Erfrierungen flächig nach E-Zaun

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Henry
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Erfrierungen flächig nach E-Zaun

Beitrag von Henry »

Moin,

seit Dienstag geht es um ein Merino Landschaflamm. Es wurde wahrscheinlich gleich in den Zaun gelammt oder hat sich gleich nach der Geburt dorthin begeben um zu sterben. Es wurde jedoch mit bereits nicht mehr tropfnaßem Nabel dort gefunden. Ich schätze 6-8h. Mit massiver Unterkühlung, Dehydrierung und blutenden Verletzungen, die ich für Schürf- bzw. Bergewunden oder Tierangriffe hiehlt. Inzwischen - nach Kolostrumsonde, Glucosetropf und Aufwämen in Wasserbad und Warmluftstrom - ist der Kerl flaschenfest und quicklebendig und wir haben den in Pflege. Die Verletzungen erweisen sich als Abbindeerfrierungen. Deshalb heilen auch die notwendigen Vernähungen nicht. Die Wundränder waren schon bei der Naht unsensibel und sind nekrotisch. Es sind 3 unterschiedliche Zustände der Haut erkennbar: — milchweiß, unsensibel offensichtlich tot
— rot, schmerzhaft, wie Schuppenflächte
— glasig, ödematisiert, opak aber sensibel

Welche Entwicklung nehmen die Hautschäden, erwartungsgemäß? Ab wann ist keine Entwicklung mehr zu erwarten und die Demarkation ist endgültig?

Der Nachteil, daß wegen der Falten viel Haut erfroren ist, gleicht sich bei dieser Merinofaltigkeit dadurch aus, daß viel Haut für die plastische Versorgung zur Verfügung steht. Auch der Schwanz ist in weiten Teilen ungeschädigt. Hat jemand Erfahrung mit Transplantaten aus dem Schwanzgewebe?
Henry
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Re: Erfrierungen flächig nach E-Zaun

Beitrag von schafbauer »

Henry hat geschrieben:Ich schätze 6-8h. Mit massiver Unterkühlung, Dehydrierung und blutenden Verletzungen, die ich für Schürf- bzw. Bergewunden oder Tierangriffe hiehlt. Inzwischen - nach Kolostrumsonde, Glucosetropf und Aufwämen in Wasserbad und Warmluftstrom - ist der Kerl flaschenfest und quicklebendig und wir haben den in Pflege.
Hut ab vor der Leistung. Der Rest hört sich eher nach nach Chirurgie an.

Wie funktioniert dein glucosetropf?
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Henry
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Re: Erfrierungen flächig nach E-Zaun

Beitrag von Henry »

Der Rest wird Chirurgie - glücklicherweise oberflächlich.

Glucose 10-20% per Butterflykanüle in die Achselweichen einsickern lassen. Warm und schön langsam. Ansonsten bei nur kalten Lämmern Glucose 10-20% exakt körperwarm oder nur 1Grad wärmer in den Bauchraum i.p. Dann ist der Bauch der Tropf.
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schafbauer
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Re: Erfrierungen flächig nach E-Zaun

Beitrag von schafbauer »

Welchen Bereich vom bauchraum und welche Menge
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Gelöscht001

Re: Erfrierungen flächig nach E-Zaun

Beitrag von Gelöscht001 »

Hallo Henry,

gut gemacht. Hast ja schon ein kleines Wunder vollbracht.

Wichtig ist, dass es trinkt.....

Drücke die Daumen, dass Du das mit den Erfrierungen/Wunden hinbekommst.



Grüsse
Gelöscht001
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peter e.
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Re: Erfrierungen flächig nach E-Zaun

Beitrag von peter e. »

Genaue Vorhersagen bzgl. der Wund- oder Hautgenerierungen halte ich für unseriös. Es ist aber nicht auszuschließen, dass nach eingehender Stabilisierung und fortschreitendem Wachstum genau dieses auch in die Haut übertragen wird. Es wäre also möglich, dass in wenigen Monaten keine Verletzungen mehr erkennbar sind. Ich würde aber dafür Sorge tragen, dass die Haut immer feucht und geschmeidig bleibt. Hierzu empfehle ich <<bio-hautöl>> von leovet, hies früher etwas anders, die Inhaltsstoffe dürften aber in etwa gleich sein.
peter e.

