Nolana

lavardos
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Re: Nolana

Beitrag von lavardos »

Hallo Stockmann,

die von dir aufgeführten Rassen durften bisher schon nicht und natürlich auch zukünftig nicht in der Herdbuchzucht eingesetzt werden.

Bisher durften- aber auch schon nur auf der Mutterseite- Zuchttiere der Rassen Wiltshire Horn, Dorper, Barbados Blackbelly und Kamerun eingekreuzt werden, sofern diese in der Hauptabteilung des entsprechendes Zuchtbuches eingetragen waren. Die Nachkommen solcher Kreuzungen konnten dann ins Zuchtbuch Nolana (Zuchtversuch) aufgenommen werden, sie mussten aber zudem die rassetypischen Merkmale Nolana erfüllen.
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Henry
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Re: Nolana

Beitrag von Henry »

Warum setzt sich ein Rassezuchtverband freiwillig derartige Regeln?
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lavardos
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Re: Nolana

Beitrag von lavardos »

Ziel einer jeder Rasse sollte eine gewisse Konsolidierung sein. So möchte man doch halbwegs sicher sein, bei einer Verpaarung Braunes Haarschaf x Braunes Hasrschaf auch ein hornloses, braunes Haarschaflamm zu bekommen, und nicht wieder ein „durchgemendeltes“ braunmarkenfarbenes behorntes Lamm, weil die Großmutter z. B. ein noch ein Kamerunschaf war.

Bei einem blueface Leicester möchte man ja auch die hochstehenden Ohren sicher vererbt wissen, deshalb werden ja dort auch keine weißen Bergschafe als Kreuzungspartner gewünscht sein ....

Reinzucht ist eben Reinzucht, und Kreuzungszucht ist eben Kreuzungszucht.

Das neue EU-Tierzuchtrecht sieht zudem gar keinen Zuchtversuch in der bisherigen Form vor.

Ich denke daher, dass die auferlegten Regeln durchaus sinnvoll sind.
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Re: Nolana

Beitrag von Heumann »

Ich sehe auch die Gefahr, dass jetzt nur noch die Optik zählt und weniger die eigentliche Qualität. Das ist nämlich der Weg aller deutscher Herdbuchrassen.
Bisher war es doch so, dass Nolana die besten Eigenschaften der Haarschafrassen vereinte und dadurch jede einzelne Haarschafrasse übertraf, gerade weil auch immer die besten Tiere der anderen Rassen eingekreuzt wurden. Nolana sind Dorper die abhaaren mit guten Klauen und Kamerunschafe mit Gewicht.

Herdbuch-OFM taugen nichts mehr, Fleischschafrassen sind durch die Bank viel zu groß geworden... und jetzt ist die Idee der Zucht eines wirklich guten Schafes stark eingeschränkt.

Braunmarkenfarbene werden in der Zucht "braunes Haarschaf" noch in zig Generationen auftreten! Das ist einfache Genetik! Ausschließen könnte man das nur, indem man die Zuchtböcke über Generationenen hinweg an einer hinreichend großen Kamerunherde testet. Aber wer macht das schon?

Hochstehende Ohren, braune Farbe....das sind alles absolut unwichtige Faktoren! Sie lassen sich hochpreisig verkaufen (unser Blaugesicht hat z.B. einen eigenen Werbeartikel bei Wikipedia geschrieben - das fehlt "braunes Haarschaf" noch - muss ganz oben auf die To-do-Liste!!!), bringen aber die Deutsche Schafzucht in die gleiche Richtung wie der Wolf: dem Ende entgegen.
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Re: Nolana

Beitrag von Stockmann »

Ich halte das eine oder andere Rassemerkmal/Zuchtziel auch für diskussionswürdig. M.E. müssen bei einem "Vernunft-Wirtschaftsschaf" wie Nolanas es nun mal sind, auch die wirtschaftlich relevanten Merkmale im Vordergrund stehen. M.E. sollte man sich deshalb auf gesundheitliche Aspekte (Robustheit, Leichtlammigkeit, Resistenzen, Klauengesundheit etc. etc.) und "Fleischertrags- und Kostenaspekte" (Frohwüchsigkeit, Futterverwertung, Bemuskelung vor allem der ertragreichen Edelstücke Rücken und Innen- und Außenkeulen etc.) fokussieren. Optische Aspekte könnten m. E. hinten angestellt werden. Ob da Sprenkel in der Wolle sind oder die Ohren richtig angebracht sind, ob die Nüstern pigmentiert sind oder das Schaf schwarz oder weiß ist, ist das für ein Fleischschaf wirklich wichtig??? Aus der Tierzüchtungslehre wissen wir, dass Zuchtfortschritt umso schneller zu erzielen ist, je weniger Ziele gleichzeitig verfolgt werden, deshalb wäre eine Konzentration auf wenige wirtschaftliche relevante Merkmale zielführender.

