Liegeschrunden, wie pflegen

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Henry
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Liegeschrunden, wie pflegen

Beitrag von Henry »

Moin,

unter dem Brustbein treten an manchen Schafen Schrunden und kleine Abszesse auf. Ich sehe das recht oft beim Scheren. Gerade alte Schafe, manchmal aber auch junge, fette Zutreter, haben dort diese "Druckstellen". Manchmal eröffnen sich bei Scheren dort auch Wunden in gespannter trockener Haut, in denen offensichtlich abgestorbenes Gewebe auf gesundem auflag. Schmerzhaft scheint es nicht zu sein und blutet auch nicht. Die Schafe scheinen es regelrecht zu mögen, wenn man die Brustschrunden mit der Wolle grob abbürstet und säubert auch wenn dabei Grinde oder Schorfe abgerissen werden. Die Schafe liegen auch auf den offenen Wunden und auch auf Nekrosen, die schon lila verfärbt sind und in paar Tagen eingetrocknet sein werden. Man bemerkt diese Schrunden eigentlich nur beim Scheren oder wenn die Schafe zur Klauenpflege umgedreht werden und die Brust unbewollt oder die Wolle dort ausgefallen ist. Naß und offensichtlich zersetzlich infiziert sind die Liegemale nur ganz ganz selten. Dann stinken sie. Öfter mal riecht man süßlichen Lymphegeruch und es gibt klare blutlose Grinde - als würde grade etwas heilen.

Dennoch finde ich offene Stellen am Schaf nicht gut. Insbesondere, wenn ich die Ursache nicht kenne. Ich denke dann immer an Schuppenflechte, Pilzbefall, Juckreiz ...

Bei manchen frisch geschorenen Schafen gehen die Schrunden binnen 5-10 Tagen ganz von alleine weg, ohne daß außer Blauspray bei der Schur irgendwas anderes gemacht worden wäre. Einfach so. An einigen anderen sieht man sie dann im nächsten Jahr wieder oder sie waren nie weg. Bei manchen Haltungen haben fast alle Schafe solche Brustschrunden - mehr oder weniger stark ausgeprägt - in anderen nicht eines. Manche Halter sind entsetzt, wenn sie das sehen, bei anderen ist das normal.

Unabhängig davon, daß es offensichtlich kein schlimmes Problem ist: Wo liegen die Ursachen und wie kriegt mans gelößt?

Ähnliche "Hautprobleme" habe ich auch an Zitzen des Rindereuters beobachtet und daher jodhaltigen Zitzendipp probiert. Der bewährt sich allerdings nicht, wenn aus oder auf der Schrunde noch Wolle wächst. Die hebt den ab und das Problem ist dann nur schön gelb zugedeckt. Auch Zink-/Lebertransalbe führt nicht zu sofortiger Heilung. Hat jemand mal Lamisil ect. probiert? (Falls Pilze da beteiligt sind.)
Henry
der
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peter e.
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Re: Liegeschrunden, wie pflegen

Beitrag von peter e. »

guckst du hier: http://www.leovet.de/leovet-on-tour.html, sind vom 14.-17.1.17 auf der Partner-Pferd in Leipzig. Jetzt sagst du: was wil lich mit pferd. Richtig - aber die produzierten mittel sind auch für andere tiere gut. wie z.b.http://www.leovet.de/produkte/fell-lang ... utoel.html, leider sind die inhaltsstoffe nicht angegeben, aber die sprechen schon für sich.
Aus deiner sicht - von mir interpretiert - macht es sicherlich sinn sich mit der fa. zu beschäftigen.
peter e.

Auch dem Schwächsten ist ein Stachel gegeben -
sich zu wehren.

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maddien
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Re: Liegeschrunden, wie pflegen

Beitrag von maddien »

Moin,

bei uns traten die Schrunden nur auf, wenn die Klauen infiziert waren. Dann aber einmal auch bis zum blutig sein mit tiefen Löchern.
Wir haben dann immer mit Blauspray (Antibiotisch) behandelt (die Klauen natürlich auch).

