Tierarzt-Bullshit

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schafbauer
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Re: Tierarzt-Bullshit

Beitrag von schafbauer »

Annegret hat geschrieben:
mit der unterstellten Geldgier hat das mangelnde Schafwissen der Tierärzte wenig zu tun. et
Ich sage nicht das es Geldgier ist sondern man streckt sich nach der Decke. Die wirklichen TA mit Herzblut gibt es nicht mehr.

Wer will sich noch abärgern oder sich mit Hobbiesten auseinander setzen wenn es leichter mit weniger ärgern geht.

Mittlerweile werden nicht einmal Standard Untersuchungen durchgeführt. Lieber ins Labor lange warten und raus kommt nix. Oft werden die Sachen bei Schafen "verloren "d. Passiert ständig
"Nur was man gerne macht, macht man auch gut." :schaf2:
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Steffi
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Re: Tierarzt-Bullshit

Beitrag von Steffi »

Vielleicht hab ich mich blöd ausgedrückt. Ich unterstelle den TÄ keine Geldgier, aber wenn man die Wahl hat, muß das Herz schon seeehr an den Großtieren hängen, um sich dem zu stellen. Eine gute Freundin von mir ist Kleintierärztin und wir haben uns oft und lange darüber unterhalten, weil ich mich wunderte, warum sie von Schafen kaum Ahnung hat. Man verdient (in unserer Gegend) damit einfach nichts und der Job ist Knochenarbeit ohne Sonn- und Feiertage, dafür mit Dreck, Schweiß und Nachtarbeit. Pferde wären noch gut, das würde sich auch noch lohnen.

LG,
Steffi
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Annegret
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Re: Tierarzt-Bullshit

Beitrag von Annegret »

Hi,

ich finde es diskutierenswerter sich mit meiner Antwort auf Henrys Frage nach der Lösung zu befassen.
Unter den Tierärzten gibt es auch Schafhalter. Sucht Euch einen, macht einen Betreuungsvertrag
und schickt ihn auf Fortbildung. Vielleicht kann der eine oder andere Schafhalter den TA auch dabei
begleiten und auch was lernen. Das hängt von dem persönlichen Verhältnis zwischen den Vertragspartnern ab.
Schafft Euch euer eigenes Schaf-Versorgungs-System.


@schafbauer

Ich kenne jede Menge Tierärzte die ihren Job mit Herzblut betreiben. Alleine davon wird weder der TA, noch seine
Familie oder seine Mitarbeiter satt.

Gruß

Annegret
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Henry
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Re: Tierarzt-Bullshit

Beitrag von Henry »

Die Uni Gießen hat das Schaf beim Hobbyhalter bzw. das Schaf als Haustier mal zum Thema gemacht. Die Resonanz war ausbleibend. Auf dem TÄe-Konkress hier in Leipzig spielen die Kleinen Wiederkäuer eine absolut untergeordnete Rolle. Konkret gibt es sogar mehr Vorträge über Hundeallergien und Hundeernährung als über Schafe und ihre Erkrankungen insgesamt. Praktisch kein Hersteller der Begleitausstellung bietet spezielle Schafausrüstung oder wenigstens in der Größe passende Instrumente. Vorfallbügel und Bockschürzen und Ende. Keine Klauenfräsen, keine Geräte zur Schafzahnheilkunde, keine Besamungstechnik, kaum Impfstoffe, kaum Diagnostika.

