Vorbereitung Lammzeit / Ablauf der Geburt

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Babs
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Vorbereitung Lammzeit / Ablauf der Geburt

Beitrag von Babs »

geschrieben vom Redaktionsteam am 12.2.2007 in Schaf-Foren.de:


Vorbereitung Lammzeit
Meist werden in den ersten Monaten des Jahres die Lämmer geboren. Damit dieses ein Ereignis ungetrübter Freude wird, sollte der Schafhalter- vor allem der Anfänger- schon im Vorfeld einige Vorbereitungen treffen.

Einfangen
Dem Halter muss es möglich sein, seine Tiere jederzeit möglichst stressfrei einzufangen. Dies ist auch ohne anstehende Lammung nötig, da z.B. Klauenpflege oder Wurmbehandlungen durchgeführt werden müssen. Der Halter sollte das Einfangen daher üben, bevor die Schafe hoch tragend sind. Hat man keinen Hund als Helfer und werden die Schafe (evtl. rassebedingt) nicht zutraulich (z.B. durch Futtergabe), dann bleiben nur mechanische Vorrichtungen. Dazu gehören z.B. Trichter aus Brettern oder Hürden, Fress- / Fanggitter usw. Ein Schäferstab oder ein gebogener Spazierstock sind hilfreich, der Umgang damit sollte rechtzeitig geübt werden. Um ein Schaf zu fangen, sollte man keinesfalls in die Wolle greifen und es daran festhalten. Dabei reißt man die Haut vom Unterhautgewebe los und verursacht Unterhautblutungen und dem Tier Schmerzen. Der Umgang mit den Schafen sollte immer sehr ruhig und besonnen vonstatten gehen, besonders aber bei hochtragenden Tieren. Hektik, lautes Geschrei und jedwede Grobheiten -auch wenn sich die Tiere mal sehr ungeschickt anstellen- sollten unbedingt vermieden werden. Meist ist der Mensch der Dumme!


Bestimmen des Ablammtermins
Wenn ein Bock dauerhaft mit in der Herde läuft ist es sinnvoll, zur Paarungskontrolle dem Bock ein Deckgeschirr (Farbblock zwischen den Vorderbeinen, befestigt mit Riemen) anzulegen oder das Brustbein (also das Fell zwischen den Vorderbeinen) täglich mit einem Viehzeichenstift (einer wasserfesten, fetthaltigen Farbe) einzufärben. Wenn der Bock auf die Schafe aufreitet, hinterlässt er am Hinterteil der Schafe einen Farbfleck. Den so erkannten Decktermin sollte der Halter im Kalender notieren. Durch Wechsel der Farbe (alle 3 Wochen) erfährt man, ob eine weitere Belegung erfolgt ist. Aus dem Decktermin kann man den Ablammtermin errechnen (allgemein 150 Tage +/-5 Tage).


Zeit zum Informieren

In der Zeit zwischen dem Belegungstermin und dem berechneten Termin der Lammung hat man ausreichend Zeit sich weiter zu Informieren, mit Hilfe von Büchern, diesem Forum, bei anderen Schafhaltern, Lehrgängen von z.B. Landwirtschaftskammern usw. Wichtige Informationen zur Geburt kann man aufschreiben oder kopieren und in Klarsichthüllen stecken, so dass man nicht ein evtl. teures Buch mit auf die Weide / in den Stall nehmen muss, in dem man bei Schwierigkeiten, einem “Black out” oder bei Wartezeiten während der Ablammung nachlesen kann.


