Fremde Schafe in Bestand integrieren

sharido
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Fremde Schafe in Bestand integrieren

Beitrag von sharido »

Hallo zusammen!

Demnächst werden ein paar zusätzliche Schafe zu meinem Bestand dazu kommen.
Wie lange separiert ihr fremde Schafe in Bezug auf Würmer, Klauenzustand ect. bis sie in euren Bestand integriert werden?
Möchte mir nix "einfangen" und daher auf Nummer sicher gehen.

VG petra
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Insane
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Re: Fremde Schafe in Bestand integrieren

Beitrag von Insane »

Wenn es die Anzahl ermöglicht, würde ich die Klassiker abklopfen lassen: Kotprobe auf Würmer, Bluttests auf ParaTB und Maedi etc. Denn viele Sachen zeigen sich erst nach Monaten oder Jahren.
Das ist kein Heu in meinen Haaren - das ist Schäferglitzer :?:
sharido
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Re: Fremde Schafe in Bestand integrieren

Beitrag von sharido »

Ok, danke für deine Antwort.
Wieviel Zeit würde das dann wohl in Anspruch nehmen? Ich selbst habe ab März Lammzeit und bräuchte dann meinen Stall für Mütter mit Lämmern.
Ach so, und sehr warscheinlich sind alle neuen Auen trächtig. Wie weit weiß man nicht genau...
Ich würde gerne Rangeleien und Boxerei so gering wie möglich halten. Mein Plan ist, die Neuen erstmal mit meinem Trupp zusammen zu lassen, wenn ich dabei bin. Abends wieder einstallen. Oder brauche ich mir da in Bezug auf die Trächtigkeit keine Sorgen zu machen?
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peter e.
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Re: Fremde Schafe in Bestand integrieren

Beitrag von peter e. »

sharido hat geschrieben:.... Oder brauche ich mir da in Bezug auf die Trächtigkeit keine Sorgen zu machen?
ICH würde mir da ganz gewaltige sorgen machen: es ist schon ein vabanque-spiel im güsten zustand, im trächtigen erst recht: immer wieder kann es zu ausbrüchen von kerakonjunktivitis oder lippengrind kommen. Wenn dann die neugeborenen nicht saufen können, weil die zitzen oder mäuler vom lippengrind perforiert sind, dann lieber die fremden bis nach der lammzeit getrennt aufstallen.
peter e.

Auch dem Schwächsten ist ein Stachel gegeben -
sich zu wehren.

frei nach Schiller
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Re: Fremde Schafe in Bestand integrieren

Beitrag von Schafhüterin »

vabanque-spiel

Da ich keine Spielerin :engel1: bin, sagt mir das Wort nichts. Könntest du es mal bitte übersetzen.
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Insane
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Re: Fremde Schafe in Bestand integrieren

Beitrag von Insane »

:klug:
Schafhüterin hat geschrieben:vabanque-spiel

Da ich keine Spielerin :engel1: bin, sagt mir das Wort nichts. Könntest du es mal bitte übersetzen.
Ein Vabanque-Spiel ist ein Hochrisiko-Glücksspiel.
Und ich sehe das ganz genauso. Die Bluttests dauern nicht lange und sind von den Kosten überschaubar - zumindest DEUTLICH überschaubarer, als sich (gerade zur Lammzeit) sonstwas einzuschleppen!

@sharido: kannst du die Tiere eventuell später übernehmen? Wenn alle gelammt sind und die ersten stressigen Tage durch sind?
Zuletzt geändert von Insane am Do 9. Feb 2017, 09:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Henry
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Re: Fremde Schafe in Bestand integrieren

Beitrag von Henry »

@sharido: Gegen die wesentlichen Probleme kannst Du nichts machen, wenn Du die Schafe schon gekauft hast.

