Wissenschaftler bestätigen dramatisches Insektensterben

Schafhüterin
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Wissenschaftler bestätigen dramatisches Insektensterben

Beitrag von Schafhüterin »

27 Jahre wurden Schutzgebiete untersucht – die Ergebnisse sind erschreckend: Mehr als 75 Prozent weniger Biomasse bei Fluginsekten. Es stellt sich nicht mehr die Frage, ob die Insektenwelt in Schwierigkeiten steckt, sondern wie das Insektensterben zu stoppen ist.

Quelle: https://www.nabu.de/news/2017/10/23291.html
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Babs
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Re: Wissenschaftler bestätigen dramatisches Insektensterben

Beitrag von Babs »

Manfred
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Re: Wissenschaftler bestätigen dramatisches Insektensterben

Beitrag von Manfred »

Der NABU weiß sehr genau, dass die Zahl der Wasser-Fluginsekten durch die Verminderung der Nährstoffeinträge (Kläranlagen, reduzierte Stickstoffdüngung) massiv zurück gegangen ist, genau wie die Vogel- und Fischarten, die von diesen Insekten leben.
Und der Beitrag der "Naturschützer" selbst zur Reduzierung der Insekten in den "Schutzgebieten" wird natürlich auch vehement vereint.
Doof nur, dass es reichlich Beispiele dafür gibt, wie sich die Insektenmasse ganz leicht vermehren lässt. Und das sogar viel kleinräumiger als die meisten Schutzgebiete sind.
Solange sich der "Naturschutz" hauptsächlich in Sachen Naturverhinderung betätigt, statt wiederherstellend zu arbeiten, wird sich das Insektensterben in den Schutzgebieten auch nicht aufhalten lassen.

Statt dem NABU sollte man all das Naturschutz-Geld und die betroffenen Flächen ganz einfach den Leuten geben, die dafür sorgen, das auf ihren Flächen massig Insekten unterwegs sind. Was glaubst du, wie schnell sich dann was ändern würde...
Heumann
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Re: Wissenschaftler bestätigen dramatisches Insektensterben

Beitrag von Heumann »

Manfred hat geschrieben:Doof nur, dass es reichlich Beispiele dafür gibt, wie sich die Insektenmasse ganz leicht vermehren lässt. Und das sogar viel kleinräumiger als die meisten Schutzgebiete sind.
Hast du ein Beispiel? In meinem Kopf ist mir schon klar, dass die Naturschutzflächen durch Zurückkommenlassen der "Natur" zu einem massiven Artensterben führen, aber gibt es konkrete Insektenvermehrungsflächen?
Manfred
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Re: Wissenschaftler bestätigen dramatisches Insektensterben

Beitrag von Manfred »

Seit ich Vieh ganzjährig auf der Weide habe, haben sich die Fluginsekten auf diesen Flächen massiv vermehrt.
Ich habe keine Insektenfallen aufgestellt, aber ich kenne diese Flächen so lange ich lebe und habe dort schon als Kind Insekten beobachtet und gefangen. Deshalb meine ich, das halbwegs einschätzen zu können.
Und ich bin nicht der einzige, der diese Erfahrung gemacht hat.
Ansonsten empfehle ich, mal neben dem Misthaufen eines alten Anbindestalls anzusetzen, falls eine solche Einrichtung in eurer Gegend noch zu finden ist. Ich hatte sowas 20 Jahre ein paar Meter vor dem Fenster. Was da an Insekten und Vögeln unterwegs ist, habe ich in der Dichte noch in keinem Naturschutzgebiet gesehen.

