Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Rödertaler
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Rödertaler »

Das lese ich gar nicht erst weil ich ausdrücklich auf Sachsen hingewiesen habe. Und wenn hier die Leute vorher fragen beim Amt und ne Genehmigung kriegen gibts auch keinen Regress.Ich hab als Nachbarn einen streng konventionellen Genossenschaftschef, der bricht Grünland um wo immer es ihm paßt. Von Regress hab ich nichts mitbekommen.
Ilse
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Ilse »

@steffi
Wenn ihr schlecht an die gewünschte Information kommen könnt, hätte es dann vielleicht Zweck, sich die Rechtsgrundlagen nennen zu lassen, aufgrund derer das ganze Vorhaben eigentlich geplant wird? So könntet ihr vielleicht euch an die letztlich Verantwortlichen heranarbeiten... wenn die Zeit noch reichen sollte. Das hört sich nicht sehr bürgerfreundlich an, was Du da erzählst.

@Manfred
Danke für die Einblicke in die bürokratischen Fallgruben. Das ist unverständlich und widersinnig.
Nur, daß ich es richtig verstanden habe - Du hast Ackerflächen gepachtet, die Du nicht zu Grünland umwidmen kannst, weil Du Deinem Verpächter dadurch empfindlich wirtschaftlich schaden würdest (Pachtpreisdifferenz und dauerhafte Statusänderung).
Möglicherweise wäre ein Modell, wie es Dir vorschwebt, schon einmal ein Anfang - bist Du in einem Verband, der solche Interessen auch einmal politisch vertreten würde?

Ich sage es besser einmal deutlich - ich habe nichts gegen Landwirte. Im Gegenteil; ich habe höchstens etwas gegen Agroindustrie, Patente auf Leben, landgrabbing, und was der kapitalistischen Auswüchse mehr sind. Ich will nicht, daß hier zu Weltmarktpreisen produziert werden muß, weil Subventionen Teufelszeug sind. Wer wichtige Leistungen zur Erhaltung und Verbesserung unserer Umwelt leistet, soll entsprechend vergütet werden. Das sind unausgegorene Ideen, aber ich hoffe, sie reichen, damit besser klar wird, aus welcher Ecke meine Argumente stammen.

Was die Bodenbrüter anlangt, habe ich derzeit keinen Grund an Deinen Aussagen zu zweifeln.
Wieso sollte der Mensch weniger Recht haben, seinen Lebensraum zu gestalten als alle anderen Arten? Jedes Lebewesen tötet direkt oder indirekt. Diesem ethischen Dilemma kann man sich nicht entziehen.
Das soll nicht unbeantwortet bleiben.
Der Mensch hat als Wesen an der Spitze der Pyramide nicht nur Rechte, sondern vor allem Pflichten und Verantwortung.
With great power comes great responsibility:-))) Letztere schränken die Rechte des Stärksten ein. Wir sind nicht Tiere wie andere Tiere, die nicht anders können als ihren Instinkten zu folgen. Wir können unser Handeln reflektieren, planen und Schlüsse ziehen. Für uns gilt die Ausrede "die Anderen tun es ja auch!" nicht.

Es geht nicht um Leben ohne Schuld - das ist auch aus meiner Sicht nicht möglich. Aber diese Tatsache ist kein Freibrief für fehlende Bemühungen, den Schaden möglichst gering zu halten.

Ich bin in keinem Fall gegen Ganzheitlichkeit und Vorausplanung und wenn man das ganzheitliches Management nennt, dann bin ich sehr dafür. Aber... - Du ahnst, was kommt. Mir persönlich würden eher andere Maßnahmen zusagen, um zu einem quasi idealen Endzustand zu kommen. Auch die Fuchsmutter verdient nicht, daß ihre Jungen ausgegraben, bestenfalls erschossen, anderenfalls erschlagen oder von Jagdhunden zerrissen werden. Ein Leid ist durch ein anderes moralisch nicht auszugleichen.Trotzdem sehe ich ein, daß das Rebhuhn gestärkt werden müßte. Ich habe bewußt seit Jahren keines mehr gesehen. Ich sehe nur Fasanen, die aber reichlich. Ob es wirklich unmöglich sein soll, einen Weg zu finden?