Vorbereitungen für den Lammtermin

Hat man einen Stall oder einen Unterstand zur Verfügung, kann man eine saubere, frisch eingestreute Ablammbox vorbreiten, mit Raufe, Trog und Tränke, in der die Muttern in Ruhe ihre Lämmer zur Welt bringen können. Verfügt man über einen Anschluss an das Stromnetz und werden sehr tiefe Temperaturen erwartet, kann eine Wärmelampe für die Neugeborenen sinnvoll sein. Diese muss jedoch so hoch hängen, dass erstens die Aue sich daran nicht die Wolle verschmort und zweitens sie die Lampe nicht anknabbern und ggf. herrunter reißen kann. Für den Notfall sollte man schon einmal über eine Lammbox nachdenken, damit ein mutterloses Lamm oder Flaschenlamm nicht freilaufend im Wohnzimmer wohnt. Es ist ratsam einen Vorrat an Biestmilch und Schafmilch vorzuhalten. Hat man beides nicht von einer früheren Lammung eingefroren, kann man auch auf Kuhbiestmilch oder Biestmilchersatz ausweichen-will man sich einen Biestmilchersatz selber anrühren, so sollte man dafür sorgen, das sowohl die Zutaten als auch das Rezept rechtzeitig vorhanden sind. Statt einer Lämmerflasche hilft für die ersten Tage auch eine Babyflasche mit langem, geradem Nuckel und auch ein handelsüblicher Flaschenwärmer kann im Notfall gute Dienste leisten. Wenn ein Stromanschluss am Stall/ Unterstand vorhanden ist, sollte man im Stall für ausreichende Beleuchtung sorgen. Eine zweistufige Beleuchtung – zur Bereitstellung eines Nachtlichtes- hat gerade in der Lammzeit den Vorteil, das man leise einen Kontrollblick in den Stall werfen kann, ohne das man die Tiere durch blindes Suchen nach dem Schalter und plötzliches Einschalten einer „ Festbeleuchtung“ aufschreckt. Ist am Stall / auf der Weide kein Stromanschluss vorhanden, so sollte man sich einen Handscheinwerfer oder eine Taschenlampe (mit Reservebatterie / Akku) zulegen, oder für eine andere batteriebetriebene Beleuchtung sorgen. Bei Unterstand / Stall kann man zur ganzjährigen Benutzung auch eine Autobatterie mit 12V Arbeitslampe installieren. Damit bei eventuell auftretenden Komplikationen schnell eingegriffen werden kann, sollte man sich frühzeitig nach einem Tierarzt umsehen, der Erfahrung mit Schafen hat und auch im Notfall am Wochenende oder nachts kommt. Dessen Telefonnummer sollte daheim in der Nähe des Telefons immer bereit liegen, und nach Möglichkeit auch im Handy gespeichert sein. Es kann nötig sein, die Keulen, den Bereich um den Schwanz und das Euter zu scheren, daher ist die Anschaffung einer Handschafschere oder einer Schermaschine sinnvoll. Das Ausscheren hat bei Schafen in voller Wolle 2 Vorteile: Die Sicht auf die Scham des Schafs liegt frei und man kann den Geburtsvorgang besser beobachten und ggf. zeitig eingreifen. Zum anderen kann man die Verschmutzungen in der Wolle auf der Hinterhand nach der Geburt besser reinigen, wenn die Wolle nicht so lang ist.


Geburtsanzeichen
Es gibt einige Anzeichen , welche die bevorstehende Geburt des Lamms ankündigen. In der letzten Phase der Tragzeit, kann man bei den Auen zunächst ein vermehrtes Liegen beobachten, auch beginnt das Euter zu wachsen und die Scham schwillt an, was die Geburtswege weit und weich werden lässt. Bei einigen Schafrassen umfasst dieses Ödem auch die Schwanzwurzel. Anhand des Milcheinschusses den Geburtstermin zu bestimmen ist schwierig. Manche Auen haben bereits Tage vorher ein prall gefülltes Euter, bei anderen schießt die Milch erst wenige Stunden vor bis sogar kurz nach der Geburt ein. Anzeichen der bevorstehenden Geburt sind: Unruhe und Absonderung, scharren zum “Nestbau”, Rötung der Scham, Ausfluss von Schleim. Bei diesen Anzeichen sollte das Schaf, falls vorgesehen, in die Ablammbucht gebracht werden. Mit dem Tier ist ruhig und ohne Hektik um zu gehen. Das Tier sollte weiter beobachtet bzw. regelmäßig in kurzen Abständen ein Blick zur Kontrolle gemacht werden. Die Wehen an sich ( also die Kontraktion des Uterus) ist von außen nicht sichtbar, wenn jedoch die Bauchpresse einsetzt, kann man dies deutlich an der Haltung der Aue erkennen. Meist streckt sie dann halb in Bauchlage, halb in Seitenlage das oben liegende Hinterbein von Bauch weg, oft strecken sie auch den Kopf bei geradem Hals nach hinten-oben. Als Zuschauer und Helfer sollte man sich ruhig und zurück halten. Die allermeisten Geburten gehen ohne menschliche Hilfe von statten und ein zu frühes- oder gar falsche Eingreifen schadet mehr als es nützt.


