Rassenempfehlung

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Henry
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Re: Rassenempfehlung

Beitrag von Henry »

Ich empfehle Blufaced Leicester nicht und auch nicht Kameruner. Und zwar weil ich die mag. :nick:
Henry
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Guybrush
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Re: Rassenempfehlung

Beitrag von Guybrush »

eifelschaf hat geschrieben: Fr 18. Dez 2020, 10:42 Ich fand die Diskussion hier in den letzten Tagen sehr spannend und aufschlussreich – ich bin schon sehr gespannt auf deinen Umsetzungs- und Erfahrungsbericht, falls du es wirklich ausprobieren solltest!
Das steht und fällt tatsächlich nur noch mit der Frage, wie sich das Tier in 8x4 Meter fühlt. Mehrheitlich, aber eben hauptsächlich subjektiv und emotional, wird es zwischen Tierquälerei und nicht wirklich toll eingestuft. Die meisten Erfahrungsberichte gibt es im Amiland in der Homesteader und Permakulturisten-Szene. Aus dem Blickwinkel der Imkerei betrachtet habe ich nicht viel mit dem was man aus Amerika kennt gemeinsam, im Gegenteil. Jetzt schere ich aber alle amerikanischen Imker über einen Kamm, da ein von mir als überragend anerkannter Imker dort drüben imkert. Der weiß aber, dass er und die industrielle Honigproduktion außer dem Arbeitstier nichts gemeinsam haben. Außerdem nimmt man in den USA den Begriff Permakultur schnell und gern in den Mund (Schon wieder alle über einen Kamm...). Die Eindrücke, die man von den praktischen Umsetzungen dort drüben gewinnen kann, lassen nicht auf gequälte Tiere schließen. Allerdings sind gerade domestizierte Tiere in der Lage viel zu erdulden, nur weil sie nicht permanent jämmerlich schreien muss es ihnen nicht gut gehen. Und, keiner hier wird es glauben, das ist mir wichtig. Allerdings habe ich Romantisierung und Vermenschlichung konsequent eliminiert in meinen Betrachtungen, es handelt sich um Nutztiere. Auf der einen Seite eine Idylle zu erzeugen, die Tiere dann auf der anderen Seite zu schlachten, ist für mich nicht konsequent, wäre für mich auch schwer den Kindern zu vermitteln.
Aber die große und schwer zu beantwortende Frage ist, was bedeutet gut gehen? Heumann hat bewusst plakativ aber auch veranschaulichend formuliert, neben seinem Kumpel stehen und futtern ist das was den Schafen erstmal wichtig ist. In die andere Richtung geht die dicke Wolke, mit der sicherlich sehr schönen Beobachtung, wie die Lämmlein aus dem Stall springen und über die Wiese tollen. Es würde sich bei mir sicherlich auch die Situation ergeben, dass meine Kinder mit den Lämmern auf der Wiese herumrennen, aber das würde an der grundsätzlichen Form der Haltung nichts ändern, insbesondere nicht an der Haltung der Alttiere.

In der Imkerei findet man enorm aufschlussreiche Literatur und Doktorarbeiten, ggf. war ich hierfür bislang zu dusselig zum finden... Wenn jemand tolle Links hat, sehr gerne.

Ggf. könnte ich das Teil größer machen, aber ob es jetzt 5x6 oder 4x10 ist spielt ja nicht wirklich die Rolle. Sicherlich mache ich keine 3x3 mit 8 Schafen wie ich bereits gefunden habe. Ich möchte das ganze bewegen können, und zwar so wie ich nahezu alles versuche einzurichten, mit meiner eigenen Kraft. Richtig toll, wenn die Ziegen mal ganz oben am Berg sind und man die 65Ah Wechselbatterie zu Fuß hochbringen darf ;) Bin grad am Umsetzen einer Solareinrichtung...

