1. Schur im Jahr bei Lämmern (Wollschafe)

Zesti
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Re: 1. Schur im Jahr bei Lämmern (Wollschafe)

Beitrag von Zesti »

Also wir scheren immer im ersten Jahr. Da somit die Zippen besser wachsen. Meistens wird im Juli oder August geschoren.

Die Muttern sowie die Zippen ebenfalls werden vor dem Lammen geschoren. Somit sind sie beim Ablammen ohne Wolle, was mehrere Vorteile haben kann.
Bei uns werden die Muttern aber auch aufgestallt zum lammen.
Fröschchen
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Re: 1. Schur im Jahr bei Lämmern (Wollschafe)

Beitrag von Fröschchen »

grauwoller hat geschrieben:
...
In diesem Jahr gab es für die Bundesschau-Schafe die Vorgabe Schurtermin März/April.
... die Wolle hatte noch nicht den Wärmeimpuls erhalten und war in keinster Weise abgesetzt. Der Schafscherer hat dann verständlicherweise auch gemeckert, und das Ergebnis war oftmals unansehlich.

Ist das so wie bei Geflügel, daß die durchgemausert haben sollen, sonst stoppelig und gruselig zum Rupfen?

Christoph
Zesti hat geschrieben:Also wir scheren immer im ersten Jahr. Da somit die Zippen besser wachsen. Meistens wird im Juli oder August geschoren.

Besser wachsen? Weil man den Bauch besser sieht und dementsprechend füttern kann?

Die Muttern sowie die Zippen ebenfalls werden vor dem Lammen geschoren. Somit sind sie beim Ablammen ohne Wolle, was mehrere Vorteile haben kann.
Bei uns werden die Muttern aber auch aufgestallt zum lammen.
Wie lange bedeutet i.d.R. "Aufstallen zum Lammen"? Bis Absetzen?
grauwoller hat geschrieben:habe heute die gekämmte bedeutet das "kardiert"? Will doch zulernen!Lammwolle ... ist einfach tolles Material.
Darüber verfügen wir erst, seitdem wir es zur Regel gemacht haben, dass unsere im Feb. Mä. geborenen Lämmer Ende Juli/Anfang August geschoren werden. Prima Idee, und die lieben "Ollen" traditionell im Mai. Danke für Deine Aussage, da mein (ur)alter Schafscherer Lämmer zu scheren -wann auch immer- immer verneinte. Trotzdem auch er sagte, mindestens alle 12 Monate müsse geschoren werden.
Die Schlachtlämmer haben dann auch verkaufsfähige Felle zu bieten weil wenn nicht: zu zauselig/ müßte denn dann der Pelz nach dem Gerben noch geschoren werden?

Christoph
Liebe Forgler, seht's mir bitte nach, daß die Zitate und Einzelnachfragen in der optischen Darstellung so gruselig aussehen, kann es aber (noch) nicht besser.
Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muß man vor allem ein Schaf sein. (Albert Einstein)
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Re: 1. Schur im Jahr bei Lämmern (Wollschafe)

Beitrag von grauwoller »

Das Absetzen der Wolle mit der Mauser beim Geflügel zu vergleichen scheint mir nicht ins Schwarze zu treffen, weil hier geht´s darum, die Winterbehaarung loszuwerden, die Mauser findet ja meines Wissens auch im Sommer statt? Das Wild schaf lässt die Winterhaare mit zunehmender Frühjahrswärme peux a´peux fallen, was übergangsweise struppig aussieht, siehe Haarschafe, wie Nolana oder Wiltshire-Horn.
Beim Auf Wolle gezüchteten Schaf zeigt sich dieser natürliche Vorgabg dadurch, dass sich die Wolle "absetzt", was bedeutet, dass sie aufhört zu wachsen, und der Schafscherer kann an dieser Absetzlinie wunderbar und widerstandsarm entlangscheren - es gibt dann also keine Scherereien!
Kämmen und Kardieren ist ein und dasselbe, was daher rührt, dass man früher mit den Fruchtständen der Karden (oder auch Weber-Karden genannt) die Schafwolle gekämmt hat.
Zesti´s Anmerkung mit dem besseren Wachstum der Lämmer nach der Schur kann ich bestätigen, was ursächlich damit zusammenhängt, dass sie dann deutlich mehr fressen.
Ob du jetzt Felle mit langer zauseliger Lammwolle scherst, hängt doch letztendlich davon ab, ob deine Fell-Kunden lang und zauselig, oder lieber kurz und knapp haben wollen.....

