Herdenschutzhunde nicht einsetzbar

SchnuckenschäferROW
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Re: Herdenschutzhunde nicht einsetzbar

Beitrag von SchnuckenschäferROW »

Die wenigen, die überhaupt sowas haben, sind da völlig unterschiedlich. Stockmann ist wie alle Brandenburger ziemlich in den Arsch gekniffen. Da hat die AG-HSH einen staatlichen Freibrief bekommen. Zumindest bis da einer mal gegen klagt.
Bayern legt keine Rassen fest, Schleswig-Holstein schafft die Rassenliste ab und in NRW will man das Monopol auf zwei Rassen auch verhindern.
In Niedersachsen sind alle HSH förderfähig, deren Eltern keine Aggressivität gegenüber Menschen nachgewiesen haben. Hier gibt es erste Überlegungen, in Richtung Unterhalt für geprüfte HSH, rassenunabhängig nachzudenken, statt eine hirnlose Welpenvermehrung wie in manchen anderen Bundesländern mit staatlichem Segen.
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Henry
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Re: Herdenschutzhunde nicht einsetzbar

Beitrag von Henry »

Ist dies hier eine anerkannte und förderfähige Rasse?
hsh.jpg
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"Abruzzo" stand dabei.
Henry
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Wild-Bunch-Chris

Re: Herdenschutzhunde nicht einsetzbar

Beitrag von Wild-Bunch-Chris »

balin hat geschrieben:. Meine Aufgabe wird im Zusammenhang mit HSH vor allem sein, sie zuverlässig abrufen und kurzzeitig absondern zu können.
Das ist kein grosses Thema - erstens ruft man die Hunde ja nun nicht grad, wenn da 5 Wölfis am Zaun rumlungern, zweitens gewöhnen die Hunde sich schnell an tägliche/regelmäßig wiederkehrende Abläufe, auch daran, dass sie bei bestimmten Tätigkeiten mal kurz "ausser Dienst" gestellt werden, drittens kommen die Hunde ja auch gern zu einem, denn weng Knuddeln und so muss schon auch sein.

Der Schäfer aus Tirschenreuth arbeitet auch mit Hütehund und HSH - warst Du da in der Zwischenzeit schon? Wenn der Hüti da etwas an der Herde macht - das Tor zur Durchfahrt freihalten, oder die Herde beim Zufüttern kurz fernhalten, reagieren die HSH wie die Schafe auf den Hüti.

Und ansonsten hast Du bei der Herdenschutzveranstaltung in Plankenfels die Gelegenheit mit einer sehr guten Hundetrainerin zu reden, das ist die Trainerin, die auch fürs LfU in Sachen HSH tätig ist und ein gutes Händchen für die Hunde im Einsatz hat.

Eine gute Bindung an den Menschen und dementsprechend ein gutes Maß an gegenseitigem Vertrauen und Zusammenarbeit ist kein Hinderungsgrund für die Hunde, sich eng an "ihre" Weidetiere zu binden.

LG, Chris
Manfred
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Re: Herdenschutzhunde nicht einsetzbar

Beitrag von Manfred »

Henry hat geschrieben:"Abruzzo" stand dabei.
https://de.wikipedia.org/wiki/Maremmen- ... %A4ferhund

Die sind m.E. den Pyrenäen-Berghunden ziemlich ähnlich.
In den Abruzzen habe ich sie hauptsächlich freilaufend in kleinen Rudeln bei den Herden gesehen.
SchnuckenschäferROW
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Re: Herdenschutzhunde nicht einsetzbar

Beitrag von SchnuckenschäferROW »

Ein Foto von einem aufgefressenen HSH ist dann doch ein bißchen zu wenig Info...

Weitere Fakten wären da schon hilfreich, wie z.B. Wo und wann war das (Jahreszeit), wieviele HSH gegen wie viele Wölfe, freilaufende Herden z.B. im Gebirge oder gekoppelt oder gar gehütet und im Beisein von Menschen, uvm..