Ilse
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Steffi
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Steffi »

An die entsprechenden - und für mich interessanten - Informationen zu kommen ist schwierig, weil es die zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht gibt. Die Machbarkeitsstudie hat gerade erst begonnen. Anfang 2019 beginnt die konkretere Planung und soll Ende 2019 mit der Entscheidung, den Antrag bei der Unesco zu stellen oder eben nicht, abgeschlossen sein. Momentan erfolgt das Sammeln von bereits bestehenden Einrichtungen, Strukturen, etc., Fragen, Risiken und Chancen.
Angeblich kann die gesamte 3%ige Kernzone aus Waldflächen, die bereits zum größten Teil ohnehin aus der Nutzung genommen sind, gedeckt werden. Problematisch sind dann noch die (nur eingeschränkt bzw. mit Auflagen nutzbaren) Pflegezonen. Diese sollen weitestgehend aus bereits bestehenden Natura 2000 und FFH-Gebieten bestehen.
Es wird viel von Transparenz und Offenheit gesprochen, letztendlich wird die endgültige Entscheidung über die Antragsstellung aber hinter verschlossenen Türen vom Steuerungskreis und den Verwaltungsorganen der Gemeinden getroffen. Inwieweit in der (nicht öffentlichen) Planungsphase dann noch die Bedenken der Bürger eine Rolle spielen, darf jeder gern selbst mutmaßen.
Wie gesagt, ich stehe der ganzen Sache im Grunde positiv gegenüber und mache/plane auch ganz freiwillig und auf eigene Kosten, was mir naturschutzlich sinnvoll erscheint. So haben wir jetzt 4 ha Ackerland in Grünland umgewandelt und nehmen den Wertverlust der Flächen in Kauf. Das geht aber nur, weil es sich um Eigentumsflächen handelt. Belohnt wird die Neuanlage von Grünland oder auch Streuobstwiesen nicht (nur der Erhalt bereits bestehender). Im Gegenteil, es gibt deutlich weniger Subventionen. Und so richtig etabliert hat sich eine neuangelegte Weide nach 20 Jahren, ebenso die Obstbäume. Aber he, wer weiß, was in 20 Jahren ist... :engel1:

LG,
Steffi
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Manfred
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Manfred »

Diese Masche ist in D leider durchgehend zu beobachten.
Es wird immer viel von Transparenz gesprochen, die nötigen Informationen aber nicht herausgegeben, sondern das Projekt immer einseitig positiv dargestellt und alle wesentlichen Entscheidungen im stillen Kämmerchen getroffen.
Manfred
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Manfred »

Ilse hat geschrieben:Du ahnst, was kommt. Mir persönlich würden eher andere Maßnahmen zusagen, um zu einem quasi idealen Endzustand zu kommen.
Dann musst du halt liefern, und funktionierende Maßnahmen benennen.
Von guter Absicht können sich die durch das Abwarten aussterbenden Arten nichts kaufen.
Heumann
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Heumann »

Rödertaler hat geschrieben:Das lese ich gar nicht erst weil ich ausdrücklich auf Sachsen hingewiesen habe. Und wenn hier die Leute vorher fragen beim Amt und ne Genehmigung kriegen gibts auch keinen Regress.Ich hab als Nachbarn einen streng konventionellen Genossenschaftschef, der bricht Grünland um wo immer es ihm paßt. Von Regress hab ich nichts mitbekommen.
Das ist absoluter Quatsch oder Nabu-Hetze. Auch in Sachsen gibt es dazu Regelungen die man nach wenigen Sekunden Internetrecherche vollumfänglich findet: https://kleineanfragen.de/sachsen/6/106 ... andumbruch

Ein konventioneller Landwirt darf nicht ohne Ersatzfläche altes Gründland umbrechen! Das dürfen nur Biobauern und Privatleute!


Zum Artenschutz: In Manfreds toller Erklärung muss man etwas ergänzen und leicht die Prioritäten verschieben. Neben den genannten Raubsäugern gibt es verstärkt Waschbären und Marderhunde. Es gibt eine NDR-Doku zum Aussetzen von Schildkröten am Steinhuder Meer. Die Artenschützer dort glauben auch durch Aussetzen und besseren Lebensraum die einheimischen Schildkröten wieder anzusiedeln. Mit Waschbären haben die Ökos dort nicht gerechnet, obwohl es den Jägern vor Ort schon lange bekannt war. Auf den Aufnahmen in der Doku fressen die Waschbären genüsslich die Schuldkröten. Dabei ist der Waschbär sogar von allen Raubsäugern am leichtesten mit Fallen zu fangen.

Das Rebhuhn leidet weniger unter den Greifvögeln als vielmehr unter den Landräubern. Die entscheidende Prädation findet zum Großteil auf dem Nest statt. Über die Hälfte der Rebhuhnhennen überlebt die Brut nicht.
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Henry
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Henry »

Die Transprenz und Offenheit der Kommunikation für bei uns nicht selten dazu, daß in der Kette: Nutzer, Pächter, Eigentümer nicht mal mitbekommen, daß sich der Status ihrer Flächen in Bezug auf irgendeinen Rechtskreis geändert hat oder ändern wird. Das ist wie Stille-Post uns Skat in einem. So weiß ein Verpächter weder welche Auflagen sein Pächter auf welchen Flächen zu erfüllen hat, noch weiß das der Nutzer. Pachten orientieren sich ja nicht an Förderprogrammen und Förderkullissen. Aber der Datenschutz verhindert, daß der Eigentümer oder Pächter sehen kann, was der Nutzer beantragt hat.

