"Rettet die letzten Schäfer/innen Deutschlands"

Schafhüterin
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Re: "Rettet die letzten Schäfer/innen Deutschlands"

Beitrag von Schafhüterin »

Union lehnt Weidetierprämie für Schäfer ab - von Julia Eder, agrarheute, am Freitag, 16.03.2018 - 07:00 Uhr

Union: Agrarpolitik muss sich am Markt orientieren.
Schafhalter sollen von GAP profitieren.

https://www.agrarheute.com/tier/union-l ... -ab-543434
Schafhüterin


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LuckyLucy
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Re: "Rettet die letzten Schäfer/innen Deutschlands"

Beitrag von LuckyLucy »

Selbst kein Schafhalter bin ich doch in großer Sorge:

Auf der Website des bmel sind die Schafe als Nutztiere nicht (mehr?) aufgeführt. Sind die Schäfereien seitens des bmel tatsächlich schon abgeschrieben? Auch die Beratung des Agrarausschusses am vergangenen Mittwoch hat zu keinem Ergebnis, das Grund zur Freude macht, geführt. Das ist doch nur ein Hinhalten und Vertrösten! Wie viele von den paar über 900 Schäfereien werden bis 2020 durchhalten? Es werden immer weniger Schafhalter und ihre Stimmen leiser und weniger. Ein Trauerspiel für dieses Land! Man wartet, bis auch der letzte Schäfer aufgegeben hat? :bye: So kam mir auch die Haltung des Vertreters des bmel auf der Demo am 13.03.18 vor. Vermutlich denkt man sich im Ministerium, sollen sie (die Schäfer) doch wiederkommen, nächstes Jahr sind's nur noch halb so viele, und die sind dann auch bald weg. :nenee:

Mehr als 100.000 Unterstützer hat die Petition gefunden. Die Gunst der Stunde sollte jetzt genutzt werden. Die Schäfer und ihre Unterstützer dürfen sich nicht abwimmeln lassen! Ich wünsche dem Berufsstand alles Glück für ein gutes Gelingen, die Weidetierprämie doch noch durchzusetzen.

:schaf2: :schaf3: :ziege: :schaf2: :schaf2: :hund2:
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Re: "Rettet die letzten Schäfer/innen Deutschlands"

Beitrag von rote zora »

Leider magst du da recht haben!
Warte nicht darauf, dass die Menschen Dich anlächeln... Zeige ihnen wie es geht!"
-Pipi Langstrumpf-
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LuckyLucy
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Re: "Rettet die letzten Schäfer/innen Deutschlands"

Beitrag von LuckyLucy »

Sven de Vries bittet im Namen der Schäfer nochmals um Unterstützung:

https://www.change.org/p/rettet-die-let ... u/22529068
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Manfred
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Re: "Rettet die letzten Schäfer/innen Deutschlands"

Beitrag von Manfred »

Schafhüterin hat geschrieben:Union lehnt Weidetierprämie für Schäfer ab - von Julia Eder, agrarheute, am Freitag, 16.03.2018 - 07:00 Uhr

Union: Agrarpolitik muss sich am Markt orientieren.
Schafhalter sollen von GAP profitieren.

https://www.agrarheute.com/tier/union-l ... -ab-543434

Ich sehe eine Pro-Kopf-Prämie auch kritisch.
Und zwar hauptsächlich deshalb, weil sie wohl viele Schäfer dazu verleiten würde (wie es viele heute schon tun) mehr Tiere zu halten als für ihren Betrieb und ihre Flächenausstattung wirtschaftlich sinnvoll.
Die Realität für die meisten Mutterkuhhalter und Schafhalter ist, dass die Tiere in der Erzeugung deutlich mehr kosten als sie im Verkauf erlösen. In der Mutterkuhhaltung z.B. nicht selten das doppelte bis dreifache des Verkaufserlöses.
Je mehr Tiere der Betrieb jenseits des wirtschaftlichen Optimus produziert, desto mehr zahlt er drauf und desto kleiner der Gewinn.
Wo die wirtschaftlich optimale Tierzahl liegt, ist sehr individuell und lässt sich nur einzelbetrieblich ermitteln.
Im Landschaftspflege-, KULAP-, Vertragsnaturschutz- etc. Bereich haben aber nach meiner Beobachtung die meisten Betriebe deutlich zu viele Tiere.

