Medienberichte zum Thema Wolf

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Henry
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Re: Medienberichte zum Thema Wolf

Beitrag von Henry »

balin hat geschrieben:Ich fände es einen unschönen Zug, wenn die Weidebetriebe im benachbarten Tschechien und Sachsen die Wölfe auf ihre Nutztiere anlernen würden. Wenn man rechtzeitig handelt, ist der Ärger bei weitem nicht so groß. Speziell Mitleid habe ich da nicht!
Dann muß man auf Gefühle auch kaum Rücksicht nehmen und kann vielleicht nicht verstehen, daß mancher - also ich zum Beispiel - durchaus eine persönliche Beziehung mit seinen Schafen pflegt. Schafe, die in so kleinen Herden von max. 30 Tieren am Hof und benachbarten Weiden gehalten werden, daß Wirtschaftlichkeit und bezahlte Hirten völlig abwegig sind. Es geht um Schafherden hier (in Sachsen) die für Landschaftspflege, für die Seele und die Hausschlachtung da sind, weil sie schon immer da waren oder weil sie die letzten Tiere am Hof sind.

Es ist schlicht Unsinn (genauso wie bei den Transportregeln) eine einzige Maßnahme wie den Herdenschutzhund für alle Herdengrößen und Einsätze vorzuschreiben oder sich auf diese Möglichkeit herauszureden oder frech darauf zu verweisen. Wieviele Herdenschutzhunde soll den jemand halten, der's nicht übers Herze bringt die letzten 3 Flaschenlämmer von vor 5 Jahren wegzuschlachten und sie deshalb wieder über'n Winter nimmt?

Ich beispielsweise will Schafe haben und keinen Hund. Ich hab ne Allergie drauf. Und mein Nachbar mit seien 6 Kamerunern und der andere mit den 5 Wiltshire oder die, mit den 20 Wensleydale zur Wollgewinnung, was sollen die denn mit Hunden bei den paar Tieren. Und was sollen die Hunde eigentlich machen? Um Hilfe rufen während sie sich verstecken? Schließlich ist es in Deutschland keinem erlaubt, ein Tier auf ein anderes zu hetzen oder so abzurichten, daß es sich oder anderen Schmerzen zufügt. Tierschutzgesetz §3 7. 8. 8a. und 8a. a)

§3 Es ist verboten ...
7. ein Tier an einem anderen lebenden Tier auf Schärfe abzurichten oder zu prüfen,
8. ein Tier auf ein anderes Tier zu hetzen, soweit dies nicht die Grundsätze weidgerechter Jagdausübung erfordern,
8a. ein Tier zu einem derartig aggressiven Verhalten auszubilden oder abzurichten, dass dieses Verhalten
a) bei ihm selbst zu Schmerzen, Leiden oder Schäden führt oder
b) im Rahmen jeglichen artgemäßen Kontaktes mit Artgenossen bei ihm selbst oder einem Artgenossen zu Schmerzen oder vermeidbaren Leiden oder Schäden führt oder
c) seine Haltung nur unter Bedingungen zulässt, die bei ihm zu Schmerzen oder vermeidbaren Leiden oder Schäden führen

Wie, balin, soll ich also mitleidslos handeln? Was hast Du für Ideen für mich?

In Deutschland wird schon verfolgt, wer einen Gummiring zur Kastration von Lammböcken einsetzt. Jetzt soll er aber eine Hund widernatürlich als Schaf aufziehen und so abrichten oder zu selektieren, daß sich der Hund - Schmerzen an sich und dem Wirbeltier Wolf verursachend - aggressiv auf diesen stürzt. Ist das noch angemessen? Oder macht hier der Wolfhype Bißchen weich hinter den Augen?
Henry
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balin
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Re: Medienberichte zum Thema Wolf

Beitrag von balin »

