Herdenschutz früher...

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Henry
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Re: Herdenschutz früher...

Beitrag von Henry »

... wenigstens geben sie in Sachsen im petsöichen Gespräch zu, daß das hochgelobte letztrettende Flatterband auch nichts nützt und daß sie keine Ahnung haben, wie ein wirklich vorm Wolf oder Wölfen schützender Zaun aussehen muß. Keiner unserer Wolfsmanager oder Rißbewerter kennt sich tatsächlich - also vom Erleben her - mit Wölfen bei deren Angriffen auf Herden aus. Sie geben das auch zu und befinden sich deutlich im Deeskalationmodus. Bald werden welche von denen hinschmeißen, weil sie erkennen, daß sie Maßnahmen empfohlen haben, die nicht schützten und Entschädigungen verweigert, wenn nicht schützende Maßnahmen nicht ergriffen wurden.

Blöd sind die ja nicht. Sie sitzen ja an der Quelle. Sie kruegen ja die Informationen platisch und müssen hin und aufnehme, wie die Schafe zerfetzt hinter den vorgeschriebenen Zäunen auskühlen. Die merken doch auch, wie sehr die Politik sie verarscht und das sie nur Prellböcke und Büßer sind. Übeelegt nur mal, wieviel Tuer-und Menschenleid so ein Wolfmanager wirklich sieht und dann als kalte Zahl irgendwohin meldet. Daß ihnen die Situation entgleitet wissen die längst. Es sind ja auch Selbständige darunter. Mit Umweltbüros und Landschaftsplaner. Also Menschen die irgendwann einfach auch zeitlich überlastet sind

Redet doch mal mit denen! Dann merken die's noch eher. :D
Henry
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seb
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Re: Herdenschutz früher...

Beitrag von seb »

Manfred hat geschrieben:Was mir bei den ganzen Berichten fehlt, ist die finanzielle Entwicklung der betreffenden Betriebe.
Ohne die zu kennen, ist das alles Geschwätz.
Wenn die erfolgreichen Herdenschutzmaßnahmen nicht gleichzeitig die wirtschaftlichen Ansprüche des Betriebs erfüllen, sind sie wertlos. Und was im Revier eines Rudels funktioniert, muss bei einem anderen Rudel oder sonst anderen Voraussetzungen noch lange nicht funktionieren.
Natürlich kann man fast jede Herde gegen fast jedes Rudel schützen, wenn man genug Material- und Personalaufwand betreibt. Aber leben kann man davon als Bauer nicht.
Da bin ich ja voll bei Dir, und fordere eben ausreichende Unterstützung beim Herdenschutz. Ob das nun HSH oder gute Zäune mit richtig Wumms sind. Denn auch mir ist völlig klar, dass die meisten Schäfereibetriebe das nicht erwirtschaften- dafür muss die Gesellschaft zahlen. Und ich habe einen dicken Hals, wenn da gefeilscht, geknausert oder sogar die Unterstützung verweigert wird.
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Henry
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Re: Herdenschutz früher...

Beitrag von Henry »

Die Unterstützung richtet sich nicht nach der Zaulänge oder der Haltungsform. Rein die Anzahl der jetzt und im nächsten Jahr gehaltenen Schafe ist ausschlaggebend für den Zuschuß. Ein Glück, wer nur runde Weiden und zig Quessants hat und Pech für die, die mit 20 großen Schafen das Unland der Gemeinde, die Dreckecken und die Gräben ausfressen.

Ganz nebenbei sind die Wolfschutzzuschüsse EU-Agra-Maßnahmen und unterliegen der vollen Sanktion bei CC-Verstößen. Es werden also nur beohrmarkte bestandsgebuchführte HIT-gemeldete tierseuchenkassenbezahlte Schafe zuschußgeschützt, wenn ihr Halter dem Datenabgleich aller beteiligten Behörden zustimmt und keine Steuerschulden hat auch bei seinen Hühnern alles in Ordnung ist und er kein gefährdetes Unternehmen führt oder zuviel güllt oder im unbenutzen Stall der groß genug für 50 Schafe wär nur Tränken für 20 montiert sind.