Die Folge der extremen Vernachlässigung des Schafes (und der Zieger) ist der Unwillen der Industrie, Arzneimittel zur Anwendung am Schaf zuzulassen. Wenn es keinen TA gibt, der die Medikamente einsetzt, fehlt es an Umsatz und am Zulassungsinteresse. Zulassungen laufen aus oder werden nie beantragt. Selbst Unternehmen wie MSD liefern in Deutschland keinen Orf-Impfstoff, obwohl der allen Lippengrindschafen und vor allem ihren Enkeln Linderung verschaffen würde. Die Forschung bei Maedi und Adenomatose ist praktisch eingestellt. BT wird nur wegen der Rinder beforscht ... und keine Sau interessierts. :bye:

Aber um bei Annegrets Idee zu bleiben, Ganter in Hannover betreibt einen Betreuungsdienst. Der kostet richtig Geld und ist wenigstens vorhanden. In Leipzig an der Uni gibt es nichts. Die haben ihren Außendienst praktisch eingestellt im April. Wen sollte ich als Tierhalter mit einer Bestandsbetreuung betrauen? Von den TÄen in Notkaiserschnittreichweite um mich, weiß ich, daß sie weder wollen noch können und ich kenne ihre diagnostischen Möglichkeiten und die Größe ihrer Schlundsonde. Selbst wenn ich ohne jede Gegenleistung denen 1000€ im Jahr für Fortbildung zahlte, bekäme ich nicht, was meine Schafe brauchen: Erfahrung.

Ich "gönne" mir stattdessen notgetrieben das eigene Ultraschallgerät und den Kurs dazu in Hannover oder den Reproduktionskurs bei Fawcett. Und dann weiß ich mehr als der TA im Ort und schwimme doch im eigenen Saft und setze mich auch noch den Anwürfen vom grauwoller aus. Seis drum! Gespart wird morgen ...
Henry
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Insane
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Re: Tierarzt-Bullshit

Beitrag von Insane »

Henry hat geschrieben:Ich "gönne" mir stattdessen notgetrieben das eigene Ultraschallgerät und den Kurs dazu in Hannover oder den Reproduktionskurs bei Fawcett. Und dann weiß ich mehr als der TA im Ort und schwimme doch im eigenen Saft und setze mich auch noch den Anwürfen vom grauwoller aus. Seis drum! Gespart wird morgen ...
Wer hat's gegönnt? ;)

Aber prinzipiell stimmt es. Auch wenn man anfinge jemanden aufzubauen - die Erfahrung, die man nach 500 oder 1000 geschallten / abgetasteten / etc. Schafen hat, kann man nicht kaufen.
Das ist kein Heu in meinen Haaren - das ist Schäferglitzer :?:
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Re: Tierarzt-Bullshit

Beitrag von grauwoller »

das unbestreitbare Ungleichgewicht bei der Ausrichtung der Tierärzte zu Ungunsten der Großtierpraxis, wird ja teilweise schon durch sogenannte Schafgesundheitsdienste aufgefangen. Man muss sich da einfach mal umtun, wenn man in seiner Gegend keinen zusagenden TA findet.
In Hannover (80 km von mir entfernt)habe ich den Luxus zwischen dem Schafgesundheitsdienst der TIHo und dem der Landwirtschaftskammer wählen zu können.
Von solchen Angeboten in anderen Regionen habe ich schon vernommen, selbst im menschenleeren Meck-Pomm gibt es einen Rinder-Gesundheitsdienst, die dann auch Schafe mitmachen.
Ganz nebenbei kommen ja dann bei der jährlich 2 maligen Herdenvisite auch 2 angehende Tierärztinnen mit, da kann man die direkt in positiver Art und Weise mit der Schafhaltung vertraut machen....
Ich kann über den Service der TiHo nur lobendes sagen. Obwohl ich deren Dienstleistung ursprünglich nur für 1 - 2 Jahre in Anspruch nehmen wollte, um danach mit den neuen Erkenntnissen und meinem Haustierarzt alleine klarzukommen - ich bin noch immer dabei und werd´s auch bleiben...
Mein Haustierarzt hat mit dieser Konstellation auch kein Problem - bei der Ganther´schen Levamisol-Empfehlung war er zwar etwas verwundert, hat aber dann selber recherchiert und mir die Drogen besorgt. Man muss es nur richtig kommunizieren und die Leute nicht vor den Kopf stossen oder gegeneinander ausspielen.
Ich fahre jedenfalls damit gut, die 3 Komponenten aus TiHo + prakt. Tierarzt + eigenes Wissen über meine Schafe eine Zusammenarbeit im Sinne meiner Schafe hinzukriegen.

