Medienberichte zum Thema Wolf

Stockmann
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Re: Medienberichte zum Thema Wolf

Beitrag von Stockmann »

Herdenschutz in Frankreich funktioniert nicht:

http://www.vwl-ost.ch/aktuell/
Fleisch ist ein Stück Lebenskraft.

Nolana: Schafe der Vernunft.
Schafhüterin
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Re: Medienberichte zum Thema Wolf

Beitrag von Schafhüterin »

„Elektrozäune schützen nicht vor dem Wolf!

Quelle: http://www.topagrar.com/news/Home-top-N ... 82995.html

...Wölfe passen sich den örtlichen Gegebenheiten an

Schmücker verweist dazu auf ein interessantes Video-Interview mit Dr. Laurant Garde vom Centre d'Etudes et de Réalisations Pastorales Alpes Mèditerranée (in deutscher Übersetzung). Zwar werde Deutschland von Dr. Laurant Garde mit keinem Wort erwähnt, dennoch mache die für Frankreich beschriebene Situation und der Ausblick auf die Folgen für die natürliche Weidewirtschaft sehr betroffen.......


-> Zweiter toter Wolf innerhalb von zwei Wochen
Topagrar.com - weiteres zum Thema: http://www.topagrar.com/news/Home-top-N ... 19999.html
Schafhüterin


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balin
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Re: Medienberichte zum Thema Wolf

Beitrag von balin »

Nachdem ich ja einige Zeit in Frankreich gelebt habe und seit Jahren das Geschehen um die Wölfe dort intensiv verfolge, kann ich mir ein Urteil erlauben.
Die Wolfsproblematik wird in Frankreich zur Zeit massiv gegen die Wand gefahren, weil der Vorrang des Herdenschutzes zur Teit durch staatlich geförderte Entnahmemaßnahmen massiv hintertrieben wird. Es wird ein Keil zwischen die Tierhalter getrieben, nämlich zwischen die einen, die aktiv am Problem arbeiten, indem sie sich auf die Wölfe einstellen und auf der anderen Seite die , die, die in einer Protesthaltung verharren und nach dem Staat und der Flinte als Erlöser rufen. Bis jetzt ist die unverhohlene Abschusspolitik nach hinten losgegangen weil die Risse in den Problemregionen wegen Destabilisierung der Rudel zugenommen haben und andererseits ist viel innerer Unfrieden gestiftet worden.
Wir haben hier in Deutschland den Vorteil, daß die Tiere sowieso meißtens hinter Zäunen gehalten werden. Das sollten wir ausnützen und uns wirklich konsequent mit dem Herdenschutz auseinandersetzen. Alles andere werden Scheinlösungen sein, weil die Wölfe bei unserer Wilddichte genug Ausweichmöglichkeiten haben und diese auch nutzen. Es wäre eine Illusion zu glauben, unser Jammern würde die Wölfe aufhalten. Wir werden sie in Zukunft auf vernünftige Art mit einbeziehen müssen.
Frankreich ist da kein gutes Beispiel. Da ist auch viel Populismus mit im Spiel. Der Wolf ist ein guter Sündenbock für das Versagen der Politiker. :D
Manfred
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Re: Medienberichte zum Thema Wolf

Beitrag von Manfred »

Kennst du irgendein Land, wo Zäune gegen Wölfe längerfristig funktioniert haben?
In D haben wir inzwischen diverse Fälle, wo die Wölfe die Zäune überwunden haben.
Als damals die ersten Behördenanfragen bei mir eingegangen sind, hatte ich mich bereits eingelesen und habe geantwortet: Netzhöhe mind. 145 cm und starke Weidezaungeräte (je nach Zaunlänge) + sehr gute Erdung. Empfohlen haben sie dann (auf wessen Anraten auch immer) 90er Netze. Inzwischen sind sie bei 120 cm (immer noch in Kombination mit viel zu schwachen Weidezaungeräten) und die werden auch überwunden. Ich zweifle, ob meine Empfehlung dauerhaft stand gehalten hätte.
Was ich so an Infos aus Rumänien etc. kenne: E-Zäune helfen allenfalls temporär. Sobald die Wölfe gelernt haben, sie zu überwinden, bringen sie nichts mehr.
Stockmann
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Re: Medienberichte zum Thema Wolf

Beitrag von Stockmann »