Auch dem Schwächsten ist ein Stachel gegeben -
sich zu wehren.

frei nach Schiller
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Henry
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Re: Erfrierungen flächig nach E-Zaun

Beitrag von Henry »

schafbauer hat geschrieben:Welchen Bereich vom bauchraum und welche Menge
Das mußt Du Dir mal zeigen lassen. Es gibt mehrere sichere Injektionsstellen. Wenn das Lamm kopfüber hängt fallen die Därme aufs Zwerchfell und es entsteht ein Hohlraum im Bauch. Der ist gut puntierbar, weil die hängende Haut gestrafft ist. Ideal ist eine Veres-Nadel. Eine 1,2-1,8-mm-Kanüle, sehr kurz geht aber auch. Selbst Darmpunktion, die eigentlich zu vermeiden ist, wird ertragen und ist wirkungsvoll (wenn nicht alles hinten rausläuft)

Ich gebe Lämmern um 1kg (Kameruner) 150ml und 5-kg-Lämmern etwa 250-300ml. Dabei bleibt die Kanüle beim Spritzenwechsel liegen und die Spritzen kommen direkt aus dem Wasserbad. Lämmer, die kalte oder zu warme Lsg. in den Bauch bekommen, Cola-Biern sofort und leider unrettbar.

Bei den Glucosekonzentrationen ist sehr genau auf die Wasseranziehung zu achten. 5% bringt viel Flüssigkeit und wenig Energie und ist für ausgetrocknete (Durchfall-,Hitzschlag-Lämmer) die Wahl. 20% entzieht den Körpergeweben erst mal sehr viel Wasser beinhaltet aber Energie in Großer Menge. Damit muß man sehr vorsichtig sein. Ein Lamm mit 20% i.p. (In den vom Bauchfell umschlossenen Bereich) kann und wird soviel Wasser zur weiteren Verdünnung in den Bauchraum fördern, daß es als Körper dehydriert. Daran kann es sterben. Flüssigkeit muß dann woanders her nachkommen. (Z.B. Von der Mutter oder durch eine Schlundsonde)

Sinn der I.P.-Gabe ist es, Lämmer zu versorgen, die nicht an einen Tropf angeschlossen werden können, weil sie beim Muttertier (bei Mami) bleiben oder draußen rumlaufen sollen oder bei denen die Glucose und deren Wasser dringend zentral gebraucht wird, der Kreislauf außen aber (z.B. Wegen extremer Unterkühlung oder Austrocknung) schon zusammengebrochen ist und eine Gabe unter die Haut nicht mehr oder nicht schnell genug verfügbar wäre. Also für die Kandidaten, die schon vom Tode fest eingeplant und mit Kochrezepten unterlegt sind. Dennoch ist die Quote - daß der Schnitter Tofu braten muß - bei sofortiger und intensiver Intervention erstaunlich gut. Mann sollte es also können.
Henry
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schafbauer
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Re: Erfrierungen flächig nach E-Zaun

Beitrag von schafbauer »

Hörtsich doch kompliziert bzw sehr genau an.

Ich frag eigentlich deshalb weil ich jetzt mal auf einer englischen Seite für schafprodukte gestöbert habe und jedes 2. Produkt war Glucose Lösung oder andere energiereiche Lösungen für lämmer.

Vor allem bei den Engländern die ja nicht wirklich die wärmsten stallungen haben und nicht viel Ausstattungen in den ställen haben finde ich es dann doch kompliziert.
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smallfarmer
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Re: Erfrierungen flächig nach E-Zaun

Beitrag von smallfarmer »

Deshalb hat ja auch ein ML in GB keine Chance

Klar , der eine brauch solche halbtoten Lämmchen um wieder ne story zu haben und auszuprobieren.
Aber mal ganz ehrlich, wenn ich weiss was ein Züchter alles investiert nur um ein Lamm am Leben zu erhalten,
muss sich so ein Bocklamm später bei mir duplizieren? Der Bock ist die halbe Herde.
Sybille1
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Re: Erfrierungen flächig nach E-Zaun

Beitrag von Sybille1 »

smallfarmer, jedes Leben soll eine Chance haben!
Wenn sich das für die Züchter nicht lohnt dann müssen sie eben doppelt und dreifach sichern damit nichts passiert oder sich überlegen ob sie ihren Job vernünftig machen oder einfach nur Geld verdienen wollen.
Grüße
Monika
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