Würmer / Grad der Verwurmung/ Entwurmen

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meine_Landliebe
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Würmer / Grad der Verwurmung/ Entwurmen

Beitrag von meine_Landliebe »

Hallo zusammen,

ich lasse vor jeder Wurmkur etwa 10 Tage nach jeder abgeschlossenen Wurmkur pro Einzeltier den Kot im Labor bakteriologisch und parasitologisch befunden. Koppelhaltungen sind ja eher von der Verwurmung betroffen.

Ich blicke hierzu auf Beiträge und Online-Informationen wie z.Bsp. http://www.welt-der-schafe.de/Krankheiten/Wuermer.html und frage mich schon Jahre, wie in der Praxis verantwortungsvolle Schafhalter mit dem Thema umgehen, damit die Würmer möglichst keine Resistenzen gegen die Wirkstoffe von Entwurmungsmitteln bilden und gleichzeitig der Wurmbelastung entgegenwirken.

Gerade, weil die Würmer im Schaf auch Entwicklungsstadien durchlaufen, in welchen sie keine Eier legen und daher auch der Kot ihre Vielzahl nicht (genau) verrät, interessiert mich, wie ihr mit der Überwachung vorgeht. Ich nehme die Kotproben "nur" zwischendurch, also ungefähr 4-5 x jährlich in etwa gleichmäßigen Abständen zueinander. Das Ganze erfolgt pro Einzeltier obwohl die Kosten zweier Sammelkotproben pro Jahr von unserer TSK übernommen werden würden.

Am Einzeltier-Vergleich sehe ich aber genau, ob und wie unterschiedlich die Tiere von Bakterien oder Würmern befallen sind bzw. ahne, dass die Entwicklungsstadien der Würmer in der Momentaufnahme unterschiedlich sind.

Wie oft, in welchen Abständen zueinander ggfs. zu welcher Jahreszeit nehmt ihr von Lämmern oder adulten Tieren Kotproben?

Ich bin am Überlegen, ob ich tatsächlich schon bei einem einzigen Plus im Grade des Befalls durch eine einzige Wurm-Art die Parasiten-Gefahr niederschlagen muss, auf die andere Gefahr hin, dass die Würmer Resistenzen bilden, auch wenn ich die Arznei-Wirkstoffe abwechsle. Darum möchte ich mich gerne austauschen, ob ihr schon beim alleinigen Nachweis einer Existenz oder erst ab einem bestimmten Grad der Wurm-Belastung Medikamente zur Bekämpfung einsetzt.

Bakteriologische Kriterien sind E.coli, unspezifische Mischkultur, Salmonella sp. und der Befund unterscheidet neben NEGATIV die POSITIV-Grade

+ = geringes Keimwachstum
++ = starkes Keimwachstum
+++ und ++++ = massenhaftes Keimwachstum


Parasitologische Kriterien sind Lungenwürmer über Trichterauswanderungsverfahren, Leberegel über Sedimentationsverfahren, Eimeria so.(Kokzidien) und Strongyliden / Trichostrongyliden (Magen-Darm-Strongyliden) +ber Flotatonsverfahren und der Befund unterscheidet neben NEGATIV die POSITIV-Grade
+ = geringer Befall
++ = mittlerer Befall
+++ = starker Befall
++++ = massenhafter Befall

Ich freu mich auf Rückmeldungen, wie Ihr die permanente Wurm-Überwachung vornehmt und ab wann Ihr den Würmern mit der chemischen Keule den Krieg erklärt!

Schöne Grüsse von mir
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Babs
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Re: Würmer / Grad der Verwurmung/ Entwurmen

Beitrag von Babs »

Hallo,
das "Dose-and-Move-System" (Weidewechsel nach Entwurmung), welches auch in deinem Link angesprochen wird, wird heute nicht mehr empfohlen.
Hast du dir mal diese Links angesehen: http://www.schaf-foren.org/viewtopic.php?f=13&t=112

Schafe haben immer eine gewisse Wurmbelastung. Es geht nicht darum, sie komplett wurmfrei zu bekommen. Wichtig ist, dass das Schaf mit der Belastung zurecht kommt. Bei nur einem + entwurme ich deshalb nicht. Da wir kein vernünftiges Weidemanagement betreiben können und die Schafe oft mehrere Wochen auf der gleichen Koppel stehen, lasse ich ca. alle zwei Monate Kotproben untersuchen.
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Steffi
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Re: Würmer / Grad der Verwurmung/ Entwurmen

Beitrag von Steffi »

Ich mache es ähnlich wie Babs, vielleicht nicht ganz so engmaschige Kotproben. Dafür schaue ich meinen Mähdels beim Kuscheln immer mal wieder tief in die Augen und schaue mir die Schleimhäute an. Sind die blass, wird genauer geguckt. Sind die schön rosig, die Tiere fit, gut im Futter und die Wolle von ordentlicher Qualität und der Kot gut geformt, sehe ich erstmal keinen Handlungsbedarf. Ist halt immer so ein Gesamtpaket, nicht alle Parasiten verursachen Durchfall oder saugen so viel Blut, dass es auffällig ist. Entwurmt werden i.d.R. nur Einzeltiere, aber auch da gibt es Ausnahmen (z.B. nach der Ablammung). Ich schicke Sammelproben (von diversen Tieren über 3 Tage entnommen) zur JLU nach Gießen, da bekomme ich dann eine detaillierte Diagnose nach drei Verfahren, sowie eine Empfehlung, ob Handlungsbedarf besteht.