Ich habe mich rechtzeitig beraten lassen und vorgebaut und einen Teil meiner Pferdekoppeln "wolfsschutzgerecht", so wie es zuvor von der offiziellen Wolfsberaterin empfohlen worden war, von 3 Litzen auf 5 stromführende Litzen plus einem 6ten Erdungsdraht umrüsten lassen. Die Kosten waren nicht von schlechten Eltern und betrugen für ca. 5,5 ha ca. 5.800 € netto plus 19 % MWst. Gezahlt hat dies, nachdem ich massiv nachfassen musste, schließlich der Naturschutzfonds Brandenburg. Ich frage mich, für welchen Anteil von insgesamt ca. 4,4 Mio ha Gründland allein in D. unsere Volkswirtschaft Schutzzäune überhaupt finanzieren kann? :o :o :o
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st68
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Re: Medienberichte zum Thema Wolf

Beitrag von st68 »

Stockmann hat geschrieben:von 3 Litzen auf 5 stromführende Litzen plus einem 6ten Erdungsdraht umrüsten lassen. Die Kosten waren nicht von schlechten Eltern und betrugen für ca. 5,5 ha ca. 5.800 € netto plus 19 % MWst.
könntest du diese rechnung, für uns möglichst nach material und arbeitsstunden, aufgeschlüsselt veröffentlichen? welche zaunlänge? komplett neue pfähle gesetzt und wenn ja, wieviele? wieviel eckpfähle? untergrabschutz mit maschineneinsatz? welcher glattdraht, oder litze? und alles von fremdfirma ausgeführt? was für gelände? im außenbereich? baugenehmigung?

für den preis hätte mir mein hiesiger zaunbauprofi mit dem ghallagher-standart-zaunsystem 5 kilometer mit drei drähten eingezäunt. natürlich für schafe und noch vor dem wolfshype.
Stockmann hat geschrieben:Gezahlt hat dies, nachdem ich massiv nachfassen musste, schließlich der Naturschutzfonds Brandenburg.
auch hier die frage, wie genau du das geschafft hast. mit welchen argumenten. und mit welchen argumenten dir eventuell vorher gefragte behörden/vereine, eine absage erteilt haben.
Stockmann hat geschrieben:Ich frage mich, für welchen Anteil von insgesamt ca. 4,4 Mio ha Gründland allein in D. unsere Volkswirtschaft Schutzzäune überhaupt finanzieren kann?
das wird wie mit der rissentschädigung laufen: je mehr bedarf an entschädigung, desto weniger wird entschädigt.

also je mehr nachfrage nach zuschüssen für zaunbau, desto weniger wird bewilligt.
Stockmann
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Re: Medienberichte zum Thema Wolf

Beitrag von Stockmann »

Drei professionelle Zaunbauer haben Angebote gemacht. Das günstigste Angebot wurde realisiert: Umzäunte Fläche ca. 5,5 ha komplett arrondiertes Rechteck, Zaunlänge ca. 1.000 Meter, davon 600 Meter Aufrüstung des vorhandenen Zaunes und 400 Meter neuer Zaun, Ausführung: 6 Glattdrähte/Kordel, davon ein umlaufender Erdungsdraht der mit mehreren Erdungsstäben verbunden wurde um auf dem Sandboden auch in Trockenperioden ausreichend Erdung zu haben. Die Materialkosten ca. 3.500 € (Einzelpreise siehe Gallgher-Preisliste) die Lohnkosten incl. Anfahrt/Übernachtungen ca. 2.100 € plus 19 % MWSt. ca. 1.100 €, brutto insgesamt also 6.700 €, entspricht in diesem Fall also ca. 1.200 €/ha. Das Gelände ist weitgehend flach. Ein im Sommer trockenfallender Graben musste mit einem Flood Gate Controller besonders gesichert werden. Die Wechselbeweidung Pferde / Schafe machte den Einbau von 6 verstellbaren Elektrotoren erforderlich. Das vorhandene Weidezaungerät kann weiter genutzt werden und bringt bis zu 6,4 KV umlaufende Leistung, die allerdings bei feuchtem Wetter in Kombination mit starkem Bewuchs auf 2 KV absinken kann. Da diese Schlagstärke Wölfe nicht mehr abhalten soll???, ist ein belastendes Ausmähungen mehrfach pro Jahr erforderlich.
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balin
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Re: Medienberichte zum Thema Wolf

Beitrag von balin »

