Günstige Haftpflichtversicherung

Heumann
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Re: Günstige Haftpflichtversicherung

Beitrag von Heumann »

mir fehlt jetzt die juristische Bildung um einzuschätzen, ob ein totaler Vermögensverlust nach 6 Jahren aufhört, wenn mein Schaf einen Verkehrsunfall mit langfristigen (größer als 6 Jahre) gesundheitlichen Folgen bei einem Geschädigten verursacht. Außerdem ist der Verlust aller von Generationen zuvor erarbeiteter Ländereien in keinem Verhältnis zur wirklich in meinen Augen kleinen Versicherungszahlung.

Ich habe jetzt meine Police gerade nicht zur Hand, aber die Kosten liegen irgendwo auf Höhe der Subventionen für 1 ha und ich glaube, es geht noch billiger. Ich bin bei der GHV Darmstadt, aber nur weil ich mich damals für 5 Jahre gebunden habe. Durch das Aufstocken des Schafbestandes wäre z.Z. eine andere Versicherung etwas günstiger.

Ich hatte auch schon bei dem Vertreter angefragt, den mir der Schafzuchtverband vermittelt hat. Der klang nicht unvernünftig und mein Versicherungsmakler hat ebenfalls vor längerer Zeit eine Versicherung vorgestellt, die von der Schafzahl unabhängig ist.
Die GHV hat vor Schafen ziemlich viel Schiss, gerade durch den ICE-Unfall wurden die dort panisch. Ich habe die Kosten meiner Versicherung gedrückt, indem ich die Flurschäden herausgenommen habe. Wenn meine Schafherde einen ha Feldaufwuchs vernichtet, kann ich das bezahlen. Wenn sie einen Verkehrsunfall verursachen, habe ich ein Problem. Gerade in Wolfszeiten kann eine Herde ausbrechen.

Ich habe auch keine unnützen Versicherungen (Rechtsschutz...) sondern nur Sachen abgesichert, die mich ruinieren könnten. Mein PKW läuft nur auf Haftpflicht, weil dort ein Totalverlust zu ertragen wäre. Mein Schlepper ist Teilkasko, weil dort ein Totalverlust total scheiße wäre. Henry, ist dein Neuwagen kaskoversichert oder trägst du das Risiko selbst?
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Henry
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Re: Günstige Haftpflichtversicherung

Beitrag von Henry »

Mein Ford Anger ist kaskoversichert, weil er selbst die Sicherheit für die ihn finanzierende Ford-Bank darstellt und das nicht meine Entscheidung war. Das ist noch andertalb Jahre so. Keines meiner anderen Fahrzeuge hat so eine Versicherung. Der Ifor allerdings hat eine, weil die für (glaube ich) 18€ im Jahr den Totalverlust absichert. Da pauschaliert eine Versicherung maximal zu meinen Gunsten.

Ich habe für Versicherungen gearbeitet. Es ist üblich, Policen zu verkaufen, indem überhöhte Risiken skizziert und Eintrittswahrscheinlichkeiten überhöht dargestellt werden. Dabei wird der Außendienst, bzw. werden die Generalagenturen bewußt nicht mit realen Schadenstatistiken versorgt, weil die sonst keine Wohnungseinbruchversicherung im Erdgeschoß zum gleichen Preis wie in der 3. Etage verkaufen könnten. Das Risiko ist nähmlich deutlich anders, der Preis aber gleich.

Mit dem Eintritt einer unabweisbaren hohen Schadenersatzforderung, begibt sich der Schäfer mit einem Familieneinkommen von 30.000€ Fast zwangsläufig in die Privatinsolvenz und gibt alles Einkommen oberhalb der Pfändungsfreigrenze ab. Die liegt bei knapp über 1.000€ pro Monat und Person. Egal wie hoch die Forderung ist, mehr als 6.000€ pro Jahr - erwirtschaftet aus dem zum Unterhalt dienenden und damit unpfändbaren Betrieb - zahlt der Schädiger also nicht. Ganz egal wie hoch die Forderung ist. Von Armen ist nichts zu holen. Schäfer sind arm. Zumindest in Sachsen. Und am Ende der 6 Jahre ist er dann von allen Schulden befreit. Auch von Schulden aus anderen Verträgen.

