Mutterschaf drückt Darm heraus

[JR83]

Hallo Forum,

heute Morgen habe ich mein größtes, hochtragendes Mutterachaf (3. Trächtigkeit) tot aufgefunden, es hatt seinen Darm.. heraus gedrückt.

Ich kann leider nicht nachvollziehen ob das beim Versuch zu lammen oder so passiert ist.

Kennt jemand das Phänomen bzw. kann mir jemand sagen wie ich das in Zukunft verhindern kann?

Danke & Gruß

Robin

[Ms. Jackson]

Kennt jemand das Phänomen bzw. kann mir jemand sagen wie ich das in Zukunft verhindern kann?

Man kann nur vermuten.
Falsche Lage des Lammes/Lämmer.
Zu großes Lamm/Lämmer.
Deformiertes Lamm/Lämmer.
Frühzeitige Wehen.

Wenn Du es genau wissen willst, dann must Du eine Sektion veranlassen.

Zur Vermeidung.
Nicht zu eng aufstallen.
Mütter nicht zu gut futtern in der Anfangsträchtigkeit (z.B. Silage, Kraftfutter).
Auslauf gewähren, auch hochträchtig.
Trächtige Schafe öfters am Tag beobachten um eventuell eingreifen zu können.

[Kathrin2]

Hallo Robin,

das tut mir leid mit deinem Schaf!

Ich hatte vor zwei Jahren folgendes:
Hochträchtiges Schaf hatte am errechneten Ablammtag Gedärm raus. Ich fand sie stehend in Agonie. Gleichzeitig hatte sie Wehen. Weil sie bei jeder Wehe sprang und sich z.T. überschlug hielt ich sie fest und am Boden um die Wehen zu verlangsamen bis der TA da ist. Wie ich später erfuhr war das ein Fehler, da so der Blutdruck erst Recht absackt und die Lämmer nicht mehr ausreichend versorgt werden .
TA kam erst ca.3 Stunden später (er dachte trotz meiner exakten Beschreibung, es sei ein Gebärmuttervorfall und also kein SO akuter Notfall. Er sagte am Telefon stets , ich solle derweil kalte Tücher über das Rausgerutschte legen, das könne man wieder reinschieben ...(!!??)) .
Als er kam hätten die herausgedrückten Gedärme gut einen 10 l Einer gefüllt. Das Schaf lebte immer noch. Der TA meinte ziemlich entsetzt, so etwas noch nie gesehen zu haben und machte einen Notkaiserschnitt um zumindest zu versuchen die Lämmer zu retten. Der innen verbliebene Rest des Darmes war geplatzt, der Bauchraum voller Mist und die (ziemlich grossen) Lämmer taten beim Rausholen trotz Beatmung und Herzmassage den letzten Hauch.

Ich hatte die Schafe im relativ steilen Weinberg den sie supergern wie die Raketen runterrasten, den Hintern schwingend. Besonders dieses eine Schaf rannte und schwang den Hintern mit großer Lust.
Vielleicht haben sich die Innereien dabei verdreht? Seit dem Vorfall bleiben hochträchtige Schafe auf jeden Fall auf Weiden, die so eben als möglich sind und werden auch nicht gerufen damit sie nicht so rennen.


Alles gute für dich und deine Schafe
Kathrin

[JR83]

Herzlichen Dank für die ausführlichen Antworten.

Hab und werde jetzt während der Lammzeit auch nachts nochmal nach ihnen schauen. Eigentlich haben sie viel Platz, nur an der Raufe geht es immer turbulent zu, vielleicht kann ich die in die Mitte des Stalls bauen so das sie von beiden Seiten zugänglich ist.

Kraftfutter gibt es nur in homöopathischen Dosen zum locken und als Ergänzung.
Hab gelesen das Futterumstellung und damit verbundene Verdauungsprobleme auch zu sowas führen können. Hab zwar wegen den steigenden Temperaturen von Heulage auf Ohmed gewechselt aber die kötteln eigentlich alle ganz normal.