Unabhängig von allem habe ich nicht das Gefühl, dass die angrenzende Bundesstraße in ihrer Gefährlichkeit wahrgenommen wird. Die ist von einer schmalen Seite des Grundstücks nur ca. 15 Meter entfernt. Als Feuerwehrmann kenne ich neben ganz toten Tieren auch halbtote Tiere jeder Art (Pferd, Kuh, Mensch, Hund usw.) Diese Qualen, oder auch die Qualen die das von Henry gerettete Schäfchen erdulden musste, wirken auf mich - subjektiv - bedeutsamer. Beim Mensch kommt dann alsbald der Notarzt und nimmt die Schmerzen etwas. Beim allen anderen Tieren kommt dann irgendwann ein mürrischer TA, der eigentlich besseres zu tun hätte, zubbelt ne Zeit dran rum, spricht mit Halter, wenn der mal irgendwann ermittelt wurde, mit dem Landratsamt, und dann wird halt irgendwann Ende gemacht (oje, alle TA über einen Kamm geschoren...)
Übrigens habe ich als Wolfshindernisse auf der einen Seite einen Fluß, auf der anderen besagte Bundesstraße, und keinen angrenzenden Wald. Luftlinie 1500 Meter, direkt am Wald, ist ein weiterer Schäfer den ich bisher noch nicht angetroffen habe. Der hat geschätzt um 200 Tiere mit weitestgehend Elektrozaun. Ich weiß nicht wie der Wolf denkt, aber rein witterungsmäßig sollte er dort eher fündig werden, wenn er nur kurz den Kopf aus dem Wald strecken braucht.
Guybrush
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Re: Rassenempfehlung

Beitrag von Guybrush »

Schnuckenlady hat geschrieben: Fr 18. Dez 2020, 11:32 Es kommt natürlich auf deine Nutzungsinteressen an. Wie haben Heidschnucken, die ich persönlich definitiv nicht empfehlen könnte, in Bezug auf Ausbruchversuchen.
Ich habe von Texel, Füchsen und Schwarzköpfen von guten Erfahrungen gehört, die sind wohl besonders ruhig, auch im Umgang.
Danke für die Einschätzung. Von Heidschnucken hat man mir auch bereits in der Verwandtschaft abgeraten. Texel habe ich schon einige Portraits gelesen, zu den anderen beiden suche ich mal Material zusammen.

Rick
Guybrush
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Re: Rassenempfehlung

Beitrag von Guybrush »

Henry hat geschrieben: Fr 18. Dez 2020, 12:22 Ich empfehle Blufaced Leicester nicht und auch nicht Kameruner. Und zwar weil ich die mag. :nick:
Vielen Dank, dann kann ich die auch von der Liste nehmen.
grauwoller
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Re: Rassenempfehlung

Beitrag von grauwoller »

das Pommersche Landschaf hätte ich auch gerne von der Liste gestrichen, Rick.
Und wenn du dann soweit bist, dass der Plan in die Tat umgesetzt wird, dann wende dich mal an dein zuständiges Veterinäramt, damit die auch von deinem Wissensvorsprung profitieren können. Bei der Gelegenheit können sie dann auch gleich die Reh-Zucht deines Nachbarn anschauen, das dürfte Deutschland-weit einzigartig sein!
Wer soviel Ahnung von Paarhufern hat, sollte sein Wissen nicht hinter den Berg halten, sondern möglichst viele daran teilhaben lassen!

Christoph
Heumann
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Re: Rassenempfehlung

Beitrag von Heumann »

Gabe Brown hat (hatte?) Kathadin, das entspricht am ehesten unseren Nolana-Landschafen. Die hat er entweder durch Dorper ersetzt oder Dorper eingekreuzt. Auf die Idee, ein Wollschaf zu kaufen, kommt kein fortschrittlicher Landwirt. Dorper haben meiner Erfahrung nach sehr empfindliche Klauen, scheiden deshalb aus. Such dir was abhaarendes und achte auf den Charakter des Einzeltieres, nichts mit wilder Ohrhaltung und Abstand zu dir kaufen. Dann hast du mehr Freude an den Tieren und deine Kinder auch.