Ich habe übrigens keine Haftpflichtversicherung für meinen Betrieb. Das darf ein Kläger gerne wissen. Er kämpft nicht um viel Geld von irgendeiner Versicherung, sondern um wenig direkt von mir. Viel ist bei mir auch nicht zu holen. Das ist seine Abwägung. Zudem tragen meine Schafe deutlich und problemlos nachweisbar zu meinem Einkommen bei, womit 833 2. Satz ganz sicher greift.

Der wesentliche Schadenersatzanspruch aus Tierhaltung mit Schafen besteht aus Bagatellen. Zerrissene Sachen, kapputte Zäune, zerlatzschte Vorgärten, Verschmutzungen. ICE-Trassen, Autobahnen oder Flugplätze neben der Schafweide sind gerade nicht die Regel - dennoch werden sie andauernd angeführt.
Henry
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Re: Günstige Haftpflichtversicherung

Beitrag von Schafhüterin »

Henry hat geschrieben:Es besteht keine Versicherungspflicht.
Aber man schläft ruhiger. Bild
Schafhüterin


Ich arbeite für Schafe
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Henry
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Re: Günstige Haftpflichtversicherung

Beitrag von Henry »

Das ist ein sehr gutes Argument und der Versicherungsvertreter kann seinen Kindern was zu Essen kaufen - grade zur Weihnachtszeit auch nicht unwesentlich.
Henry
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wollwiese
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Re: Günstige Haftpflichtversicherung

Beitrag von wollwiese »

:rofl: da hat ja mal wieder ein gewisser jemand das Thema verfehlt.
Kann denn vll jemand anderes Smallfarmer seine Frage beantworten?
smallfarmer hat geschrieben: Ich suche daher eine günstige Versicherung. Ich weiss das manche Schafzuchtverbände Rahmenverträge mit Versicherungen abgeschlossen haben.
Welche könnt ihr empfehlen?
Wie kann ich gegenüber der Versicherung nachweisen, dass gerade zu diesem Zeitpunkt genügend Power auf dem Zaun war?

Weidezaungeräte mit Poweraufzeichnung 24/7 ?
Ich hab nur eine kleine Hobby Haltung und weiß nicht, um wie viele Schafe es bei dir geht. In meiner Privathaftpflicht der Haftpflichtkasse Darmstadt sind bis zu 10 Schafe plus Nachzucht beitragsfrei mitversichert. Flurschäden sind ausgeschlossen.
Anfang Oktober hat jemand meinen Zaun kurzgeschlossen und niedergelegt. Die Schafe sind über die Landstraße marschiert und haben in ihrer Aufregung in einem Garten an einer engen Stelle einen Tisch und ein Gewächshaus demoliert. Die Versicherung hat anstandslos gezahlt.
Kosten: 0,-
Ersparte Aufwendungen: mehrere 100,-
Ich bin ganz zufrieden.
:schaf2: loot de schoop man schietn, wull woos liekers. :schaf3:
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Re: Günstige Haftpflichtversicherung

Beitrag von Stockmann »

