Lamm mit Hinterhandschwäche

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Babs
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Re: Lamm mit Hinterhandschwäche

Beitrag von Babs »

Hobbyschaf hat geschrieben:Ob das Lamm pinkelt kann ich nicht sagen. Wo ist denn die Harnblase zum Abtasten?
Binde dem Lamm eine Windel o.ä. um, dann siehst du, ob es Urin absetzt.

Barbara
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Henry
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Re: Lamm mit Hinterhandschwäche

Beitrag von Henry »

Eine Notmaßnahme bei Harnstau fast jeder oder unbekannter Genese ist die Blasenpunktion. Es handelt sich um eine lebensrettende Maßnahme und sie ist zeitkritisch. Bei durch Punktion nachgewiesenem Harnstau oder/und erhärtetem Verdacht auf Steine ist als Erstmaßnahme am vorverlagerten Penis der Processus urethrae mit einem Scherenschlag an der Basis abzusetzen. War das erfolgreich, treten sofort auch bei bereits entleerter Blase Harn und womöglich weitere Steine aus. Der Bock ist in diesem Falle sofort und ohne weitere Behandlung vollständig geheilt. (Es soll Züchter geben, die bei Prädisposition ihrer Rasse rein vorsorglich den Processus urethrae generell amputieren, übrigens ohne jeden Einfluß auf die Zeugungsfähigkeit) In einem Schafland würde dazu vermutlich niemand auf einen Tierarzt zurückgreifen und warten und zwar vor allem deshalb, weil es zu lange dauert und der Stau über die Zeit die Nieren irreversibel schädigt und sich das Tier sichtbar quält.

Niemandem seie geraten sein Bocklamm oder seinen Zuchtbock auf diese Weise zu retten oder die Blase zu entlasten bis der verlinkte oder ein anderer Eingriff in einer Klinik erfolgen kann. Um dieses Bocklamm hier kümmert sich verantwortungsvoll auch schon ein Tierarzt. Wir werden bald lesen können, wie es weiter ging.

http://www.rinderskript.net/skripten/Ch ... _klWdk.htm
Henry
der
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mara
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Re: Lamm mit Hinterhandschwäche

Beitrag von mara »

Schon über die Behandlung zu diskutieren, wenn die Diagnose noch nicht annähernd feststeht, finde ich schon sehr übereilt, besonders wenn um solch drastische Massnahmen geht (grusel).
Hobbyschaf
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Re: Lamm mit Hinterhandschwäche

Beitrag von Hobbyschaf »

Dem Lamm geht es ganz leicht besser. Es knirscht noch mit den Zähnen, frisst auch noch nicht, aber ich habe es kurz wiederkäuen sehen und es versucht bei seiner Mutter wieder Kontakt. Bekommt aber nichts. Insgesammt macht es einen stabileren Eindruck beim stehen. Temperatur vormittags 39,4.

Dennoch steht es auch heute wieder gefühlte Ewigkeiten am Wassereimer und hält seine Gusche rein. Hab aber auch mal ein Schlucken fühlen können, also dürfte es auch was reinbekommen.

Die Idee mit der Windel finde ich gut. Werde dann gleich was suchen.

Henry, in einem Schafland wissen die Schäfer sicher ganz genau, was sie tun. Das ist bei mir nicht so in diesem Fall. Sicherlich hast du Recht, das sowas Leben retten kann. Aber ohne jegliches Fachwissen trau ich mich an sowas nicht ran und das ist warscheinlich gut so. Hab trotzdem vielen Dank für deine Hilfe. Ich weis das zu schätzen, das du Zeit investiert hast, um dem Lamm helfen zu wollen.

So, und jetzt geh ich erstmal eine Windel suchen.

Danke nochmal an alle.
schafbauer
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Re: Lamm mit Hinterhandschwäche

Beitrag von schafbauer »

Watermouth disease?
"Nur was man gerne macht, macht man auch gut." :schaf2:
mumps
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Re: Lamm mit Hinterhandschwäche

Beitrag von mumps »

Henry hat geschrieben:Mumps, was ist also Dein Vorschlag, dem Lamm zu helfen? Was würdest Du tun, in hobbyschafs Situation?
Ich persönlich vertraue da meinem Tierarzt oder einem langjährigen Schäfer, der sich das Lamm persönlich anschaut. Persönlich!
Ich Google da nix und frage auch nicht im Forum.
Da ist mir das Lamm zu wertvoll dazu. Wertvoll nicht im Sinne von monetär, sonder Wertschätzung!
Und wenn nichts hilft, wird es erlöst.
Hobbyschaf
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Re: Lamm mit Hinterhandschwäche

Beitrag von Hobbyschaf »

So ein Lamm in Windel zieht im Stall alle Blicke auf sich. War gar nicht so einfach, die Windel so fest zu bekommen, das sie den knabbernden und ziehenden Lämmermäulern wiedersteht. Aber hat sich gelohnt. Die Windel war naß. :) Aber keine Kötel waren drin. Woher auch, hat ja nichts gefressen. Jetzt bin ich da wenigstens auf der sicheren Seite.

Es zeigt auch wieder einen Fluchtreflex. Hat sich die Windelaktion wohl gemerkt. Insgesammt gehe ich immer mehr davon aus, das es untergepflügt wurde. 'Da hilft nur abwarten und beobachten, wenn es jetzt noch anfängt, ein bisschen zu fressen kommt es denke ich über den Berg.

