Statistik Lämmerverluste nach Lebensalter

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Henry
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Statistik Lämmerverluste nach Lebensalter

Beitrag von Henry »

Ich beschäftige mich in verschiedenen Betrieben mit der Prävention von Lämmerverlusten bzw. ihren Ursachen. Dabei ist mir aufgefallen, daß in der Literatur immer wieder Morbidität und Mortalität als Funktion von Art der Erkrankung und Tierbestand angegeben ist. Dabei ist jedoch der Tierbestand immer am Tag der Erkrankung zu Grunde gelegt.

Nehmen wir an, jemand möchte vergleichend ermitteln, ob eine Kokzidienpropylaxe oder eine Bandwurmtherapie sinnvoller sind. Er hat nämlich nur Geld für eine dieser Behandlungen. Nehmen wir weiterhin an, daß er jeweils 10 Lämmer am 20 Lebenstag an Kokzidiose und am 90 Lebenstag an Moniezia expansa verliere.

Sind nun beide Erkrankungen gleich verlustreich oder wiegen die Bandwürmer schwerer, denn wer an Kokzidien schon mit 20 Tagen verstarb, hätte ja auch am 90 Tag noch Bandwürmer haben können.

Haben wir Statistikfreaks hier?

Ich würde gerne diskutieren, inwieweit zum Beispiel eine Wirksame Kokzidienprophylaxe statistisch die Lämmerverluste wegen der Bandwürmer erhöht.
Henry
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Ms. Jackson
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Re: Statistik Lämmerverluste nach Lebensalter

Beitrag von Ms. Jackson »

Dann müsstest Du Vergleichsgruppen haben. Welche die behandelt worden sind, u. welche die nicht behandelt worden sind. Um zu validierten Daten zukommen, wäre es schon angebracht, das die Gruppengröße gleich ist, das verfutterte Futter gleich ist, die Haltungsform gleich ist, die gehaltenen Elterntiere von gleicher Rasse u. alter sind. Dann wäre es noch schön, wenn mehrere Betriebe dran teilnehmen würden (finanzielle anreize!).

Vielleicht mit einer vereinfachten "Erfahrungswerten" anfangen. Statistiken sind zu klinisch u. Aufwendig.

Z.B.: Wie kann ich Lämmerverluste reduzieren, die in meiner Hand liegen:

Zuchtbockhygiene (Lammböcke nehmen oder immer den selben).
Nur körperlich gut entwickelte Auen zulassen.
Schwanzhygiene (Scheren u./oder kupieren).
Ektoparasiten Behandlung.
MDW Behandlung ca. 4 Wochen vor dem Deckakt.
Auf Klauengesundheit achten, ausschneiden kurz vor dem Deckakt.
Impfen z.B. Chlamydien, Clostridien.
Wer nicht impfen will oder nicht kann (fehlender Impfstoff), unbedingt auf die Eiweisgaben achten.
Das letzte viertel der Trächtigkeit mit Kraftfutter anfangen + Melasseschnitzel (Energiefutter).
Wenn nötig gute Mineralstoffversorgung (Bodenproben machen lassen).
Konsequente Selektion bei Euterentzündung, schlechte Milchleistung (Fleischeuter), Geburtsvorfälle. Die gewünschten Mutter Instinkte, können erst im 2. Jahr auftreten. Wenn nicht, selektieren.
Nabeldesinfektion, auf Sauberkeit achten. Lämmer ab der 2. Lebenswoche gegen Kokzidien behandeln, wer das nicht will, unbedingt den Kotabsatz der Lämmer im Auge behalten.
Striche nach der Geburt anmelken (!). Darauf achten, das das Lamm in den ersten 4 Stunden genug trinkt u. nicht nur an den Strichen lutscht. Bei Lämmern, entwurmen nach befund (Vermeidung von Resistenzen).

Sachen, die ich schlecht oder gar nicht vermeiden kann:

Besuch vom Graukittel. Im besten Fall "nur" verlammen durch hetzen, wenn nicht der Totalverlust eintritt. Früher waren es auch Hunde, bei Schaf Knotengeflecht (Festzaun). Beim E-Zaun hat der normale Hund angst.
BTV-3, Schmallenberg Virus (gib es den Impfstoff noch?).
Unfälle allgemein.
Fremdpersonen so wenig als nötig, wenn unumgänglich, auf Schuhdesinfektion oder Schuh Überzieher bestehen (!).
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Henry
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Re: Statistik Lämmerverluste nach Lebensalter

Beitrag von Henry »

Es geht mir ausschließlich um die Statistik und ihre Aussagekraft hier.

