"Frühchen".Ab wieviel zu früh haben sie reale Chancen?

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Henry
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Re: "Frühchen".Ab wieviel zu früh haben sie reale Chancen?

Beitrag von Henry »

Hat das Lamm Kolostrum bekommen?

Bei Bacterämie oder Sepsis der Mutter ist die Elektrolyt- und Flüssigkeitsversorgung wichtig und notwendig, das Gifte verdünnt und ausgeschwemmt werden müssen. Da Fieber ein Zeichen einer generalisierten Infektion ist, würde ich einem sowieso mit Lamm enggestellten Muttertier einen Zugang legen und einen Tropf anhängen. Das erleichtert auch die Antibiotikagabe.

Ich würd auch eine Scheidenspülung durchführen und dort einen Uteruseinleger deponieren. Die Nachgeburt führt sonst zu einer Scheideninfektion.

Das Wichtigste aber ist Flüssigkeit.
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Streuobstwiese
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Re: "Frühchen".Ab wieviel zu früh haben sie reale Chancen?

Beitrag von Streuobstwiese »

Als der Tierarzt am Dienstag hier war um Oxytocin und Kalzium zu spritzen, hat er bereits ins Schaf gefühlt (Zwilling?-nein!) und ein Antibiotikastäbchen eingelegt. Klar steht Whoopie eng mit Lamm. Habe keine Ahnung, wie ich eine Scheidenspühlung sinnvoll durchführe. Das Lamm hat wohl genug Biestmilch bekommen. Wir gaben erste 50ml Gobulac ...dann gab es 50ml abgemolkene Biestmilch...danach dann ne Mischung aus 20ml Biestmilch und Globulac ...und danach hatte sie eigene Milch/Biestmilch und wir haben nur noch 1 mal mit 20ml Globulac satt gemacht. Sollte unterm Strich gereicht haben da sämtliche Muttermilch gegeben wurde ...auch wenn sie mit künstlicher Biestmilch verlängert war. Dem Krümel geht es super...er dongt in der Box ...nur hat er heute halt leider nicht wirklich zugelegt. Gehe gleich noch mal in den Stall und gebe der Mutter Wasser. Sie nimmt esals ehemaliges Flaschenlamm bereitwillig von ner 100ml-Spritze nuckelnd. Intravenös ist leider nicht meine Baustelle ...das kriege ich nicht hin und der Tierarzt ist auf Altweiber wobei ich ihn ohne zwingenden Grund echt nicht stören will.
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Henry
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Re: "Frühchen".Ab wieviel zu früh haben sie reale Chancen?

Beitrag von Henry »

Wenn die von Anfang an einen Einleger hat und der nicht gleich wieder samt Nachgeburt rausgefluppt ist, mußt Du Dir lokal keine Gedanken machen. Dann kann sie auch nicht stinken, eigentlich. Oder riecht sie nach sich warm zersetzendem Gewebe und Du denkst, sie würde stinken? :lachma:

Eine Spülung wäre hier nur angebracht, wenn in der Scheide - die beim Schaf leider tief und anatomisch bestenfalls waagerecht verläuft - infektiöses Material liegt. Gespült wird dann mit einem kurzen Katheter auf einer Blasenspritze oder einem Stück Schlauch. Perfekt eignen sich übriggebliebene Balgspritzen von Blasenspülungen und Einläufe. Prinzipiell tut es schlicht warmes Wasser. Es läßt sich erstaunlich viel Flüssigkeit einfüllen und die sollten nicht in die Scheide laufen, sondern mit dem Katheter in die Tiefe gebracht werden. Die Brühe findet den Weg nach außen, wenn das Schaf im Stand zum Harnabsatz gezwungen wird, bzw. in eine solche Position gebracht wird. Ergießt sich tatsächlich jauchige Brühe ist das wirklich kein Spaß. Man sollte vorher überlegen, wo die hinläuft und was passiert, wenn ein Schaf hustet. Bakterien, gegen die das Immunystem des Schafes schon hart kämpft, sind im Auge des betroffenen Betrachters durchaus kritisch. Und geruchlich ist sowas unter Umständen auch kaum zu toppen.