Ja, ich vertraue da auch meinem Tierarzt. Aber mir ist diesmal erst später aufgefallen, das es nicht geschluckt hatte, sondern nur das Mäulchen bewegt hat. Mein Tierarzt wohnt leider nicht um die Ecke, kommt im Notfall auch so schnell er kann. Aber halt nicht wegen jedem Pips, was man selber hinbekommen kann. Alles was Zeit hat macht er immer, wenn er grad mal sowieso in meiner Gegend zu tun hat.

Ich denke mal, dümmer wird man durch fragen im Forum nicht und auch nicht durch googeln oder in Büchern nachschlagen.
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peter e.
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Re: Lamm mit Hinterhandschwäche

Beitrag von peter e. »

mal etwas grundsätzliches:
bestimmte <be-handlungen> oder maßnahmen am tier gehören zum grundwissen, zur basis einer nutztierhaltung. Laienhaft lässt sich trefflich darüber streiten, was nun <basis-handlung> ist und von jedem vorgenommen werden kann oder soll und ab wann nur noch sog. <fachkräfte> an das tier sollen oder dürfen.
In diesem fall ist das entfernen des suchfadens - wie schon angedeutet - weder schlimm noch verboten noch unangebracht, im gegenteil: wenn grieß im vorderen bereich vorhanden ist, ist das die einfachste und schnellste und vorgegebene lösung.
Ich kann das urin-verhalten provozieren, indem ich dem tier die nase zuhalte, notfalls bis zur atemnot, durch den druck kann u.U. die verstopfung gelöst werden, zumindest wird der urin-absatz eingeleitet.
Sich bitte nicht von der nassen windel beeindrucken lassen: es sagt nichts über die menge, die entlassen wird, aus. Der zugang zur blase kann höher sein als der abgang, es staut sich also trotz <tröpfelns>, die niere ist überfordert etc.

Da der harngrieß in der regel eine ausschlußdiagnostik ist, bleibt bei den geschilderten symptomen keine andere wahl, als dies anzunehmen.
Dementsprechend sind die maßnahmen einzuleiten. Also erhöhung der salzzufuhr um wenigstens 2% - und den rest hat ja henry schon beschrieben.
peter e.

Auch dem Schwächsten ist ein Stachel gegeben -
sich zu wehren.

frei nach Schiller
grauwoller
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Re: Lamm mit Hinterhandschwäche

Beitrag von grauwoller »

Lieber Peter,

Ihr mögt ja mit eurer Ferndiagnose per Ausschlussverfahren richtig liegen, aber das als Grundwissen in der Nutztierhaltung zu bezeichnen, und daraus abzuleiten, man müsse dann auch selbstverständlich punktieren oder an dem Bocklamm rumschnippeln,halte ich doch für sehr gewagt.
Mein erster Gedanke war ja, dass es mit dem Kluppen zusammenhängt, wobei ich jetzt nicht weiss, ob es sich dabei um das Abquetschen der Samenstränge,oder die blutige Kastration handelt, vielleicht kann man mich mal aufklären.
Ich fand jedenfalls den Windel-Tipp sehr hilfreich für jemanden der noch unsicher ist, und deine Idee mit dem Nase-zuhalten müsste auch ohne TA umsetzbar sein.
Kann man am vorgelagerten Penis, da wo Henry schnippeln will, nicht einfach mal massieren? Wenn da wirklich Steine sitzen sollten, kann man die ja vielleicht dadurch ins Rollen bringen. Das sag ich jetzt einfach mal ohne jegliche Stein-Erfahrung, ansonsten sollte aus meiner Sicht,der Tierarzt seines Amtes walten, man schaut ihm auf jeden Fall zu, und lässt sich von ihm schlauer machen.....

Christoph
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Henry
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Re: Lamm mit Hinterhandschwäche

Beitrag von Henry »

Wenn Steine im "Peniswurm" sitzen, verursachen die dort eine Entzündung die sie festhält. Oft sind die Steine selbst eigentlich so klein, daß sie den ganzen Weg dorthin geschaft haben und problemlos durch den Fortsatz passen. Der Prozessus ist aber elastischer als die Harnröhre. Der Harn kann dort den Stein umspülen und liegen lassen. Beim nächsten Harnabsatz legt sich das nächste Steinchen dahinter. Das Gewebe um den Steinhaufen stirbt schnell an Drucknekrose. Gelänge es, einen Stein oder Steine auszumassieren, würde die Schwellung den frei gewordenen Raum sofort in Anspruch nehmen. Der nächste Stein bleibt dann, selbst wenn die Stelle kurzzeitig für Harn passierbar wäre, genau dort hängen.

Der stumpfe Scherenschnitt wird mit seiner die distalen Nerven abtrennenden Schmerzhaftigkeit auch tierschutzrechtlich ohne LA akzeptiert. Das Massieren einer mit Fremdkörpern unterlegten Entzündung keinesfalls. Das tolerieren nicht nur die Behörden nicht, schon der Bock zieht seinen Penis ein ...

PS: Bei Ruptur der Blase tritt vorübergehen starke Entlastung mit scheinbarer Erholung ein und binnen kurzer Zeit der Tod. Möge das nur eine allgemeine Bemerkung ohne Fallzusammenhang bleiben, bitte!
Henry
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