Wie sieht ein "wolfssicherer" Zaun formaljuristisch aus?

rote zora
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Re: Wie sieht ein "wolfssicherer" Zaun formaljuristisch aus?

Beitrag von rote zora »

Danke wollwiese!
Henry das ist natürlich auch gut. Wenn die schriftlich antworten, ist das recht sicher. ...denke ich :gruebel:
Warte nicht darauf, dass die Menschen Dich anlächeln... Zeige ihnen wie es geht!"
-Pipi Langstrumpf-
Edwin
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Re: Wie sieht ein "wolfssicherer" Zaun formaljuristisch aus?

Beitrag von Edwin »

Schafhüterin hat geschrieben:Ja und wie sieht es unten durch aus. Ich habe z.B. ein Mutterschaf die checkt die Zäun ab und schlüpft unten durch. Sollte für einen Wolf kein Problem sein.

Wolf untergräbt Zaun und reißt 24 Schafe. Dieser Artikel ist zuerst in der LAND & Forst erschienen.
https://www.agrarheute.com/land-leben/w ... afe-533100

Weidezaun gegen Wolf: Das sollten Weidetierhalter beachten
https://www.agrarheute.com/tier/weideza ... ten-530427
Untergrabungsschutz ist muss! 2 Litzen außen vor dem Festzaun (Mindesthöhe 140 cm in BB), 20, 40 cm über NN , Litzenzaun mit 5 Litzen, 20,40,60,90,120.

Grüße
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Steffi
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Re: Wie sieht ein "wolfssicherer" Zaun formaljuristisch aus?

Beitrag von Steffi »

So, ich hab Antwort vom Wolfsbeauftragten in Hessen bekommen...

Ich stell das einfach mal so ein:
"Sehr geehrte Frau Winhard,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Ich fürchte, dass Ihre Vorstellungen aktuell weit über das Ziel hinausschießen. Bislang ist in Hessen kein Schaf und keine Ziege vom Wolf gerissen worden, wenn rundum ein Euronetz auf 90 cm ordnungsgemäß aufgebaut war und betrieben wurde.
Die Tatsache, dass z.B. im Bereich der Stadt Frankfurt ein Wolf überfahren wurde, der aus dem Landkreis Lüchow Dannenberg stammte und bis dahin 400km Luftlinie gelaufen sein muss, verdeutlicht, dass bereits aktuell in Hessen regelmäßig streifende Wölfe unterwegs sind, die bei ordnungsgemäßem Schutz keine Schäden an Nutztieren verursachen. Die Schäden im letzten Herbst im südlichen Odenwald wären nachweislich bei sachgemäßer Zäunung vermeidbar gewesen.

Selbst wenn wir in Hessen tatsächlich ortsfeste Wolfsvorkommen bekommen sollten, wird dies zunächst ausreichen und allenfalls sukzessive kann eine Erhöhung auf 120 cm Elektrozaun (mobil) sinnvoll sein.
Wir werden voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2018 - wie in der Pressemitteilung unseres Hauses angekündigt, eine Förderrichtlinie für den Erwerb erhöhter Schutzzäune oder von Herdenschutzhunden in Kraft setzen. Dieser erhöhte Schutz wird gefördert werden in Landkreisen mit ortsfesten Wolfs- oder Luchsvorkommen oder in denen sich in den letzten 12 Monaten nachweislich ein Wolfs- oder Luchsriss ereignete. Die Förderung erfolgt auch in den Landkreisen, die an die vorgenannten Landkreise angrenzen, auch wenn solche in Nachbarbundesländern liegen. Ich bitte Sie um etwas Geduld, bis diese Förderrichtlinie vorliegt."

Und nun dürft ihr, wenn ihr wolft... äh... wollt...

LG,
Steffi
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Henry
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Re: Wie sieht ein "wolfssicherer" Zaun formaljuristisch aus?

Beitrag von Henry »

Wenn erst ein Riß passieren muß, damit mehr al 90cm E-Netz als sicher gilt, dann ist das Überwinden dieser Netze ja geradezu eingeplant. Der Wolfberater plant also seine Handlungsempfehlung nicht nach der Schadenverhinderung, sondern nach dem Schaden! Nachweißlich ist in Deinem Bundesland noch nie ein Schaf hinter einem lose gespannten Streifen Klopapier gerissen worden. Damit ist -der Logik des Beraters folgend - Klopapier als wolfsicher anzusehen und andere Maßnahmen erst dann zu ergreifen, wenn je ein Wolf ...

