlung ist einfach und hilft immer.

Schnelle nichtinvasive Methode und sehr wirksam sind zwei Kastrationsringe. Der eine wird über die Nabelschnur gefädelt/geschoben bis direkt zur Bauchdecke. (Platzt dabei die Nabelschnur - egal, Zeit läuft - Blut auch.) Der zweite Ring wird nun mit der Ringzange über den ersten Gehoben und liegt dann zwischen dem ersten Ring und der Bauchdecke. In den zweiten Ring wird die Nabelschnur nicht eingefädelt! Die Nabelschnur umschlingt den ersten Ring und liegt nun mit im zweiten. Der zweite Ring zieht sich zwischen Bauchdecke und ersten Ring und in ihm liegt die Nabelschnur zweimal. Die Nabelschnur wird so direkt am Nabel abgebunden und es wird ein Wenig Zug auf den Nabel ausgeübt. Ist alles abgeheilt fällt alles ab. Das Nabelschnurende wird trocken, wenns funktioniert hat und es dürfen sich weder Blasen noch Näßstellen oberhalb der Gummiringe bilden. Da darf kein Raum dafür sein.

Fehlt restliche Nabelschnur oder ist diese längs gerissen, alt oder direkt am Nabel undicht, hilft eine chirurgische Naht. Sowohl Umstechungen als auch eine Nahtwulst genau auf der Mittellinie, die den ganzen Nabel einschließt, funktionieren. Dabei wird nie!!!! die Nabelschnur abgebunden, sondern stets der Durchtritt oder Austritt aus dem Bauch bis auf null verengt. Nicht die Naht drückt die Nabelschnur zu, sonder die Naht drückt das Bauchdeckengewebe gegen die Nabelschnur und dückt diese so zu. Wir wollen keine Blutklumpen im Nabel, wir wollen eine stabile Narbe da.

Der Rückstau in einer abgebundenen Nabelschnur hält den Nabel offen. Das Abbinden der Nabelschnur beim Schaf ist gefährlicher Unsinn und rettet das Lamm nur bis in die nächste Nacht ... :bye:

Ein Tierarzt der Hernienen am Hund schließen kann, kann auch blutende Nabel versorgen. Oftmals. Also sollte ... :huepf:
Henry
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Re: Lange Nabelschnur

Beitrag von Braunes Bergschaf »

Empfielst Du das generell so als Nabelversorgung, Henry?
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Clan Alba
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Re: Lange Nabelschnur

Beitrag von Clan Alba »

Wieso denn das??? Normal reicht Desinfektion oder auf sauberen Weiden auch gar nichts tun außer Kontrollieren.
wollwiese
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Re: Lange Nabelschnur

Beitrag von wollwiese »

definiere mal bitte “naß und aufgeblasen“ etwas genauer.
bis eine nabelschnur eingetrocknet ist, dauert meiner erfahrung nach ca 24h. (im sommer mag es vll auch schneller gehen).

ich hab noch nie desinfiziert, und noch nie einen entzündeten nabel gehabt.

8cm sind nicht zu lang. und abbinden brauchst du da auch nicht. nur wenn das ende auf dem boden schleift, kann man die schnur ein stück einkürzen.
:schaf2: loot de schoop man schietn, wull woos liekers. :schaf3:
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Henry
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Re: Lange Nabelschnur

Beitrag von Henry »

Braunes Bergschaf hat geschrieben:Empfielst Du das generell so als Nabelversorgung, Henry?
Nein, um Himmelswillen.

Nabel müssen garnicht versorgt werden, wenn sie nicht auf dem Boden schleifen oder eben bluten. Wenn sie bei kleinen Schafen 8cm raushängen und wie Vanillestangen aussehen ist alles gut. Bei großen Schafen darfs auch mal mehr sein. Ich desinfiziere auch nicht, wenns keinen Grund gibt. Der Geruch von Desinfektionsmittel ist bei sensiblen Müttern ein Problem.
Henry
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Henry
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Re: Lange Nabelschnur

Beitrag von Henry »

wollwiese hat geschrieben:definiere mal bitte “naß und aufgeblasen“ etwas genauer.
. "Naß" meint, daß Flüssigkeit austritt. Blutige oftmals. Manchmal tropft es ganz langsam, manchmal schmiert es nur, aber unaufhaltsam. Ein Küchentuch - auf die Nabelschnur gepreßt - wird auch Stunden nach der Lammung noch durchsichtig. Ist die Nabelschnur wie gekochter Suppenlauch ist alles OK. Wer ganz unsicher ist, legt die Nabelschnur in ein gefaltetes Küchentuch und drückt sie - vom Körper weg - kräftig aus. Das darf nur einmal gehen.

"aufgeblasen" meint, daß innerhalb der Nabelschnur Flüssigkeit steht oder sich ansammelt und die Nabelschnur gefüllt erscheint. Wie eine Fruchtblase oder eine schlaffe Vene.

Der Nabel soll sich gottgewollt schlagartig schließen, sobald der Blutdruck in der Nabelschnur abfällt. Und das funktioniert auch. Die reißt ab, läuft leer, und verursacht einen Sog. Die zieht praktisch ein Ventil zu - genau wie die Schlauchplatzsicherung an der Waschmaschine. Der Blutdruck im Lamm hält dann gegen. Fällt der Blutdruck aber nicht zügig ab (oder die Anatomie stimmt nicht) schließt sich das "Ventil" nicht oder öffnet sich wieder. Das kann schon mal passieren, wenn die Nabelschnur verdreht ist in der Lammung oder sehr lang abreißt und dann nicht zügig leergeleckt wird (Sog) oder weil jemand, weil ers im Kreissaal gesehen hat, die Nabelschnur gar abbindet. Dann staut sich Flüssigkeit. Auf beiden Ventilseiten herrscht dann Druck. Genau wie in der Schlauchsicherung hält dieser Gegendruck das Ventil offen. Das Lamm blutet (nur tropfenweise) aus.

Unspektakulär aber sicher tödlich, wenns übersehen wird.

Deshalb sind (hellrote) Blutflecken unter Lämmern immer verdächtig. Das ist kein mütterlicher Ausfluß. Das ist auch kein Nabelblut. Das ist (Körper-)Blut das durch den Nabel abfließt und muß behandelt werden.

Nur das.
Henry
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Re: Lange Nabelschnur

Beitrag von Braunes Bergschaf »

Vielen Dank für die ausführlichen Antworten!
Jetzt, wo Du es so genau beschrieben hast, ist mir wieder eingefallen, dass ich das mal hatte. Eine die Nabelschnur, die nicht ganz trocken war und irgendwie anders als normal. Die habe ich mit einem einzelnen faserigen Anteil einer blauen Heuballenschnur direkt am Körper abgebunden. Es ist sogar ein bisschen Haut mit in den Knoten gerutscht. Da habe ich es wohl instinktiv richtig gemacht.Die Nabelschnur mit der Heuballenschnur ist später abgefallen.
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Krauli
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Re: Lange Nabelschnur

Beitrag von Krauli »

Dazu noch kurz:
Mir ist es schon öfter aufgefallen, dass die Näbel (ist das der Plural?) von Böcken länger feucht und biegsam sind, als von Mutterlämmern. Die trocknen deutlich schneller ein, wie ich finde. (Vanillestange ist sehr treffend!)
Liegt wohl daran, dass Böckchen am Nabel runterpieseln, schätz ich.

Gruß,
Krauli
"Bonus vir semper tiro." :keule:
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