Als Insektenvermehrungsflächen werden ja gerne die Blühflächenprogramme gerühmt.
Meine Erfahrungen damit sind eher bescheiden. Sie locken während der Blüte natürlich Fluginsekten an, aber halt hauptsächlich die, die in der jeweiligen Flur eh reichlich vorhanden sind.
Richtig schlimm finde ich die Auswirkungen auf den Boden. In der Anleitung der einjährigen Mischungen in Bayern steht gar, man soll im Herbst eine wendende Bodenbearbeitung durchführen und die Fläche dann über den Winter brach liegen lassen. Und danach braucht das Zeug auch noch lange zum Keimen und enthält nichts, das eine vernünftige Bodenbedeckung gewährleistet. Zwischen dem hochgeschossenen Zeug überall nackter Boden, wie in einem Maisfeld.
Was man da am Boden und den Bodenlebewesen kaputt macht, kann keine noch so schöne Blüte mehr ausgleichen.
Hauptsächlich ein optischer Gag für die Spaziergänger. Evtl. eine geringfügige Verbesserung gegenüber schlechten landwirtschaftlichen Praktiken. Aber wer versteht, was er da tut, dem tut es weh, das sehen zu müssen. Mein Vertrag läuft noch zwei Jahre. Ich bin inzwischen dazu übergegangen, die Sache etwas zu pimpen, um die unerwünschten Folgen zu reduzieren. Ich breche erst im Frühjahr kurz vor der Saat um und auch bei genauem Lesen konnte ich keine Regelung finden, dass man nicht zusätzlich zu dem vorgeschriebenen Saatgut noch etwas nachhelfen dürfte...
Das Ergebnis in diesem Jahr war schon ganz ansehnlich. Als ich dann die Rinder genutzt habe, um nach Ablauf der Nutzungs-Sperrfrist die Pflanzenmasse auf den Boden zu bringen, um so die Bodenbeckung noch weiter zu verbessern und den auflaufenden Jungpflanzen darunter zu helfen, fanden das auch die Schwalben und Segler klasse. Sobald die Rinder aufstanden und sich in Bewegung setzen, kamen sie aus allen Richtungen angeflogen, um der aufgescheuchten Insekten habhaft zu werden.
Wohl auch tief in der Grauzone, aber für mich doch ungleich schöner und auch irgendwie naturnäher als der Mulcher, der solche Flächen normalerweise abräumt.
Derartige Programme sollten grundsätzlich so abgefasst werden, dass sie willigen und interessierten Praktikern Raum zu Verbesserung lassen.
Hobbyschaf
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Re: Wissenschaftler bestätigen dramatisches Insektensterben

Beitrag von Hobbyschaf »

Ja, die Autoscheiben sind nicht mehr so eingesaut wie es früher mal war. Meine Fahrweise ist aber auch viel ruhiger geworden. Aber wenn es nun amtlich ist, das nicht mehr soviele Insekten unterwegs sind, mir selbst wäre es außer auf der Frontscheibe vom Auto nicht aufgefallen. Nach den kleinen Tierchen hab ich ehrlich gesagt kaum hingeschaut.

Manfred, ich habe hier ca. 3ha und bissl Wald zu bewirtschaften. Was kann ich da tun? Fällt dir da was ein oder stehst du genauso auf dem Schlauch wie ich?

Und wenn ich es mir recht überlege. Früher in meiner Kindheit sind die Ohrenkrabbler aus jeder Ritze gefallen, aus dem Türschloß vom Garten, sie waren fast überall. Dieses Jahr habe ich kaum welche gesehen.

Ganz kleine Geschichte, die ich beobachtet habe. Ich hoffe, es wird nicht OT. Vor ein paar Jahren hatte ich Laufenten angeschafft, weil die Schnecken zuviel waren. In ihrem Stall waren ganz viele kleine Punkte, die beim Misten sich bewegten. Die Enten mochten nicht mehr in den Stall. Zwei verendeten sogar, ohne das ich beim Aufmachen dannach was gefunden habe.

Das nächste Jahr gab es keine Verluste. Beim Misten habe ich unzählige Ohrenkriecher bemerkt. Und keine sich bewegende Punkte. Heute denke ich, das waren Vogelmilben oder andere kleine Lästlinge. Eigentlich mache ich genau das falsche. Bei meinen Hühnern würde ich sie gerne einsetzen, aber ich finde keine mehr. Wo sind die hin?

Dieses Jahr hatte ich massive Probleme mit den Milben bei den Hühnern. Ich fand Milbennester, die extrem waren. Habe ich jetzt einigermaüen unter Kontrolle. Vogelnester von bei uns brütenden Vögeln sind auch nicht besser drangewesen. Nur da hatte ich nicht eingegriffen. Die Schwalben im Haus haben ein zweites Nest gebaut, nachdem beim ersten die Jungtiere außerhalb des Nestes waren und auch teilweise abgestürzt sind. Die zweite Brut ist komplett aus dem Nest gesprungen. Auch bei anderen Wildvögeln konnte ich starke Verluste sehen. Hier gibt es eine Schieflage, und die ist sicherlich nicht mit Insektenhotels zu überwinden. Unterschlüpfe gibt es hier genug.