Die Schafe eines Steuerschuldners bleiben also Futter für den Wolf und die Subvention ist allen Ernstes voll zurückzuzahlen, wenn die Vorraussetzungen wegfallen. Hatt der Wolf alle Schafe gefressen entfällt folglich der Subventionsgrund. Fraß er die Hälfte und die Schafzahl ist nun geringer ... na ich bin gespannt.

Manchmal frage ich mich, ob jemand klaren Verstandes den Antrag ausfüllen und unterschreiben kann.

Er enthält tatsächlich auch den Satz: "Sie können nach Datenschutzrecht dem automatischen Datenaustausch zwischen den beteiligten Behörden widersprechen. Sie sind nicht verpflichtet Angaben zu machen. Eine Förderung kommt dann allerdings nicht in Betracht"

Arme Schafe!
Henry
der
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LuckyLucy
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Re: Herdenschutz früher...

Beitrag von LuckyLucy »

Henry hat geschrieben: Arme Schafe!
... und arme Schäfer! *denkt.Euch.hier.bitte.einen.weinenden.Smilie*

Armes Deutschland. :evil: :evil: :evil:
LuckyLucy, schaffiebrig
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st68
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Re: Herdenschutz früher...

Beitrag von st68 »

seb hat geschrieben:Ob das nun HSH oder gute Zäune mit richtig Wumms sind. Denn auch mir ist völlig klar, dass die meisten Schäfereibetriebe das nicht erwirtschaften- dafür muss die Gesellschaft zahlen.
1. problem: keiner kann sagen, wie ein wolfssicherer schutz aussehen muß. speziell deich- inselschäfereien, oder gar die marsch- salzwiesen. schlimm wirds auch in stark von gräben durchzogenen gebieten.
2. problem: es geht nicht mehr "nur" um schäfereien. inzwischen gehts um sämtliche in freilandhaltung gehaltenen tierarten. und das nicht nur in eng begrenzten wolfsregionen.
3. problem: wenn wirklich alles grünland, das bis jetzt nicht den mindestschutzbestimmungen genügt, wolfssicher eingezäunt werden würde, was bleibt dann noch für hirsche, wildschweine, rehe, hasen, igel, usw. übrig? die straßengräben?
4. problem: wer übernimmt eigendlich die folgekosten für ausgebrochene pferde- rinder- schafherden. wenn die öfter vorkommen, werden sich die versicherer bald stur stellen und entweder die beiträge überproportional erhöhen, oder ihrerseits unbezahlbare mindestschutzstandarts festlegen. und wer bezahlt die?
5. könnte es sein, das in anbetracht der vorherigen punkte, "die gesellschaft" den wolf dann weder bezahlen kann, noch will? wer bezahlt dann?

nur mal so als kleines beispiel für die zukunft. nur wolfssicher reicht nicht: http://www1.wdr.de/nachrichten/westfale ... n-100.html
don.alfonso

Re: Herdenschutz früher...

Beitrag von don.alfonso »

Hallo

Wehr bezahlt? Letztendlich doch die welche Steuern bezahlen.

Gruß:don.alfonso
Manfred
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Re: Herdenschutz früher...

Beitrag von Manfred »

Was die Schäden durch ausgebrochene Tiere angeht:
Ein Erwerbstierhalter haftet nicht für die Schäden durch ausgebrochene Tiere, wenn er seine Sorgfaltspflicht erfüllt hat.
Das Problem ist, das Erfüllung der Sorgfaltspflicht nachzuweisen. Dazu wird öfter das Führen eines Weidetagebuchs angeraten, in dem die täglichen Zaunkontrollen dokumentiert werden. Der Geschädigte bleibt dann auf seinem Schaden sitzen, wenn er nicht selbst dagegen versichert ist.
Der Hobbyhalter haftet voll, auch wenn er den Ausbruch nicht mit verschuldet hat. Deshalb unbedingt eine Tierhalter-Haftpflichtversicherung abschließen.
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Re: Herdenschutz früher...