Wenn Du sie bei Dir in Quarantäne stellst, infizierst Du den Quarantänebereich schon (und den Anhänger, die Mistgabel, den Triebgang, den Stiefel, den Futtereimer .... Und falls Du dann ParaTB oder Meadi-positve Tests hast, was tust Du dann? Wissen welches Schaf sie eingeschleppt hat, sonst nichts. Oder Du bist so hart und schlachtest sie, weil sie Lippengrind haben? Oder was tust Du wenn sie auf einen Bluttest positiv reagieren, der ein Antikörpertest ist? Dann weißt Du nur, daß dieses Schaf Antikörper hat. Du weißt nicht warum und Du weißt nicht, ob es nicht doch den Erreger trägt, bloß weil es (noch) keine Antikörper hat. Das kranke infektiöse Schaf kommt durch und das (falsch) positive (nun) gesunde überlebt Deine knallharte Selektion nicht.

Quarantäne im eigenen Stall ist Unsinn. Kompletter. Separieren, um die Würmer, die Wurmeier oder Ektoparasiten und Klauen gezielt zu behandeln bzw. wegzukriegen ist was Anderes. Aber ehrlich, was ist so schwer daran, die Schafe vorm Transport bereits nahezu parasitenfrei und fußgepflegt zu kriegen und vor allem auf die chronischen und Bestandskrankheiten zu untersuchen und dann eventuell gar nicht erst zu kaufen. Behandlung vor-Ort geht doch bloß bei Tierschutzsachen nicht.

Was auch immer völlig vergessen wird beim "nachträglichen Quarantänewahn": Was ist mit den Erregern, die in der eigenen Herde, dem eigenen Stall und der eigenen Umgebung lauern? Es ist sehr typisch, daß nach der Zusammenführung beide Gruppen erkranken. Bei Orf ist das so und später auch bei Würmern und Ektoparasiten aber auch bei Chlamydien und Cryptosporidien.

Und eine Lungenadenomatose oder PseudoTB oder auch Maedi am Jungtier, kannste selbst in einer Quarantäne nicht mal sicher feststellen, außer die Tiere sind schon voll erkrankt.

Schafkauf ist Vertrauenssache oder Risiko oder Wahnsinn oder alles zusammen. Das muß man wissen und akzeptieren und/oder es lassen.
Henry
der
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Re: Fremde Schafe in Bestand integrieren

Beitrag von Annegret »

Hi,
abgesehen von den Gesundheitsrisiken, die Henry beschreibt und die Du dir immer mit neuen Tieren in
den Stall holst, gebe ich Folgendes zu bedenken.

Wenn neue Tiere in den Stall kommen, müssen diese sich mit der neuen Keimflora auseinandersetzen
und die Ureinwohner machen evtl. Bekanntschaft mit neuen Erregern.

Bis Antikörper gebildet werden, dauert es in der Regel mindestens drei Wochen. Das kann stumm vor
sich gehen oder im Rahmen einer handfesten Erkrankung. Diese dauert zusätzlich ca. 2 Wochen.

Wenn Du die Neuen erst zu den Alten bringst, wenn die Lämmer da sind haben die Ureinwohner Antikörper
gegen deine Stallflora und die Neuen gegen die Flora des alten Stalles. Diese müssen nicht zwingend die
gleiche Zusammensetzung haben.

Im besten Fall passiert nichts, im schlechtesten Fall erkranken zumindest die Lämmer ab ca. der sechsten
Woche, da zu dieser Zeit die mütterlichen Anitkörper langsam abgebaut werden zugunsten von neugebauten
eigenen AK. Lämmer sind i.d.R. ab der sechsten bis 12. Woche immunkompetent, das hängt ein bisschen
vom Erreger ab. Dazwischen befindet sich das sogenannte "immunologische Loch" während dessen die Lämmer
evtl. nahezu gänzlich ohne AK sind.