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shorty
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Re: 1. Schur im Jahr bei Lämmern (Wollschafe)

Beitrag von shorty »

piep, :engel1: also kardieren und kämmen ist nicht ein und dasselbe, da muss ich leider wiedersprechen :-))
Das sind zwei untersch. ! Aufbereitungsformen die auch bei der passenden Spinntechnik untersch. Garne ergeben, sowohl im Handspinnbereich als auch im Industriebereich.

Und die Weberkarde hat man dazu nicht so häufig verwendet, auch wenn das der Name andeuten würde.

Die Weberkarde wurde in erster Linie zum Wollstoff aufrauhen verwendet.
http://joshuaellis.com/teasels-the-finishing-touch/
Zum Kämmen verwendet man Wollkämme die gänzlich anders aussehen wie Karden.
Kämme :
http://www.faserfieber.de/wollkamm/bilder/kaemmen3.jpg
Karden :
https://wollkunst.files.wordpress.com/2 ... c17398.jpg

In der Industrie wird dieser Kamm -Effekt durch mehrfaches verziehen/strecken erreicht.
In D gibt es meines Wisssens keine industrielle Kämmerei, alles was ich bisher gesehen habe war Vlies oder Kardenband....
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Re: 1. Schur im Jahr bei Lämmern (Wollschafe)

Beitrag von Henry »

shorty hat geschrieben:piep, :engel1: also kardieren und kämmen ist nicht ein und dasselbe, ... Das sind zwei untersch. ! Aufbereitungsformen die auch bei der passenden Spinntechnik untersch. Garne ergeben, sowohl im Handspinnbereich als auch im Industriebereich. ...
In D gibt es meines Wisssens keine industrielle Kämmerei, alles was ich bisher gesehen habe war Vlies oder Kardenband....
... und deshalb haben manche Probleme, allerfeinste und hochwertige Wolle zu verarbeiten. Bluefaced Leicester wird in aller Regel gekämmt und nicht kardiert. Der Unterschied - auch in der Verarbeitungszeit - ist deutlich.
Henry
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shorty
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Re: 1. Schur im Jahr bei Lämmern (Wollschafe)

Beitrag von shorty »

Gibt halt auch ein anderes Garn.
Kammzug gibt Kammgarn
Vlies , Kardenband oder Krempelband wie es manchmal auch genannt wird gibt Streichgarn

Die Garne haben untersch. Verwendungszweck auch in der Industrie.
Zum einen ist der Zeitaufwand höher beim Kämmen, zum anderen der Ausschuss sprich da wird ja alles kurze aussortiert.
Verarbeiten kann man BFL auf beide Arten ;-) ich mag beides, verwende es aber für untersch. Zwecke.
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Re: 1. Schur im Jahr bei Lämmern (Wollschafe)

Beitrag von Zesti »

Fröschchen hat geschrieben:
Besser wachsen? Weil man den Bauch besser sieht und dementsprechend füttern kann?
Wie schon richtig von Grauwoller genannt, nehmen die Lämmer besser Futter auf damit die Wolle nachwächst und somit nehmen sie auch allgemein zu.
Fröschchen hat geschrieben: Wie lange bedeutet i.d.R. "Aufstallen zum Lammen"? Bis Absetzen?
Also bei uns werden die Deckzeiten mit Deckkissen beobachtet. Wenn die Menge an gedeckten Muttern erreicht ist, werden die Böcke entfernt. Danach wird nach 7-8 Wochen Ultraschall gemacht.
Die Muttern werden ca. 1,5-2 Wochen vor der Lammzeit geschoren, nach Ablauf der Lammzeit (in der Regel zwischen 2-4 Wochen lang), bleiben die Lämmer 50Tage bei der Mutter. Nach der Zeit werden die Muttern nach ca. 1 Woche von der Milch abgesetzt und danach gehen sie wieder raus.
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Re: 1. Schur im Jahr bei Lämmern (Wollschafe)