Chemie dürfte hier direkt vor Ort keine große Rolle spielen. Ich spritze nichts, Kieselgur im Hühnerstall, das war es dann schon. Altlasten von früher sind freilich in den Ritzen vom Hühnerstall, die wusten es nicht besser. Mal so ein Fliegenspray macht wohl das Kraut nicht fett, das die Oma mal nimmt. Um uns rum sind Flächen der Gäa, die arbeiten sauber. Seit 1999 bewirtschaften wir die Flächen nicht mehr, alles ist jetzt Bio. Es sind Weideflächen von Mutterkühen und weiter hinten sind Feldflächen. Ich finde die immer wunderschön, weil da noch Blumen drinnen wachsen. Würde das sehen, wenn da was gespritzt würde, da ist nichts. Also kann es nur noch von oben kommen aus der Luft.

Freilich, die Krabbler sind sicherlich nicht die Insekten, die früher die Scheiben zugemacht haben beim fahren. Aber es sind Tierchen, die mir aufgefallen sind, weil sie fehlen. Weil aus meiner Beobachtung her die Vögel unter dem Fehlen sehr leiden und wenn das so weitergeht, haben wir keine Wildvögel mehr. Oder halt sehr geschwächte. Zumindest habe ich mir vorgenommen, meine aufgehängten Nistkästen zu überholen und sie nachzusehen.

Einen großen Misthaufen haben wir hinter dem Haus, der hat da auch nicht helfend gewirkt. Ich hatte allerdings auch noch nie diese Krabbler in Misthaufennähe beobachten dürfen.
alpenblümchen
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Re: Wissenschaftler bestätigen dramatisches Insektensterben

Beitrag von alpenblümchen »

verwunderlich wie uns die medien zahlen um die ohren hauen die nie in frage gestellt werden. solange sie der botschaft dient die in unsere köpfe soll. obwohl es oft zahlen sind die schwierig zu erheben sind.

naturschutz ist eine geschäftsidee und ein geschäft. darum glaube ich denen nicht so schnell. ihre reportagen untermauern sie mit bildern von grossen äckern. als ob es überall so aussieht. wie damals als es um den mais ging: ganz deutschland eine maiswüste.
Heumann
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Re: Wissenschaftler bestätigen dramatisches Insektensterben

Beitrag von Heumann »

Manfred hat geschrieben:Ansonsten empfehle ich, mal neben dem Misthaufen eines alten Anbindestalls anzusetzen, falls eine solche Einrichtung in eurer Gegend noch zu finden ist.
offene Misthaufen sind hier von den Grünen verboten worden.

Ich hatte sowas 20 Jahre ein paar Meter vor dem Fenster. Was da an Insekten und Vögeln unterwegs ist, habe ich in der Dichte noch in keinem Naturschutzgebiet gesehen.

Manfred hat geschrieben:In der Anleitung der einjährigen Mischungen in Bayern steht gar, man soll im Herbst eine wendende Bodenbearbeitung durchführen und die Fläche dann über den Winter brach liegen lassen. Und danach braucht das Zeug auch noch lange zum Keimen und enthält nichts, das eine vernünftige Bodenbedeckung gewährleistet.
In welcher Anleitung? Von den Herstellern?
Dann muss die Politik die Programme anpassen.

Manfred hat geschrieben:Zwischen dem hochgeschossenen Zeug überall nackter Boden, wie in einem Maisfeld.
Das ist extrem wichtig für Rebhühner und Wachteln!
Manfred hat geschrieben:Was man da am Boden und den Bodenlebewesen kaputt macht, kann keine noch so schöne Blüte mehr ausgleichen.
Der Boden ist jetzt dein privates Hobby und auch das Hobby vieler Glyphosater. Damit hast du leider keine Freunde in der Politik. Es geht hier nur um Insekten, um Spendengelder, Wählerstimmen und gegen Bauern und gegen Glyphosat, auch wenn Glyphosat nichts damit zu tun hat.

Das gibt es in Niedersachsen und müsste noch viel mehr ausgebaut und auch weiter verbessert werden:

http://www.rebhuhnschutzprojekt.de/


Manfred, hast du eine Quelle zu den Wasser-Fluginsekten?
Manfred
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Re: Wissenschaftler bestätigen dramatisches Insektensterben

Beitrag von Manfred »

Bringt denn das Rebhuhn-Projekt in Niedersachsen was?
Sprich schaffen sie es, wachsende Bestände zu generieren?