Mach viele Kotproben um nur sporadisch entwurmen zu müssen, deshalb habe ich sie im Winter nur bei Frost raus gelassen um auf der Wiese um den Stall nicht unnötig Würmer zu sammeln, im Sommer haben sie wechselnde Weiden.

Viele Grüße Robin

[Henry]

Hallo Robin,

Du schreibst nicht, aus welcher Körperöffnung welcher Darmabschnitt vorgefallen war. Am häufigsten tritt ein vaginaler Vorfall des Dünndarms auf. Dabei folgt auf einen Vaginalprolaps der Grade 1-3 eine Schwächung oder Nekrose der Vagina. Auch eine Nekrose nach einer vaginalen Infektion kommt vor. Leider treten diese Darmvorfälle oft viele Tage ante partum auf, so daß - wie in Deinem Falle - die Lämmer nicht reif und nicht lebensfähig sind.

Alle Tips zur Ernährung etc. sind nicht ziehlführend, da eine Vaginalruptur zwar eine Faktorenkrankheit darstellt, der wesentliche Wichtungspunkt aber auf der Genetik liegt. Es ist auch logisch, denn welche Maßnahme sollte denn helfen ohne zu schaden?

Ein Prolaps sollte immer umgehend versorgt werden. Dazu gehört das Ausräumen des Enddarms mit gründlicher digitaler Untersuchung des Scheidendaches, Blasenrntleerung (sontan oder mittels Katheter) Einbringen eines anästhesierenden Gleitgels (Kathetergleitgel, Instilagel mit Lidocain) eines „Löffels“ mit ordentlicher Fixierung und lokale Antibiose. Der Löffel kann zur Reizminderung mit einem Kondom überzogen werden (Farbe, Struktur und Geschmack sind vernachlässigbar)

Falls der Termin der Lammung bekannt ist, kann zur Vorbereitung der Lämmer und Lammungseinleitung bis zu 14 Tagen vor dem Termin mit Dexamethason behandelt werden. Das erhöht auch die Überlebenschancen im Falle eines in Betracht zu zuehenden (finalen) Kaiserschnittes.

Weicher, breitiger Kot (um 5 - 8 von 1-10 bei 1=Murmel und 10 wasserflüssig) vermeidet unnötiges Pressen. Apfeltrester mit Haferflocken oder Kleie helfen, den zu erreichen.

Bein Darm oder Organvorfall hilft eine Einkaufstüte mit Wasser und Gleitgel angefeuchtet, vor Verschmutzung und vor allem auch Austrocknung zu schützen. Trockener Darm ist toter Darm.

[JR83]

Hallo Henry,

der Darm etc. kam aus dem After.
Es waren ca. 2-3 cm dicke mit Sprisebrei gefüllte Därme und davor ein ich meine ca. 7 cm dickes ca. 25 cm langes pralles Stück welches so schien als wäre es mit Blut oder so gefüllt. Hab es ehrlich gesagt nicht so genau angeschaut.
Was ich jedoch gemacht habe ist versucht nach dem Lamm bzw. den Lämmern zu tasten, habe hier aber nur eine Art Ball gespürt weshalb ich davon ausgehe das der Muttermund geschlossen war.

Danke & Gruß

Robin

[Henry]

Wenn derartige Vorfälle auftreten und das Mutterschaf daran zu Grunde geht, bitte führt einen Kaiserschnitt durch. Die Lämmer werden in der Mutter sterben, wenn deren Kreislauf versagt. Sie werden auch sterben, wenn sie unreif geholt werden. Wenn sie schon tot sind, werden sie durch das beherzte Aufschneiden des Muttertiers mit dem Taschenmesser nicht noch töter.

Auch wenn die Chancen klein oder gar winzig sind, ihr habt es in der Hand. Es bedarf keiner Diagnostik. Es muß nur sehr schnell gehen.

Kolostrum aus Leicheneutern ist übrigens genauso wertvoll, wie das von lebenden Müttern. Es bedeutet Leben, Energie und Abwehrstoffe. Deshalb immer retten! So bleibt ein Bißchen Leben unter den Lebenden und der Drextod muß darauf wenigstens noch warten.