Auf der anderen Seite sehe ich natürlich, dass so eine Prämie helfen würde, wenigstens einige Löcher zu stopfen.
Sinnvoller fände ich aber, wenn der Arbeitsaufwand in der Landschaftspflege und der Aufwand für das Vorhalten von Tieren für termingerechte VNP-Einsätze endlich fair entlohnt würde. Und diese Kosten hängen deutlich mehr an der Arbeitszeit und an den Fixkosten als an der Tierzahl.
Die Frage ist halt, wie sich das in den GAP sinnvoll ausgesalten lässt.
Die angekündigte Kürzung von 10% im EU-Agrarhaushalt wird dabei nicht helfen.
Letztlich wird es wohl Sache des Bundes und der Länder werden. Und da sehe ich für viele Bundesländer schwarz.
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LuckyLucy
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Re: "Rettet die letzten Schäfer/innen Deutschlands"

Beitrag von LuckyLucy »

Manfred, ich glaube aber schon, dass längeres Zuwarten nur zum Aushungern der Betriebe führen wird. Der durchschnittliche Stundenlohn eines selbständigen Schäfers ist mit 6,20 Euro noch ein gutes Stück vom gesetzlichen Mindestlohn entfernt. Und erzähl mal dem 08/15-Angestellten mit seinem 9 to 5-Job, dass die Schäfer sich über eine 50 Stunden-Woche freuen würden.
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Re: "Rettet die letzten Schäfer/innen Deutschlands"

Beitrag von Manfred »

Das Dilemma sehe ich durchaus.
Und ich sehe nicht, wie die meisten Schäfer auf enorme 6,20 Euro kommen sollen?
Da wurden vermutlich die Eigenkapitalverzinsung und der Pachtanspruch für das Eigenland noch nicht abgezogen?
Die reale Zeitverwertung dürfte noch viel trauriger sein.

Ich stelle mich nicht gegen eine Kopfprämie. Schon gar nicht in Form einer Soforthilfe.
Ich sage nur, dass auf Dauer bessere Lösungen her müssen. Und das nicht nur für die Schäfer, sondern für alle Weidetierhalter.

Wenn wir eine bäuerliche, naturnahe Landwirtschaft wollen, ist es mit etwas Palliativmedizin für die paar verbliebenen Betriebe nicht getan.

Und ich empfehle dringend, auch die eigenen Hausaufgaben im Betrieb zu machen. Wenn ich lese, dass der durchschnittliche Vollerwerbs-Schäferbetrieb in Brandenburg (und das sind nicht die Kleinsten...) gerade mal 15.000 Euro "Gewinn" macht:
Da bin ich mit meiner Teilzeit-Nebenerwerbsklitsche nicht weit weg. Da muss deutliches Optimierungspotential in den Betrieben stecken. Und wenn ich mir die staatliche Beratung hier in Bayern ansehe, wundert mich auch nicht, dass dieses Potential nicht gesehen wird. Da lernt man hauptsächlich, wie man mit hohen Investitionen nichts verdient. Nichts gegen die Leute, die da am Werk sind. Manchen kenne ich persönlich und schätze sie sehr. Aber die wirtschaftliche Seite wird viel zu wenig thematisiert. Davon, viele optisch schöne Betriebe anzusehen und optisch schönes Vieh, kann sich betriebswirtschaftlich niemand eine Scheibe abschneiden. Dazu braucht es Zahlen auf dem Tisch und diese müssen im Detail zerlegt und auf Kostenreduzierungspotential analysiert werden. Der Betriebsleiter muss wissen, wofür ihr jeden Euro ausgibt und was und warum ihn seine erzeugten Tiere kosten. Diese betriebswirtschaftliche Analyse und Beratung gibt es zumindest hier in Bayern nicht.
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Re: "Rettet die letzten Schäfer/innen Deutschlands"

Beitrag von Schafhüterin »

LuckyLucy hat geschrieben:Neulich hörte ich von der Befürchtung, dass die Fleischpreise dadurch fallen könnten
Packe es mal hier rein...heute bei R... in der Frischfleisch-Theke gesehen:

Angebot... Lammkeule ohne Knochen aus Irland KG/9,90 Euro....
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Re: "Rettet die letzten Schäfer/innen Deutschlands"

Beitrag von Insane »

Lidl hat sich auf meine Frage, warum sie australisches Lammfilet im Osterangebot haben und
nicht heimisches noch nicht geäußert...
Das ist kein Heu in meinen Haaren - das ist Schäferglitzer :?:
Manfred
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Re: "Rettet die letzten Schäfer/innen Deutschlands"

Beitrag von Manfred »

Kennst du denn ein deutsches Schaf-Schlachtunternehmen, das in der Lage wäre, Lidl bedarfsgerecht mit deutschem Lammfleisch zu beliefern?
Das kannst du vergessen. Gegen die internationale Konkurrenz haben wir weder auf der Preis- noch auf der Mengenschiene noch bei der Logistik eine Chance zu konkurrieren.
Auch die nachgefragten "Qualitäten", sprich schweinekotelettartige Fleischbrocken am Lammknöchelchen, können die zumeist extensiven Betriebe in D nicht erzeugen.
Dafür sind unsere Strukturen viel zu klein, die Mengen viel zu gering, die Kosten viel zu hoch.

Und einen wirkungsvollen Außenschutz wird es im derzeitigen politischen Umfeld auf absehbare Zeit nicht geben.

Eine bessere Vermarktung ist nur durch Abgrenzung vom Massenmarkt zu erzielen.
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