Pansen arbeitet nicht

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Zibble
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Re: Pansen arbeitet nicht

Beitrag von Zibble »

Danke Jette für Deine Worte.

Ich bin emotional auch sehr mit meinen Tieren verbunden.
Ich habe Schaf und ich weiß warum
Zibble
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Re: Pansen arbeitet nicht

Beitrag von Zibble »

Eigentlich ist es noch zu früh, um darüber zu schreiben. Die Erinnerung schmerzt. Er fehlt mir so und er fehlt in der Herde, aber vielleicht hilft es anderen in der Entscheidung.
Wenn nach Amputation des Processus urethralis kein Urin fließt, ist der Verschluss der Harnröhre weiter oben und es gibt keine reale Chance mehr, das Tier zu retten. Nur noch unsägliche Schmerzen. Die Harnblase ist dann geplatzt, die Bauchhöhle voll mit Urin, die Blase ein blutig imbibierter Klumpen.
Der Bock wurde keine 2 Jahre alt. Mit 100 Tagen mittels Burdizzo Zange kastriert.
Zu früh!
Sein lebenswertes charmantes Wesen hätte er vielleicht auch als Bock nicht verloren.
Aber ich war ängstlich, nachdem ich das Erlebnis einer Bockattacke nur mi Not und gebrochen Rippen überlebt hatte.
Jetzt fehlt er so. Er war ein ausgesprochen schönes liebenswertes großes Tier.
Auf die Ernährung habe ich geachtet, kein Brot, kein Korn, genug Wasser und trotzdem…
Man muss den Tatsachen ins Auge sehen und rechtzeitig erlösen so wäre auch das Fleisch noch zu verwerten gewesen. Auch wenn ich es nicht hätte essen können.
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Henry
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Re: Pansen arbeitet nicht

Beitrag von Henry »

Bitte traut Euch eine Blasenpunktion zu und bereitet Euch darauf vor. Sie rettet Blase, Nieren und manchmal das ganze Tier. Eine Kanüle mit 1.0mm und einer Länge von 50mm reicht dafür. Sie ermöglicht eine Rückspülung.

Aber vor Allem verschafft sie Zeit.

Blasenpunktion kann bei jeder Schlachtung geübt werden. Der Blasentonus ist auch p.m. erhalten.

Eine Blasenpunktion ist im Falle einer Fehldiagnose kein Problem. Es kommt dann halt nur zu wenig Harnabsatz. Was jedenfalls auf eine Fehldiagnose hinweisen sollte.
Henry
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Re: Pansen arbeitet nicht

Beitrag von Loulou »

@Henry
Das solltest Du mal etwas ausführlicher erklären.
Einige werden schon p.m. nicht als post mortem auflösen können (und möglicherweise nicht übersetzen).
Dann: was man unter einer Rückspülung zu verstehen hat; und wie das Tier zu fixieren oder zu sedieren ist.
Lage der Blase.
Meistens sind es ja auch Kristalle und Grieß und folglich entstandene Entzündungsprozesse mit Schwellung im Harnleiter, die gleichzeitig behandelt werden müßten.
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Jette67
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Re: Pansen arbeitet nicht

Beitrag von Jette67 »

Zibble hat geschrieben: Mo 26. Feb 2024, 17:56 Eigentlich ist es noch zu früh, um darüber zu schreiben. Die Erinnerung schmerzt. Er fehlt mir so und er fehlt in der Herde, aber vielleicht hilft es anderen in der Entscheidung.
Antwort;es ist richtig dass du den Weg ins Forum genutzt hast.Auch wenn der Schmerz groß ist,frei nach dem Motto die Zeit heilt alle Wunden reicht alleine nicht.Trauer ist ein Weg der lange dauern kann.Vorwürfe macht man sich in diesen Momenten gerne ,das musst du aber nicht.
Frühe Kastration ist ein Faktor von Vielen.Wenn es zur Harnsteinerkrankung kommt spielen fast immer mehrere Faktoren eine Rolle.Ich finde es gut wenn dieses Thema immer wieder aufgegriffen wird.Alles muss einen Sinn machen.Unsere geliebten Tiere bringt es uns nicht wieder,aber durch den Austausch lernen wir dazu.
Es gibt wenn ich richtig liege nicht allzu große Studien zu dem Thema .

Ich möchte hierbei mal erwähnen,dass ich denke das es nicht unbedingt damit getan ist Getreide oder Kraftfutter im Winter aus Sorge vor dieser Erkrankung ganz wegzulassen.Eine Unterversorgung mit Nährstoffen ist z.T. genauso kritisch zu betrachten wie eine Überversorgung.

Hier nur noch mal zwei Beispiele:Mein Bock war nicht kastriert und erhielt nur eine verschwindend geringe Menge an Kraftfutter.Er hatte allerdings Verwachsungen zwischen Darm und Blase als er an Harnsteinen starb.
Unser Nachbar Bauer hatte einen Schafbock der lief sein Leben lang frei über den Hof und bediente sich dabei nonstop am Futter der Milchkühe(Heulage ,Maissilage,Biertreber usw).Erwurde .Er war immer speckefett und wurde 15 Jahre alt.Musste dann erlöst werden wegen fehlender Zähne.
LG
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Re: Pansen arbeitet nicht

Beitrag von Zibble »