Wer Schafe vermenschlicht ist ein Kuschelschafhalter. Kuschelschafhalter vergleichen den Stall auch mit einer Speisekammer.

Die Größe der Herde lässt natürlich auch auf den Wissensstand des Schafhalters schließen. Was ein Schäfer mit 400 Schafen in einem Jahr erlebt, erlebt der Kuschelschafhalter in einem Leben.
Allerdings, das hat Gabe Brown auch geschrieben, entscheidend ist nicht die Leistung des Einzeltieres, sondern die der Fläche. Es zählt nicht die maximale Leistung des Einzeltieres, sondern es muss auch was dabei auf dem Konto hängen bleiben.

Wir haben hier durch sinnvolle und - lose Agrarumweltmaßnahmen und die zerstückelte Flächenstruktur andere Grundvoraussetzungen als Gabe Brown. Deshalb kämpfe ich extrem hart mit meinen 2 Schafen/ha darum, möglichst wenig Steuern zahlen zu müssen. Ist nicht so einfach. Die Leistung der Tiere ist da nicht so wichtig, wie die Rahmenbedingungen. Wichtig ist mir, dass ich rücken- und tierschonend ohne Wolle wirtschafte. Ich finde, Wolle ist schlimme Tierquälerei. Den Tieren soll es gut gehen und das Eigenland darf nicht vermurkst werden, sondern muss für die nächste Generation erhalten und verbessert werden. Aktuell laufen wir grün-greta in Richtung Abgrund. Danach muss die Fläche wieder etwas leisten.
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Steffi
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Re: Rassenempfehlung

Beitrag von Steffi »

Jetzt kommen auch noch Lämmer ins Spiel?

Ich sehe da immer noch einen großen Unterschied, ob ich mal (!) eine Fläche schnell mit vielen Tieren überweide oder die Tiere dauerhaft derart eng und begrenzt halte. Holistic grazing ist ja etwas mehr, als nur Käfighaltung von Schafen und den einmal am Tag etwas weiterschieben. Ich sehe, neben der Problematik des Tierwohls, hier Schwierigkeiten bei der Futterzuteilung (bekommt jedes Schaf genügend Futter aus der zugeteilten Fläche, auch die rangniederen Tiere?), Krankheiten lassen sich schwer erkennen, weil die Tiere sich nicht separieren können. Der Zeitaufwand ist enorm, die Fehlerquote hoch und geht sofort zu Lasten der Tiere. Je kleiner so ein System ist, desto geringer ist die Toleranz. Ein Meerwasser-Aquarium zu betrieben, ist ein enormer technischer Aufwand, im Meer funktioniert das ganz von allein. Die Büffelherden in den Great Plains betreiben Holistic Garzing ganz von selbst, auf ein paar Hektar Weide ist das schon anspruchsvoller, weil man laufend den Tierbesatz anpassen muß. Auf ein paar Hundert m² wird das wohl nur noch ein K(r)ampf. Wie willst Du beispielsweise die Anzahl Deiner Tiere anpassen? Wo kommen die her, wenn Du mehr brauchst? Wo gehen die hin, wenn Du weniger brauchst?
Das könnte vielleicht funktionieren, wenn Du genau diese Fläche durch Beweidung verbessern wolltest und noch genügend Ausweichflächen für eine normale Beweidung hättest, auf denen die Tiere i.d.R. gehalten werden. Dann könntest Du durch eine meinetwegen Schaf-Traktor-Beweidung mit einigen Tieren (Hammel, Altschafe) die Qualität Deiner Fläche verbessern. Aber als alleinige und einzige Möglichkeit sehe ich da das Schafwohl nicht gegeben. Schon gar nicht, wenn da noch Vermehrung stattfinden soll.

Ein Mutterschaf hält sich mit seinen Lämmer gern etwas abseits von der Herde, andere Schafe dulden Lämmer oft nicht in ihrer direkten Nähe und stoßen diese weg. Wie soll das auf einem derart begrenzten Raum funktionieren? Da müßte im Vorfeld ja auch noch ein Widder dazu und danach dann wohin?

