Scheidenvorfall- Lammretter

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grauwoller
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Scheidenvorfall- Lammretter

Beitrag von grauwoller »

Heute morgen hatte erstmals eines meiner Schafe einen Scheidenvorfall,wie ich mittlerweile weiss.
Ein hochträchtiges Erstlammendes sah so aus,als wenn es mit Presswehen den Geburtsvorgang zu Ende bringen würde, aber es ging nicht recht voran.
Als ich das, was ich für die Fruchtblase hielt, nach dem Füttern mit der Taschenlampe genauer betrachtete, sah das alles verwirrend aus: es hing etwas fleischiges undefinierbares heraus, durch das man aber auch die Füsse eines lebenden Lammes ertasten konnte.
Mein Tierarzt, der selber mehrere hundert Schafe hält, wusste dann sofort bescheid.
Wir positionierten das Schaf so auf eine Hurde,dass der Vorfall sich gut zurückdrücken liess. dann kam ein futuristisch wirkendes Pastikteil zum Einsatz,der sogenannte Lammretter. Ich habe ihn leider nicht fotografiert, aber man stelle sich ein flaches Plastikelement in Form eines Pilzes im Seitenprofil vor. Der breite Pilzschaft wird in die Scheide geschoben, und verhindert den erneuten Vorfall. An den jeweiligen Endpunkten des Pilzschirmes sind Löcher eingestanzt,durch die stabile Kordel gezogen wird. An beiden Seiten wurden die Kordeln nach vorne auf Spannung gezogen,und mittig am Rückrad an der Wolle festgeknotet. Das Ganze hält bisher, das Schaf kann urinieren und abkoten ohne Probleme und soll damit auch lammen können.
Jedenfalls frisst es normal und kaut wieder.
Ich binmir noch unsicher, wie das dannwohl bei der Lammung aussieht. Tierarzt meine ich könne, wenn ich denn mitbekomme, vor der Lammung den Lammretter entfernen, es würde aber wahrscheinlich auch so funktionieren. Wer hat Erfahrung mit Scheidenvorfällen und Lammrettern.

Grüße, Christoph
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Babs
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Re: Scheidenvorfall- Lammretter

Beitrag von Babs »

Hallo Christoph,
ich nehme an, du meinst diesen Vorfallbügel.
Du kannst den Vorfallbügel dirket vor der Lammung entfernen, ansonsten wird er während des Geburtsvorgangs aus der Scheide herausgedrückt.

LG
Barbara
Annegret
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Re: Scheidenvorfall- Lammretter

Beitrag von Annegret »

Hi,

das hatte ich mal bei einer meiner Skudden. Der Vorfallbügel wird meistens bei der Geburt mit dem Lamm herausgedrückt,
dann kannst Du ihn losknoten. Mein MS hat mir das Legen des Vorfallbügels so übel genommen, dass es sich nicht mehr fangen
ließ und der Vorfallbügel bis zur Schur am Schaf hing. Schaf und Vorfallbügel haben das problemlos überstanden. Der Vorfallbügel
wanderte nach Grobreinigung in die Spülmaschine und ist wieder zum Einsatz bereit, das Schaf nach Absetzen des Lammes nach
Sibirien. Ich wollte nicht nochmal einen Vorfall riskieren.

Gruß

Annegret

P.S.

Wenn man die Dinger im Internet bestellt muss man sie kontrollieren. Sie sind manchmal scharfkantig. Dann muss man vor dem
Gebrauch die Grate abschleifen, abschneiden oder rundschmoren.

A.
grauwoller
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Re: Scheidenvorfall- Lammretter

Beitrag von grauwoller »

Na das waren ja schnelle Antworten,habt vielen Dank
Ja Babs,genau der isses, den nennt meinTA halt nur Lammretter,warun auch immer?
Ich bin noch unentschlossen,obs für das Schaf dann im Sommer nach Sibirien oder nach Grönland geht, jedenfalls sehe ich das genauso wie du, Annegret

noch einen schönen 'Restsonntag wünscht Christoph
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Babs
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Re: Scheidenvorfall- Lammretter

Beitrag von Babs »