Ein dramatischer Teil des Naturschutzes hier in Sachsen sind die sog. „Veräußerungsverbote wegen Naturschutzbedarfes“. Diese vom Staat ins Grundbuch eingetragenen Vermerke - gegen die es bei Statusflächen kein Rechtsmittel gibt - führen zu einem allgemein bekannten Vorkaufsrecht auch im Falle von Erbschaft etc.

Wer sich also bemüht, eine Streuobstwiese oder Trockenmauer (Status folgt aus den Gesetz) anzulegen, enteignet sich selbst, wenn seine Fläche dem Staat als besonders gelungen auffällt. „Schmetterlingswiese“ reicht da schon.
Henry
der
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Ilse
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Ilse »

Manfred hat geschrieben:
Ilse hat geschrieben:Du ahnst, was kommt. Mir persönlich würden eher andere Maßnahmen zusagen, um zu einem quasi idealen Endzustand zu kommen.
Dann musst du halt liefern, und funktionierende Maßnahmen benennen.
Von guter Absicht können sich die durch das Abwarten aussterbenden Arten nichts kaufen.
Hm - so ganz Unrecht hast Du ja nicht, aber...

Kurz und gut: ich bin weder der Nabel der Welt und an mir hängt auch nicht das Überleben bzw. Aussterben einer Art. Das ist gut so. Alternative Ideen habe ich wenigstens ansatzweise, sonst hätte für unsere Diskussion ja kein Anlaß bestanden. Der Vorteil liegt aber auf Deiner Seite - Deine Vorschläge folgen den geübten Gewohnheiten, haben eine nennenswerte Lobby und keinen maßgeblichen politischen Gegenwind. Meine dagegen täten richtig weh und sind deshalb politisch nicht zu vermitteln. Damit muß ich und kann ich leben.

"Der Fortschritt ist eine Schnecke." (G. Grass)
Heumann hat geschrieben: Das Rebhuhn leidet weniger unter den Greifvögeln als vielmehr unter den Landräubern. Die entscheidende Prädation findet zum Großteil auf dem Nest statt. Über die Hälfte der Rebhuhnhennen überlebt die Brut nicht.
Das ist ja schon erschreckend. War das schon immer so oder hat sich das in letzter Zeit nach Deiner Kenntnis verändert?
Hast Du vielleicht auch eine Erklärung, warum Fasanen offenbar besser überleben können? (Soweit mir bekannt ist, werden hier die Bestände nicht künstlich aus Zuchtanlagen aufgefüllt.)

Ilse
Manfred
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Manfred »

Heumann hat geschrieben: Das Rebhuhn leidet weniger unter den Greifvögeln als vielmehr unter den Landräubern. Die entscheidende Prädation findet zum Großteil auf dem Nest statt. Über die Hälfte der Rebhuhnhennen überlebt die Brut nicht.
Das hängt auch von den örtlichen Gegebenheiten ab.
Wenn ich es aus der Sovon-Studie richtig in Erinnerung haben, war es während der Brut bei den Bodenbrütern hauptsächlich das Haarraubwild. Sobald die Küken geschlüpft sind, werden sie durch ihre Bewegungen für Rabenvögel und Möwen sichtbar und deren Anteil an der Prädation nimmt kräftig zu.
Der Habicht scheint beim Rebhuhn v.a. im Winter ein großes Problem zu sein, weil er sich auf die weitgehend ortstreuen Ketten einstellen und nach einem ersten Erfolg so lange wiederkommt, bis er aufgeräumt hat. Dabei wird auch öfter ein Zusammenspiel mit Bussarden beobachtet. Die Bussarde sind zwar nur selten in der Lage, ein ausgewachsenes Rebhuhn zu erbeuten, sie scheuchen aber durch ihre Versuche die Ketten auf und dann schlägt der Habicht zu. Evtl. spekulieren die Bussarde dabei auch auf die Reste.

Deshalb legen die Rebhuhnheger oft starken Wert darauf, Ansitzwarten des Habichts zu entfernen. Ein Problem sind dabei oft Einzelbäume, die z.B. nach dem Bayernischen Hecken-Kulap in der Hecken stehen bleiben müssen. Deshalb müssen diese Praktike rauf die Förderung verzichten und die Hecken auf eigene Kosten niedrig und dicht halten.
Manfred
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Manfred »

Noch ein Beispiel für erfolgreiche Rebhuhnhege in der Agrarlandschaft:
https://www.facebook.com/jagderleben.de ... 355541298/
Rebhuhnhegering Wetterau


Und hier mal die Luftwaffe im Einsatz. Erster Ausflug von Familie Brandgans. Nachwuchs weg...
https://www.facebook.com/FriesischerVer ... 151404531/
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