Das z.B. ein einzelner HSH gegen mehrere erfahrene Wölfe keine Chance hat, ist wohl jedem klar. Und wenn ein HSH zur Weicheier-Fraktion gehört, merkt auch ein Wolf schnell, dass der am Zaun nur einen auf dicke Hose macht und nix dahinter sitzt. Dann holt der nicht mal seine Kumpels, um den zu erlegen.
NOCH haben wir hier glücklicherweise keine Großrudel, womit jeder HSH, sei er auch noch so gut, schlicht überfordert ist. Sollte dieser Tag irgendwann eintreten, können wir tatsächlich alle einpacken.
Was die, die uns vorschreiben wollen, mit was für Hunden wir die Herden schützen sollen, begreifen müssen ist, fördern wir in Deutschland nur noch die Kuschelhunde einiger weniger, kommt irgendwann der Tag, an dem die Wölfe flächendeckend begreifen, dass die HSH leichte Beute sind, leichter als Schafe...
Dann brauchen wir nicht mehr anfangen, Hunde mit mehr "mentaler Stärke" zu züchten!
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Re: Herdenschutzhunde nicht einsetzbar

Beitrag von balin »

@ Chris
Das mit dem Abrufen in Verbindung mit täglichen Ritualen sehe ich ganz ähnlich. Ich habe unter anderem deswegen schon mehrere Hunde um nicht immer einen alleine am Rockzipfel zu haben. Die beschäftigen sich auch gerne miteinander, aber wenn ich komme freuen sie sich und dann gehen sie mit mir auch zu ihrer Burg. Sie haben da einen Bauwagen, eine große Hundehütte, einen Zaun aussenrum und sie werden da gefüttert. Das ganze mit Ausblick auf die Weide und in den Stall! Sie bleiben also in jedem Moment Teilhaber am Geschehen und werden das wohl nicht als Wegsperren betrachten sondern eher als angenehme Abwechslung ;)
Um mal das Zusammenwirken von Hüte- und Herdenschutzhunden zu sehen, muß ich mir mal etwas mehr Zeit nehmen. Das muß man ja in Alltagssituationen sehen, wo man selber nicht stört. Das nehme ich mir mal für das Frühjahr vor.
Bin wirklich gespannt, was andere in Plankenfels zu erzählen haben. :hund2:
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Henry
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Re: Herdenschutzhunde nicht einsetzbar

Beitrag von Henry »

SchnuckenschäferROW hat geschrieben:Ein Foto von einem aufgefressenen HSH ist dann doch ein bißchen zu wenig Info...
Mir kam das nicht darauf an, wann, warum und wie die gefressen werden, sondern welche.
Henry
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Re: Herdenschutzhunde nicht einsetzbar

Beitrag von Stockmann »

Wild-Bunch-Chris hat geschrieben:
balin hat geschrieben:. Meine Aufgabe wird im Zusammenhang mit HSH vor allem sein, sie zuverlässig abrufen und kurzzeitig absondern zu können.
Das ist kein grosses Thema - erstens ruft man die Hunde ja nun nicht grad, wenn da 5 Wölfis am Zaun rumlungern, zweitens gewöhnen die Hunde sich schnell an tägliche/regelmäßig wiederkehrende Abläufe, auch daran, dass sie bei bestimmten Tätigkeiten mal kurz "ausser Dienst" gestellt werden, drittens kommen die Hunde ja auch gern zu einem, denn weng Knuddeln und so muss schon auch sein.

LG, Chris

Ganz dick unterstreichen möchte ich die Aussage, dass man HSH sehr, sehr eng an sich binden muss und auch kann! Dann funktioniert im Normalzustand ein Abrufen etc. oft sogar nonverbal. Ich bin fest davon überzeugt, dass meine Hündin nach 10jähriger täglicher Zusammenarbeit teilweise meine Gedanken lesen kann und voraus ahnt was ich vorhabe. Richtig ist auch, dass sich tägliche/regelmäßig wiederkehrende Abläufe sehr leicht trainieren lassen und die Hunde dann auch sehr zuverlässig im gewünschten Sinne funktionieren.

