Scheidenvorfall- Lammretter

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grauwoller
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Re: Scheidenvorfall- Lammretter

Beitrag von grauwoller »

ach, hab ich noch vergessen:
Abkoten funktioniert einwandtfrei, Harn absetzen habe ich nicht beobachten können.
Das Schaf friss gut und kaut wieder, habe aber noch nicht gezählt, wie oft.
Es läuft in etwa so rum,wie meine Mutter früher mit ihrem Mieder, werde das Tier im Auge behalten....
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Henry
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Re: Scheidenvorfall- Lammretter

Beitrag von Henry »

wollwiese hat geschrieben: 1) Wie häufig wurden bei deinen Schafen Kaiserschnitte durchgeführt?
2) Wie hoch ist die Erfolgsquote auf die Lämmer bezogen?
3) Wie häufig hatte das Mutterschaf hinterher Komplikationen?
4) Wie wurden die Narkosen vertragen, und last but not least -
5) Was kostet so ein Eingriff?
1) Zweimal am Kamerun, ist länger her.
2a) zu spät operiert, schon in der Austreibung. 1. Lamm tot im Geburtsweg. 2. Lamm entwickelte sich normal.
2b) Schmallenberg Einling mit spiralförmiger Wirbelsäule. Nicht per Fetotomie zu entwickeln. Lamm ohnehin tot.
3) Schnittbedingt beide Male nicht, wohl aber durch den belastenden geburtshilflichen Eingriff. Keine Narben- bzw. Infektionprobleme. Keine Probleme bei erneuter Lammung.
4a) reiner L-Block und anschließene Schmerzbehandlung, ohne Vorkommnisse
4b) flache Ketamin/Xylazin + L-Block, Aufwachen bei OP-Ende, ohne Vorkommnisse
5a) 50€ in der Klinik
5b) nichts im Stall
Fall b am 6. Tag: https://m.youtube.com/watch?feature=you ... _9y5wwPU8I
Henry
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peter e.
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Re: Scheidenvorfall- Lammretter

Beitrag von peter e. »

einer alleinigen <behandlung> des prolaps mit vorfallbügel stehe ich mittlerweile äußerst kritisch gegenüber.
ein schaf hat - wie geschildert - einen vorfall, wird retouniert und bügel eingesetzt. Nach ca. drei tagen absonderung des schafes, apathisch, heftige rötung der augen (also erhebliche temp.). Sofortige verbringung in vet.-med.-klinik nach giessen (zum glück sind die nich weit weg): lämmer tot, eines konnte konservativ gezogen werden, das zweite wurde im mutterleib zersägt. Seit dieser zeit kann ich nur raten: zwingende kontrolle der lämmer, ggfls. auch über ultraschall. Der vorfallbügel entlässt nicht von der kontrolle des mutterschafes als auch der föten.
peter e.

Auch dem Schwächsten ist ein Stachel gegeben -
sich zu wehren.

frei nach Schiller
grauwoller
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Re: Scheidenvorfall- Lammretter

Beitrag von grauwoller »

Babs, Bedeckung wurde weder beobachtet, noch mit Deckgeschirr dokumentiert, aber 4 von 8 aus dieser Deckgruppe haben bereits gelammt. Dem Euter nach,kann es nicht mehr all zu lange dauern.
Peter, wie soll denn die Kontrolle aussehen? Das, was ich kontrollieren kann, mache ich, und sehe ein normalisiertes Fress- und wiederkauverhalten nachdem der Bügel eingesetzt wurde, das sind für mich erst mal die wichtigsten Kriterien. Sie presst nicht mehr,und ihre Verdauung scheint zu funktionieren.
In die Klinik wollte ich mit demTier nicht, dazu sehe ich auch gar keinen Anlass.
Ein Verbleiben in der Herde bei möglichst stressarmer Restschwangerschaft halte ich momentan für das Beste. Klar gucke ich bei ihr öfter hinals bei den anderen.

Christoph
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Henry
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Re: Scheidenvorfall- Lammretter

