Wollbotschafterin auf der grünen Woche

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Naturwolle
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Wollbotschafterin auf der grünen Woche

Beitrag von Naturwolle »

Hallo an Alle,

im Januar waren wir Spinnerinnen von der Handspinngilde eingeladen beim VDL: https://www.schafe-sind-toll.com/vdl/, als Wollbotschafterinnen. Dazu gibt es hier auch einen kleinen Film: (ich bin die mit dem Stirnband) : https://www.handspinngilde.org/kurze-me ... -19-2.html.

Ich bekam dort ausser den Kontakten, die ich schon habe, noch zusätzliche Kontakte zu Schafhaltern. Erfuhr auch wiedermal, wie schwierig das Thema Wollverwertung und Wollentsorgung ist (Wollpellets etc) und es macht mich wütend :sauer1: , dass es kein landwirtschaftliches Erzeugnis, sondern, als Nebenprodukt gehändelt werden muss. Gleichzeitig suchen wir Wollverarbeiter Wolle!

Ich möchte daher hier regional diese Thema ausbauen, da ich schon als Jugendliche über die Rohwollrettung zum Thema Schaf und Wolle kam und es mich seitdem nicht mehr losgelassen hat. :) Ich möchte gerne Schafhalter und Wollverarbeiter regional noch mehr zusammenbringen und schauen was da möglich ist.

Es gibt von einer Spinnfreundin dazu schon ein tolles Modell: https://rohwoll-kampagne.blog/

Meine Vision! --> Bedeutung und Wert für heimische Wolle und Wolle von Schafen die vom Aussterben bedroht sind, soll wieder zunehmen!
---> Faire Entlohnung der Schäfer für ihre Wolle! :michel:

Meine Frage nun: gibt es hier im Forum Schafhalter aus Berlin und Oberhavel oder kennt ihr jemanden, der nicht hier im Forum ist und Interesse daran haben könnte?

Wollige sonnige Grüße
Anke
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Re: Wollbotschafterin auf der grünen Woche

Beitrag von Stockmann »

Ich kenne einen Schäfer aus OHV der gerade seine größere Herde auf Nolana umzüchtet da er im letzten Jahr kein Gramm Wolle zu einem Preis verkaufen konnte, der die Schurkosten deckt. Der hat m.W. noch mehrere Großballen liegen. Wenn Interesse an größeren Mengen besteht, ich denke die Abnahme von ein paar KG macht wenig Sinn, stelle ich gern einen Kontakt her.
Fleisch ist ein Stück Lebenskraft.

Nolana: Schafe der Vernunft.
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shorty
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Re: Wollbotschafterin auf der grünen Woche

Beitrag von shorty »

Klasse Anke, danke für Deinen Beitrag.

Nach wie vor ne gute Sache, auch wenn ich nach einigen Jahren diesbezüglich lange nicht mehr so euphorisch bin wie die ersten Jahre :-))
Finds aber dennoch gut Dein Engagement und freue mich nach vielen Jahren relativ einsam auf dem Wollposten in diesem und dem alten Schafforum auf Zuwachs :-))
Grüne Woche hätte ich auch gerne gemacht, ging leider nicht.

Fakt ist allerdings meines Erachtens um den Beitrag drunter auch noch gleich aufzugreifen, Großballen sind relativ uninteressant, da überhaupt nicht sortiert, da Woolhandling schon Jahrzehnte hier bis auf Ausnahmen keinerlei Stellenwert mehr hat.
Alles unsortiert gestopft ist im Prinzip einfach ganz wenig wert und für Handspinner fast komplett uninteressant.
Für Großmengen fehlt schlicht und ergreifend etwas die Industrie dahinter, Wollwäsche und auch Spinnereien usw.
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Re: Wollbotschafterin auf der grünen Woche

Beitrag von Steffi »

Es gibt ja schon noch ein paar kleine Wollwäschereien und Spinnereien. Allerdings sind die Preise auch eher was für Liebhaberstücke und nicht für große, unsortierte Masse.
Ich will jetzt zum ersten Mal meine Schwarznasenlammwolle da hin bringen, weil ich es allein nicht mehr schaffe, das alles zu verarbeiten. Zumindest zum Waschen und Kardieren. Spinnen geht ja dann ohne Kraftakt abends vor dem Fernseher.
Wer Bedarf an Schwarznasenwolle (gleich bei der Schur sortiert) hat, kann sich gern bei mir etwas abholen.

Im Herbst gibt es dann evtl. auch ganz besondere Lammvliese... :love:

LG,
Steffi
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shorty
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Re: Wollbotschafterin auf der grünen Woche

Beitrag von shorty »

Ja ist mir bekannt :-)) aber halt alles nicht für mehrere Großballen geeignet, zum einen was die Menge betrifft, zum anderen den Preis.

Wir haben ja vor ein paar Jahren hier mit der örtlichen Gruppe die Schur eines Merinohalters regional hier aufgekauft.
Da kam ein Kardenbandpreis , als reiner Unkostenbeitrag von grob 13 Euro das Kilo raus.
Die nächste Anlaufstelle was waschen usw betrifft ist der Regensburger, für nicht nur Kleinmengen.
Andere Großmengen gehen nach Belgien.
Solange da keine Infrastruktur für wirklich industrielle Mengen vorhanden ist, bleibt das denke ich im Hobbybereich, was ja auch nicht verkehrt ist, aber nicht das Hauptproblem löst. .
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Henry
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Re: Wollbotschafterin auf der grünen Woche

Beitrag von Henry »

Wolle muß doch gar nicht regional gehandelt werden. Wenn nur das Vertrauen größer und der Anspruch geringer wäre, wäre Versand kein Problem. Leider kennt die Schafschur heute nur noch das Ziel der „Sauberen Schafe“. Sortiert wird bei der Schur nicht mehr und Nachschnitt wird hingenommen und verbleibt in der Wolle. Das ist auf Spinner- und Filzerseite nicht akzeptabel. Andererseits denken grade Anfänger in der Wollverarbeitung, Rohwolle gewaschen wäre sowas wie Kardenband oder Kammzug.
Hier müssen beide Seiten voneinander lernen.