Ich weis nicht wie Zuchtprogramme bei Schafen entstehen, von einer Diskussion unter den betroffenen Züchtern habe ich nichts mitbekommen.
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Re: Nolana

Beitrag von Henry »

lavardos hat geschrieben:Das neue EU-Tierzuchtrecht sieht zudem gar keinen Zuchtversuch in der bisherigen Form vor.
Ich denke daher, dass die auferlegten Regeln durchaus sinnvoll sind.
Der Zuchtversuch war sinnvoll und erfolgreich. In Zukunft ist das nicht mehr möglich. Und das findest Du gut? Das EU-Tierzuchtrecht ist angepaßt an Schweine- und Pferdezucht und innovationsfeindlich. Es liegt voll neben der Spur. Gebrauchsschafe, wie sie in UK zB. von Logie Durno gezogen werden, schließt es aus. Hybridschweine aber ein.

Alle Rassen kennen trotz großer Inzucht immer wieder den Rückfall einzelner Tiere. Es gibt schwarze Bluefaced Leicester und weiße Kameruner. Selbst nach Jahren konsequenten Selektierens und Ausschließen ganzer Linien. Na und? Plötzlich sind weiße Kameruner der Hit oder schwarze Blufaced Leicester.

Was passiert mit den Nolanas, wenn die nach Kreuzung mit Bluefaced Leicester plötzlich 4 kurze Rippen mehr haben? Ist das dann Pech und illegal?
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Re: Nolana

Beitrag von Stockmann »

Henry hat geschrieben:Warum setzt sich ein Rassezuchtverband freiwillig derartige Regeln?

M.W. gibt es keinen Rassezuchtverband. Die ggw. Schafzucht ist regional organisiert. Diese Struktur hat bspw. die Pferdezucht teilweise überwunden indem sich einzelne Zuchtverbände als national oder sogar international erklärt haben und sich nach Disziplinen (Springen, Dressur etc.) organisiert haben. Dies hat z.B. bei den Oldenburgern zu enormem Zuchtfortschritt und damit großem Wettbewerbsvorteil geführt.
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Re: Nolana

Beitrag von Stockmann »

Henry hat geschrieben:
lavardos hat geschrieben:,

Was passiert mit den Nolanas, wenn die nach Kreuzung mit Bluefaced Leicester plötzlich 4 kurze Rippen mehr haben? Ist das dann Pech und illegal?
Ne, rational. Aber dann muss das goldene Vlies auch zur natürlichen Wiesendüngung im Frühjahr abfallen.
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Re: Nolana

Beitrag von lavardos »

Henry hat geschrieben:
lavardos hat geschrieben:Das neue EU-Tierzuchtrecht sieht zudem gar keinen Zuchtversuch in der bisherigen Form vor.
Ich denke daher, dass die auferlegten Regeln durchaus sinnvoll sind.
Und das findest Du gut?
Ob ich das gut oder weniger gut finde, ist erst einmal total irrelevant. Ich bin "nur" Züchter, und das mit Herz und Seele, und (hoffentlich... :lol: ) auch mit Verstand, aber ich bin kein Gesetzgeber oder Tierzuchtrechtler.

Von daher hatte ich ebenso wenig Einfluss auf die neue EU-Tierzuchtverordnung wie sicherlich die meisten unter uns. Es ist aber Fakt, dass bis zum 01.11.2018 für ! alle ! Schafrassen eine neue Zuchtbeschreibung erstellt werden musste. In diesem Zuge musste letztlich auch für das Nolana-Projekt, dass bisher als Zuchtversuch lief, eine Lösung gefunden werden. Wie gesagt, das neue EU-Tierzuchtrecht sieht keinen "Zuchtversuch" mehr vor.

Gut finde ich aber in der Tat, dass die beiden Zuchtrichtungen nun zu einer eigenständigen Rasse entwickelt wurden. Zeigt es doch, dass gemeinsames Arbeiten an einem festgelegten Zuchtziel zu einem Erfolg geführt hat.

