Lämmer absetzen bei nebeneinander liegenden Weiden

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Henry
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Re: Lämmer absetzen bei nebeneinander liegenden Weiden

Beitrag von Henry »

1. Klebe ein Stück Infusionsschlauch mit Klebebinde in der zweiten Lage locker lateral parallel an den Strich. Das Lamm erhält Luft statt Milch, da es kaum Unterdruck aufbauen kann und hat außerdem die Bindenflusen im Maul. Das Mutterschaf findet es auch komisch, daß das was anders ist und wird unduldsam ...

Das Mutterschaf kann mit nicht pansenrelevaten Energielieferanten und Bitterstoffen und mit Vitaminisierung wieder aufgebaut werden. Das geht je nach Rasse doch schneller als man denkt. Selbst kachektische vollverwurmte klauenlahme Zwillingsmütter, an denn außer Haut und Knochen nichts ißt, kriegt man binnen Monatsfrißt in einen ansehnlichen Zustand. Natriumpropionat oder Propylenglycol, Glyzerin ect. liefern zweimal täglich ein stabiles Energieniveau ohne Pansenbeeinflussung. CD-Vet-Pansenstarter oder Underberg regen erst die Rauhfutteraufnahme und dann damit die Pansenmotorik an (die die Energie des Propylenglycols braucht) und ordentliche Entwurmung und Vitaminisierung sorgen dafür, daß nichts an Fremde verloren geht oder nicht umgesetzt werden kann. Brotizolam/Diazepam in Minimaldosen können zwar die Nahrungsaufnahme steigern, führen aber nicht zu Gewichtszunahmen und wären auch ein Zulassungsproblem. Eine Tropfflasche Glucose binnen einer Stunde intravenös vor einer Futtergabe machen alte oder schwache Schafe zu Kämpfern und Schnellfressern am Freßplatz. :pft: Kurzzeitiges Wegsperren zur täglichen Rationsfütterung bis knapp an den Durchfall sind auch gut möglich. Eventuell mit Pansenpufferung gleich im Kraftfutter (Ursodigest).

2. Capsaizin Salbe auf den Strichen soll für beide - Mutter und Lamm - unangenehm sein und so das Saugen unterbinden.

1.+2. könnte ich mir für's Lamm unangenehmer vorstellen als für's Muttertier.

Beide Verfahren habe ich noch nicht selbst angewandt! Die Methoden der "Auffütterung" allerdings durchaus. :koch:
Henry
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Manfred
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Re: Lämmer absetzen bei nebeneinander liegenden Weiden

Beitrag von Manfred »

Kann nur erneut empfehlen, es so zu versuchen: Stell sie die ersten Tage noch nicht ganz auseinander, sondern lass die Mutter in der Mitte und pack die Lämmer auf die andere Seite des Zauns, so dass das Lamm nicht mehr saugen aber direkt in der Nähe der Mutter sein kann.
Nach ein paar Tagen kannst du die Mutter dann wegstellen auf die andere Weide.
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Re: Lämmer absetzen bei nebeneinander liegenden Weiden

Beitrag von Streuobstwiese »

Ok, erst mal vielen Dank !
Ausgemergelt oder dünn ist die Mutter nun wirklich nicht durch das eine Lamm. Gerade endlich mal wieder richtig vom Gewicht her...aber halt noch mit genutztem Euter. Noch ist nur die vordere Hälfte der mittigen Parzelle freigegeben. Wenn ich die Herde auf die hintere Hälfte lasse, kommen die drei Lämmer nach rechts. _Dann bleibt ne gute Woche (bis anderthalb) Zeit, bis die Erwachsenen nach links wechseln müssen. Das Lamm ist von Februar und hat ungeschoren schon fast die Größe der geschorenen Mutter erreicht. Wonneproppen ohne Ende und später mal seeehr groß da der Vater als großer G1 Herdbuchbock mit über 100kg eindeutig gründlich vererbt hat. Jetzt noch Milch muss im frischen Aufwuchs echt nicht sein...die wird nur fett.
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Re: Lämmer absetzen bei nebeneinander liegenden Weiden

Beitrag von Fröschchen »

Henry hat geschrieben:1. Klebe ein Stück Infusionsschlauch mit Klebebinde in der zweiten Lage locker lateral parallel an den Strich. Das Lamm erhält Luft statt Milch, da es kaum Unterdruck aufbauen kann und hat außerdem die Bindenflusen im Maul. Das Mutterschaf findet es auch komisch, daß das was anders ist und wird unduldsam ...