Indikationen für Spülungen können auch Infektionen bei oder nach Prolaps sein, wenn nämlich die ausgestülpte oder/und ausgetrocknete Schleimhaut Einstreu nach der Lammung oder Autorepositionierung mit "in die Tiefe" zieht. (Hätte ich persönlich eine trockenschuppige Scheide mit Entzündung und dann auch noch Strohspelzen und Sand drin, ich glaube ich würde mich über eine warme Kamillanspülung freuen, theoretisch, wahrscheinlich. :love: )

Es sollen keine seifigen Spülungen verwendet werden! Sinnvoll wäre mild sauer oder wasserstoffperoxidhaltig.
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Re: "Frühchen".Ab wieviel zu früh haben sie reale Chancen?

Beitrag von Babs »

Streuobstwiese hat geschrieben: ...nur hat er heute halt leider nicht wirklich zugelegt.
Wenn die Mutter eine Infektion hat, kann es sein, dass die Milchleistung nachlässt und du das Lamm zufüttern musst.
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Streuobstwiese
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Re: "Frühchen".Ab wieviel zu früh haben sie reale Chancen?

Beitrag von Streuobstwiese »

Vielen Dank für die hilfreichen Infos!
Heute wurde sie ihre Nachgeburt los, es hängt nichts mehr aus ihr raus und die Temperatur ist auf 39 runter gegangen *freu*. Lamm nimmt zu...ich denke, es ist geschafft. Bin nur unsicher, ob ich ihr morgen trotzdem noch mal Antibiotika geben soll? Zu früh damit aufhören ist doof aber zu viel soll auch nicht. Reicht die eine Injektion von gestern ?
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Henry
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Re: "Frühchen".Ab wieviel zu früh haben sie reale Chancen?

Beitrag von Henry »

Streuobstwiese hat geschrieben:Bin nur unsicher, ob ich ihr morgen trotzdem noch mal Antibiotika geben soll?
Ich nicht, denn ich bin ganz sicher, daß Du das sollst! :klug:
Streuobstwiese hat geschrieben:Zu früh damit aufhören ist doof
ganz genau
Streuobstwiese hat geschrieben:aber zu viel soll auch nicht.
Warum nicht? Zeigt Dein Schaf Nebenwirkungen? Hast Du mit dem Antibiotikum was Besseres vor?
Streuobstwiese hat geschrieben:Reicht die eine Injektion von gestern ?
Vielleicht, aber wenn nicht stirbt Dein Schaf :engel1:
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Re: "Frühchen".Ab wieviel zu früh haben sie reale Chancen?

Beitrag von Streuobstwiese »

Alles klar. Danke. Sie zeigt keine Nebenwirkungen. Dann also morgen noch mal...
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Re: "Frühchen".Ab wieviel zu früh haben sie reale Chancen?

Beitrag von Streuobstwiese »

So, hier nun der Abschluss zum ursprünglichen Thema der Oma.
Gestern früh lag sie kurzatmig, platt im Stroh und verweigerte jede Futteraufnahme...bis auf Kraftfutter (was sie ohne Rauhfutter ja dann nicht mehr bekommen sollte). Körpertemperatur 38,4 Grad ...der Tierarzt kam. Belegte Lunge und Verdacht auf Ketose. Zig Spritzen später(Antibiotika, Kalzium, etc)...es wurde eher schlimmer. Zwangsfütterung mit Heu, Pansenstimulanz, Propylenglycol und minimal Kraftfutter in Miniportionen...sie lag extrem schnell atmend so flach, dass sie das Kauen auf dem Heu im Maul einstellte. Um 5 Uhr dann eine sichtbare Fruchtblase und unser Anruf beim Tierarzt. Sie konnte nicht laufen bzw sackte immer wieder ein...das war uns zu heiß um es alleine zu überwachen. Fehllage durch abgeknickte Beine bei beiden Lämmern die der Doc dann raus holte. Gewicht 5 und 3,6Kilo ...7 Tage vor dem regulären Geburtstermin. Erst seit einer Stunde frisst sie selbstständig Heu...die Milch melke ich im Liegen ab und gebe sie den Zwergen da vor Allem der Kleinere mit der großen Zitze überfordert ist. Etwas MAT gibt es on Top für den Schwächling. Auch liegt die Oma noch fast durchgängig...aber alles wird kontinuierlich besser.
Das viele Liegen durch die schmerzende Klaue soll das Lungenproblem begünstigt haben. Todmüde bin ich jetzt...aber erleichtert, dass sie das Schlimmste nun geschafft hat. Sie wird nicht mehr gedeckt...obwohl ich echt gerne ein Auenlamm von ihr gehabt hätte. Sie wird weiter mit Duphamox behandelt und Propylenglycol gibt es auch noch. Ihre Temperatur ist wieder auf 39.3...es wird.
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