Beitrag von balin »

@sI68
Mit "wir" meine ich die Freilandhalter. Herdenschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Die Wolfswelpen werden durch ihre Elterntiere auf bestimmte Beutetiere geprägt und erarbeiten sich neue Arten erst, wenn es die Lebensumstände deutlich nahelegen. Schlechter Herdenschutz ist wie Anfüttern. Dort, wo die Wölfe zuerst ankommen läßt sich Schaden nicht vermeiden und ist anfänglich auch ziemlich hoch. Die Tierhalter stellen sich aber mit der Zeit darauf ein.
Hier mal die Statistik für Frankreich bis 2013.
http://www.eleveursetmontagnes.org/le-l ... s-de-loups
Die Anzahl der Wölfe hat zugenommen, die Schäden absolut auch, aber der Herdenschutz hat trotzdem gegriffen, weil der relative Schaden pro Übergriff gesunken ist. Es ist also ein Lerneffekt da.
Von der derzeitigen Wolfspolitik in Frankreich halte ich nicht so viel, die träumen von den alten Zeiten der Louveterie, aber die Medienarbeit des ONCFS
finde ich klasse. Hier mal die Adresse zum weierblättern.
http://www.auvergne-rhone-alpes.develop ... r1323.html
Unten rechts geht es um die Effektivität von Herdenschutzmaßnahmen.. Es gibt schon kompetente Leute, die sich über sowas Gedanken machen.
Den Ratgeber von Defenders kann ich ja auch mal einstellen. Der ist aber eher was für großflächige Tierhaltungen.
Stockmann
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Re: Herdenschutz früher...

Beitrag von Stockmann »

Manfred hat geschrieben:Was die Schäden durch ausgebrochene Tiere angeht:
Ein Erwerbstierhalter haftet nicht für die Schäden durch ausgebrochene Tiere, wenn er seine Sorgfaltspflicht erfüllt hat.
Das Problem ist, das Erfüllung der Sorgfaltspflicht nachzuweisen. Dazu wird öfter das Führen eines Weidetagebuchs angeraten, in dem die täglichen Zaunkontrollen dokumentiert werden. Der Geschädigte bleibt dann auf seinem Schaden sitzen, wenn er nicht selbst dagegen versichert ist.
Der Hobbyhalter haftet voll, auch wenn er den Ausbruch nicht mit verschuldet hat. Deshalb unbedingt eine Tierhalter-Haftpflichtversicherung abschließen.
Das ist nicht ganz richtig: Ein Erwerbstierhalter haftet immer auch dann, wenn er den überwiegenden Teil seines Einkommens nicht aus der landwirtschaftlichen Tätigkeit bezieht. Das entspricht der jüngsten Auslegung des § 833 BGB. Als entsprechend Verurteilter weiß ich das leider sehr genau.

Außerdem, jeder finanzielle Schaden bleibt ein Schaden der Volkswirtschaft, egal wer haftet!

Schäden an Leib und Seele dagegen sind fast nie ersetzbar. Und die Argumente der Abwägung zwischen dem Schutzbedürfnis eines nicht vom Aussterben bedrohten Tieres von zweifelhaftem ökologischen Wert und dem Schutzbedürfnis von Verkehrsteilnehmern würde ich gern lesen.
Fleisch ist ein Stück Lebenskraft.

Nolana: Schafe der Vernunft.
Manfred
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Re: Herdenschutz früher...

Beitrag von Manfred »

Vor welcher Instanz war das das? Amtsgericht? Die treffen ja öfter, ich sage mal "kreative" Entscheidungen.
An dem § gibt es wenig auszulegen. Gehst du in die nächste Instanz?
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