Meine Flächen liegen zb direkt neben einer Bahnlinie. Mich hat auch keiner gefragt, wie sie die wieder in Betrieb genommen haben.
Die Herde darf aber deswegen trotzdem das ganze Jahr ins Freie. Für mich lohnen sich die Zäune und die Hunde und ich muß das auch.. Früher habe ich die Tiere auch immer über Nacht heimgeholt. Das ist doch schon fast die wichtigste Vorbeugung. Deswegen haben ja die Melkbetriebe wesentlich weniger Verluste.
Das bestätigt ja der Ziegenbauer in den Vogesen auch. Und ein Euronetz ist an sich doch schon eine gute Vorbeuge. Die Wanderschäfer haben das ja nur für die Nacht, Bei einer kleinen Anzahl kann man sich das ja den ganzen Tag leisten. Mein Nachbar macht das auch so.
Ich sehe da keinen Widerspruch. ich finde es toll, wenn sich jemand um seine Viecher kümmert. Wenn nicht, ist doch nicht der Wolf der Schuldige.
Es hat da jeder seine Möglichkeiten. Meine Drachen haben zb Hörner. :D
Schon klar, daß es mit den Schafen anders ist, ich werde aber demnächst auch welche haben. ;)
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Henry
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Re: Medienberichte zum Thema Wolf

Beitrag von Henry »

balin hat geschrieben:Meine Flächen liegen zb direkt neben einer Bahnlinie. Mich hat auch keiner gefragt, wie sie die wieder in Betrieb genommen haben.
Neben meinen Flächen und neben meinen Schafen ißt mir der Wolf fast egal.

http://www.wolfsregion-lausitz.de/aktue ... erschaeden... waren auch solche, die nach den Anforderungen zur Gewährung von Schadenausgleichzahlungen (Mindestschutz) geschützt waren, betroffen. In letzteren Fällen wurden in den beiden Vorjahren vor allem Elektrozäune aber auch Festzäune überwunden. ...

http://www.lvz.de/Mitteldeutschland/New ... sen-lassen „Für die Halter von Nutztieren sind die geförderten Schutzmaßnahmen ungeeignet“, so Harig, Landrat.

http://www.sz-online.de/nachrichten/war ... 34334.html Auf jener Weide, wo bisher bereits 54 Schafe Opfer von Wolfs-Angriffen geworden waren. ... In der Nacht zu Sonntag kamen nun weitere sieben tote Schafe hinzu.

https://www.tag24.de/nachrichten/cunnew ... tot-179622Der Wolf muss über den 1,50 Meter hohen Zaun gesprungen sein und die Schafe gerissen haben.

...
Henry
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Manfred
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Re: Medienberichte zum Thema Wolf

Beitrag von Manfred »

@balin: Das zusammenfassen in große Herden auf entsprechenden Flächen würde natürlich vieles vereinfachen. Ich lese ja viel aus Übersee. 10.000 Rinder in einer Herde oder 50.000 Schafe. Das sind Dimensionen, in denen anderswo gearbeitet wird. In Australien sind Betreuungsdichten von 2.500 bis 3.500 Rindern pro Mann keine Seltenheit. Und aus ökologischer Sicht sind auf offenem Grünland solche Herden auch eine gute Lösung, wenn sie richtig geführt werden.
Hier habe ich dagegen 10 km Zaun für 20 ha Weide und alle paar Meter einen Feldweg oder eine Straße oder ein "Landschaftselement" oder ein "Biotop" oder einen Graben die alle ausgezäunt werden müssen. Die durchschnittliche Schlaggröße hier in der Gegend liegt deutlich unter einem ha. Hier ist alles kleinräumig. Die Nicht nur die Feldflur, sondern auch die ganzen Vorstellungen, Wünsche und Vorschriften, die damit verbunden sind. Das hat seine Vorteile, aber auch seine Nachteile. Die Realität ist so oder so, dass das die Grundlage ist, auf der wir arbeiten müssen.