Beitrag von grauwoller »

Aha, die Wollexperten melden sich zu Wort.
Dass man Karden früher eher zum Aufrauhen von gewalkten Stoffen verwendet hat, kann ich bestätigen, zu sehen im Industriemuseumin Kuchenheim.
Mir ging es nur darum,die sprachliche Herleitung zur Karden-Pflanze anzusprechen, sonstige Spitzfindigkeiten in Sachen Wolle überlasse ich anderen....
Im Grunde geht es mir darum,aus meinem tollen Rohstoff Wolle, eine vielseitige Produktpalette mit guten verkaufserfolgen und optimalen physikalischen Eigenschaften für den jeweiligen Bedarf hinzubekommen. Ob sich das dann Kardieren oder Kämmen nennt,ist mir vollkommen wurscht.
Dickel von Sauerlandwolle berechnet mir dann für´s Kardieren den Kämmlohn, also scheinen die Bezeichnungen auch bei den Profis variabel benutzt zu werden...
Genaugenommen ist das Kardieren das Ausrichten sämtlicher Wollfasern in eine Richtung,während beim Kämmen eine Trennug verschieden langer Haartypen erfolgt. Also müsste Dickel eigentlich einen Kardierlohn geltend machen...Aus meiner Sicht Wortklauberei und inhaltlich zu vernachlässigen,wenn man für sich klar hat ,was mit der Wolle passieren soll,und was nicht. Und da binich froh, dass bei Dickel nicht gewolft wird,und das Ergebnis nach dem Kardieren ein Produkt liefert, welches von Spinnern und Filzern gerne genommen wird!

ich werd´mir jetzt gleich meine Zähne putzen, meine Haare kardieren, und ins Bett gehen, gute Nacvht allerseits, Christoph
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Re: 1. Schur im Jahr bei Lämmern (Wollschafe)

Beitrag von shorty »

Schade...

Man hätte es einfach als fachliche Info sehen können.
Ist inhaltlich einfach was anderes, Sauerlandwolle kardiert und stellt Streichgarn her , wie auf der HP zu lesen ist.
Kardierte Fasern sind übrigens nicht alle in einer Richtung, auch wenns für Dich keine Rolle spielt...
Ich denke es gibt einfach versch. Fachbereiche, kann man durchaus anerkennen. Mit Wortklauberei hat das absolut nichts zu tun, ein Fachforum sollte in meinen Augen schlicht die richtigen Fachbegriffe verwenden.
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Re: 1. Schur im Jahr bei Lämmern (Wollschafe)

Beitrag von Henry »

shorty hat geschrieben:Mit Wortklauberei hat das absolut nichts zu tun, ein Fachforum sollte in meinen Augen schlicht die richtigen Fachbegriffe verwenden.
Darauf sollten wir achten!
Es beim Kämmen schon ein anderes Gerät, was zum Einsatz kommt, weil dabei auch die Faserrichtung beibehalten bleiben soll. Mit einer Karde möchte ich mich nicht kämmen. Der Wertverfall der hiesigen Wolle hat auch damit zu tun, daß die Produzenten darüber zu wenig wissen und daher auch bei der "Ernte" zu wenig auf den folgenden Arbeitsschritt achten. Second cuts lassen sich beim Kardieren schwer entfernen. Beim Kämmen fallen sie als Abfall an ...

Kämmen - von Hand - ist das sanftere Verfahren. Wenn dabei was reißt, läuft was falsch. Fasern von 12 Zentimetern Länge oder darüber lassen sich kaum auf einer Kardiermaschine erhalten. Kraft reißt die kurz.
Henry
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