Dabei läßt sich die Qualität der Vliese tatsächlich gewalltig steigern durch einfache Maßnahmen vor, bei und nach der Schur. Aber man muß als Schäfer wissen, was genau den Wollkunden ärgert oder ihm die Verarbeitung erschwert.

Die verbreitete Politik, - Alles rein in den Sack! - ist für die traurigen Großaufkäuferpreise verantwortlich. Mit der Qualität ist Handspinnwolle zu Handspinnnwollpreisen nicht zu rechtfertigen. Das gibt nur Verdruß.
Henry
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Re: Wollbotschafterin auf der grünen Woche

Beitrag von Steffi »

Für jemanden mit mehr als 50 Schafen ist das, wie gesagt, keine Lösung. Leider. Hab mir aber fest vorgenommen, alles, was ich mir leisten kann/will, in die kleinen Manufakturen zu geben, damit uns die nicht auch noch wegsterben. Da sortiere ich aber vorher sehr pingelig aus und werf´auch schon mal ganze Vliese auf den Kompost, die mir das Geld nicht wert sind.

Ich fänd´s ja schön, wenn das unregelmäßige Aufploppen von Mulesing in den Medien mal was ändern würde und der Trend wieder mehr zu regionaler Wolle gehen würde. Aber so ein Artikel ist ebenso schnell wieder aus dem Gedächtnis, wie er gelesen ist... Projekte wie Nordwolle finde ich ja toll, aber es ist ein Nischenprodukt und wird es wohl auch bleiben. Leider.

LG,
Steffi
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Re: Wollbotschafterin auf der grünen Woche

Beitrag von Steffi »

Mal vom Sortieren, etc. abgesehen: Für wen sollten deutsche Schafhalter denn Wolle in großem Stil produzieren? So homogene, feine Wolle wie die Australier sie in riesigen Mengen liefern, bekommen wir mit unseren kleinen, heterogenen Herden nicht hin. Und die wenigsten hier gehaltenen Schafe geben eine Wolle, die man als "kuschelig" bezeichnen würde... Was da übrig bleibt, ist halt Liebhaberei oder Idealismus, aber nichts für Masse.

LG,
Steffi
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shorty
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Re: Wollbotschafterin auf der grünen Woche

Beitrag von shorty »

Henry hat geschrieben: Die verbreitete Politik, - Alles rein in den Sack! - ist für die traurigen Großaufkäuferpreise verantwortlich. .
Das sehe ich ebenso.
Logisch kann der Schafhalter die Sortierung nicht alleine schultern, mit mehreren Schafen.
In anderen Ländern mit deutlich mehr Schafen gibts da halt auch geeignete Arbeiter für.
Rein realistisch ist es nun mal so, dass viele kg Rohwolle genau den Betrag einbringen den sie wert sind.
Die Qualität ist einfach auch demnach.
Hab schon viele Tonnen Rohwolle gesehen. Manche Bigpacks sind gar nichts wert, nicht mal die 50 cent pro kg, leider.

Ich bin auch ganz stark für faire Preise, weil ich da echt mein Herz dran gehängt habe ;-).
Fair bedeutet aber auch für beide Seiten, auch wenn das sicher nicht jeden hier zu Jubelstürmen hinreisst , ich denke es ist falsch die schwarzen Peter da nur auf die Verbraucher abzuschieben.
Dazu hab ich einfach schon zu viel gesehen diesbezüglich.Weiss schon dass das hier nicht bei jedem gut ankommt.

Was sich mir halt rechnerisch nicht erschliesst, selbst wenn der Preis für die Big Packs die Schurkosten nicht ganz deckt so verringert er die Unkosten dennoch. ( ausser man findet keinen Aufkäufer )
Ist meines Erachtens immer noch besser nen evtl nicht kostendeckenden Betrag zu erzielen als die Säcke einfach stehen zu lassen, nach 2 Jahren sind die nahezu wertlos.
Zuletzt geändert von shorty am Sa 23. Feb 2019, 13:41, insgesamt 1-mal geändert.
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shorty
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Re: Wollbotschafterin auf der grünen Woche

Beitrag von shorty »

Steffi hat geschrieben:Mal vom Sortieren, etc. abgesehen: Für wen sollten deutsche Schafhalter denn Wolle in großem Stil produzieren? So homogene, feine Wolle wie die Australier sie in riesigen Mengen liefern, bekommen wir mit unseren kleinen, heterogenen Herden nicht hin. Und die wenigsten hier gehaltenen Schafe geben eine Wolle, die man als "kuschelig" bezeichnen würde... Was da übrig bleibt, ist halt Liebhaberei oder Idealismus, aber nichts für Masse.

LG,
Steffi
Ist schon was dran, aber letztlich ist genaugenommen der Punkt, dass die Wolle sofern man Wollschafe hält eben sowieso anfällt.
Es ist keine forcierte Produktion.
Wer das konsequent nicht haben möchte , muss auf Haarschafe umstellen.
Das wäre die logische Schlussfolgerung.
Ich denke schon dass man auch mit heimischer Wolle was erreichen kann, es gibt ja schon das ein oder andere Nischenprodukt.
Für die Masse müsste sich was Feinheit betrifft evlt schon was ändern, wobei GBR im Schnitt auch keine so viel feinere Wolle im Programm hat.
Vermarkten tun die das dennoch besser.
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