Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

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Steffi
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Steffi »

Aussiedlerhöfe sind hier auch nicht so typisch wie in anderen Regionen der Republik. Es gibt ein paar, aber mir ist auch nicht bekannt, daß es in der Vergangenheit viele Anträge dazu gab Höfe auszusiedeln. Dafür nimmt die Kleinhaltung von Nutzvieh leicht zu (in 20km Umkreis). Kleine Herden von Rotem Höhenvieh, Schafe, Ziegen, ein paar Zebus, Galloways und Alpakas, vieles in Hobbyhaltung.

Ich glaube, das betrifft dann eher die Ausschreibung von Neubaugebieten für Einfamilienhäuser und Gewerbe. Es sind ja auch zwei Großstädte davon betroffen. Ich gehe davon aus, daß den Verantwortlichen das bewußt ist.

LG,
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Rödertaler
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Rödertaler »

Und Du hast da jetzt auch son kleinen altmodischen Hof und durchschnittlich 3000qm Ackergröße?
Stockmann
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Stockmann »

Manfred hat geschrieben:Und wenn es mal Biosphärenreservat ist, kann da auch keiner mehr aus dem Dorf aussiedeln in die neuen, flächendeckenden Landschafts- und Naturschutzgebiete.
Dann ist die Landwirtschaft in der Region totgeschützt.
Ich kenne solche Klein- kleinst-Strukturen aus 15 Jahre Leben im Schwabenland. Mir fehlt jegliche Phantasie wie solche Strukturen, außerhalb von Sonderkulturen, jemals wieder wettbewerbsfähig werden können, wenn ich es mit den Strukturen hier in Brandenburg vergleiche: 2.500 ha, 2.500 Köpfe Mutterkuhhaltung in teils sehr modernen, weniger arbeitsintensiven und dazu tiergerechteren Stallungen. Maschinen mit Arbeitsbreiten die In BW nur die Äcker von 4 Besitzern gleichzeitig bearbeiten können. Oder gar mit den noch sehr, sehr viel größeren Strukturen in Russland, USA etc.

Ich glaube nicht, dass die (Vollerwerbs-)Landwirtschaft dort noch totgeschützt werden kann, sie ist schon vor Generationen totgeerbt worden. Wie kann Aussiedlungsbedarf überhaupt entstehen bei den von Steffi geschuilderten Umständen? Pflegt den urbanen Grünlingen die Flächen mit Kühen, pflegeleichten Schafen und Pferden und kassiert ordentlich ab, wäre mein Rat.
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Steffi
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Steffi »

Yep, hab ich. Andere gibt´s hier auch nicht. Der Vorbesitzer hat mit dem Nachbarn zur Linken vorn am Hoftor 5m² gegen 50m² hinten im Garten getauscht, weil er sonst nicht mit dem Schlepper in den Hof gekommen wäre. Die Straße vor dem Hof ist gerade breit genug für ein Auto, direkt danach kommt die Hauswand gegenüber. Gehwege gibt es nicht. Der kleine Fendt vom Nachbarn muß mit kleinem Misthänger dreimal vor- und zurücksetzen, um aus dem Hof zu kommen.
Die ehemaligen Kuhstallungen haben knapp 2,40m Höhe, der alte Schweinestall nur knappe 2m, ebenso die anderen Nebengebäude. Zum Garten hinterm Haus gibt es nur einen Zugang, zwischen unserer Hauswand und der Wand der Nachbarscheune, und der ist zu schmal für eine normale Schubkarre, Durchgang 70cm breit, 8m lang und 10m hoch. New Yorker Straßenschlucht-Feeling. Vorteil: Durch unseren Dachüberstand und den der Scheune kommt man auch bei Regen trocken da durch :lol:
Wir haben mit 2ha eine der größten ungeteilten Flächen im Ort. Meine Winterweide ist 1ha groß und aus zwei Flächen zusammengelegt. Ich hab aber auch eine Wiese für meine Böcke, die ist knapp 3000m² groß und besteht aus drei Flurstücken und jedes gehört einem anderen Eigentümer. Meine zweite Bockweide ist ein schmaler 20m Streifen von 150m Länge. Dann gibt es auch noch 2 einzelne Stücke am Bach von 600 und 800m². Was macht man damit? :gruebel:
Natürlich werden hier auch größere Ackerflächen bearbeitet. Das sind aber Ergebnisse jahrzehntelanger Hin- und Hertauscherei, bestehen dann aus min. 5-8 Flurstücken und gehören 7 verschiedenen Eigentümern (und entsprechend vielen Pachtverträgen). Größer als 2-3 ha sind aber auch diese Flächen nicht.