Kritisch wird es nach meiner Erfahrung jedoch wenn es in den Augen des Hundes - zu einer Gefahrenlage kommt. Dass man ihn nicht abrufen sollte wenn Wölfis am Zaun sind, ist so ein Totschlagargument,trifft die Sache aber nur am Rande. Gefahren für die Herde - oder auch für den Hundeführer - in den Augen des Hundes können aber auch z.B. andere Hunde sein, nach meiner Erfahrung vor allem dann, wenn sie angeleint sind.Hier sehe ich weniger den angeleinten Yorkshire bedroht, der stellt in den Augen eines HSH solange keine Gefahr dar, wie er der Herde nicht kläffend sehr nahe kommt, sondern primär größere Hunde. Deutschen Schäferhunden gegenüber hat meine Hündin Null-Toleranz. Gefahr in den Augen des Hundes können aber auch Menschen sein wenn sie dem Territorium(das muss nicht zwangsläufig durch einen Zaun getrennt sein!) der Herde nahekommen oder gar eindringen. Sie fallen nicht gleich wie Bestien über Eindringlinge her, sondern versuchen zunächst diese durch Bellen und vor allem bodycheck zu vertreiben. Treten diese allerdings nicht innerhalb weniger Sekunden deutlich erkennbar den Rückzug an, dann machen sie ohne weitere Vorwarnung sofort "Löcher". Ich habe Hündin noch nie knurren gehört.

Erfahrungen, wie sich eine zum wirksamen Schutz erforderliche 3er oder 5er HSH-Gruppe bei drohender Gefahr verhält, bzw. steuern lässt, habe ich nicht, stelle mir aber vor, dass die Steuerung aufgrund der aufkommenden Gruppendynamik völlig unmöglich wird. Und da kann es zu sehr ernsthaften Problemen kommen, denn HSH sind nun mal sehr wehrhaft.

Mit welcher Rasse und wie vielen HSH arbeitest Du @Wild-Bunch-Chris und wie hast Du es geschafft sie auch bei drohender Gefahr abrufbar zu machen? Sehr interessieren würden mich auch Erfahrungen von jemandem der selbst schon parallel mit HSH und Hütehunden gearbeitet hat?
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Wild-Bunch-Chris

Re: Herdenschutzhunde nicht einsetzbar

Beitrag von Wild-Bunch-Chris »

@ Stockmann - die 5 Wölfis am Zaun sollten kein Totschlagargument sein, einfach nur ein Beispiel, dass es immer Momente geben wird, in denen man sich das Abrufen besser schenken sollte.

Was die Hunde als wirkliche Gefahr für die Herde sehen, ist meiner - noch jungen - Erfahrung nach, etwas, was einem fortlaufendem Lern- und Entwicklungsprozess unterworfen ist. Wir leben hier in unmittelbarer Dorfrandlage, meine Flächen liegen parallel unterhalb des in die Länge gestreckten 50 Häuser-Dorfes unmittelbar am Hof bis hin zu 800 Metern Abstand zum Hof, in grössten Teilen vom Hof aus einsehbar und in Hörweite. Mit Abstand zum Zaun (30-50-100 Meter) verlaufen rund um die Fläche Wander/Wirtschaftswege, auf denen unterschiedlich viel, bzw. phasenweise auch sehr wenig los ist. Im Winter sind wir von einer Langlaufloipe "umzingelt" und im Winter stapfen hier die Schneeschuhwanderer kreuz und quer.

Unsere Hunde sind als Welpen zu uns gekommen und mangels erfahrenem Althund habe ich als Mensch ihnen in vielen Situationen eine Orientierungshilfe geboten. So, wie Du es auch schreibst - man könnte meinen, dass sie Gedanken lesen können, was für ihre unglaublichen empathischen Fähigkeiten spricht. So wie die Hunde die tagesaktuelle Stimmung bei meinen Rindern "lesen" können, können sie natürlich auch mich "lesen". Blieb ich in der Anfangszeit entspannt, wenn Wanderer und Co zu sehen waren, haben sich die Hunde das von mir angenommen - wir haben da das verbale "Paßt schon" zur Hilfe genommen, das aber nur dann funktioniert, wenn ich es "echt" sage, sprich, wenn ich tatsächlich weiss, was grad los ist. Nachts um 1.00 ein "Paßt schon" in die Dunkelheit gesagt, bringt genau gar nichts, die Hunde wissen, ob ich weiss, worum es geht. Wieder diese unglaublich empathischen Fähigkeiten. Schau ich dann nachts um 1.02 durchs Nachtsichtgerät und sehe die Katze auf der Wiese unterhalb und sage "Paßt schon, Jungs" ists was völlig anderes, dann ist das "echt" und für die Hunde nachvollziehbar.
Andersrum geht das auch - wenn ich z. B. nur denke "Örks, nun bellt nicht grad den Bürgermeister an", merken sie meine noch so geringe Anspannung und legen - natürlich :lol: - sofort mit dem Bürgermeister-Bellen los.

