Lamm mit Hinterhandschwäche

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Annegret
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Re: Lamm mit Hinterhandschwäche

Beitrag von Annegret »

Hi,

blutige Kastration ist die Entfernung der Hoden mittels Vollnarkose und Skalpell.
Die unblutige, das Abquetschen der Blut und Samengefäße in Lokalanästhesie mittels Burdizzo Zange.

Es müsste sich also ein Schnitt oder kein Schnitt feststellen lassen.

Gruß

Annegret
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Henry
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Re: Lamm mit Hinterhandschwäche

Beitrag von Henry »

"Klupen" steht üblicherweise für Quetschen und meint Burdizzo. Wahrscheinlich auch bei Hobbyschaf.
Henry
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grauwoller
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Re: Lamm mit Hinterhandschwäche

Beitrag von grauwoller »

Annegret, das beantwortet mir immer noch nicht, welche der beiden Methoden als Kluppen bezeichnet werden, oder ist das der Oberbegriff für Entmannung beim Bock?
Es stört mich weiterhin, dass hier die Feststellung eines Tierarztes, dass es keine Steine im Penisausgang gibt, schlichtweg ignoriert wird. Stattdessen werden per Ferndiagnose Ratschläge erteilt, die für einen Anfänger mehr Verwirrung als Nutzen zu bringen scheinen. Was versetzt denn die Ratgeber in die Lage, das Urteilsvermögen eines Tierarztes, der das Tier selber in Augenschein genommen hat, derart in Frage zu stellen. Andersherum stellt sich die Frage, verfügt ihr über solch einen Erfahrungsschatz in solchen Dingen, dann müsst ihr ja in euren Herden schon einige solche Fälle gehabt haben....
Besinnen wir uns doch darauf, dass wir einen Weg finden, Hobbyschaf die beste Hilfe angedeien zu lassen, und da gehört die Meinung des Tierarztes auf jeden Fall mit einbezogen.

Christoph
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Henry
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Re: Lamm mit Hinterhandschwäche

Beitrag von Henry »

Woher stammt die Information, daß der Tierarzt Harnverhaltung durch Harngries ausgeschlossen hat? Und warum wußtest Du das und hobbyschaf nicht?
Henry
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Babs
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Re: Lamm mit Hinterhandschwäche

Beitrag von Babs »

Hobbyschaf hat geschrieben: Der TA hat das abgetastet, und meinte, auffällig kann er da nichts feststellen in Beziehung auf Harnverhalten. Das lamm ist frisch entwurmt.
Hobbyschaf, wann und womit wurde das Lamm entwurmt?
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Henry
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Re: Lamm mit Hinterhandschwäche

Beitrag von Henry »

Tut mir Leid, den Hinweis auf die Abklärung des Harnstaus habe ich im ersten Post wohl überlesen, zu später Stunde.
Henry
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Steffi
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Re: Lamm mit Hinterhandschwäche

Beitrag von Steffi »

Ich bin kein Kastrationsprofi, aber als ich einen Lammbock hab kastrieren lassen (mit Zange), sagte die Tä, daß man da gut aufpassen muß, um keine falschen Nerven oder Harnleiter mit abzuklemmen. Gerade wenn die Lämmer noch sehr klein sind, ist das alles noch wenig ausgeprägt und liegt dicht beieinander. Evtl. wurde etwas nicht richtig oder etwas Falsches gequetscht?
Aber ich rätsel auch nur ins Blaue...

Hab aber auch ein Lamm vom letzten Frühjahr, daß von einem auf den anderen Tag starke Probleme beim Laufen zeigte. Die ist definitiv zwischen die anderen Muttern geraten. Hat sich etwas ausgewachsen, an manchen Tagen humpelt sie leicht auf wechselnden Beinen, dann läuft sie wieder fast normal, aber nie so richtig rund. Gebrochen war nichts. Mal sehen, wie sie sich weiter entwickelt. Schmerzen hat sie wohl aber keine.

LG,
Steffi
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Manfred
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Re: Lamm mit Hinterhandschwäche

Beitrag von Manfred »

Eine Anmerkung, weil es mehrere Beschwerden über Henrys Empfehlungen gab:

Henry ist auf dem Gebiet qualifiziert, aber kein praktizierender Tierarzt.
Ich gehe davon aus, dass die Leser hier selbst in der Lage sind zu entscheiden, was sie sich in tiermedizinischer Hinsicht zutrauen und nicht planlos Kanülen in ihre Schafe stecken. Ein langjähriger Tierhalter mit guten Anatomiekenntnissen, der dem TA schon hundert mal über die Schulter geschaut hat, kann sich sicher mehr zutrauten als ein blutiger Anfänger. Und in einer Notsituation wird man evtl. nochmal anders handeln.
Wir haben z.B. nur noch einen einzigen praktizierenden Großtierarzt im Landkreis. Und der ist im Rentenalter. Da wird es mit der Notfallversorgung langsam ziemlich mau.

