Fruchtwasseraspiration - Was tun?

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Henry
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Fruchtwasseraspiration - Was tun?

Beitrag von Henry »

Moin,

Anlaß meiner Frage ist das folgende Schicksal:
Letzen Sonntag 21:00 unassistierte Lammung einer BFL-Erstlammin am entferntesten Ende der Weide, ca. 250m vom Stall. Unmengen an Fruchtwasser auf der Wiese. Weiteres Lamm war zu erwarten. Die Zeit, die ich brauchte, mich mit dem Nötigsten zu versorgen, und wieder bei ihr zu sein, hat gereicht zwei weitere Lämmer zu geben. Außentemp. ca. 8 Grad, steifer Ost/Südostwind exponierte Lage auf dem Berg. 2 Lämmer waren fit. Das 3. jedoch fühlte sich schon bei der ersten Berührung kalt an.

Ich weiß nicht, wie lange es gedauert hat, 3 Lämmer und die Mutter in den Stall zu kriegen, danach jedenfalls versammelte sich Leben in den zweien und aus dem Dritten wich es. Ich habe die zwei fitten der Mutter überlassen. Die Temperatur war auf 23:00 auf 32.7 gefallen also rasend schnell. 23:30 war sie unter 32 Grad und nicht mehr meßbar. Mit Glucosetropf und Wärmezelt hatte ich 01:00 wieder 33.5 und steigende Tendenz. 2:00 waren es 36.4 und alles sah nach überstandener Hypothermiekriese aus. Kolostrum hatte Mutti reichlich. Exakt körperwarm wurde das sondiert. Es sollte eigentlich aufwärts gehen. 4:00 trat Atemnot und Sauerstoffmangeldelirium auf. Trotz Beatmung (nicht maschinell) traten ab 5:20 wiederholt Atemstillstände und Sauerstofmange/Erstickungskrämpfe auf und es war nichts mehr zu machen und das Leiden im Sauerstoffmangelkoma hatte ein Trauriges Ende.

Heute nun fand ich den Pathobericht in der Post. Wesentlicher Inhalt: Fruchtwasseraspiration Pränatal, geringgradig unterentwickelte Lunge.

Nun treibt mich die Frage um: War ich chancenlos? Oder: Was wäre aus therapeutischer Sicht ihre Chance gewesen? Soll ich mich um Sauerstoffgabe kümmern, was relativ leicht ist, ist Ventilation eine Möglichkeit, hätte Dexa hochdosiert etwas bewirkt? Oder muß es eine Absaugung sein?

Wir haben heute ein wunderschönes Drillingslamm unter einer Kiefer begraben. Die Kiefer hatte diese Düngung nicht nötig. :bye:
Henry
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Re: Fruchtwasseraspiration - Was tun?

Beitrag von dicke wolke »

Hi Henry ich glaube du hast alles mögliche für dein Lamm getan. Bei einer Fruchtwasseraspiration wäre eine Lungenentzündung letzendlich die Folge gewesen.Ich arbeite im humanmedizinischen Intensivbereich, da ist Aspiration immer ein Problem und bei Neugeborenen erst recht. Viel Glück für die anderen Beiden
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Henry
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Re: Fruchtwasseraspiration - Was tun?

Beitrag von Henry »

Die Frage ist in die Zukunft gerichtet.
In der Lunge wurde Mekonium nachgewiesen und eine beginnende Pneumonie. Die Pneumonie wäre behandelbar und unterdrückbar. Man muß nur wissen, daß sie da ist - was mitten in der Nacht blanker Verdacht bleiben muß - und das Lamm muß lange genug leben, um seine (versiffte) Lunge ausheilen zu können.

Was hätte man tun können?
Henry
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Re: Fruchtwasseraspiration - Was tun?

Beitrag von wollwiese »

Ich denke absaugen ist unumgänglich. Keine Ahnung ob es dafür lammtaugliche Gerätschaften gibt.
Ich als etwas hemdsärmeliger Typ würde in der Not wohl auf die Schwerkraft setzen und das Lamm an den Hinterbeinen packen und kräftig schwingen (Salatschleuderprinzip).
Ist aber nur meine Laienmeinung. :lachma:
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shorty
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Re: Fruchtwasseraspiration - Was tun?