Zum Glück habe ich ab Herbst deutlich mehr Weideflächen, so das ich die Ruhezeiten ausdehnen kann. Am liebsten hätte ich ja ein paar Leihkühe, die ich wechselweise auf die Weiden schicken könnte :)

LG,
Steffi
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Romanov II
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Re: Würmer / Grad der Verwurmung/ Entwurmen

Beitrag von Romanov II »

Moin,

hat jemand Erfahrungen gemacht mit Kamala-Pulver zur Entwurmung ? Sog. Fruchthaarpulver, soll leicht abführend wirken. Botanisch Mallotus philippinensis, seit 160 jahren für die Verwendung gegen Würmer bekannt. In Dtld angebl. keine Zulassung für Tiere, die der Nahrungsmittelproduktion dienen.
Eine Freundin erzählte davon.
Grüße von Anne

Es muss nicht immer alles Sinn machen. Oft reicht es auch, wenn es Spaß macht.
Heumann
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Re: Würmer / Grad der Verwurmung/ Entwurmen

Beitrag von Heumann »

meine_Landliebe hat geschrieben:und frage mich schon Jahre, wie in der Praxis verantwortungsvolle Schafhalter mit dem Thema umgehen, damit die Würmer möglichst keine Resistenzen gegen die Wirkstoffe von Entwurmungsmitteln bilden und gleichzeitig der Wurmbelastung entgegenwirken.
Ich lasse nach Möglichkeit immer einen Teil der Herde unentwurmt. Ich nutze Valbazen und nach Kotprobenergebnissen wirkt das Mittel.
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Babs
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Re: Würmer / Grad der Verwurmung/ Entwurmen

Beitrag von Babs »

Romanov II hat geschrieben:hat jemand Erfahrungen gemacht mit Kamala-Pulver zur Entwurmung ? Sog. Fruchthaarpulver, soll leicht abführend wirken
Hallo Anne,
ein Nachbar hatte das vor Jahren angewandt. Ja, es wirkte abführend, alle Schafe hatten dünnflüssigen Durchfall. Vermutlich sollen mit dem Durchfall auch die Wurmeier ausgeschieden werden. Erfolgskontrolle wurde damals nicht durchgeführt.
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Henry
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Re: Würmer / Grad der Verwurmung/ Entwurmen

Beitrag von Henry »

Durchfallerscheinungen bewirken in keiner Weise ein Verringerung der Wurmlast. Sie belasten das Tier. Durchfälle hervorzurufen ist unsinnig. Weder MDW noch Cestoden nehmen Schaden, wenn der Darminhalt schneller fließt. Das Schaf nimmt Schaden.

Schafe, die unter Wurmlast leiden, sollten mit spezifisch wirksamen Mitteln entwurmt werden, die anderen nicht. Valbazen ist ein in hoher Dosierung auch gegen Bandwürmer wirksamer Drench. Für die selektive Anwendung also gut geeignet. Leider wird der Wirkstoff wegen Unachtsamkeit in der Lämmermast verresistenzt. Stalllllämmmer brauchen ihn nicht!
Henry
der
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Romanov II
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Re: Würmer / Grad der Verwurmung/ Entwurmen

Beitrag von Romanov II »

Moin,

danke für die bisherigen Antworten.
Ich habe auch nicht vor, das Pulver einzusetzen. Aber man kann sich ja informieren, ob es Alternativen gäbe.
Ich achte sehr auf Weidewechsel und Ruhepausen der Flächen (was diesen Sommer bei der Futterknappheit nicht leicht war) und entwurme nur nach untersuchter Kotprobe. Läuft ganz gut so.
Grüße von Anne

Es muss nicht immer alles Sinn machen. Oft reicht es auch, wenn es Spaß macht.
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Birgit
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Re: Würmer / Grad der Verwurmung/ Entwurmen

Beitrag von Birgit »

Ich habe mal Kamala angewendet und dann eine Kotprobe weggeschickt - kein Erfolg.
Eine natürliche Möglichkeit wäre noch Esparsette, gibt es als Cobs zu kaufen. Leider ziemlich unbezahlbar, wenn man nicht nur 2 Schafe hat.
Grüße,
Birgit
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