Die Geburt.
Der ideale Ablauf der Geburt ist, dass zunächst die Fruchtblase zum weiten des Geburtsweges durch die Scheide nach außen gepresst wird. Eine Weile danach ( dies hängt stark vom jeweiligen Schaf ab- manchmal sind es 2 Minuten, manchmal auch mehr als 30) sollten die Klauen der Vorderbeine erscheinen. Die Lage sollte so sein, dass die Sohlen nach unten zeigen. Nach dem die Klauen beider Vorderbeine nacheinander sichtbar geworden sind, erscheint oben auf den Vorderbeinen aufgelegt zuerst die Nase dann er Kopf des Lamms. Ist der Kopf komplett draussen rutscht der Rest des Lamms bei den folgenden Wehen meist zügig heraus, die Aue steht auf, und beginnt das Lamm zu belecken. Das Herauspressen des Kopf/Schulterbereiches ist für das gebärende Schaf die größte Anstrengung. Doppelender, wie sie bei schweren Fleischrinderrassen häufiger vorkommen, sind bei Schafen eher die Ausnahme.


Fehllage
Leider kommen aber nicht alle Lämmer in dieser Ideallage auf die Welt. Eine in der Regel unkomplizierte Abweichung ist die normale Hinterendlage. Hierbei erscheinen nach der Fruchtblase beide Hinterbeine, die Sohlen der Klauen zeigen nach oben. Kommt ein Lamm in dieser Richtung auf die Welt, so hat die Geburt 2 Bereiche der Frucht, welche die Aue durch den jeweils noch engen Geburtskanal pressen muss: zuerst den Beckenbereich des Lamms , dann den noch breiteren Schulterbereich. Wichtig ist, das die Geburt ab erscheinen der hinteren Klauen nicht zu lange dauert, weil in dieser Lage die Nabelschnur bei Eintritt in den Geburtskanal früher aus der Plazenta reißt, als bei einer Vorderendlage, und das Lamm, wenn es nicht zeitnah zu Atemluft kommt, erstickt. Wenn also die Hinterbeine schon aus dem Mutterschaf heraushängen, sich aber trotz pressen kein nennenswerter Fortschritt in der Geburt abzeichnet, kann man die Geburt durch vorsichtiges, wechselseitiges Ziehen an den Hinterbeinen des Lamms, immer im Rhythmus mit den Wehen, unterstützen und beschleunigen. In ungünstigen Fällen, können noch andere, kompliziertere Fehllagen auftreten, wie zurück geklappte Beine oder auch eine Vorderendlage mit nach hinten gedrehtem Kopf. In diesen Fällen muss das Lamm zurück in den Uterus geschoben werden und die Lage dort manuell korrigiert werden. Ob man sich dies als Anfänger zutraut, ist sicherlich eine Frage, die sich jeder nur selbst beantworten kann. Im Zweifel lieber einen erfahrenen Schafhalter hinzu ziehen oder gleich einen Tierarzt.


