Geburtshilfe bei der Normallammung?

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Henry
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Re: Geburtshilfe bei der Normallammung?

Beitrag von Henry »

Christoph, Du bist doch aber nach Deinen eigenen Worten gar nicht dabei, um einschätzen zu können, wann die Austreibungsphase begann. Du findest Mutter und Lamm und Du weißt nicht, ob die Mami 4 Stunden gepreßt hat ehe es endlich raus war oder ob es flutschte. Und wenn Du ein Schaf in der Lammung findest, dann weißt Du nicht, wie lange es schon preßt und - viel wichtiger - wie lange es noch pressen wird.

Du kannst also immer nur jede Lammung der Du gewahr wirst für eine verschleppte halten und eingreifen oder erst noch ne Stunde pressen lassen ...
Henry
der
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grauwoller
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Re: Geburtshilfe bei der Normallammung?

Beitrag von grauwoller »

Zum Teil bekomme ich die Lammungen schon vollumfänglich mit. Was nachts passiert, kann ich dann nur erahnen, bzw. aus dem,was ich beim letzten intensiven Kontrollgang, und dann morgens beim Füttern zu sehen bekomme, zusammenreimen. wenn sich aber Schafe beim Lammen arg quälen würden, würde ich davon wach werden, denn das geöffnete Schlafzimmerfenster hat schon Lämmer gerettet.
Wenn ich morgens fitte, gut abgeleckte Lämmer mit gefülltem Labmagen vorfinde, und das Mutterschaf beim Raufutter ordentlich zulangt, und die Nachgeburt abgegangen ist, dann reicht mir das als Information um von einer Normallammung ausgehen zu können.

Christoph
Zesti
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Re: Geburtshilfe bei der Normallammung?

Beitrag von Zesti »

Also ich mache auch Geburtshilfe und bin damit meistens gut gefahren. Und siehe da, meine Schafe können auch noch alleine lammen und die Lämmer stehen früh geputzt und munter neben den Muttern.
Wichtig ist das man bei Problemen ohne viel Stress auch problemlos an die Muttern kommt. Einige Muttern stört es nicht mal das man sich nähert, damit haben sie bei der Geburt nicht noch mehr stress.
Ich greife auch, wenn ich vor Ort bin, lieber mal eher ein und unterstütze die Muttern, als wenn die dann schon kein Wehen mehr haben und die Kraft nach lässt.

Was mir bei der Selektion dann viel wichtiger ist, dass die Muttern mütterlich sind, aber trotzdem die Lammenden die nicht Lammenden in Ruhe lassen.
Ich finde es immer wieder fazinierend, wenn eine Mutter alleine steht und die anderen sich in eine Ecke drängen. :freu:
Mantes
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Re: Geburtshilfe bei der Normallammung?

Beitrag von Mantes »

Also, ich habe zu DDR-Zeit in einer Linienstammzucht für Merinofleischschafe gearbeitet und leider nie Hilfe von Brigaden oder auch nur einem einzigen bekommen :grusel: !
Mit 18 Jahren hatte man (Nachts) die alleinige Verantwortung für 1000 hochtragende Muttern. Man hat relativ früh eingegriffen um das junge Glück schnell einzustiezen, damit z.B. hochträchtige Tanten nicht an Frischlämmern von verausgabten Jährlingsmüttern rumleckten und diese dann nicht angenommen wurden, was ja ein extremen Mehraufwand bedeutete !
Habe sicherlich alle Falschlagen erlebt die es geben kann und mehr als 3-400 mal pro Lammzeit eingegriffen. Denke bei Hochzuchttieren da ähnlich wie Henry !
Bei meinen Skudden dann war nie Eingreifen notwendig, bis einem Klar war, dass es nun losgeht war das Lamm auch schon da und hatte schneller den Kopf oben als ein Ferkel blinzelt.
Fazit: Rasseabhängig !
schafbauer
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Re: Geburtshilfe bei der Normallammung?

Beitrag von schafbauer »

Da war ja irgendwo die Rede von berufsschäfer und nachdem das mein Hauptstandbein in der Tierhaltung ist meld ich mich mal zu Wort. :lachma:

Also bei meinen Stuten ist es relativ einfach.

Der überwiegende Grossteil meiner Schafe bekommt die Lämmer so zwischen 4 und 6 Uhr morgens. Heisst da schläft da Bauer noch weil mir 1. Schlaf heilig ist. Nach 6 mach ich mal Frühstück mit die Kinder und bring sie zum Bus.....weil mir 2. die Familie heilig ist. KOmm ich dann mal in den Stall geht der 1. Blick natürlich mal über die Herde ob Lämmer zum einsammeln sind oder Probleme vorherrschen. Liegt da eine in den Wehen kann ich relativ einfach (was weiss ich warum) abschätzen obs Probleme gibt oder nicht. Zu 99 Prozent mach ich dann mal check und zu 99 Prozent wird dann eingegriffen, weil ich noch so andere Kleinigkeiten über den Tag zu verrichten hab. Dann sofort ab in die Einzelbox.

Is eine schon fertig mit allen - was meistens der Fall ist - wird noch zu 80% auf Mehrlinge gecheckt. Und da hab ich noch nix verschmutzt weil man e nicht bis anschlag reinfährt sondern vielleicht 5 bis 10cm. :schreck: Auch gibs Latexhandsch :gruebel:

Ich hab bis jetzt auf eine Kamera bewusst verzichtet, weil sie mich sicher um den Schlaf bringen würde. Ausserdem wacht man nicht stündlich auf um die Kamera zu checken. DAs ist auch blödsinn. Ich könnte nicht sagen das ich dadurch mehr Ausfall hätte oder nicht. Ausfälle dieser Art sind eigentlich nur wenn ein Lamm in der Eihaut liegen bleibt und diese nicht aufbricht. Sprich da bin ich vom Bett bis in STall sowieso zu spät. DA gehts um wenige Augenblicke..

Sollte so ein wahnsinniges Aussetzerschaf :vogel: :grr: doch wagen die Geburt einzuleiten wenn ich Feierabend machen möcht, komm ich nach ner Stunde alles einsammeln bzw wird dann eingegriffen....weil....siehe Punkt 1 und 2. Die Lämmer kommen in eine Einzelbox und werden mit paar Stossen Traubenzuckerlösung gestärkt und fertig. DAs sind meistens Jungschafe und nicht mal 10 Prozent.

Grossteil hat wie erwähnt in der Früh und haltet die Lämmer zusammen bis ich komm. :love: :love: Da geht einem auch das herz auf und die sind für die weitere Zucht auf oberster STelle.

Geburtshilfe ist IMMER gut, nur wenn ich eine stinknormale Geburt mit ganz gewöhnlicher Austreibung beobachte, greife ich nicht ein weil meine Schafe dann die Panik bekommen und man es eigentlich verschlimmert. Hier muss man wirklich eine Hauptwehe abwarten dass die Kleine nicht aus ihrem Nest flüchtet. Also mach ich nicht bei NORMALLAMMUNG wie der Titel heisst.
"Nur was man gerne macht, macht man auch gut." :schaf2:
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