Hier ist es anders als bei Dir - angeleinte Hunde, egal, ob bekannte oder Touri-Hunde, sind für die Hunde lange nicht so dramatisch, wie freilaufende, die hin und her rennen und sich oftmals auch deutlich aus dem unmittelbaren Einflussbereich des Halters entfernen. Auch das ist sicher eine Entwicklung, die durch Orientierungshilfen meinerseits gefördert worden ist, die aber vermutlich auch eigenständig erarbeitet worden wäre. Es macht ja überhaupt keinen Sinn, wenn sich HSH in "reiz-reicher" Lage an immer wiederkehrenden Situationen völlig verausgaben. Das bedeutet übrigens nicht, dass die Mc`s (McGyver und McGee) da dann gar nicht drauf reagieren, aber sie tun es deutlich milder, die bekannten Dorfhunde oder besonders ruhige Vertreter, die an der Leine schlurfen, beobachten sie meist einfach nur und laufen im Jogging-Trab am Zaun entlang mit. Es gibt unglaublich viele Abstufungen in der Art und in der Vehemenz desVerhaltens und des Bellens und ich habe den Vorteil, dass ich oft aus dem Fenster raus nachschauen kann, warum die Hunde grad wie bellen, deshalb kann man da viele Stufen voneinander unterscheiden und irgendwann auch nach "Gehör" einordnen. Vieles "erarbeiten" die Hunde sich bei wiederholt auftretenden Situationen auch selbst, mit etwas Hilfe von mir, gehts aber einen Hauch schneller und ich nenn es mal "umfeldverträglicher". Wenn es so richtig "ernst" wird, ist das nicht zu überhören und bei einer bestimmten Art von Bellen, springt man des Nachts unverzüglich aus dem Bett und rast nach draussen.

Wegen des touristischen Umfeldes und einem Ferienhof genau neben uns, sind unsere Hunde von klein auf dran gewöhnt, dass da auch immer verschiedene Menschen rumturnen, die sich auch alle anders verhalten können. Die Nachbarn selbst kennen die Hunde - die Nachbarn sind so entgegenkommend, dass sie z. B. in der Dunkelheit kurz etwas zu den Hunden sagen, wie "ich bins, Jungs" oder eine Erkennungsmelodie pfeifen. :lol: Der Mensch per se mit etwas Abstand vom Zaun - ihre "Wohlfühldistanz" liegt da so bei 10 Metern, ist für die Hunde etwas Normales, was in ihren Alltag hineingehört. Da gibts auch mal nen Beller, da wird auch genau hingeschaut, aber da wird nicht die ganz grosse Nummer abgezogen. Interressant wirds dann, wenn die Menschen sich in irgendeiner Art und Weise ungewöhnlich verhalten - dann springen die Mc`s auch erstmal an. Federballspielen im Sommer, Schneemann bauen im Winter, solche Sachen - das müssen sich die Hunde dann erstmal in Ruhe anschauen. Ein Federball, der zu uns rüberfliegt, ist allerdings verloren. :lol:
Seit einer guten Woche läuft die Langlaufloipe um unsere Fläche - das war für die Hunde dann mal wieder eine grosse Herausforderung, denn das schnelle lautlose Gleiten der Könner ist schon eine Liga für sich. Die Anfänger wiederum werden eher bestaunt, wenn die alle 3 Meter hinplumpsen.