Das ist absoluter Mumpitz. Wer seine Schafe schützen will, kann nich seine Zäune immer wieder den Fähigjeiten des Wolfes anpassen. Der braucht heute einen Schutz, dessen Überwindung nicht schon eingeplant ist.

Eine Landkreis hat oft nicht mehr als 100 km Durchmesser. Eher weniger. Wenn so ein Wolf 400 km zurücklegt, ist es da nicht geradezu zynisch, großzügig auch Nachbarkreisbeobachtungen als Förderkriterum herranzuziehen?

Der Wolfberater ist definitiv kein Schäferberater.
Henry
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Steffi
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Re: Wie sieht ein "wolfssicherer" Zaun formaljuristisch aus?

Beitrag von Steffi »

Ist doch schön, wenn die Schafis hinter 90 cm-Netzen sicher sind. Was die Experten sagen, stimmt ja immer. Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich ko... könnte :mauer: Am dreistesten finde ich ja noch, dass quasi keine meiner Fragen zu den offiziellen Bestimmungen, WAS denn jetzt behördlich als ordentlicher, wolfssicherer Zaun gilt, beantwortet wurde. Keine Angabe zu Mindeststromstärken, nüschte. Nichtmal Flatterband oder Händeklatschen. Also eeeeeasy, alles gar kein Problem. Nutze ich halt meine Netzchen weiter. Und im Fall der Fälle rüste ich halt dem Wölflein in 30cm Schritten hinterher. Eine Frechheit, dass solche Leute das Wort "Prävention" überhaupt in den Mund nehmen dürfen (s. mein 2. Link oben).

Ich hab dann mal geantwortet:
"vielen Dank für Ihre umfassende Antwort.
Wenn ich das richtig verstehe, erwartet Hessen genauso optimistisch die Wiederansiedlung der Wölfe, wie das beispielsweise die Länder Niedersachsen, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg getan haben. Auch dort war man sicher, der Wolf würde viele Dinge nicht tun, die er dann letztendlich tat: Schafnetze überspringen, Dutzende Schafe auf einmal tödlich verletzen, Kälber, Rinder, Pferde und Haus- und sogar Herdenschutzhunde angreifen und auch reißen, sich tagsüber in Menschennähe aufhalten, bar jeder Scheu… die Liste ließe sich fortsetzen. Die zig Tausende Euro Entschädigungszahlungen an meine Kollegen sprechen eine eindeutige Sprache.
Mit Bedauern sehe ich der Entwicklung entgegen, dass Hessen scheinbar nicht aus den Erfahrungen anderer (Bundes-)länder lernt. In o.g. Bundes- und Deutschlands Nachbarländern wie z.B. Frankreich hat bereits ein Umdenken stattgefunden, nachdem der Wolf sich als deutlich intelligenter und lernfähiger herausgestellt hat, als die Vorstellungskraft mancher Wolfsbefürworter hergab.
Immer wieder stelle ich fest, dass die Bevölkerung, die den Wolf begrüßt, völlig falsche Vorstellungen davon hat, wie sich Wölfe verhalten und was seine Rückkehr für unsere Weidetiere bedeutet. Ich kann nur hoffen, dass der Wolf weiterhin tut, was er will und nicht, was er soll, damit auch der letzte Naturromantiker irgendwann aufwacht und erkennt, was ein Großprädator im Kulturland anrichtet. Auch wenn das leider wohl noch etliche Weidetierleben kosten wird.

Ich entnehme Ihrem Schreiben, dass ein handelsübliches, ordnungsgemäß aufgestelltes 90cm-Schafnetz ohne besonderen Zusatzausstattungen wie z.B. Flatterband, Untergrabeschutz o.ä. für einen entschädigungsfähigen Wolfschutz ausreichend ist?

Mit freundlichen Grüßen"

Herr, wirf Hirn! Oder Steine. Hauptsache, Du triffst...