Henry hat geschrieben:
Stockmann hat geschrieben:Also ganz klar, wenn Du ohne die Tierhaltung Deinen Lebensunterhalt bestreiten kannst, haftest Du.
Aus dem BGH-Urteil VI ZR 434/15 vom 14.02.2017: Unter Erwerbstätigkeit im Sinne des § 833 Satz 2 BGB ist jede Tätigkeit
zu verstehen, die auf Gewinnerzielung gerichtet ist. Diese Voraussetzung
ist erfüllt, wenn die Tätigkeit objektiv darauf angelegt ist und subjektiv von der
Absicht getragen wird, Gewinn zu erzielen. Die bloße Gewinnerzielungsabsicht
als solche, die in den objektiven Umständen keinen Niederschlag findet, genügt
dagegen nicht. Vielmehr muss zumindest im Ansatz die realistische Möglichkeit
bestehen, dass der Tierhalter - ggf. nach einer gewissen Anlaufzeit - auf Dauer
gesehen aus seiner Tätigkeit Gewinne erwirtschaftet (vgl. Senatsurteile vom
27. Mai 1986 - VI ZR 275/85, VersR 1986, 1077, 1079; vom 30. Juni 2009
- VI ZR 266/08, VersR 2009, 1275 Rn. 8; vom 21. Dezember 2010 - VI ZR
312/09, VersR 2011, 407 Rn. 8; s. auch MünchKommBGB/Wagner, aaO
Rn. 40 ff.; Staudinger/Eberl-Borges, BGB, Neubearbeitung 2012, § 833
Rn. 129; NK-BGB/Katzenmeier, 3. Aufl., § 833 Rn. 21). Entgegen der Auffassung
der Revision ist es für die Annahme einer Erwerbstätigkeit im Sinne des
§ 833 Satz 2 BGB demgegenüber nicht erforderlich, dass der Tierhalter seinen
Lebensunterhalt zu einem erheblichen Anteil aus der Tierhaltung erwirtschaftet
und diese eine wesentliche Grundlage seines Erwerbs bildet
(OLG Celle, NJWRR
2000, 1194; MünchKommBGB/Wagner, aaO, Rn. 40 ff.; aA OLG Frankfurt,
OLGR 2006, 342; OLG Düsseldorf, VersR 1995, 186; Staudinger/Eberl-Borges,
aaO; NK-BGB/Katzenmeier, aaO). Für eine derartige Einschränkung des Anwendungsbereichs
des § 833 Satz 2 BGB finden sich weder im Wortlaut noch in
den Gesetzesmaterialien Anhaltspunkte
(vgl. Senatsurteil vom 27. Mai 1986
- VI ZR 275/85, VersR 1986, 1077, 1078 f.).

http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-b ... os=0&anz=1
Das ist ja ein Ding! Aber das Urteil ist ja aktueller als das gegen mich ergangene. Bei mir wurde ja Revision vom LG ausgeschlossen. Vor dem Hintergrund des von Dir zitierten Urteils hätte ich dagegen Einspruch erheben können, zumal ich Gewinne mit meiner Pferdezucht damals schon erzielt hatte. Aber das haben meine Anwälte, die von meiner Versicherung beauftragt worden sind, nicht so gesehen.
Fleisch ist ein Stück Lebenskraft.

Nolana: Schafe der Vernunft.
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Re: Günstige Haftpflichtversicherung

Beitrag von Heumann »

Dank an Henry für den Exkurs!

Ich zahle 240 € für 21 ha, 50 Schafe und die Privathaftpflicht.
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Henry
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Re: Günstige Haftpflichtversicherung

Beitrag von Henry »

Heumann hat geschrieben:Ich zahle 240 € für 21 ha, 50 Schafe und die Privathaftpflicht.
Wie hoch ist denn die Deckungsgrenze?

Haftpflichtversicherungen mit überschaubarer Deckungsgrenze, sind unsinnig, wenn im Schadenfall der die Deckung übersteigende Schaden (ICE, Flugplatz, Seuchenverbreitung mit Entvölkerung ganzer Landstriche) die gleichen Folgen für den Versicherungsnehmer hat (Insolvenz, Pfändung bis zur Mittellosigkeit, Pflichtselbstmord) wie im Falle keiner Versicherungsdeckung.

Wer also ruhig schläft, weil er Geld für eine Versicherung ausgibt, die dann Schäden bis zu einer Million bezahlt, kann wieder aufgeregt sein, wenn er an Schäden von 2.000.000 denkt. ... und solche Schadenereignisse sind ja an der Tagesordnung, wenn man den Vertretern zuhört.
Henry
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Re: Günstige Haftpflichtversicherung

Beitrag von Heumann »

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Henry
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Re: Günstige Haftpflichtversicherung

Beitrag von Henry »

Ein aktueller ICE 3 V kostet doch schon 33 Millionen ohne Bergung und beschädigten Gleiskörper. Du hast Nerven. :rofl:
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