Ging dann schnell wieder weg.
Ggf. ein Klauenbad vorsorglich anwenden?

cu
maddien
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Re: Liegeschrunden, wie pflegen

Beitrag von wollwiese »

solange da nichts infektiös / stinkend / eitrig ist würde ich - wenn überhaupt - mit melkfett eincremen.
solche stellen sind, so wie ich sie kenne, idr harmlos und die kruste ist eine art hornhaut, die wg starker beanspruchung gebildet wird.
:schaf2: loot de schoop man schietn, wull woos liekers. :schaf3:
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Henry
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Re: Liegeschrunden, wie pflegen

Beitrag von Henry »

Langsam erschließt sich mir ein Zusammenhang, weshalb nach dem Scheren die Schrunden oft spontan weggehen. Ich konnte das sehen, wenn ich zur Nachbehandlung von Klauen, die Schafe nach 3 Wochen deutlich abgeheilt oder noch genauso schrundig fand. Das hat nichts direkt mit der Schur zu tun - wie ich dachte -, sondern mit der Luftfeuchte und der Öberflächenfeuchte der Mistmatte. Mir hat das keine Ruhe gelassen und ich habe rumtelefoniert und mir wiederholt Schafe angesehen, von denen ich wußte, daß sie diese Grinde und Nekrosen haben oder hatten. Dr. K.-H. Kaulfuß hatte dann den entscheidenden Tipp, der sich leicht ausprobieren ließ: profanes Kalken!

Die Ursache ist offensichtlich bakterieller Natur und es handelt sich um Bakterien, die im Mist ohnehin in großer Zahl vorkommen. Sie lassen sich also nicht differenzieren. Durch das Kalken verändert sich der pH+-Wert der Mistoberfläche und es wird Feuchtigkeit entzogen (wie auch bei bzw. nach der Schur) Ich habe auch erlebt, daß vor der Schur gemistet oder die Schafe umgestellt wurden oder gleich nach der Schur der Austrieb erfolgte.

Das Ausbringen von ca. 1 Hand voll Kalk auf den Quadratmeter und anschließendes Überstrohen brachte sofort das Ende von Neuinfektionen. Erneutes Kalken paar Tage später und das Thema war ausgestanden. Selbst an Tieren, die das immer oder jeden Winter wieder hatten. In Kleinsthaltungen jedoch macht das keiner.

Silbersalbe (z.B. Multilind https://www.medpex.de/neurodermitis/mul ... =11&fop=13) brachte am Einzeltier Erfolg, wenn gleichzeitig gekalkt oder gemistet wurde.

Kalkt mal wieder! (Ich hätte nicht gedacht, wie hilfreich und wirksam so eine uralte Schäferpraktik ist und wie billig.)
Henry
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Martina
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Re: Liegeschrunden, wie pflegen

Beitrag von Martina »

hallo Henry

Ich hätte noch eine Frage zu deiner Antwort mit dem Kalken.
Was ist den profanes Kalken?
Wir haben leider auch das Problem mit dem Liegeschrunden und ich bekomme nicht weg.... hatten letztes Jahr auch entkalkt und danach eingestreut aber wir haben das Problem wieder. Streust du ein und mach ein paar Tagen da drüber wieder einen Kalk?
Wäre dankbar für deinen Rat
Liebe Grüße Martina
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Henry
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Re: Liegeschrunden, wie pflegen

Beitrag von Henry »

Dort wo wir einmal misten im Jahr, streuen wir bei Schafbesatz erst etwas Späne und Streu ein. Nur ganz dünn und temporär. Ohne Schafbesatz ist das nicht nötig. Danach wird dieses Wenige ausgeräumt und es wird der blanke Stallboden abgekalkt. Darauf kommen wieder dünn Späne und Streu. Ab da wächst dann die Matte wieder.