Eigentlich müsste das Thema umgenannt werden in Harnsteine.
Dass er nicht mehr wiedergekaut hat und der Pansen stillstand, war nur ein erstes Symtom.
Ich hatte ihm dann ein Streifen Laken umgebunden, um den Urinabgang zu kontrollieren und da kam dann nichts.
Der Bockhammel war ein großes kräftiges Tier mit großer Sprungkraft. Er schaffte es als einziger auf den Unterstand der Weide zu springen, von uns Chalet genannt, oben am höchsten Punkt die Aussicht zu geniessen, dann seinen Kopf herunterbeugen, um mir am Ohr oder im Nacken zu knabbern.
Wenn wir unterwegs waren und ihm langweilig wurde, weil ein Schwätzchen gehalten wurde, hat er mit seinem Kopf unsere Walking Stöcke geschubst, weil wir weiterlaufen sollten.
Sein Vater kam aus einer Herdbuchzucht, die mittlerweile aufgegeben wurde.
So gibt es keine Nachkommen.
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Re: Pansen arbeitet nicht

Beitrag von Ms. Jackson »

Jette67 hat geschrieben: Di 27. Feb 2024, 12:23 Ich möchte hierbei mal erwähnen,dass ich denke das es nicht unbedingt damit getan ist Getreide oder Kraftfutter im Winter aus Sorge vor dieser Erkrankung ganz wegzulassen.Eine Unterversorgung mit Nährstoffen ist z.T. genauso kritisch zu betrachten wie eine Überversorgung.
Da muss ich wieder mal Jette recht geben ; ) Wenn man aus Erfahrungen/Erlebten berichtet, deckt sich das nicht immer mit der Veterinärmedizin. Ich kann nur sagen, bitte immer sauberes Wasser, in sauberen Trinkbehältnissen anbieten (!). Die Behältnisse müssen nicht Steril sein. Wenn in die Eimer gekotet wurde, dann täglich wechseln. Alle 2 Tage sollten die Trinkeimer mit einer Spülbürste (von Schwämmen halte ich nichts) gereinigt werden, mit klaren, sauberen Wasser nachspülen. Noch besser ist, wenn man Wechsel Eimer hat, die einen Tag oder mehr, austrocknen können.

Bei Tränkebecken, ob an Fass oder Wasserleitung (Stationär), ist es ja noch einfacher. Täglich mal mit einer Bürste durchwischen u. gut ist es. In der Weidesaison ist es nicht so relevant, außer es ist sehr warm u. die Schafe müssen trockene Stängel fressen. Ich sage ja viele mal, man solle Tiere nicht mit Menschen (Bedürfnisse) vergleichen. Aber ich möchte auch nur frisches u. saubere Wasser trinken. Meine 7 Blödmänner (0,7 Schafe), saufen/trinken täglich ca. 25 Liter Wasser. Trotz täglichen Weidegang u. Saftfuttergabe (Möhren/Äpfel).

Kastration u. Kraftfutter: Ich weis gar nicht, wieviel Lämmer u. Kitze ich mit einem Gummiring kastriert habe, bestimmt mehr als 100. Keines dieser Tiere hatte Harnsteine. Die habe genauso Kraftfutter bekommen, als die, die nicht kastriert waren. Gut, es war Schlachtvieh. Das 2. Jahr haben diese nicht erlebt.

Wie gesagt, das waren/sind meine Erfahrungen.

VG
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Re: Pansen arbeitet nicht

Beitrag von mara »

Mein Bock unkastriert, 2 jährig und bekam täglich trockenes Brot.
Er war plötzlich nicht mehr scheu, sehr ruhig, frass nicht mehr war aber noch nicht wirklich leidend.
Mein Gefühl sagte mir, mit dem stimmt was ganz und gar nicht und morgen wirds bestimmt schlimm.
Daher habe ich am selben Tag eine Notschlachtung organisiert, die Diagnose Blasensteine hat wegen der überfüllten Blase der Schlachter gestellt.
Ich würde es im Zweifel immer wieder so machen und ein schnelles Ende auch einem Behandlungsmarathon vorziehen.
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Jette67
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Re: Pansen arbeitet nicht

Beitrag von Jette67 »

Zibble hat geschrieben: Di 27. Feb 2024, 13:10
Der Bockhammel war ein großes kräftiges Tier mit großer Sprungkraft. Er schaffte es als einziger auf den Unterstand der Weide zu springen, von uns Chalet genannt, oben am höchsten Punkt die Aussicht zu geniessen, dann seinen Kopf herunterbeugen, um mir am Ohr oder im Nacken zu knabbern.
Wenn wir unterwegs waren und ihm langweilig wurde, weil ein Schwätzchen gehalten wurde, hat er mit seinem Kopf unsere Walking Stöcke geschubst, weil wir weiterlaufen sollten.
Sein Vater kam aus einer Herdbuchzucht, die mittlerweile aufgegeben wurde.
So gibt es keine Nachkommen.
Es gibt Schafe die haben so außergewöhnliche Charakteren.So ging es mir mit meinem Bock auch.Er konnte so sehr polarisieren.Es hört sich sicher übertrieben an,aber wenn er bei mir war hatte ich Schmetterlinge im Bauch vor Glück.
Es ist traurig Zibble das du von deinem Bock keine Nachkommen hast.Das man so denkt ist nachvollziehbar.Mich hat es sehr getröstet das mein Bock vor seinem ableben noch vier Söhne gezeugt hat.Ganz allgemein ist es bei so einem Verlust doch gut wenn man noch weitere Tiere hat für die man da sein muss.
LG
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