Futtermittel oder Nahrung? - Neue FAO Studie

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Manfred
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Futtermittel oder Nahrung? - Neue FAO Studie

Beitrag von Manfred »

Eine neue Studie der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) räumt mit
häufigen Vorurteilen und Falschinformationen bezüglich der Nutztierhaltung auf:

Ich versuche mich an der Übersetzung der Meldung.
Das Original in Englisch findet sich hier:

http://www.fao.org/ag/againfo/home/en/n ... _Feed.html

"Neue Nahrung für die Essen-oder-Futter-Debatte:

Eine neue Studie der FAO zeigt, dass Nutztiere sich hauptsächlich von Futtermitteln ernähren, die nicht für den menschlichen Verzehr geeignet sind, und dass für die Fleischproduktion weniger Getreide benötigt wird als gemeinhin behauptet.

Im Jahr 2050 werden auf der Erde 9,6 Milliarden Menschen leben, 70% von ihnen in Städten und mit einem doppelt so hohem Durchschnittseinkommen wie heute. In Folge wird die globale Nachfrage nach tierischen Produkten weiter wachsen und eine entscheidende Rolle für die weltweite Versorgungsicherheit und Ernährung spielen. Aber Nutztiere benötigen einen großen Anteil der landwirtschaftlichen Flächen und werden oft als Ressourcenverschwendung angesehen. Besonders kritisiert werden die geringe Effizienz der Nutztiere bei der Umwandlung von Futter in für Menschen essbares Protein und die Konkurrenz zwischen der Nutzung von Getreide für Nutztiere und der direkten Nutzung als Nahrungsmittel für Menschen.

Eine neue Studie der FAO, die in Global Food Security veröffentlich wurde, stellte fest, dass Nutztiere sich primär von Raufutter, Ernteresten und Nebenprodukten ernähren, die für Menschen nicht essbar sind, und dass bestimmte tierische Produktionsformen direkt zur Ernährungssicherheit beitragen, weil sie mehr hochwertige Nahrung für Menschen (wie z.B. Proteine) erzeugen, als sie verbrauchen.

"Ich kam zu dem Schluss, dass die Menschen ständig mit falschen Informationen über Nutztiere und die Umwelt bombardiert werden, welche ständig wiederholt werden, ohne sie zu hinterfragen," sagte Anne Mottet, Verantwortliche für den Bereich Nutztiere der FAO. "Es gibt bisher keine offizielle und komplette Datenbasis darüber, wovon sich Nutztiere ernähren. Diese Studie trägt dazu bei, diese Lücke zu füllen und geprüfte Informationen zu liefern, um die Gesetzgeber und die Öffentlichkeit besser zu informieren."

Tierische Nahrungsquellen leisten einen entscheidenden Beitrag zur Welternährung und sind eine exzellente Quelle für Makro- und Mikronährstoffe. Fleisch liefert 18% der weltweiten Kalorienversorgung, 25% des globalen Eiweißkonsums sowie essentielle Micro-Nährstoffe wie Vitamin B12, Eisen und Kalzium. Nutztiere nutzen große Weideflächen auf denen nichts anderes erzeugt werden könnte. Die Tiere tragen auch durch die Erzeugung von Dünger und durch ihre Zugkraft zur Nahrungsproduktion bei. Außerdem liefert die Tierhaltung eine sichere Einkommensquelle für über 500 Millionen arme Menschen in vielen ländlichen Regionen.

Die Studie ermittelte, dass 86% des Nutztierfutters nicht für den menschlichen Konsum nutzbar sind. Würden sie nicht durch Nutztiere gefressen, könnten Erntereste und Nebenprodukte schnell zu einer ökologischen Bürde werden, weil die menschliche Bevölkerung wächst und mehr und mehr veredelte Nahrungsmittel konsumiert. Tiere fressen auch Futter, das potentiell von Menschen gegessen werden könnte. Getreide macht 13% der weltweiten Trockenmasseaufnahme der Nutztiere aus. Einige frühere Studien, die oft zitiert werden, setzen die Menge von Getreide, die benötigt werde um 1 kg Rindfleisch zu erzeugen, zwischen 6 kg und 20 kg an. Entgegen dieser hohen Schätzungen stellt diese Studie fest, dass im globalen Durchschnitt nur 3 kg Getreide benötigt werden, um 1 kg Fleisch zu erzeugen. Sie zeigt außerdem bedeutende Unterschiede zwischen den Tierarten und Produktionssystemen. z.B. benötigen Rinder, da sie sich Großteils von Gras und anderem Raufutter ernähren, nur 0,6 kg für Menschen essbares Protein, um 1 kg Protein in Form von Milch oder Fleisch zu erzeugen, die einen höheren Nährwert haben. Rinder tragen so direkt zur weltweiten Ernährungssicherheit bei.