Auch eine Weide an einer Bundesstraße läßt sich hütesicher einzäunen. Es gibt Vorgaben dazu, siehe AID-Broschüre "Sichere Weidezäune". Einen wirklich sicheren Zaun gegen das Heraustreiben der Herde durch einen Wolf gibt es allerdings eher nicht. Ich versuche mir nur die Panik Deiner Schafe vorzustellen, wenn dort ein Hund oder Wolf außen rum kreist und die absolut keine Chance haben, irgendwohin zu laufen.

LG
Steffi
PS: Walliser Schwarznasenschafe kann ich auch nicht empfehlen. Die sind zwar recht ruhig und sehr menschenbezogen, aber allein durch die querstehenden Hörner brauchen die ein bißchen mehr Platz
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eifelschaf
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Re: Rassenempfehlung

Beitrag von eifelschaf »

Steffi hat geschrieben: Fr 18. Dez 2020, 14:15 Einen wirklich sicheren Zaun gegen das Heraustreiben der Herde durch einen Wolf gibt es allerdings eher nicht. Ich versuche mir nur die Panik Deiner Schafe vorzustellen, wenn dort ein Hund oder Wolf außen rum kreist und die absolut keine Chance haben, irgendwohin zu laufen.
Das frage ich mich auch – was willst du vorbeugend dagegen tun? Schafe sind Fluchttiere, die laufen vor dem Problem davon. Klar, irgendwann kommt auch bei uns auf der Wiese der Zaun. Nach 200 Metern, das ist dann schön weit weg vom Hund. Aber wenn der schon nach drei Metern kommt, was passiert dann? Muss ja kein Wolf sein, es reicht schon ein freilaufender, der "gut erzogen" ist. Und im Übrigen vielleicht den nicht eingezäunten Teil deiner Weide als Hundewiese nutzt mit allem, was dazu gehört …
Guybrush
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Re: Rassenempfehlung

Beitrag von Guybrush »

Das Problem mit Rabenvögeln nicht zu vergessen. Gut, gegen die wiederrum kann ich von oben per Netz zumachen.
Wolf und freilaufende Hunde mit der beschriebenen Erziehung sind grundsätzlich ein Problem. Gibt auch immer wieder Menschen, die sabotieren oder schlicht nur vandalieren. Ein paar Probleme sind immanent und mit der Haltung von Tieren einfach verbunden.
Ein solches Konstrukt kann ich zumindest so bauen, dass weder Hund noch Wolf reinkommt. Wenn die Schafe die massiven Begrenzungen erkannt haben, rennen sie auch nicht rein, zumal, habe ich oben nicht beschrieben, mea culpa, wird es auch zwei regen- und windgeschützte und damit blickdichte Abteile geben. Ganz im Gegensatz zu mobilem E-Zaun, hier ist die Chance gegeben, dass sie in Panik reinrennen mit den bekannten Folgen.

200 Meter? D.h. ihr habt alle Schafweiden mit 200x200 Metern? Ich schätze mal nicht, ansonsten Glückwunsch! Letztlich würde der Hund auch um das Gehege rumrennen und treiben.

Der Bereich, in dem sich das Gestell bewegen wird, ist eingezäunt. Bestimmt nicht wolfssicher, aber zumindest sollten verspielte Hunde und Hunde mit Halter von der Fläche abgehalten sein. Und nein, schafausbruchssicher im Sinn wie ich mir Sicherheit vor der Bundesstraße vorstelle wird er auch nicht sein.
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Re: Rassenempfehlung

Beitrag von dicke wolke »

Bitte auch keine Krainer Steinschafe, das sind die Ziegen unter den Schafen, spring,kletter und wanderfreudig. Den Wolf wird weder ein Fluß noch eine Bundesstraße abhalten. Bei uns ist er über einen 1,4m Plus minus Zaun gegangen, hat dann aber beim Kontakt mit den Herdenschutzhunden den Plan geändert und das Weite gesucht
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