LG,
Steffi
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Manfred »

Wenn die Nachfolger wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit ausbleiben, gehen die Flächen früher oder später an wenige, größere Betriebe. Dieser Vorgang wird in Süddeutschland halt durch die Förderstruktur gebremst, weil es vielen Eigentümern attraktiver erscheint, zu mulchen oder irgendein Vertragsnaturschutzprogramm mitzunehmen, als zu verpachten. Dauerhaft aufzuhalten ist der Prozess aber nicht.
Selbst wenn Teilflächen zwischenzeitlich brach fallen, weil sie für sich genommen unattraktiv sind. Sobald die neuen Betriebe an angrenzende flächen gelangen, werden die Brachstücke auch wieder mit in Bewirtschaftung genommen.
Es gibt ja einige Beispiele in Süddeutschland, wo Betriebe hunderte solcher ehemaligen Kleinparzellen bewirtschaften und teilweise nicht mal die Eigentümer kennen, die offenbar froh sind, das irgendwer den Wert ihrer Flächen erhält oder die sich schlicht nicht mehr darum kümmern.
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Steffi »

Ich hab´s gerade mal spaßeshalber in Google Earth ausgemessen. Alle Landwirte unserer Gemeinde teilen sich insgesamt ca. 160 ha Fläche. Niedlich, oder? Und jetzt stelle ich mir ein Projekt vor, auf 40 ha ein paar Wisente o.ä. "auszuwildern"... :lol:
Die durchschnittliche Fläche je Hof liegt bei ca. 15 ha. Und davon hat die Vorvorgängergeneration gelebt! Deren Nachfolger haben dann schon häufig bei Passavant geschafft und die LW im Nebenerwerb weitergeführt. Heute ... :?:

LG,
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Stockmann »

Mein früherer Nachbar hat einen bekannten größeren Gewerbebetrieb auf 6,5 ha Fläche. Er sagte mir, dass er die 65.000 qm von 165!!! unterschiedlichen Besitzern zusammenkaufen mußte. Flöhehüten ist einfacher!
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Steffi »

Jo, da hast du Lauferei und der Notar freut sich auch - Erbengemeinschaften sei Dank. Früher hatte man ja mehr Kinder, dann wurde der Acker halt unter 3,4,5 und mehr aufgeteilt.

Ich bin wirklich gespannt, wie sich unser Dorf hier entwickeln wird. Ohne böse sein zu wollen, sind in den nächsten 5-10 Jahren die letzten Alten weg und die nächste Generation hat freie Bahn. Es gibt im Ort nur zwei Landwirte, die ernsthaft Interesse haben, sich zu vergrößern. Beide aber auch keine Vollerwerbslandwirte und konventionell wirtschaftend.
Der Bio-Aussiedlerhof ist vor drei Jahren aus Altersgründen von einem Landwirt übernommen worden, der 30km weiter weg wohnt. Die tägliche Arbeit mit den Tieren auf dem Hof erledigt seit Jahren der polnische Knecht, für den Ackerbau schickt der neue Bewirtschafter seinen Fuhrpark rüber.
Nebenan hat der Sohn den Hof jetzt übernommen, überlegt auf Bio umzusteigen, ist aber, neben eigentlicher Unlust auf Landwirtschaft, beruflich so eingespannt, daß in der Praxis sein Vater den Hof weiter bewirtschaftet (jetzt halt als Rentner und Angestellter seines Sohnes) und man dem mit so einem Kram nicht kommen muß. Es sei denn, da winken dicke Prämien :engel1: Zepterwechsel innerhalb der Familie ist meist besonders heikel :engel1:
Der Hof zu unserer Linken ist nicht mehr bewohnt und wird vom Erben nur als Abstellplatz für Maschinen und sonstigen Kram verwendet.
Der Hof gegenüber steht seit ein paar Monaten leer, die Erbengemeinschaft ist sich noch nicht einig, was damit geschehen soll. Weiterführen wird den niemand von den Erben.
Im Hof schräg gegenüber ist auch nur noch die 80-jährige Mutter.

Diesen Generationenwechsel gibt es hier ohnehin jetzt und nun kommt auch noch der Biosphärenplan dazu. Eigentlich bietet unsere kleinteilige Landwirtschaft hier genug Potential für innovative neue Ideen. Höfe gibt´s hier billig, man hat nicht gleich ein riesiges Gehöft am Hals. Fände ich persönlich gut und spannend. Ich fürchte aber, die Höfe im Ort werden an Nichtlandwirte mit großen Familien verkauft, das Land geht an große Agrarunternehmen aus der weiteren Umgebung. Fände ich schade...

LG,
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Steffi »

Aber schön isses hier :)

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Ilse
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Ilse »

@Steffi
Sehr schön! Danke für die Bilder.

Ilse
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