Die Studie untersuchte auch die Art von Land, die zur Erzeugung der Futtermittel genutzt wird. Die Ergebnisse zeigen, dass von den 2,5 Milliarden Hektar, die benötigt werden, 77% Grasland sind, mit einem hohen Anteil von Weideflächen, die nicht in Ackerland umgewandelt werden könnten und die deshalb nur für Weidetiere genutzt werden können. Die Nutztierproduktion wächst schnell, weil die Nachfrage nach Tierprodukten steigt, besonders in den Entwicklungsländern. Die FAO schätzt, dass wir bis 2050 70% mehr Tierprodukte benötigen werden, um die Welt zu ernähren. Deshalb wird auch die für die Tierproduktion benötigte Fläche weiter wachsen, falls die Futterverwertung nicht weiter verbessert wird.

Zur Verbesserung der Futterverwertung wurden in den letzten 30 Jahren bereits Schritte unternommen, bei der Zusammenstellung der Futtermittel, durch genetische Selektion der Nutztiere und durch bessere tiermedizinische Versorgung. Eine bessere Futterverwertung wird auch den ökologischen Fußabdruck der Tierhaltung reduzieren. Es sind aber weitere Fortschritte erforderlich, um das System passender zu machen. Außerdem ist es erforderlich, das Recycling von Nahrungsabfällen und Nebenprodukten zur Verwendung als Tierfutter zu verbessern und die Erträge des Futterpflanzenanbaus zu erhöhen.

"Die tierische Produktion, in all ihren Formen, spielt eine Schlüsselrolle im Ernährungssystem. Sie ermöglicht die Nutzung von minderwertigem Land und verwandelt Nebenprodukte in Nahrungsmittel und trägt so zur besseren Nutzung der Ackerfrüchte bei. Sie verwandelt essbare Produkte in hochwertigere, proteinreiche Nahrung.
Die Quantifizierung der Land- und Biomasseressourcen, welche für die tierische Produktion eingesetzt werden, und der Produkte, die dabei erzeugt werden, aber auch die Verbesserung der Leistungsfähigkeit unserer Modelle durch die Einbeziehung von Verbraucherpräferenzen, die Einflüsse der Nutzung unterschiedlicher Tierarten, der Wirkungen auf den Klimawandel und industrieller Prozesse, welche die direkte Nutzbarkeit bestimmter Futtermittel für die menschliche Ernährung verbessern könnten, sind zweifellos wesentliche Informationen für die zukünftige Forschung bezüglich der Herausforderung, bis 2050 9,6 Milliarden Menschen nachhaltig zu ernähren," schlossen die Autoren."
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Sasdi
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Re: Futtermittel oder Nahrung? - Neue FAO Studie

Beitrag von Sasdi »

Sehr interessant! Damit kann man den ganzen Anfeindungen gegen Tierhalter mal ein paar nackte Zahlen entgegensetzen.
Vielen Dank fürs Posten.
Und: Hervorragende Übersetzung! Wenn du das nicht sowieso schon beruflich machst, solltest du es dir überlegen.

LG Saskia (Übersetzerin NL -> D)
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Re: Futtermittel oder Nahrung? - Neue FAO Studie

Beitrag von schafbauer »

Das liebe soja ist genau so eine Sache. Ich heisse es nicht gut und es wird Regenwald vernichtet aber im Vordergrund steht nicht das Eiweiß sondern sojaöl.
"Nur was man gerne macht, macht man auch gut." :schaf2:
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