Vorwehen? untypischer Geburtsverlauf?

wollwiese
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Vorwehen? untypischer Geburtsverlauf?

Beitrag von wollwiese »

Moin,

ich brauche mal fachlichen Rat und Unterstützung.
Eine meiner Auen (2 Jahre alt, erstlammend, groß und kräftig) hat vorgestern mittags deutliche Wehenanzeichen gezeigt. Viel liegen, in sich reinhorchen, die typische Kopfhaltung. Nachmittags lag sie dann halb auf der Seite, streckte ein Hinterbein ab... wie man das halt kennt.
Die Wehen kamen unregelmäßig.
Ich habe mich dann entfernt um ihr Ruhe zu geben. Abends dann ein völlig erschöpftes Schaf vorgefunden. Scham geschwollen und gerötet, sonst keine sichtbaren körperlichen Veränderungen. Tierarzt kam gg. 21:00 Uhr, hat sie untersucht. Mumu ist noch komplett geschlossen, er konnte keine Verdrehung oder sonstiges feststellen. Es hieß die Nacht abzuwarten und mich ggf. nochmal zu melden.
Gestern früh dann kein Fortschritt, TA wieder vor Ort. Schaf liegt weiterhin viel, wirkt auf mich erschöpft, läuft nur das allernötigste, frisst wenig.
TA wollte keine einleitende Spritze geben, da er sich nicht sicher ist, ob das Lamm / die Lämmer schon reif sind. Zustand der Aue unverändert. Er riet mir bis übers Wochenende abzuwarten, solange sich der Zustand nicht verschlechtert.
Sie wirkt auf mich zittrig. Schleimhäute sind recht blass, heute früh habe ich bei ihr Temperatur gemessen - kein Fieber. Ich mache mir Sorgen! Was würdet ihr an meiner Stelle tun?
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Insane
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Re: Vorwehen? untypischer Geburtsverlauf?

Beitrag von Insane »

Ich würde nach so langer Zeit einleiten lassen - sonst verlierst Du die Aue und die Lämmer.
Sie quält sich seit vorgestern und wird kaum noch Energie haben - daher auch die blassen Schleimhäute. Konnte er fühlen, hören,
ob die Lämmer leben?
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Henry
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Re: Vorwehen? untypischer Geburtsverlauf?

Beitrag von Henry »

Ringwomb, Fehllage, Einleitung kontraproduktiv

Dexamethason, falls die Lämmer noch leben und Kaiserschnitt.
Henry
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Re: Vorwehen? untypischer Geburtsverlauf?

Beitrag von wollwiese »

Was ist ein Ringwomb?
Wenn eine Fehllage vorliegt, warum geht der Muttermund dann nicht auf?

Ich habe gerade nochmal mit meinem Mann gesprochen, der war gestern Abend vor Ort. Er sagt sie habe auf ihn ok gewirkt. War direkt am Tor zur Begrüßung, hat sich Streicheleinheiten abgeholt und sich auch nicht abgelegt solange er dort war. Auf den TA wirkte sie gestern morgen ja auch normal.
Ich bin wirklich unsicher. Das Verhaltensmuster ist so divergent. Mal wirkt sie ok, mal erschöpft. Ich habe mit zu viel Eingriffen im Geburtsverlauf nur schlechte Erfahrung.

Wer kann mir denn etwas dazu sagen, ob und in welchem Umfang Vorwehen bei Schafen vorkommen?
Als ich hochschwanger war, hatte ich einige Tage vorher auch Wehen, dass ich dachte, jetzt geht es los.... Nur als Mensch legt man sich dann gemütlich in die Wanne, und wenn die Wehen dann weggehen, war es falscher Alarm....
Vielleicht ist sie auch einfach zu fett und deshalb Herz-Kreislauf-mäßig überlastet jetzt auf die letzten Trächtigkeitstage? Denn dick ist sie, und das nur von Heu und Weide. Kraftfutter gibt es für alle erst seit ein paar Tagen.
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Insane
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Re: Vorwehen? untypischer Geburtsverlauf?

Beitrag von Insane »

Ringwomb
https://www.lifestyleblock.co.nz/lifest ... 6-ringwomb

Kurz gefaßt: der Muttermund kann sich nicht entspannen und öffnet sich nicht oder nur zum Teil, so dass trotz
Wehen (auch starker) das Lamm einfach nicht passieren kann. Quasi wie ein Muskelkrampf.

Es gibt eine echte und unechte Ringwomb. Bei der echten ist außer Kaiserschnitt keine Abhilfe möglich, bei der
unechten kann man GANZ langsam und mit VIEL Vorsicht, den Muttermund händig dehnen. Das kann dann dazu
führen, dass der Muttermund entspannt und das Lamm durchpasst. NIEMALS versuchen das Lamm durch den nur
teilweise geöffneten Muttermund zu "zerren", das führt zu schweren Verletzungen und durch starke Blutungen
u.U. zum Tod der Aue.
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Henry
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Re: Vorwehen? untypischer Geburtsverlauf?