Hier in Bayern hat der LBV ein Projekt (oder gehabt, weiß nicht, ob es noch besteht) wo für viel Geld Jahr für Jahr Besatzvögel an die Prädatoren verfüttert werden, weil man ja unbedingt an der Ideologie festhalten muss, dass man alles mit etwas Biotopgestaltung in den Griff kriegt.
Erfolgreiche Rebhuhn-Projekte kann ich nur in der Hand oder mit Beteiligung der Jagd.
Da haben wir in Oberfranken auch jemand, der vorführt, dass das sogar in einem einzelnen Jagdrevier klappen kann.
Die letzten Rebhühner sind hier mit unseren Kartoffeln und einem Neubaugbiet mit reichlich Katzen verschwunden.
Fasane versuchen jedes Jahr sich anzusiedeln. Leider machen unsere Jäger viel zu wenig beim Raubwild, so dass die Gelege idR gefressen werden. Dieses Jahr hat mal eine Henne im 2. Versuch 2 Küken groß gebracht. Die 3 sind mir erst vor en paar Tagen wieder über den Weg gelaufen. Der zugehörige Hahn ist aber seit dem Sommer auch wieder verschwunden.

Rebhühner sind halt Steppenvögel. Hier gab es bis vor ein paar Jahrzehnten noch viel offenes Land und das Raubwild wurde intensiv bejagt. Jetzt seht alle paar Meter an Ansitzbaum für die Greife (weil ja durchgewachsene Hecken mit eingestreuten Einzelbäumen und Alleebäume so öko sind).
Der Jäger, von dem ich oben sprach, verzichtet auf die Förderung aus dem bayerischen Heckenprogramm, versucht mögl. große Räume ohne Ansitzwarten zu schaffen und hält die Hecken niedrig und dicht. Bei seinen Zählungen kommt er auf ca. 3 x so viele Vogelnester wie in nach dem bayerischen Programm gepflegten Hecken. Wieso wohl...

Im Wild und Hund Forum gibt es ein paar gute Threads zur Rebhuhnhege. Da wurden auch mehrere erfolgreiche Projekte aus dem Ausland vorgestellt.

Wegen der Anleitung: Ja, im Texte des Herstellers der vorgeschriebenen Saatmischung.

Was den Boden angeht: Ja, der ist bei den allermeisten Förderprogrammen und sonstigen Regelungen konsequent außen vor.
Wenn ich nur wieder die neue Düngeverordnung ansehe...
Wer Humusaufbau betreibt, darf den dazu nötigen Stickstoff nicht bilanzieren, und muss so auf Ertrag verzichten.
Wer Humusraubbau betreibt, braucht den freigesetzten Stickstoff auch nicht zu bilanzieren und darf ihn in Form von Ernteerträgen abfahren oder sind Grundwasser sickern lassen.

In der deutschen Politik geht es zu wie in der Steinzeit: Man sieht ein Problem, sucht sich einen vermeintlich passenden Stein, und haut dann so lange drauf, bis sich nichts mehr rührt.
Dass man dabei jeweils 3 neue Schäden anrichtet, interessiert so lange nicht, bis diese akut werden. Und dann sucht man sich den nächsten Stein...
Dass Natur unglaublich komplex ist und man deshalb ein flexibles Management braucht, das jede Entscheidung an einem ganzheitlichen Kontext misst und die Wirkung jeder Maßnahme konsequent überwacht und die Maßnahmen bei Bedarf sofort korrigiert, werden sie wohl auf absehbare Zeit nicht verstehen.
Wenn sich etwas ändern soll, dann wird das nur in Form eine Bewegung von unten geschehen, indem Praktiker vormachen, wie es besser geht.
Manfred
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Re: Wissenschaftler bestätigen dramatisches Insektensterben

Beitrag von Manfred »

Gerade per Newsletter gekriegt:
https://www.savory.global/savory-journe ... o-the-wild

Die Hirten in Afrika, die mit offenen Augen durch ihr Land wandern, kapieren es idR sofort, wenn ihnen die Auswirkungen unterschiedlichen Managements gezeigt werden.
Die verkopften europäischen Schreibtisch-Naturschützer, wo seit Jahrzehnten einer vom anderen abschreibt und man hauptsächlich damit befasst ist, sich gegenseitig in eingefahrenen Ideologien zu bekräftigen, werden dafür wohl noch eine Weile benötigen...
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