Das scheint dieser Versuch zu sein, von dem ich vor längerer Zeit mal gelesen hatte. Ich hab mich immer gefragt, was da wohl draus geworden ist.
Die Erkenntnisse finde ich sehr interessant und sie entsprechen eigentlich meiner Erwartung. Litzen sind relativ leicht zu überwinden, mit genug Schwung kommt man da gut durch. Da habe ich auch immer wieder mal einzelne Schafe, die das schnell raus haben. Aber auch bei den Schafen hilft es sehr, wenn die unterste Litze möglichst dicht über dem Boden ist.
Netze sind deutlich schwieriger zu überwinden, eigentlich nur durch Überspringen. Und genau das machen weder die Schafe noch die Wölfe mal einfach eben so. Auch für Schafe sind 90 cm absolut kein Hindernis. Trotzdem bleiben sie drin. Weil sie nämlich a) Respekt vor dem Zaun gelernt haben und b) Springen viel Mut erfordert. Die Aussage, dass Wölfe (normalerweise) nicht springen, halte ich nicht für falsch. Selbst meinen Hunden musste ich das Springen über den Zaun beibringen und die jüngere traut sich immer noch nicht, wenn ich sie nicht deutlich auffordere. Das Überspringen muss ja im freien Flug passieren. Vermutlich würde ein Wolf jedoch erstmal versuchen am Zaun hochzusteigen oder sich mit den Pfoten draufstützen, um einen Überblick zu bekommen und die Lage einzuschätzen. Dabei bekommt er ja dann schon den Strom zu spüren.
Natürlich wird es immer wieder einzelne Wölfe geben, die es lernen über einen Zaun zu springen. So wie man auch immer mal einzelne Schafe hat, die ständig ausbrechen. Diese Wölfe sollten tatsächlich möglichst schnell geschossen werden, damit sie dieses Verhalten nicht ihrem Nachwuchs beibringen. Aber die meisten Wölfe werden nicht springen und es auch nicht mal eben schnell lernen. Wenn sie Respekt vor dem Zaun gelernt haben, weil sie beim Versuch ihn zu überwinden eine gewischt bekommen haben, dann werden sie sich nur noch mit viel Vorsicht nähern, wenn überhaupt.
Weiß jemand, ob man diesen Versuch und die Ergebnisse irgendwo detaillierter nachlesen kann? Der Bericht ist ja leider ziemlich kurz.
LG Saskia
Edit: Hab was gefunden:
http://www.protectiondestroupeaux.ch/fi ... _final.pdf
Saskias Beitrag habe ich mal in einen von den Medienmeldungen getrennten Herdenschutzthema reinkopiert...
Absolut interessante Analyse, die Sasdi hier verlinkt, sie zeigt anschaulich, wie sich Caniden am E-Zaun verhalten.
Trotzdem ist diese Analyse nur bedingt auf wildlebende Wölfe zu übertragen, denn der Versuch fand wie beschrieben in einer geschlossenen Wolfsanstalt statt und funktionierte so eben nur über Futterkonditionierung und das ist leider für wildlebende Wölfe wenig repräsentativ. Die Wölfe graten hier in eine Zwangslage und müssen sich (um nicht zu verhungern) früher oder später "irgendwie"verhalten und können nicht wählen oder ausweichen.
Just an dem Tag, als Saskia den Beitrag eingestellt hatte, hatte ich an meiner Koppel den 4. (bemerkten) Wolfsbesuch in dieser Wintersaison. Da ich seit Jahresende eine gut funktionierende Wildkamera an der Hauptangriffsseite installiert habe, konnten auch dieses mal die Grauen in 3 Videosequenzen a 15 sek nachgewiesen werden. Bei der FF Kontrolle an der Koppel auf dem Display glaubte ich noch, die Sequenzen würden einen kurzen Zeitabschnitt umfassen. Insgesamt konnte ich nach Spurenlage 4 Wölfe ausmachen, 3 Individuen waren auf den beiden ersten zu sehen, auf der letzten ein Einzeltier. Die Hauptangriffsseite ist ein Getreideacker mit derzeit weicher Oberfläche.
Am Nachfolgenden Tag untersuchte ich die Spuren genauer und bemerkte, dass 3 Wölfe zusammen unterwegs waren und an wenigen Stellen bis nah an den E-Zaun gelangten. Die meisten Spuren, parallel zur Koppel, verliefen 5-10 m vom E-Zaun entfernt. Jedoch verging von der ersten Sequenz bis zur 2. 8 Minuten, das erstaunte mich, weil ich nicht weiß, was die Wölfe in dieser (langen) Zeit an der Koppel veranstalteten. Nach der Spurenlage in Kombination mit den Fotofallensequenzen sah es so aus, als checkten die Wölfe den Zaun nur ab, bemerkten den Strom und zogen relativ zügig von dannen, denn den Strom kennen sie bereits vom letzten Besuch. Um die gesamte Koppel konnte ich keinen Angriffsveruch ausmachen, der darauf hindeuten könne, den vor dem Knotengitterzaun installierten E-Draht zu überwinden.
Eine reichliche Stunde später kam ein 4. Wolf im geschnürten Trab den anderen hinterher getrottet, stellte sich kurz vor die Fotofalle und zog geradlinig ohne sich weiter für die Schafe zu interessieren den anderen hinterher.
Naja, bin gespannt, wie sich die Geschichte weiter entwickeln wird. Eins weiß ich, die Wölfe werden wieder kommen...
Grüße