Das Mutterschaf kann mit nicht pansenrelevaten Energielieferanten und Bitterstoffen und mit Vitaminisierung wieder aufgebaut werden. Das geht je nach Rasse doch schneller als man denkt. Selbst kachektische vollverwurmte klauenlahme Zwillingsmütter, an denn außer Haut und Knochen nichts ißt, kriegt man binnen Monatsfrißt in einen ansehnlichen Zustand. Natriumpropionat oder Propylenglycol, Glyzerin ect. liefern zweimal täglich ein stabiles Energieniveau ohne Pansenbeeinflussung. CD-Vet-Pansenstarter oder Underberg regen erst die Rauhfutteraufnahme und dann damit die Pansenmotorik an (die die Energie des Propylenglycols braucht) und ordentliche Entwurmung und Vitaminisierung sorgen dafür, daß nichts an Fremde verloren geht oder nicht umgesetzt werden kann. Brotizolam/Diazepam in Minimaldosen können zwar die Nahrungsaufnahme steigern, führen aber nicht zu Gewichtszunahmen und wären auch ein Zulassungsproblem. Eine Tropfflasche Glucose binnen einer Stunde intravenös vor einer Futtergabe machen alte oder schwache Schafe zu Kämpfern und Schnellfressern am Freßplatz. :pft: Kurzzeitiges Wegsperren zur täglichen Rationsfütterung bis knapp an den Durchfall sind auch gut möglich. Eventuell mit Pansenpufferung gleich im Kraftfutter (Ursodigest).

2. Capsaizin Salbe auf den Strichen soll für beide - Mutter und Lamm - unangenehm sein und so das Saugen unterbinden.

1.+2. könnte ich mir für's Lamm unangenehmer vorstellen als für's Muttertier.

Beide Verfahren habe ich noch nicht selbst angewandt! Die Methoden der "Auffütterung" allerdings durchaus. :koch:
Och lieber Henry: Mitunter ist's etwas anstrengend, Dir zu folgen. Hab's jetzt in 2. Wiederholung gelesen, aber mangels Detail-Hintergrundwissen strecke ich so ein bissel die Hufe. Ansonsten: alles schön. Machen wir so!
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Re: Lämmer absetzen bei nebeneinander liegenden Weiden

Beitrag von Streuobstwiese »

So, es ging dann doch ein Plan B ...wir konnten eine neue, kleine Weidefläche in der erweiterten Nachbarschaft...vorübergehend bekommen. Die Alttiere sind somit heute ausgezogen...das Lamm blökt wie erwartet.

Wieviele Wochen sollten die 2 getrennt sein bis das Lamm das saugen vergisst und theoretisch wieder dazu könnte? Die "geliehene" Weidefläche ist nicht unendlich groß ...daher die Frage.
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Re: Lämmer absetzen bei nebeneinander liegenden Weiden

Beitrag von Fröschchen »

Wenn Alt-Lämmer wie Katzen sind, erinnern die sich, wie toll das war und nuckeln erneut wieder.
Erlebt bei unseren Kamerunern UND bei unser Kätzin; nach einem guten halben Jahr war doch wieder so ein "Alt-Klops" am Nuckeln...
Weiß es auch nicht, aber 6 Monate erscheinen mir zu früh...

LG
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Re: Lämmer absetzen bei nebeneinander liegenden Weiden

Beitrag von Henry »

Ich denke, 3 Wochen reichen zu. Das Euter wartet gegen Laktationsende nur darauf, endlich in Rückbildung zu gehen und der Labmagen stellt sich ebenfalls zügig vollständig um. Da die Lämmer außer Sicht- und Hörweite sind, fehlt auch jeder Oxitocinimpuls.

Wahrscheinlich reichen sogar 2 Wochen.
Henry
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Streuobstwiese
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Re: Lämmer absetzen bei nebeneinander liegenden Weiden

Beitrag von Streuobstwiese »

Vielen Dank für die Info !
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