Wenn alle Menschen perfekte Kommunisten wären oder perfekte Christen...
Und so ist es mit allem. Wenn man nicht die volle Komplexität berücksichtigt, ist das Scheitern vorprogrammiert. Dann gibt es Wölfe, aber keine Weidetiere mehr. Und mit den Tieren geht das Grünland verloren und damit die Biodiversität und die Schönheit der Landschaft. Will man das vermeiden, braucht es ein Wolfs-Management, das auch den Ansprüchen und der Realität der Landbewirtschafter genügt.
alpenblümchen
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Re: Medienberichte zum Thema Wolf

Beitrag von alpenblümchen »

grosse herden vereinfachen den schutz vor wölfen nur bei den zäunen. grosse herden verteilen sich über eine grosse fläche. da finden wölfe immer eine möglichkeit die herde anzugreifen. auch mehrere herdenschutzhunde sind da schnell überfordert.

zum teil könnten bauern die eine zaungenossenschaft gründen eine lösung sein. das land von mehreren bauern würde dann grossflächig mit einem wolfssicheren zaun gezäunt. es könnte sich um flächen von 50 ha oder 1000 ha und mehr handeln.

alpenblümchen
Heumann
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Re: Medienberichte zum Thema Wolf

Beitrag von Heumann »

alpenblümchen hat geschrieben:zum teil könnten bauern die eine zaungenossenschaft gründen eine lösung sein. das land von mehreren bauern würde dann grossflächig mit einem wolfssicheren zaun gezäunt. es könnte sich um flächen von 50 ha oder 1000 ha und mehr handeln.
Das ist doch Blödsinn und das hat Manfred schon erklärt. Habt ihr keine Augen im Kopf, wenn ihr durch Deutschland fahrt? Den Quatsch kann man auf den hochsubventionierten Almen machen, aber doch nicht im Rest der Republik.
Sinnvoll wäre es, die Truppenübungsplätze einzuzäunen und draußen alle Wölfe anzuknallen. Aber andersrum ist das Schwachsinn³.
Manfred
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Re: Medienberichte zum Thema Wolf

Beitrag von Manfred »

alpenblümchen hat geschrieben: zum teil könnten bauern die eine zaungenossenschaft gründen eine lösung sein. das land von mehreren bauern würde dann grossflächig mit einem wolfssicheren zaun gezäunt. es könnte sich um flächen von 50 ha oder 1000 ha und mehr handeln.
Vom Grundsatz her ist die Idee, sich zusammen zu tun, nicht schlecht.
Aber Gegenden, wo man solche Flächen am Stück zusammen bekommen könnte, gibt es in D vermutlich wenige. Am ehesten noch im Osten oder Nordwesten.
Und einen wirklich wolfssicheren Zaun würde man auch dort baurechtlich und naturschutzrechtlich nicht genehmigt bekommen. 2,5 m hoch. Stacheldrahtverhau obendrauf, unten eingegraben. Die Kosten schätze ich dort, wo man gut maschinell arbeiten kann, auf 25 bis 30 Euro pro laufendem Meter Zaun.
Da zieht dann aber auch kein Wild mehr und in der Landschaft wäre es alles andere als schön.

Da gab es doch vor ein paar Jahren den Fall, wo ein Adliger seinen Wald mit Elektrozaun eingezäunt hat, um das Wild drin zu halten, um die Wildschäden auf den angrenzenden Flächen zu verhindern, und ihm das dann vom Gericht untersagt wurde?
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Henry
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Re: Medienberichte zum Thema Wolf

Beitrag von Henry »

... vielleicht werden wir bald solche wirklich wolfsicheren Zäune sehen: um Kindergärten, Stadtparks, Hühner-KZs, Zoos, Autobahnraststätten und Pferdepensionen.

Hier in Sachsen jedenfalls herrscht unter den Tierhaltern langsam sowas wie kontinuierliche Verspannung. Es werden Zäune gebaut, von denen keiner wirklich weiß und innerlich auch nicht glaubt, daß der Wolf sie nicht überwinden kann. Viele denken, daß wir hier tatsächlich eine Art Übungsplatz darstellen. Erstens für das Sprungtraining des Wolfes, zweitens aber auch dafür, wieviel Landschaftsverschandelung Tierhalter bereit sind anzurichten und Gemeinden zu dulden. Mir graut schon jetzt vor einem Spaziergang zwischen Zäunen.

Warum wohl hat sich dieser Wolf verfangen: https://youtu.be/YlhRkde2cTo und was richtet dieser Wachhund aus: https://youtu.be/MmV07tucuS8
Henry
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