Beitrag von shorty »

Weiss nicht ob übertragbar, kann nur aus eigener Betroffenheit sagen in der Humanmedizin hilft Antibiotika sehr zügig gegeben und eher hochdosiert , Sohnemann hatte zweimal Lungenentzündung wegen aspirieren...bekanntlich ja auch ein "Intensivfall"
Die Frage die Dich glaub ich umtreibt, wenn ichs richtig verstanden habe, woran erkennt mans oder ? darauf hab ich leider keine Antwort....

nen Tröster dennoch
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Re: Fruchtwasseraspiration - Was tun?

Beitrag von peter e. »

der pathobericht schreibt eine <<geringradig unterentwickelte lunge>>, was mir signalisiert, dass bei einer drillingsentwicklung es einfach zu früh war. Letztendlich also chancenlos. Wären die föten vielleicht noch zwei wochen drin geblieben, hätte es u.U. besser ausgesehen. Es stellt sich halt die frage (und daraus resultiert wiederum eine frage: wann?) ob überhaupt eine chance bestanden hat. Bei bestimmten parametern hast du keine chance, auch wenn es <andeutungen> gibt, sie führen aber in die irre.
peter e.

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Re: Fruchtwasseraspiration - Was tun?

Beitrag von wollwiese »

Shorty, erstmal musst du das Zeug ja aus der Lunge kriegen. Danach sind dann sicherlich unterstützende Maßnahmen wie Sauerstoffgabe sinnvoll und auch prophylaktische wie ABGabe.
Mekonium im Fruchtwasser ist beim Menschen btw ein Anzeichen für eine Übertragung. War die Lammung termingerecht?
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shorty
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Re: Fruchtwasseraspiration - Was tun?

Beitrag von shorty »

Ja ich weiss das :-))
Ich denke dass die Schleuder Version so für den "Hausgebrauch " nicht verkehrt ist.
Absaugen kann man mit nem Schlauch humanmedizinisch schon auch, hab da grob 10 Jahre Erfahrung, ist aber eher oberflächlich, man kommt soferns schon der Lunge ist nicht tief genug, laienhaft gesprochen. Wird dann eher überwacht mit Endoskop gemacht, so mein Wissenstand .
Gibt da aber sicher versiertere Leute.
Die Frage war soweit ich sie richtig verstanden habe, selbst wenn man schleudert und ein Teil herauskommt ist ja nicht sichergestellt, dass nicht ein Teil zurückbleibt.
Wie erkennt man so etwas diagnostisch beim Schaf. ? Grübel...
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Henry
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Re: Fruchtwasseraspiration - Was tun?

Beitrag von Henry »

Ist bei Hypothermie so nahe an der Lammung, daß auf Hypoxie geschlossen werden kann (oder bei zusätzlich gemessener abfallender SpO2) eine Sauerstoff/Antibiose/Dexamethason-Therapie auf den Verdacht hin sinnvoll?

Es geht bei den geringen Körpergewichten um Peenuts in der Dosierung. Aber wenn es die Chancen verbessert ohne Risiken ...
Henry
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mara
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Re: Fruchtwasseraspiration - Was tun?

Beitrag von mara »

Bei neugeborenen Hundewelpen nimmt man den Welpen sicher mit beide Händen und schwingt in breitbeinig dastehend kräftig hin und her.
Dürfte beim Lamm schwierig werden aber ich hatte schon paar mal Welpen mit korchelnder Atmung nach der Geburt aber eingegangen ist deswegen nie eines.
Vom Bauern hier weiss ich, dass sie Kälber mit denselben Symptomen ein paar Minuten kopfüber aufhängen aber ob das wirklich was bringt oder in dieselbe Kategorie "der Vatter hats auch immer so gemacht" gehört, weiss ich nicht ;)
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