@Heumann: Aus deinem Beitrag lese ich heraus, dass du die ganze deutsche Herdbuchzucht infrage stellst. Das verstehe ich nicht so ganz, denn gerade - oder sogar nur - in der Herdbuchzucht ist doch möglich, gewünschte Rasseeigenschaften zu festigen.

Und es gibt doch nun mal rassespezifische Eigenschaften, die erhalten werden sollen. Ein Jakobsschaf soll ausgeprägte, möglichst vier Hörner haben, ein Schwarzkopf neben dem starken Körperbau eben auch einen schwarzen Kopf, ein Soay und eine Skudde sollen eben möglichst leicht bleiben und ein Nolana ist eben ein weißen hornlosen Tier und ein "Braunes Haarschaf" eben eben auch ein braunes Haarschaf.

Natürlich hat "ein gutes Schaf keine Farbe", aber ein Wiedererkennungswert und möglichst auch ein Alleinstellungsmerkmal sollte eine Rasse schon haben. Ein Dorperschaf hat einen schwarzen Kopf und einen weißen Körper, und ist eben nicht gescheckt.

Und da das Zuchtbuch beim Nolana und beim Braunen Haarschaf ja weiterhin nicht komplett geschlossen ist (über die weibl. Seite kann übers Vorbuch immer noch fremdes Blut eingebracht werden), sehe ich auch nicht die Gefahr wie im Beitrag von Heumann beschrieben.

Und das Nolana - Schaf wird ja aller Voraussicht nach auch in der Widerristhöhe bewertet und zu große Tiere werden nicht eingetragen.
Somit wird das Argument der immer größer und schwerer werdenden Fleischschafrassen auch entkräftet.

Und in der Landeszucht kann ja sowieso "jeder wie er will".....

Die Engländer z. B. setzen ja häufig gezielt zur homogenen Schlachtkörpererzeugung auf Drei-Rassenkreuzungen, was aber sicherlich nur gut bei durchgezüchteten Rassen funktioniert.

Ich jedenfalls freue mich sehr über den Erfolg des Nolana-Projekts mit der Anerkennung von nun zwei eigenständigen Rassen mit einer klaren und eindeutigen Zuchtbeschreibung.
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Re: Nolana

Beitrag von Henry »

Das ist bis hierher auch erfreulich,

aber warte ab, bis irgendwer aus gegebener Macht an der Rassebeschreibung rumschreibt oder rumändert, der Deine Ziele nicht kennt oder andere hat. Womöglich hat dieser jene, auch Deine Intention eines wirtschaftlichen Schafes ganz anders verstanden. Dann wird Dir das EU-Tierzuchtrecht um die Ohren gehauen. Einfache Schreibfehler und Fehlinterprätationen werden dann zum Verhängnis. So hat mein Landesverband z.B. eine Rassebeschreibung für BFL eingebracht mit der Formulierung "blaue Haare im Gesicht" obwohl BFL weiße Haare über blauer Haut im Gesicht haben. Aber andere haben es in der Hand, machen die Regeln und kennen sich mit allen Schafen der Region bestens aus. Der Einzelne wird mit seinen Schafen dann bürokratisch zermahlen. Und genau deshalb machen Easycare und andere diesen EU-Standardisieruns-Mist garnicht erst mit. Die machen ihre Leistungsprüfungen, wie sie sie für richtig halten und Quetschen sauberes Abhaaren nicht irgendwie in eine Wolleistungsnote. Innerhalb eines starren Rahmens oder Regelwerkes kann man nichts Neues machen. Man kann nichtmal Rassen neu entdecken. Bighorn findest Du nicht in der EU. Jedenfalls nicht als Zuchttiere ...

Ich habe lange mit Urs diskutiert, ob Haarschafhaare nun eher weich oder drahtig sein sollen und ob Unterwolle vollständig oder nur im Wesentlichen abgehaart werden soll. Heute weiß ich, daß Urs Recht hat und ein drahtiges Kameruner oder braunes Nolana :rofl: ohne "Pelz" zwar kratzt beim Streicheln, aber mit dreimal Schütteln wieder trocken und sowieso fast zeckenfrei ist. Wie bildet unser Bewertungssystem diese Eigenschaft ab? Zusammengefaßt unter Exterieur? Wie sieht die Leistungsprüfung dafür aus? Alles das regelt die Tierzuchtrichtlinie und die kann eben nur regeln, was sie schon kennt.
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