Jetzt beschäftige ich mich seit 2007 mit Wölfen, habe meine Tiere schon seit dreissig Jahren auf der Weide und habe schon Unsummen in die Zäune investiert. Gute Treiber habe ich auch, wenn die Herde mal auf Nachbars Wiese frisst. Das ganze wird aber in Zukunft nur in Kombinationen funktionieren.
An meinen Hunden sehe ich auch, daß Zäune für Wölfe kein ultimatives Hindernis sind. Bei Chris habe ich aber vor ein paar Tagen gesehen, daß durchaus die Möglichkeit besteht,im Zusammenwirken mit Herdenschutzhunden für Streuner oder Wölfe eine ziemlich unüberwindliche Wand aufzubauen.
In Deutschland wird es bei der vorhandenen Beutepopulation keine Wolfsrudel mit zwanzig Köpfen geben. Im Prinzip können wir bei den vielen Rehen mit maximal drei gemeinschaftlich jagenden Wölfen rechnen, auch wenn dann mehr als diese an der Beute fressen. Das ist aber in der Regel mit zwei HSH beherrschbar. Es bestreitet ja niemand, daß wir etwas neues hinzulernen müssen. Aber wir haben goittseidank noch Hundeschläge, mit denen wir genau unser Problem angehen können.
Zäune allein sind es nicht, Hunde alleine auch nicht, aber viele kleine Maßnahmen und alles zusammen schon, Für die Nutztierhalter ist das Problem gelöst, wenn sie ihre Tiere
auf der sicheren Seite haben und die Wölfe Wild fressen.
Ich glaube gerne, daß die Jäger die Nutztierhalter lieber auf ihrer Seite hätten. Das sind aber zwei verschiedene Welten.
Ich gehe mal davon aus, daß wir als Freilandhalter den Punch haben, die Herausforderung durch die Wölfe zu bestehen. Natürlich müssen wir unsere Interessen formulieren. Das kommt aber nur durch, wenn wir auch mit den eigenen Tugenden argumentieren.
In Frankreich steht man zu den Bauern und zu den Wölfen, in Deutschland aber eher zu den Wölfen. Die Argumentation muß da eher in Richtung Coexistenz gehen, weil man ja die Tier nicht mehr in der Massenproduktion im Stall sehen will sondern eher im Freiland.
Die Wölfe treffen in Deutschland auf eine zutiefst grundsätzliche Diskussion. In dem Klimaschutzplan steht zb, daß der Fleischkonsum um die Hälfte gedrosselt werden soll. In dem Umfeld muß man den richtigen Ton und die richtigen Maßnahmen treffen. :D
Manfred
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Re: Medienberichte zum Thema Wolf

Beitrag von Manfred »

balin hat geschrieben:In dem Klimaschutzplan steht zb, daß der Fleischkonsum um die Hälfte gedrosselt werden soll.
Das ist auch so ein grober Unfug, über den ich mich ständig ärgern muss.
Es mag schon sein, dass Teile der Tierhaltung mehr Treibhausgase erzeugen als sie binden. Stand der Wissenschaft ist aber, dass wir den Großteil der Landflächen der Erde überhaupt nur durch eine gut gemanagte Nutztierhaltung wieder ein einen gesunden ökologischen Zustand zurückversetzen können. Alleine dadurch könnte eine Wiederanhebung des Humusgehaltes in den Böden erreicht werden, die den CO2-Gehalt in der Atmosphäre auf ein vorindustrielles Niveau senken würde.
Ich empfehle jedem, der sich mit der Klimagas-Problematik befasst, sich die Arbeit des Savory-Instituts anzusehen.
Und es gibt auf der ganzen Erde bisher keine einzige menschengemachte Technologie, die auch nur annähernd eine ähnlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten könnte wie eine richtig gemanagte Nutztierhaltung.
Was Frau Hendricks mit ihrer ideologiegetriebenen Wissenschaftsverkürzung betreibt, wäre eines der größten Umweltverbrechen der deutschen Geschichte.
Frankreich und England sind da schon viel weiter und auf einem deutlich vernünftigeren Weg.
Prince Charles hat die Chancen von Savorys Forschungsergebnissen längst verstanden und unterstützt ihn massiv.
Stockmann
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Re: Medienberichte zum Thema Wolf

Beitrag von Stockmann »

Ich verstehe auch beim besten Willen nicht, dass wir einerseits eine Grünlandförderung betreiben, Stichwort Umbruchverbot, andererseits aber die Nutztierhaltung einschränken wollen. Was soll dann mit dem Grünland geschehen?
Fleisch ist ein Stück Lebenskraft.

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