In meinem Beispiel wäre ja einleuchtend, daß kein Lamm am Bandwurm zu Grunde ginge, wenn alle bereits an Kokzidien stürben. Folglich führt eine wirksame Behandlung dagegen, zu Verlusten durch Bandwürmer, die vorher gar nicht auftraten.

Dazu brauche ich keine Vergleichsgruppen. Dazu brauche ich einen Statistiker. Ganz theoretisch und ohne Bockhygiene.
Henry
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Ms. Jackson
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Re: Statistik Lämmerverluste nach Lebensalter

Beitrag von Ms. Jackson »

Henry hat geschrieben: Sa 9. Mär 2024, 02:02 Es geht mir ausschließlich um die Statistik und ihre Aussagekraft hier.

In meinem Beispiel wäre ja einleuchtend, daß kein Lamm am Bandwurm zu Grunde ginge, wenn alle bereits an Kokzidien stürben. Folglich führt eine wirksame Behandlung dagegen, zu Verlusten durch Bandwürmer, die vorher gar nicht auftraten.
Trotz meines geringen Bildungsabschluss, habe ich das verstanden, oder nicht ; )

Also hast Du, ohne Dich jetzt anzugreifen, in Deinen Bestand bei den Lämmern Probleme mit Kokzidien u. Bandwürmern, richtig? Jetzt stellt sich mir die Frage, ohne Dich anzugreifen, warum ist das so? Liegt es an der Futtertechnik, Stress, Hygiene in der Lämmeraufzucht, Beweidung wo/wie, wie ist der Zustand der Weideflächen, nass/trocken, Wasser durchlässig? Gibt es eventuelle Resistenzen gegenüber den verabreichten Medikamenten? Der Rasse/Rassen?

Jedenfalls müsstest Du einen finden, wo auch immer, der die gleichen Problem wie Du bei der Lämmeraufzucht hat, ohne Dich anzugreifen.

Also willst Du alle Lämmer vorbeugend gegen Kokzidien behandeln, weil sie sonst an Bandwürmer eingehen. Also musst Du auch noch gegen Bandwürmer behandeln.

Oder willst Du nicht alle Lämmer gegen Kokzidien behandeln um zu sehen, ob sie DANN es noch schaffen in den Genuss von Bandwürmern zukommen?

VG
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Henry
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Re: Statistik Lämmerverluste nach Lebensalter

Beitrag von Henry »

Ich glaube Du hast das nicht richtig verstanden. Vermutlich habe ich mich nicht deutlich ausdrücken können. Mir geht es um die statistische Bewertung. Ich hätte als Beispiel auch watery mouth und Lippengrind nehmen können.
Auch Lämmer, die am 3. Lebenstag schon versterben werden am 30. nicht an bösem Orf erkranken.

Ich will Prioritäten ermitteln in Beständen mit Problemen.

Beispielweise könnte das auch sein, daß es zu hohen Lammverluste lammungsnah kommt, die Lämmer also keine Erkrankung mehr bekommen können, weil sie schon die Geburt nicht überleben. Soll hier nun eine Nachtwache bezahlt werden oder eine Kokzidienprophylaxe?
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Re: Statistik Lämmerverluste nach Lebensalter

Beitrag von Fenja »

Puh, du stellst aber komplizierte Fragen.
Ich habe keine Ahnung von Statistiken, aber wäre es nicht am günstigsten nur zu behandeln, wenn man auch einen Grund hat?
In großen Betrieben ist das vermutlich schwieriger, das rechtzeitig zu erkennen.
Aber vielleicht sollte man es anders herum rechnen und fragen, wenn alle Lämmer Kokzidien Prophylaxe und Behandlung gegen Bandwurm bekommen, ist der Gewinn durch alle überlebenden Lämmer nicht größer?
:Kuh:
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Henry
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Re: Statistik Lämmerverluste nach Lebensalter

Beitrag von Henry »

Das ist ja gerade das Problem der Analyse. Stell Dir vor, daß in einem Bestand mehrere Erkrankungen oder Probleme auftreten. Es werden 100 Lämmer geboren. 20 sterben gleich. Kosten also 0€. Nach 90 Tagen sterben 10% also Stücker 8 an Bandwurm. Kosten also 8x90 Masttage. Was ist nun besser? Nachtwachen bezahlen damit von 100 Lämmern 100 die Lammung überleben oder lieber 80 Lämmer zweimal mit Cestocur zu behandeln?
Henry
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