Krankes Bocklamm frisst nicht

[Sorgenkind]

Hallo
Ich bin neu hier und habe ein großes Problem.
Ich habe am 28.07.2019 ein paar neue Schafe (Skudden) gekauft. 2 Auen, 2 Aulämmer und ein Bocklamm. Ich habe bereits 13 weitere Skudden, Auen und Böcke.
Die Integration verlief überall problemlos, allen ging es gut.
Bis letzten Mittwoch:
Das Bocklamm (jetzt 4 Monate alt, von der Mutter weg am Transporttag) ist seitdem bei mir zu Hause. Erst Rasenschnittvergiftung durch die Nachbarn, aus Unwissenheit. Den anderen 4 Böcken geht es gut, er hatte eine Pansenazidose. Tierarzt, Schmerzmittel, Pansenstimulanz.
Donnerstag Mittag wieder gefressen, Donnerstag Abend wieder Kot. Freitag morgen rausgesetzt nach grünem Licht vom Tierarzt. Die Wiederaufnahme war ruhig und friedlich wie beim ersten Mal.
Samstag Mittag musste ich ihn wieder mitnehmen - es ging ihm sichtbar schlecht, er war so apathisch, dass er sich von einem völlig Fremden in den Schatten legen ließ, er hatte Durst, trank aber nichts. Eine Nachbarin berichtete, dass er wohl zusätzlich, dass es ihm so schlecht ginge, von meinem Altbock geboxt und gemobbt würde.
Wir fuhren natürlich sofort nochmal zum Tierarzt. Wieder stand der Pansen still, er stöhnte sehr und fiepte dabei sogar leise und hatte 40,5°C Fieber.
Er bekam sofort Schmerzmittel, Fiebersenker, Vitamine, dazu ein Antibiotikum und auf Verdacht, um einfach alles abzudecken, eine Wurmkur.
Wir vereinbarten, dass dies die einzige Chance sei und wir ihn erlösen, wenn es ihm nicht spätestens Montag deutlich besser ginge.

Nachdem es Sonntag keine nennenswerte Veränderung gab, er "schlief" weiterhin im stehen und legte sich kein einziges Mal hin, nur das fiepen hörte auf und er trank, stellte sich am Montag Vormittag dann wieder Verdauung ein, er war wacher und deutlich interessierter an dem was um ihm herum passierte und lief kurz in meiner Wohnung herum, er stöhnte auch nicht mehr.
Somit war das Einschläfern für mich vom Tisch.
Dienstag morgen lag er friedlich als ich aufstand.
Bis Dienstag Abend atmete er noch etwas angestrengt, wenn ihn etwas stresste, inzwischen ist auch das beinahe verschwunden.

Ich spritze ihm auch weiterhin 2xtäglich Schmerzmittel und alle 2 Tage Antibiose - musste allerdings von intramuskulär auf subcutan umsteigen, da an Muskulatur so gut wie nichts mehr vorhanden ist -, außerdem bekommt er PansenReaktiv, um den Pansen anzuregen und am laufen zu halten.
Er spaziert wann immer ich zu Hause bin im (abgesicherten) Wohnzimmer herum, ist dabei stur und wahnsinnig neugierig. Da ich Laminat habe muss er sich ein wenig anstrengen, um auf allen 4 Füßen zu bleiben. Die Verdauung ist sehr gut und er ist sogar "Käfigrein".

Nur Fressen will noch nicht. Er hält immer die Nase ins Heu, doch fressen tut er es nicht. Jedenfalls nicht wenn ich dabei bin, da er aber Verdauung hat muss er ja wohl auch was fressen. Auch frisch gepflücktes Gras nimmt er nicht an.
Er versucht wiederzukäuen, aber dann kommt nur ein wenig Schaum und er hustet.

Hat jemand mit so etwas schon mal zu tun gehabt? Wie bekomme ich ihn dazu mal wenigstens etwas zu knabbern?
Kann natürlich sein, dass er nachts frisst, oder wenn ich arbeiten bin, denn hin und wieder hat er ein Hälmchen Heu im Maul.

Ich fahre heute nachmittag nochmal Medikamente abholen, da frage ich den Tierarzt nochmal. Aber auch er ist ratlos, was mein Schäfchen haben könnte.


Ratlose und doch hoffnungsvolle Grüße
Das Sorgenkind

[Schnucke]

Wurde mal nach den Zähnen geschaut?

[Sorgenkind]

Hallo!

Nicht direkt. Schaue natürlich immer danach wenn ich ihm das Stimulanz gebe. Als er das erste Mal bei mir war war das kauen überhaupt kein Problem.

LG

[Babs]

Hallo,
eine Pansenazidose entsteht durch zuviel stärkehaltige Nahrungsmittel wie z.B. Getreide, Obst, Brot.
Rasenschnitt verursacht eine Pansenalkalose.
Schau mal hier:
viewtopic.php?f=13&t=413

Wenn er nicht frisst und wiederkäut, arbeitet der Pansen nicht richtig.
Manche Schafhalter empfehlen, dem Schaf ein aus Stroh gedrehtes Seil quer ins Maul zu geben und zu fixieren, um das Wiederkäuen anzuregen.

Biete ihm nur Heu und Wasser an, kein Gras.

LG
Barbara

[Babs]

Setzt er Urin ab?

[Sorgenkind]

Ja, Urin und Kot sind kein Problem. Der Kot ist auch völlig normal.

Babs, ist die Therapie also die falsche gewesen?

[Babs]

Es wäre jedenfalls falsch, bei einer Pansenalkalose ein Antazidum zu geben.

Vielleicht hat er auch zu früh wieder Gras gefressen.
Aber ich bin kein Tierarzt.

Frag doch mal Henry, der kennt sich damit aus:
memberlist.php?mode=viewprofile&u=430

Wurde die Lunge abgehört?

[Sorgenkind]

Ja, die Lunge wurde abgehört, nichts gefunden.

Habe eben mit Stirnlampe ins Maul geguckt, nix gesehen.
Evtl nehme ich ihn gleich mit zum Tierarzt wenn ich die Medikamente für ihn abholen fahre, muss gucken ob der Dr., der ihn behandelt hat, da ist.

LG

[Henry]

Egal ob Azidose oder Alkalose Pansenpufferung mit CaCO3 also Ursodigest ist immer angesagt, weil Säure schadet und Alkalose bei Behandlung in Azidose kippen kann. Ich Drenche bei Pansenproblemen immer viel Wasser mit Ursodigest. Weinflasche geht gut. Zeug macht weiße Flecken auf den Sachen.

Die nächste Empfehlung ist das handgedrehte Heubonbon. Es dauert zwar, weil man immer auf das deutliche Abschlucken warten muß, aber bislang hat es noch immer geholfen.

Propylenglycol bringt die notwendige Energie bei Kachektischen Schafen. Das kann gleich mit dem Pansenpuffer gegeben werden.

[Sorgenkind]

Vor 2 Stunden wurde er erlöst.

Der Leberschaden durch die Rasenschnittvergiftung war so immens, dass er eine Diabetes entwickelte.
Man hätte sein restliches Leben lang 2x täglich Insulin spritzen müssen für eine unterdurchschnittliche Lebensqualität. Das wollte ich ihm nicht antun.

Es ging ihm jetzt dreckig. Richtig dreckig. Also durfte er auch jetzt gehen.

Ich danke euch allen!