Christoph
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Re: Tierarzt-Bullshit

Beitrag von Fröschchen »

grauwoller hat geschrieben: Obwohl ich deren Dienstleistung ursprünglich nur für 1 - 2 Jahre in Anspruch nehmen wollte, um danach mit den neuen Erkenntnissen und meinem Haustierarzt alleine klarzukommen - ich bin noch immer dabei und werd´s auch bleiben...
Christoph
Wie läuft das konkret praktisch?

LG
Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muß man vor allem ein Schaf sein. (Albert Einstein)
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Re: Tierarzt-Bullshit

Beitrag von grauwoller »

für umgerechnet 10 € im Monatt wird deine Herde 2 mal im Jahr aufgesucht. Dabei werden alle Tiere angeschaut, alle Probleme werden angesprochen, und ein schriftliches Protokoll erstellt. Kotuntersuchungen als Sammrelkotprobe sind im Preis, bei Einzeltieruntersuchung zahlst du . Ausserdem ist eine Sektion pro Jahr kostenfrei. Es gibt zusätzlich noch Vergünstigungen, sodass ich mir die einmalige Maedi Untersuchung meiner Herde leisten konnte.

Christoph
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Henry
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Re: Tierarzt-Bullshit

Beitrag von Henry »

Wer unter einer Stunde Fahrzeit um Hannover sitzt, sitzt im schaftierärztlichen Überversorgungsgebiet. Woanders sieht es ganz anders aus: Der gesamte Schafgesundheitsdienst in Sachsen beispielsweise besteht aus der Fachtierärztin für öffentliches Veterinärwesen Dr. Katrin Mayer, die zudem noch den Bullengesundheitsdienst erledigt. Der Schafgesundheitsdienst ist kostenfrei, sitzt in Dresden und wird nicht kurativ tätig, hilft also nicht im Not- oder Krankheitsfall. Daß bei Dir, grauwoller, kein Leidensdruck aufkommt ist nachvollziehbar. Deine komfortable Situation steht jedoch keineswegs für den Rest der Republik. Das wirkt sich sogar und deutlich auf das allgemeine tierärztliche Niveau in Deiner Nähe aus. Auch der niedergelassene TA hat es bei Dir nicht weit zur TiHo zur Fortbildung in Schafsachen. Denk doch mal über die Situation in Bautzen, Emden, Neckarwestheim oder Stützengrün nach. Da gibt es - wie hier - keinen, der für 150€ im Jahr gantergleiche Dienste anzubieten in der Lage wär. Gäbs ihn, könnter sofort kommen. :wink:
Henry
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Re: Tierarzt-Bullshit

Beitrag von Thorsten »

Hallo,

zumindest alle Schafhalter im Umkreis der bereits kurz erwähnten Uni Gießen haben auch noch "Glück"...

Dr. Henrik Wagner ist absolut "schafverrückt", hält selber einige Schafe und gibt beispielsweise Geburtshilfekurse, z.B. auch in Niedersachsen. Er steht aber auch sonst als Ansprechpartner zur Verfügung und ich meine, die haben auch einen Notdienst. Alle seiner Studenten werden jedenfalls auf die Behandlung von Schafen bzw. kleinen Wiederkäuern getrimmt!

http://www.uni-giessen.de/fbz/fb10/inst ... itarbeiter
https://www.lwk-niedersachsen.de/index. ... ml?id=1126

Wir haben das Glück, dass in "unserer" Tierarztpraxis ein TA angestellt ist, der bei Wagner gelernt hat. Fängt jetzt auch selbst an, Schafe zu züchten :)

Beste Grüße,
Thorsten
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