Beitrag von Henry »

grauwoller hat geschrieben:Letztendlich ist ein Kaiserschnitt auch ein heftiger Eingriff, das will man seinem Schaf ja auch ersparen.
Es gibt gute Untersuchungen dazu - allerdings aus Schafländern - die sowohl unter Tierwohlaspekten als auch unter ganz kommerziellen Aspekten, den rechtzeitigen Kaiserschnitt eindeutig als die bessere Lösung ansehen. Ich sehe das inzwischen ganz genauso. Insbesondere bei kleinen Rassen mit zwangsläufig gegebenem Mißverhältnis aus Handgröße des Geburtshelfers und dem schaflichen Geburtsweg. Der Nachweis, daß auch in Fällen in denen eine aufwändige Geburtshilfe oder Fetotomie alternativ möglich gewesen wäre, der Kaiserschnitt die günstigere Lösung darstellt wurde erbracht und ist für den erfahrenen Geburtshelfer durchaus nachvollziehbar. Wer schon mal eine Fetotomie eines übergroßen Lammes am schon abgekämpften Muttertier hat durchführen müssen, stellt das nicht in Frage. Wer lebende Lämmer hat zerschneiden müssen wohl auch nicht. Ein Kaiserschnitt läuft hingegen beim routinierten Operateur so schnell ab, daß alleine schon mit der geringen Dauer der "Geburt" eine Reduktion der Belastung für das Muttertier und die Lämmer zu begründen ist.
Mit Geburtshilfe und Auszugsversuch ca. 25 Minuten: https://youtu.be/JOe0M1s9rEs
oder hier von der gleichen Firma: ab 5 Minuten wird schon zugenäht https://youtu.be/gKtFNy1SKCE
Die Überlebensrate der Lämmer nach Kaiserschnitt ist auch deutlich höher als nach (laienhaften) Auszügen. Das Infektionsrisiko ist wesentlich geringer, sogar bei bereits infiziertem Uterusinhalt. Die Rate der Wiederaufnahme ist höher als nach Geburtshilfe oder Fetotomie.

Ich habe in UK einen Kaiserschnitt gesehen, am stehenden vom Besitzer gehaltenen Schaf, der lief so rasant und professionell ab, daß ich nur staunen konnte. Da wurde schon der L-Block gesetzt ehe das OP-Feld geschoren und grob rasiert wurde. Händewaschen und Schaf Waschen war gleich eins. Die Überprüfung, ob die Lokalanesthesie angeflutet ist, erfolgte nebenbei. Der Schnitt in die Bauchwand wurde gleich lang genug angelegt. Der TA hat die Gebärmutter garnicht wieder losgelassen. Eröffnet. Lamm raus und abgegeben. Nächstes Lamm raus. Auch abgegeben. Linke Hand hält Gebärmutter gegen die Bauchöffnung. Kaltwasserspülung. Penicillin an der Gebärmutter vorbei in den Bauchraum. Zunähen ohne abzusetzen. Händewaschen. Abtrocknen. Schaf abtrockenen. Spray und Tschüß! 15 Minuten ab Aufziehen des Lokalanästhetikums. Der TA meint er hat am Tag in der Lammzeit schon mal 20 Schnittentbindungen auf unterschiedlichen Farmen. Sein Problem sind aufgeweichte Hände und Hobbyhalter, die im Weg stehen oder Staub aufwirbeln und zu spät anrufen.
Henry
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Kunigunde
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Re: Scheidenvorfall- Lammretter

Beitrag von Kunigunde »

Meiner Erfahrung nach ist es gar nicht unbedingt nötig den Vorfallbügel bis zur Lammung im Schaf zu belassen.
Ich ziehe den Bügel spätestens drei Tage nach dem Einbringen und allermeistens bleibt alles da wo es hingehört.
Allerdings habe ich den Vorteil die Tiere engmaschig kontrollieren zu können, wäre ich nur zweimal täglich da würde ich das denke ich auch nicht wagen.
grauwoller
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Re: Scheidenvorfall- Lammretter

Beitrag von grauwoller »

Also letztendlich handelt es sich bei einem Scheidenvorfall um eine Bindegewebsschwäche, das ist jetzt als Krankheit ein rein physikalisches Defizit am Schaf. Das Einsetzen eines Vorfallbügels kann natürlich ein infektiöses Problem im Scheidenbereich mit sich bringen,wenn man nicht sauber arbeitet.
So wie mein Freund Fritz, ein selbständiger Landwirt, seinen Bruch im Bauchgewebe mit Bandagen über Monate hinweg "behandelt" hat, und sich dann nach der Getreideernte erst hat operieren lassen, so wird auch der Vorfallbügel beim Schaf als vorübergehende Lösung eingesetzt.
Wenn da nicht die anstehende Geburt wäre, wäre auch alles halb so wild...
Ich hoffe einfach,dass sich bis zur Geburt, die Muskulatur und das Bindegewebe in der Scheide soweit wieder stabilisiert hat,dass es dem Druck der Wasser- und Fruchtblase standhält, und dass der Muttermund den nötigen Druck abbekommt, um vernünftig zu öffnen.
Henry, deine Preisangaben zum Kaiserschnitt sind ja in keinster Weise brauchbar, mein Tierarzt will Geld sehen und das soll er dann auch haben, wenn er dann eine vernünftige Arbeit abliefert. Ich will jetzt einfach mal sehen, ob wir,das Schaf und ich,es ohne Kaiserschnitt hinkriegen, teeren und federn könnt ihr mich ja dann immer noch....
Christoph
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Henry
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Re: Scheidenvorfall- Lammretter