LG,
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Re: Wie sieht ein "wolfssicherer" Zaun formaljuristisch aus?

Beitrag von Edwin »

Schick den "Fachleuten" mal den hier und schreib, da sind die Brandenburger nun Gott sei Dank drüber weg!

Probleme aussitzen? Lieber nicht, unseren Tieren zu Liebe!
Nette Grüße vom Wolfskollegen...

https://www.google.de/search?rlz=1C1GGG ... .0.0.0.0.1

Grüße
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Re: Wie sieht ein "wolfssicherer" Zaun formaljuristisch aus?

Beitrag von Steffi »

Hier die Antwort:

"Ihre Aufzählung ist leider nicht begründet. Insofern kann ich Ihren Argumentationslinien nicht folgen.
Aus eigener Erfahrung und in Kenntnis der Entschädigungsverfahren in den anderen Bundesländern weiß ich, dass nur in sehr wenigen Fällen der angeblich so großen Zahl von Wolfsrissen die Ursache „Wolf“ tatsächlich geklärt ist. In den meisten Ländern reicht es nämlich für eine Entschädigung aus, dass „Wolf“ nicht auszuschließen ist. Ferner gibt es viele Fälle – besonders wenn keine Schafe oder Ziegen sondern andere Tiere betroffen sind- , bei denen der Grundschutz der Herde nicht gewährleistet sein muss, um in den Genuss der Entschädigung zu kommen. In einigen Ländern ist ein Grundschutz nur in den Wolfsgebieten erforderlich. Dies provoziert ein vermeidbares Schadensrisiko.
In den nordöstlichen Ländern haben wir zudem eine Lebensraumsituation, die mit Hessen nicht vergleichbar ist. Sie können sich gerne die Habitatanalysen im hessischen Wolfsmanagement ansehen. Selbst innerhalb Niedersachsens ist die Situation sehr unterschiedlich.

Ich kann nur appellieren, sich nicht scheu machen zu lassen. Es gibt leider zu viele Wichtigtuer in der Diskussion, die Panik schüren wollen.
Meine Aufgabe ist es hingegen, Problemlösungen auf der Sachebene herbeizuführen.
Hierzu kann ich nur wiederholen, dass wir bislang bei funktionierendem Grundschutz in Hessen keine Wolfsrisse hatten.
Wie die Entschädigungsregelung konkret aussehen wird, kann ich Ihnen erst sagen, wenn wir sie durch alle Beteiligungsverfahren durch haben. Dies wird Mitte des Jahres sein."

Ohne Worte... :o:

LG,
Steffi
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Henry
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Re: Wie sieht ein "wolfssicherer" Zaun formaljuristisch aus?

Beitrag von Henry »

An wievielen Schafen und Rissen macht der Berater seine Erfahrung fest?
Henry
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KABA
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Re: Wie sieht ein "wolfssicherer" Zaun formaljuristisch aus?

Beitrag von KABA »

Ja, da bleiben einem wirklich vor Fassungslosigkeit die Worte im Halse stecken! :mauer:
Ich wünsche dir die Fröhlichkeit eines Vogels im Eberescheneschenbaum am Morgen,
die Lebensfreude eines Fohlens auf der Koppel am Mittag,
die Gelassenheit eines Schafes auf der Weide am Abend.
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Re: Wie sieht ein "wolfssicherer" Zaun formaljuristisch aus?

Beitrag von Richtungswender »

Hallo allerseits.
Als hier in Mittelsachsen ist der Wolf ja bekanntlich zu gegen und ich selbst habe 2 Tiere gesehen, die sich wie der geölte Blitz ausm Staub gemacht haben. Ich habe bisher 90er Netze mit Kunststoffstreben verwendet und benutze an übersprunggünstigen Stellen(Hangaufwärts) 90er Netz mit Flatterband (125cm hoch in Summe). Habe aber auch ordentlich Feuer auf dem Netz. 5Joule bei 11.000V. 12V Batteriegerät+Solar. Bisher keine Vorkommnisse. Wichtiger als die Höhe ist meiner Meinung nach, ordentlich Feuer auf dem Netz. Der erste Wolfsnasenschnüffler muss richtig weh tun, das wirkt!

Gruß Robin
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