Die erste Stunde
Gerade bei jungen Muttern ist es sinnvoll zu beobachten, ob sie denn auch nach der Geburt dem Lamm das Gesicht sauberlecken und damit die Atemwege vom Schleim befreien. Manch eine junge Aue ist derart aufgeregt nach der ersten Geburt, dass sie dies schier vergisst und das Lamm erstickt, wenn der Halter hier nicht eingreift. Bei Zwillingsgeburten, gerade wenn es das erste Mal ist, nimmt diese Gefahr noch zu. Sind die Atemwege frei, sollte man schauen ob das Lamm atmet. Fehlt die regelmäßige Bewegung des Brustkorbes, sollte man das Lamm zunächst an den Hinterbeinen hochheben, so das es Kopfüber hängt. Eventuell eingeatmetes Fruchtwasser kann nun herauslaufen. Beginnt das Lamm immer noch nicht mit selbstständiger Atmung, hilft oft ein Guss einer kleinen Menge kalten Wassers über den Nacken des Lamms. Ist das Lamm nun auf der Welt, kann man die Aue beim Abtrocknen mit Hilfe einen sauberen Frotteehandtuches unterstützen- gerade wenn es um den Geburtstermin sehr kalt ist, kommt es dem Lamm zu gute, wenn es schnellst möglichst trocken ist- das vorsichtige Rubbeln regt zusätzlich den Kreislauf an. Bei dieser Gelegenheit kann man auch direkt das Lamm auf ordnungsgemäßen Zustand überprüfen und den Nabel in eine Desinfektionslösung eintauchen, sowie falls notwendig kürzen. Ein normales, gesundes Lamm wird spätestens 30 Minuten nach der Geburt versuchen auf zu stehen und sich auf die Suche nach dem Euter der Mutter zu machen. Dieses sollte man als Halter auf beiden Seiten kurz anmelken, um sicher zu stellen das kein Pfropf die Milchkanäle verschließt. Ist das Lamm zu schwach aufzustehen, kann man es quasi auf der Hand liegend zum Euter heben, so das es trinken kann, oder man melkt eine kleine Menge Biestmilch von der Mutter in einer Saugflasche und gibt diese Biestmilch ohne Verzögerung ( damit sie nicht kalt wird) dem Lamm. Nimmt das Lamm den Sauger nicht von sich aus, so öffnet man das Maul des Lamms, in dem man vorsichtig den sauberen! Finger seitlich in die Maulspalte hinein schiebt. Dann den Sauger von vorne ins Maul des Lamms stecken. Wenn man eine Kunststoffflasche hat, kann man durch leichten Druck einige Tropfen Milch ins Lämmermaul spritzen- der Milchgeschmack regt das Saugen zusätzlich an. Ist kein Saugreflex vorhanden und trinkt das Lamm nicht, so kann man das Lamm über eine Schlundsonde zwangsernähren. Eine genaue Beschreibung hierzu findest Du im Forum. Ist man unsicher in der Durchführung, sollte man auf jeden Fall einen Tierarzt zu Rate ziehen. Innerhalb von ca. 2 Stunden nach der letzten Geburt geht die Nachgeburt ab. Diese sollte man aus der Ablammbox entfernen (wenn sie nicht vom Muttertier gefressen wird), da sie sonst einen idealen Nährboden für Krankheitskeime darstellt. Geht die Nachgeburt nicht ab, muss sie vom Tierarzt gelöst werden. Dies geht nahe bei der Geburt am besten weil der Muttermund noch offen ist und der Arzt genug Platz hat zu arbeiten. Nachdem Aue (bestes Heu und sauberes Trinkwasser, Mineralschale) und Lamm (Biestmilch) nun optimal versorgt sind, sollte man den Tieren Ruhe gönnen und sich, wenn man es will, still zu der Box setzen und sie beobachten.


Material / Werkzeuge/ Hilfsmittel
Was sollte man vor Ort oder dabei haben? Selbst bei einem festen Stall empfiehlt sich die Zusammenstellung einer „Geburtstasche“, die dann aus hygienischen Gründen im Hause gelagert wird. Diese sollte enthalten: Strick(e), Halsband o.ä. um das Tier ggf. zu fixieren. Einmalhandschuhe( evtl. lange Form bis zum Oberarm) und Gleitmittel, (Kern-)Seife, saubere Handtücher, Desinfektionslösung für den Nabel, kleine Schere und zur Not einen sauberen Faden, um einen zu kurzen Nabel abzubinden. Ergänzend sollte noch eine saubere Saugerflasche nebst Sauger bereit liegen. Hat man am Stall kein fließendes, warmes Wasser zur Verfügung ( meist bekommt man so etwas auch von Nachbarn der Weide- dann bitte sauberen Eimer / sauberes Gefäß vorhalten) sollte man warmes / heißes Wasser in einem ausreichend großen Kanister mit zur Weide nehmen können- je größer der Kanister, um so länger bleibt das Wasser warm. Also sollte auch ein solcher Kanister bereit stehen. Handy sollte mit dabei oder ein Telefon schnell erreichbar sein, um im Notfall den Tierarzt rasch verständigen zu können.
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