Das hier waren so ziemlich die ersten Langläufer, die die Hunde gesehen haben, entsprechend vehement fielen die ersten Reaktionen aus:
P1000287.JPG
P1000287.JPG (52.06 KiB) 4692 mal betrachtet
Ich war praktischerweise grad zur Zaunkontrolle unterwegs, konnte mein "Paßt schon" loswerden und da wurden die nächsten dann schon nur noch beobachtet und den Zaun lang begleitet:
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P1000288.JPG (68.21 KiB) 4692 mal betrachtet
P1000292.JPG
P1000292.JPG (72.26 KiB) 4692 mal betrachtet
Bei so etwas, wenn das Erregungs-Level noch nicht allzu gross ist, sind sie grundsätzlich auch abrufbar. Für mich hier ist das ab und an wichtig - weil es die Akzeptanz im Umfeld um Klassen verbessert, wenn gesehen wird, dass man auch in gewissem Rahmen auf die Hunde einwirken kann. Denn die Ängste und Befürchtungen im Vorfeld waren schon ziemlich gross hier im Ort. Ein paar Kompromisse muss man in einer betrieblichen Lage wie unserer da schon eingehen. Bei geplanten Veranstaltungen - hier gibt es häufiger geführte Blinden-Wanderungen mit Blindenhunden, z. B. - bin ich vor Ort und halte die Hunde bei mir, bis die Wandergruppe durch ist.

Ein wenig steuern - durch gemachte Erfahrungen und durch Orientierungshilfen - kann man es also schon, was die Hunde als ernsthafte Bedrohung für die Herde ansehen. Ich sage immer wieder im Spaß zu den Jungs, dass sie mir in Sachen Menschenkram doch bitte einfach glauben sollen und ich sie dafür in Sachen Vierbeinern entscheiden lasse.

Wir haben hier reichlich Besucher - im Normalfall genügt meine Anwesenheit, damit die Hunde diese Besucher tolerieren, bei manchen Besuchern merkt man den Hunden aber mittlerweile an, dass diese den Hunden nicht ganz "behagen". Diese würden sie dann durch pöbelndes Hochspringen wegzudrängeln versuchen. Woran das liegt, kann ich nicht immer herausfinden, oft sind es aber Besucher, die aus irgendeinem Grund "angespannt" sind, was die Hunde dann merken und nicht so recht einordnen können. In solchen Momenten werden die Hunde mit einer Retrieverleine angeleint, die man prima in der Tasche haben kann und die ein integriertes Halsband hat - dann wissen sie, einfach aufgrund der regelmäßigen Wiederholung, dass sie grad "ausser Dienst gestellt sind" und mir die Verantwortung komplett überlassen sollen.

Auf den Bildern kann man es zwar auch schon sehen, aber die Mc`s sind zwei noch nicht ganz 11 Monate junge Kangal-Jungs aus Holgers Zucht.
Mir waren so Sachen wie Hunde von im Einsatz stehenden Elterntieren wichtig und mit den Kangals haben wir für uns genau die richtigen Hunde gefunden. Mir machts grosse Freude, wir haben jetzt schon einen altersentsprechenden Herdenschutz und was die Hunde bei den Sturköppen von Rindern an "Beziehungsarbeit" leisten, ist einfach nur der Hammer. Das war bisher viel Arbeit - weniger, was den Herdenschutz und die Bindung zwischen den Tieren angeht, als was das Umfeld angeht, aber da ich überzeugt davon bin, dass die Kombination guter Zaun und Hunde die derzeit beste Methode ist, macht man das mit entsprechender Einsatzbereitschaft. Da man als Rinderhalter eh erst Präventionsmaßnahmen gefördert bekommen würde, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, haben wir das auf eigene Kappe gemacht. Die Hunde, bzw. ihre Anschaffungskosten wurden vom FK freilebender Wölfe übernommen, dafür schreiben wir Erfahrungsberichte über die Integration bei den Rindern.
Da mittlerweile 50 km von hier mindestens 2 Wölfis am TÜP Grafenwöhr nachgewiesen sind, scheinen wir, obwohl wir dachten, wir wären super-früh dran, grad genau richtig "fertig" zu werden, so dass die Hunde in ihre Aufgabe hineinwachsen können.

LG, Chris
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Clan Alba
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Re: Herdenschutzhunde nicht einsetzbar

Beitrag von Clan Alba »

Sehr interessanter Bericht, vielen Dank dafür.
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