Wenn der Herkunftsbetrieb der Neuen einen vertauenswürdigen Eindruck macht, würde ich Kot und auf
Maedi untersuchen lassen und, wenn diese Befunde negativ sind, die Neuen schnellstens holen, damit alle
Muttern noch vor der Geburt genügend Zeit haben um AK gegen neue und alte Keimflora zu bilden. Ansonsten
würde ich warten, bis deine und die neuen Lämer 3 Monate alt sind.

Gegen Ende der Trächtigkeit passiert mehr Größenwachstum als Differenzierung, so dass eine Erkrankung
weniger Schaden anrichtet, als im 1. Drittel der Trächtigkeit.

Zum Vergesellschaften würde ich sie, am besten gegen Abend, eng stellen (Wer nicht ausholen kann,
kann nicht richtig zuschlagen) und am Morgen raus lassen. Wenn's bedenkliche Rangeleien gibt, den
Störenfried mit Blick und Geruchskontakt separieren.

Gruß

Annegret
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Re: Fremde Schafe in Bestand integrieren

Beitrag von peter e. »

aus einem jederman zugänglichen digitalen nachschlagewerk:
Va banque bzw. Vabanque ist ein Begriff aus dem Glücksspiel, genauer: aus dem im 18. und 19. Jahrhundert sehr beliebten Karten-Glücksspiel Pharo. Die franz. Wendung Va banque!, dt. Es gilt die Bank!, bedeutet, dass ein Spieler einen Einsatz in der Höhe der aktuellen Bankeinlage tätigt (vgl. der Ansage Banco beim Baccara).

Angelehnt an das Glücksspiel bezeichnet Vabanque allgemein ein riskantes Unternehmen, bei dem man alles aufs Spiel setzt, daher auch die Bezeichnung Vabanquespiel.

Besonders berühmt geworden ist die Verwendung dieses Begriffs in einem überlieferten Gespräch zwischen Hermann Göring und Adolf Hitler anlässlich der britischen Kriegserklärung 1939. Göring riet Hitler: „Wir wollen doch das Vabanque-Spiel lassen“, worauf Hitler antwortete: „Ich habe in meinem Leben immer Vabanque gespielt.“
ohne jetzt noch weiter vom eigentlichen thema abschweifen zu müssen bitte ich um entschuldigung, dass ich allgemeingültige und nicht zu einem ganz speziellen fachsprachlichen thesaurus zugehörigen terminus in meine äußerung einbezogen habe. :rofl:
peter e.

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Re: Fremde Schafe in Bestand integrieren

Beitrag von sharido »

Hallo!
Danke, für eure bisherigen Antworten.
Der Herkunftsbetrieb macht einen ordentlichen Eindruck. Ich habe die Schafe ja schon angeschaut und sie machen auf der ersten Blick einen "ordentlichen" Eindruck.
Die Tiere stehen noch nicht bei mir, sollen aber möglichst bald umziehen, da es sich um eine Art Notverkauf handelt..
Nächste Woche werde ich mir nochmal die Klauen ganz genau anschauen und ggf. bearbeiten, und es wird nochmal in meinem Beisein entwurmt.
Obwohl es warscheinlich sinnvoll wäre, kann ich einen derartigen Aufwand, wie im günstigsten Fall nötig, auf meiner Winterweide nicht betreiben. Es wäre möglich, die Neuzugänge separat zu stellen, aber schon mit den Laufwegen zu den verschiedenen Raufen würde es problematisch. Und beim Stiefelwechseln käme ich wohl auch durcheinander.. :eek:
Blöde Situation, aber ein Restrisiko wird dann wohl leider immer bleiben. Doof, dass das jetzt gerade zur Lammzeit akut ist..
Morgen habe ich nochmal ein Gespräch mit meinem TA in Bezug auf diese Aktion. Mal sehen, was der so an Empfehlungen ausspricht.
Wenn gewünscht, werde ich mal berichten, wie´s weiter gelaufen ist.
Ich freue mich, dass ich so fix viele Meinungen bekommen habe. Danke Euch!

VG Petra
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