Beim Zwischenkalken sperren wir Schafe und Lämmer ins Freie und werfen Kalk breit. Direkt auf den dann schon tiefen Mist. Besonders die feuchten Lämmerpißstellen und die Lieblingsliegeplätze. Dann wird übergestreut und es werden Geschichten erzählt, über Ställe, die nach dem Kalken abgebrannt sind. Wir haben seit Jahren schon keinen Kalk mehr auf dem Mist angewendet. Lagenweise Holzeinstreu scheint auch sehr gut antibakteriell zu wirken. Ich kann das sehr empfehlen, auch wenn es als Pferdeprodukt Geld kostet oder von Tischler geholt werden muß.
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Re: Liegeschrunden, wie pflegen

Beitrag von Fröschchen »

Henry hat geschrieben: Mi 21. Jun 2023, 09:17 Dort wo wir einmal misten im Jahr, streuen wir bei Schafbesatz erst etwas Späne und Streu ein. Nur ganz dünn und temporär. Ohne Schafbesatz ist das nicht nötig. Danach wird dieses Wenige ausgeräumt und es wird der blanke Stallboden abgekalkt. Darauf kommen wieder dünn Späne und Streu. Ab da wächst dann die Matte wieder.

Beim Zwischenkalken sperren wir Schafe und Lämmer ins Freie und werfen Kalk breit. Direkt auf den dann schon tiefen Mist. Besonders die feuchten Lämmerpißstellen und die Lieblingsliegeplätze. Dann wird übergestreut und es werden Geschichten erzählt, über Ställe, die nach dem Kalken abgebrannt sind. Wir haben seit Jahren schon keinen Kalk mehr auf dem Mist angewendet. Lagenweise Holzeinstreu scheint auch sehr gut antibakteriell zu wirken. Ich kann das sehr empfehlen, auch wenn es als Pferdeprodukt Geld kostet oder von Tischler geholt werden muß.

Irgendwie etwas konträre Aussage? Oder sollte es heißen "warfen früher"?
Und die Brandgefahr bei Verwendung von Löschkalk ist doch nicht gegeben?
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Re: Liegeschrunden, wie pflegen

Beitrag von Stockmann »

Henry hat geschrieben: Mi 21. Jun 2023, 09:17 Dort wo wir einmal misten im Jahr, streuen wir bei Schafbesatz erst etwas Späne und Streu ein. Nur ganz dünn und temporär. Ohne Schafbesatz ist das nicht nötig. Danach wird dieses Wenige ausgeräumt und es wird der blanke Stallboden abgekalkt. Darauf kommen wieder dünn Späne und Streu. Ab da wächst dann die Matte wieder.

Beim Zwischenkalken sperren wir Schafe und Lämmer ins Freie und werfen Kalk breit. Direkt auf den dann schon tiefen Mist. Besonders die feuchten Lämmerpißstellen und die Lieblingsliegeplätze. Dann wird übergestreut und es werden Geschichten erzählt, über Ställe, die nach dem Kalken abgebrannt sind. Wir haben seit Jahren schon keinen Kalk mehr auf dem Mist angewendet. Lagenweise Holzeinstreu scheint auch sehr gut antibakteriell zu wirken. Ich kann das sehr empfehlen, auch wenn es als Pferdeprodukt Geld kostet oder von Tischler geholt werden muß.
Mit den Holzspänen für Pferde bringst Du mich auf einen Gedanken: Als viel besser, weil enorm saugfähig, habensich Holzpellets in Pferdeställen bewährt. Da brauchste bei einem Pferd - säuft bis zu 80 ltr. am Tag und trennt sich auch wieder davon! - maximal eine knappe Schubkarre nasses Zeug pro Trag raus holen und ein wenig nachstreuen und der Stall ist immer trocken. Ich werde das bei Bedarf mal ausprobieren und zwischen das Stroh-/Heugemisch mischen.
Fleisch ist ein Stück Lebenskraft.

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Re: Liegeschrunden, wie pflegen

Beitrag von Fröschchen »

Habe auch die Vorzüge von Holzpellets als Unterlage erkannt, allerdings nur zweckmäßig auf befestigtem Boden.
Weil Pferde machste täglich, Schafhaus nicht. Und auf irdenem Boden gibt es "Verwachsungen", die beim Ausräumen dann zu immer größeren Kuhlen werden.
Ich hatte vor 2 Jahren die Schafhäuser mit geringstlöchrigen Paddockplatten ausgekoffert und kann beim Ausräumen am Ende auch eine Art Hacke/ Kotschaber nehmen, um jegliche Organik zu entfernen. Hat sich bei mir bewährt.
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