Beitrag von Henry »

grauwoller hat geschrieben:Das Einsetzen eines Vorfallbügels kann natürlich ein infektiöses Problem im Scheidenbereich mit sich bringen,wenn man nicht sauber arbeitet.
Das Problem ist nicht das unsterile Einsetzen, sondern das Offenhalten der Vagina, was zu einem Einwandern von Keimen und zur Besiedelung der Schleimhaut in ca. 3 Tagen führt.
grauwoller hat geschrieben:Henry, deine Preisangaben zum Kaiserschnitt sind ja in keinster Weise brauchbar
Gefragt hatte zwar jemand anders und ich habe ihm ehrlich geantwortet: Ein Blick in die Gebührenordnung für Tierärzte ergibt unter Tarifstelle G 2.14 Kaiserschnitt Schaf/Ziege bei einfachem Satz übrigens genau 57,27€. Dazu kommen Medikamente und Verbrauchsmaterial und Anfahrt. Bei einer Rinderpraxis fallen weder die paar Tropfen Lokalanesthetikum noch der Spritzer Penicillin ins Gewicht und die zwei Fäden gleich garnicht. Frage doch Deinen TA nach einer Pauschalleistung!
Henry
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grauwoller
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Re: Scheidenvorfall- Lammretter

Beitrag von grauwoller »

Es ist doch immer ein Abwägen, welche Risiken man einem Tier zumutet, um andere zu vermeiden...
Du hast sicherlich Recht, Henry, dass eine geschlossene Vagina besser vor Infektionen schützt,als eine durch Vorfallbügel geöffnete.
Die Keime, die meinem schaf jetzt zu Leibe rücken können, kennt das Immunsysthem des Schafes allerdings, während der Tierarzt viellleicht Keime mitbringt, die für das Schaf unbekannt sind, ganz zu schweigen von den Infektionrisiken durch einen Standortwechsel (Klinik oder Tierarztpraxis). Auch wirkt sich das Vermeiden von Stress (OP oder gar Umzug zur Klinik) sicherlich positiv auf das Immunsysthem aus.
Beim Kaiserschnitt können während der OP Keime mit eingetragen werden, das soll es ja schon gegeben haben. Und die Narbe ist bis zur Abheilung auch eine Wackelstelle hinsichtlich Infektion.
Mir ist schon klar, Henry, dass du es mit meinem Schaf gut meinst, aber ich will´s jetzt erst mal so durchziehen, das Schaf wirkte gerade eben jedenfalls entspannt und warvabsolut verhaltensunauffällig.
So, muss noch einen Lammbock einfangen, noch ein Schlachttermin für einen ausgehungerten Lammfleischkunden heute abend,

Christoph
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Henry
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Re: Scheidenvorfall- Lammretter

Beitrag von Henry »

Das Kaiserschnittttthema hat auch direkt nichts mit dem Bügel zu tun. Es hat damit zu tun, daß bei einer Lammung nach Vorfall Komplikationen zu erwarten - zumindest nicht selten - sind und in solch einem Falle der Schnitt rechtzeitig in Betracht gezogen und auch organisiert werden sollte. Das gilt auch für Komplikationen und Abbruch wegen Infektionen.

Ein Kaiserschnitt kann recht problemlos im Stall am noch nicht völlig abgekämpften Muttertier erfolgen. Er gehört zu den Operationen mit dem positivsten Ausgang überhaupt. Für alle Beteiligten. Es gibt regelrecht CS-Geile TÄe. Am gesunden Muttertier liegt die Komplikationsquote unter der der natürlichen Lammung. Es bleibt nur das Kostenargument dagegen.

Du kannst ohne den Bügel zu ziehen mit einer Blasenspritze eine Scheidenspung von innen nach außen durchführen. Deine Nase sagt Dir was los ist, ehe das Schaf voll fiebert und krank erscheint. Es gibt auch milde Spüllösungen dafür. Wirklich wichtig ist, ob die Lämmer leben und wie lange sie noch bis zur Lammung haben. Ultraschall hilft da.

Und dann steckst Du im Spannungsfeld aus Infektion durch den Bügel, Lammtermin und dem Ausreifungsgrad der Lämmer. Und das ist nunmal spannender als alles andere. Und alles ist variabel.

Ich drücke die Daumen!
Henry
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