Unter "Lammretter" versteht man manchmal einen Vorfallbügel, meist jedoch eine Magensonde, mit der man schwachen Lämmern Milch einflößen kann.
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Insane
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Re: Scheidenvorfall- Lammretter

Beitrag von Insane »

Falls es ein Aulamm wird, solltest du auch da die Belegung überdenken, da sich Vorfallneigung vererbt (außer der Vorfall entsteht durch ein extrem großes, blöd positioniertes Lamm).
Viel Glück!
Das ist kein Heu in meinen Haaren - das ist Schäferglitzer :?:
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Henry
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Re: Scheidenvorfall- Lammretter

Beitrag von Henry »

Ich rate dazu, die Lammung zu überwachen und eher einzugreifen als sonst oder gleich einen Kaiserschnitt einzuplanen. Man kann nicht darauf vertrauen, daß der Vorfallbügel die normale Lammung nicht behindert. Es gibt leider immer wieder Probleme, die aus dem noch bestehenden oder wiederkehrenden Vorfall oder dem Bügel selbst herrühren. Alleine der Pressdrang durch den vaginalen Fremdkörper und die Keimeinwanderung stellen eine Komplikation dar, die spätestens ab dem 3. Liegetag des Bügels Behandlung erfordern. Ein Vorfall mit Bügel ist immernoch ein Vorfall, auch wenn man ihn nicht sieht.

Leider sind die Bügel recht hart und es gibt sie von Quessant bis Milchschaf und von Soay bis Bluefaced Leicester nur in einer Größe. P. p. lassen sie sich nicht einsetzen. Sie führen bei längerer Liegezeit nahezu immer zu Infektionen. Ihr einziger Vorteil ist die scheinbare Wartungsfreiheit. Ein Vorfallgeschirr oder das klassische Bühnerband zwingen zur Überwachung und sind mir daher wesentlich lieber. Ich habe aber kontinuierliches Gepresse nach Abklingen der Anesthesie schon erlebt, bis zum Darmvorfall. Die Medikamentenzulassung ist da recht unbefriedigend.

Auch verlaufen Lammungen nach Vorfall nicht so komplikationslos wie rassetypisch. Eine Vorfalllammung erfordert wesentlich häufiger ein Eingreifen als üblich. Vaginale Infektionen werden bei der Geburtshilfe dann oft in die Tiefe verschleppt, was mindestens einen Uteruseinleger erfordert.

Wie gut akzeptiert das Schaf den Vorfallbügel im Moment? Wie erfolgt Kot-, vor allem aber Harnabsatz? Erfolgt (lokale) Antibiose?
Henry
der
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Re: Scheidenvorfall- Lammretter

Beitrag von wollwiese »

Henry, ernsthafte Fragen:

1) Wie häufig wurden bei deinen Schafen Kaiserschnitte durchgeführt?
2) Wie hoch ist die Erfolgsquote auf die Lämmer bezogen?
3) Wie häufig hatte das Mutterschaf hinterher Komplikationen?
4) Wie wurden die Narkosen vertragen, und last but not least -
5) Was kostet so ein Eingriff?
:schaf2: loot de schoop man schietn, wull woos liekers. :schaf3:
grauwoller
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Re: Scheidenvorfall- Lammretter

Beitrag von grauwoller »

Henry, mein TA hat mich auch schon vorgewarnt, dass es evtl. Komplikationen bei der Lammung geben wird. Oftmals öffnet wohl der Muttermund nicht so wie er soll. Trotzdem wendet er diese Technik bei seinen Schafen ja auch an. Er meinte, dass es zu 50% komplikationslos ablaufen würde.
Ich will jetzt erst auch mal miterleben,wie es auf diese Art und Weise funktioniert oder auch nicht. Letztendlich ist ein Kaiserschnitt auch ein heftiger Eingriff, das will man seinem Schaf ja auch ersparen.
Aber Nachzucht, welchen Geschlechts auch immer, wird von diesem Schaf definitiv nicht behalten, das sehe ich auch so.
Also abwarten,beobachten und schlauer werden, Christoph
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Babs
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Re: Scheidenvorfall- Lammretter

Beitrag von Babs »

Christoph, kennst du denn den Geburtstermin?
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