Dass sämtliche Aussagen hier mit Vorsicht zu genießen sind und die Diagnose vor Ort durch einen kompetenten TA nicht ersetzen können, dürfte jedem klar sein.
Wir haben einige Fachleute hier. Aber selbst die können ihre Infos nur auf die Beschreibung des Fragestellers stützen.
Und die rechtlichen Fragen sind nochmal eine andere Baustelle.
Hobbyschaf
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Re: Lamm mit Hinterhandschwäche

Beitrag von Hobbyschaf »

Hab ganz vielen Dank, Manfred, genauso seh ich das auch. In den richtigen Händen mit der richtigen Diagnose sind Henrys Tips sicher Gold wert.

Heute früh hab ich normal gefüttert. Dabei ist mir aufgefallen, das Lamm suchte im Stall. Es scharrte mit den Hufen im Mist und schnupperte. Gefressen hat es immer noch nichts und stand nicht mehr ganz so kippelig da. Aber teilweise immer noch so wie ein Sägebock (Hinterbeine stark zurückgesetzt.). Irgendwie hatte das so was von Mangel. Mir kam es vor, als wenn es Erde suchte, aber nicht fand. Die Schafe haben zwei Mineralschalen zur freien Verfügung sowie eine Salzleckschale. Dazu bekommen sie mit dem Hafer seit kurzem Schaffit, Mineralien in loser Form. Das mache ich feucht, damit es ein wenig haftet. Ich habe dann das Schaffit zusätzlich zur freien Verfügung in den Stall gegeben. Drei Stellen, ca. 1kg, abends war es ausgefressen.

Früh hat das Lamm noch nicht gefressen, Mittag habe ich das Metacam gegen die Schmerzen in den Muskel gespritzt und das Antibiotika unter die Haut. Die Waldarbeit schrie nach uns, deshalb kann ich dazwischen nichts sagen.

Die Kastration war mit der Zange, also unblutig. Komplett unauffällig.

Abends beim füttern hat sich das Lamm sofort auf den Hafer gestürzt. Heu gefressen, seine Mutter wie auch immer vorher von hinten der Milch beraubt. Immer wieder Mineralien aufgenommen und Wasser. Ich konnte es fast gar nicht glauben, das dies das bockbeinige, zähneknirschende Lamm von vormittag war. Erkennen konnte ich es jetzt ganz gut auch von hinten, sein Ärschel war verschissen und auch die Hinterbeine haben was abbekommen. Das war vorher blitzeblank sauber. Ich hoffe, das sich der kleine Scheißer nicht voll überfressen hat in seinem Eifer. Aber es war so schön, das mit zu sehen, wie er aufblüht. Ich hoffe und denke, der hat es geschafft.

Entwurmung war diesen Montag wenn ich es richtig lese mit Oxfenil oral.

Warum der jetzt sich so vollgeschissen hat, keine Ahnung. Aber ich empfinde es als heilsam und gut. Der kleine lebt wieder.
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Henry
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Re: Lamm mit Hinterhandschwäche

Beitrag von Henry »

Schön, daß es so gut aussieht und Dein Bocklamm nicht überrannt und verletzt wurde.

Der einmalige massive Durchfall ist eine Folge des völligen Entgleitens der Pansenflora. Der Darm schiebt einfach zügig hinten alles raus, teilweise sogar völlig unverdaut (Mais-, Getreidekörner, sogar Schnitzel von Rüben). Zum Neustart brauch der Pansen dann wieder eine "Infektion" zur Neubesiedelung. Instinktiv fressen die Schafe dann Erde, besonders gern von Maulwurfshaufen und Flaschenlämmer versauen die Wohnung, wenn sie Blumenerde aus den Töpfen zerren. Du kannst das unterstützen, indem Du dem Böckchen Zugang zu loser Erde verschaffst oder anbietest.

Bei Pansenazidose steht nicht unbedingt das Aufgasen des Pansens im Mittelpunkt. Der zu hohe Säuregehalt im Pansen gleicht sich über den ganzen Körper aus. Im Pansen selbst kommt es zur Schädigung bis zum Absterben der "Innenauskleidung". Der Körper insgesamt leidet aber unter dem niedrigen Blut-pH+ der ein sicheres Anzeichen ist. Da die Muskel nicht unterscheiden können, wodurch sie sauer werden, schmerzen sie wie beim generalisierten Muskelkater. Dazu kommen die kolikartigen Bauchschmerzen direkt aus dem Pansen.

Antibiotika haben auf die Ursache der Azidose im Pansen eine Wirkung. Sie töten dort die Säure erzeugenden Bakterien (nicht nur die) oder verhindern ihre Vermehrung. Deshalb wirken - fast schon paradox - Antibiotika bei Azidose auf diesem Umweg heilend, obwohl sie nicht die passende Therapie darstellen und keine Azidose diagnistiziert war. Im Falle nachgewiesener Azidose kann ihre hochdosierte Gabe in den Pansen dort gezielt angewendet werden, mit der Folge, daß die Säureproduktion sofort gestoppt wird, die Säure aber noch nicht abgebaut ist und vor allem der Pansen dann nach Neutralisation oder Rumenotomie neu gestartet werden muß.

Schön, daß das Böckchen besser aussieht :jubel:
Henry
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