Hallo, aus dem Südharz

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Rüdiger
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Hallo, aus dem Südharz

Beitrag von Rüdiger »

Ich lese öfter mal im Forum , bin auch schon länger angemeldet, war aber aus Zeitgründen und auch durch meine unübertroffenen Computerkenntnisse noch nicht aktiv. Ich habe seit 2012 Kammerunschafe, z. Z.18 Tiere. Jetzt liege ich mit gebrochenem und operierten Bein im Krankenhaus. Eigentlich wären das ja schon genug Sorgen, aber ich habe auch noch einen 9 jährigen Bock mit abgerissenen Hörnern. Ich habe auch schon solch ein Thema gesichtet, aber bei meinem sind die Hornansätze mit rausgebrochen, also freier Blick in die Stirnhöhle . Die Blutung ist schon lange gestillt, es ist keine Wunde mehr, er hat auch keine Schmerzen, nur ist die Stirnhöhle offen. Das war auch schon mal durch Hornbildung fast zu, hat er sich wieder aufgeklopft . Nun sitze ich ganz schön in der Klemme, hätte jetzt zwar Zeit ihn regelmäßig zu verarzten und alles sauber zu halten, kann ihn wegen meiner Verletzung auch nicht fangen? Vielleicht hat ja hier im Forum jemand eine brauchbare Idee für mich und meinen "Lutz" LG Rüdiger
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Insane
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Re: Hallo, aus dem Südharz

Beitrag von Insane »

Hi,

Willkommen. :wink:
Wir haben schon 2 solcher Kandidaten behandelt. Wie genau sieht denn die "Wunde" jetzt aus? Wurde der Wundrand bei der Erstversorgung regelmäßig angefrischt um das Zuwachsen zu fördern?
Bei solchen Verletzungen ist es sinnvoll den "Hornzapfen" komplett zu entfernen, da der nachwachsende Stummel meist mehr Probleme als Nutzen bringt.
Das ist kein Heu in meinen Haaren - das ist Schäferglitzer :?:
Rüdiger
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Re: Hallo, aus dem Südharz

Beitrag von Rüdiger »

Was geist angefrischt? Das war komplett rausgebrochen. Wir, mein TA. und ich , haben den Rand gesäubert, also alles was noch so lose war und trohte hineinzufallen , entfernt, Antibiotika fürs Rintereüter etwas reingetreufeltund verbunden.( Druckverband, da es zu diesem Zeitpunkt stark geblutet hat) . Dann ist es erst einige Zeit drumgeblieben . Ich habe zusätzlich noch speziellen Futterkalk für Schafe gegeben, um die Hornbildung zu beschleunigen. Es war ja auch schon fast zu, bis er der Meinung war, sich mal wieder zu schlagen. Nach jeden Eingriff wurde es auch immer Schwieriger, ihn zu fangen.
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Henry
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Re: Hallo, aus dem Südharz

Beitrag von Henry »

Der Rand der knöchernen Wunde muß geglättet werden, damit sich die Schädeldecke knöchern schließen kann und der Knochensaum nicht immer wieder Gewebe ausstanzt. Dazu und dabei wird soviel Gewebe um den Defekt herum mobilisiert, daß über der Knochenöffnung Wundschluß weitgehend erreicht wird. Möglichkeiten einer Drehlappenplastik oder H-Verschiebung sind oft nicht oder nicht vollständig gegeben. Das klingt alles sehr komplex, ist aber mit Luer, Meißel und kräftigem Nahtmaterial zügig lösbar. Prämedikation mit knochengängigem Antibiotikum ist sinnvoll und anschließende Schmerzbehandlung ebenfalls. Der Knochendefekt ist binnen 3 Monaten geschlossen. Unter Umständen kann oder muß dann geringfügig nachoperiert werden, um wildes Hornwachstum dauerhaft zu unterbinden, das oft zu Verletzungen und massiven Blutungen führt.

Es darf keine Gewebeverlagerung durchgeführt werden, die Spannung an Auge oder Ohr verursacht. Es darf kein nekrotischer Knochen und keine Chips am Wundrand übersehen werden. Nahtmaterial soll nicht auf dem Knochen zu liegen kommen und es sollen möglichst keine Fäden in die Hornzapfenhöhle ragen. Intrakutan zum gegenüberliegenden Wundrand kann Spannung aufgebaut werden, wenn Gewebe fehlt. Ein (Rivanol-) Tupfer füllt dann vorübergehend die Höhle aus.

Am Kopf heilen Böcke unglaublich schnell.
Henry
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Henry
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Re: Hallo, aus dem Südharz

Beitrag von Henry »

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Henry
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Insane
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Re: Hallo, aus dem Südharz

Beitrag von Insane »

Das klingt fies und sieht auch spektakulär aus, aber heilt echt gut und nachhaltig. Beide Jungs haben das problemlos und ohne Nachwirkungen überstanden.
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Henry
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Re: Hallo, aus dem Südharz

Beitrag von Henry »

"Angefrischt" bedeutet, daß der vernarbte Wundrand mit dem Skalpell wieder zu einer frischen primärheilenden Schnittwunde gemacht wird, indem eine dünne Gewebeschicht weggeschnitten oder weggekratzt wird. Das wird am Hornzapfenloch vielleicht kurz vor Erreichen des Wundschlusses nötig sein. Bis dahin zieht das Narbengewebe wie ein Gummi die Wunde zu. Am Ende allerdings ist es dem endgültigen Wundschluß im Weg. Ein Schnitt in Weidenblattform und zwei Stapler oder Stiche und zu isser wieder ... und dauerhaft.
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Rüdiger
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Re: Hallo, aus dem Südharz

Beitrag von Rüdiger »

Ich bin jetzt aber am staunen. Bist du Tierarzt? Ich glaube ich hätte schon mal viel ehr in diesem Forum Fragen sollen. Das hört sich für mich aber auch sehr kompliziert und kostenaufwendig an.
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Henry
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Re: Hallo, aus dem Südharz

Beitrag von Henry »

... rede mit Deinem TA, das kann so viel nicht kosten, wenn ers machen will. Die OP ist gut vorzubereiten und planbar. Narkose, Örtliche, Naht, AB, Schmerzmittel, Wundversorgung ... so viel ist das nicht. Kaiserschnitt etwa. Frag ihn!

Offen lassen oder wild heilen lassen wird schon wegen der Fliegen ein Problem. Zudem juckt und schmerzt die Wunde und der Bock wird sich Schmutz und Fremdkörper einwetzen. Das muß sauber zu! Auch Heu kommt dort rein und das ist auch nicht steril. Ist erst ein Infekt da, bleibt kaum eine Chance.
Henry
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