Beitrag von Henry »

wollwiese hat geschrieben:... ob und in welchem Umfang Vorwehen bei Schafen vorkommen?
Ja, die gibt es, aber die sind einzeln und werden normalerweise nicht bemerkt. Sie dienen dazu Uterus und Lämmer in eine "für den großen Angriff" optimale lage zu bringen.
wollwiese hat geschrieben: Vielleicht ist sie auch einfach zu fett und deshalb Herz-Kreislauf-mäßig überlastet jetzt auf die letzten Trächtigkeitstage?
Dann wäre Ketose ein in betracht zu ziehendes Problem.
wollwiese hat geschrieben:Denn dick ist sie, und das nur von Heu und Weide.
... und durch die Lämmer.

Bei Geburtshilfe bzw. am Ende der Trächtigkeit ist es immer entscheidend, möglichst nicht einzugreifen, sondern von Ferne zu beobachten und einzuschätzen, ob Eingreifen überhaupt notwendig ist. Wenn die Entscheidung allerdings getroffen ist, soll es schnell und konsequent gehen und möglichst nach einem Schema im Kopf oder auf dem Papier, daß sich auch umsetzen läßt. Wichtig ist nicht, daß man für alle möglichen Szenarien perfekt gerüstet ist, sondern für die wahrscheinlichen. Dabei ist der schnelle Kaiserschnitt die Trumpfkarte, die bei fast alle Schwierigkeiten gespielt werden kann und bei der die Erfolgsrate - über alles - erwiesenermaßen ungeschlagen ist.
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Re: Vorwehen? untypischer Geburtsverlauf?

Beitrag von wollwiese »

Danke Insane für die Erklärung und den Link. Ich fand interessant was an Ursachen für einen rigiden Muttermund genannt wurde. Nichts davon ist für meinen Fall zutreffend.
Vererbung - Die Mutter der Patientin ist mein leichtlammigstes Schaf.
Konstitution - die Patientin ist jung und leidet auch nicht an Bewegungsmangel.
Darüber hinaus denke ich, dass ein Ringwomb während der Wehen sehr schmerzhaft sein muss. Ich habe aber keine Schmerzäußerungen beobachtet. Deshalb schließe ich das als Diagnose erstmal aus.

Henry - auch dir vielen Dank für deine Überlegungen. Eine drohende Ketose war nun auch meine Vermutung. Ich habe der Aue daher heute Propylenglykol gegeben und warte nun ab, ob Besserung eintritt.
Ich prüfe den Ernährungszustand anhand der Fettabdeckung am Rücken, nicht anhand der Optik ;) Sie ist definitiv sehr propper.
Auch deinem letzten Absatz stimme ich zu. Da ich diesbezüglich auf den TA angewiesen bin, muss ich nun vorerst seiner Einschätzung vertrauen. Ich behalte den KS aber definitiv im Hinterkopf.
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Re: Vorwehen? untypischer Geburtsverlauf?

Beitrag von Babs »

wollwiese hat geschrieben: Sie ist definitiv sehr propper.
Gerade wohlgenährte Schafe erkranken häufiger an Ketose als andere.

Barbara
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Re: Vorwehen? untypischer Geburtsverlauf?

Beitrag von Henry »

Nicht zur Ketose aber für wo zun nachdenken:
wollwiese hat geschrieben:Ich behalte den KS aber definitiv im Hinterkopf.
Ein Kaiserschnitt - wenn er angebracht ist - soll gemacht werden bevor das Schaf abgekämpft und fertig ist. Nach erfolgloser intensiver Geburtshilfe beispielsweise, reduzieren sich die Überlebenschance von Mutter und Lämmern und der Aufzuchterfolg drastisch. Da machen tatsächlich Stunden oder Minuten was aus. Nach Tagen gilt es nur noch ein totes Lamm aus dem morbiden Muttertier zu bekommen, was den medizinischen und auch den wirtschaftlichen Erfolg absolut in Frage stellt.

Der Kaiserschnitt sollte gerade nicht immer das letzte Mittel, sondern eine rechtzeitig zu spielende Option sein. (Allerdings bei Ketose unnütz!)

Es ist erwiesen, daß selbst bei korrigierbaren Fehllagen, der Kaiserschnitt die bessere Option ist.
Henry
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Re: Vorwehen? untypischer Geburtsverlauf?

Beitrag von Steffi »

Läßt sich Ketose nicht auch durch Urinmeßstreifen feststellen?

LG,
Steffi
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