Blick über den Tellerrand..... Hier neue Genetic

schafbauer
Beiträge: 1524
Registriert: So 2. Okt 2016, 20:25
Schafrasse(n): Merinostuten
Herdengröße: 13
Kontaktdaten:

Re: Blick über den Tellerrand..... Hier neue Genetic

Beitrag von schafbauer »

Henry hat geschrieben: Das Festhalten an Traditionen ist sicher sinnvoll für Traditionsschäfereien im Landschaftsmuseum oder für den Schäferzusammenhalt. Das Überleben und die Zukunft bestimmt jedoch die Wirtschaftlichkeit im internationalen Rahmen.
Nachdem vor kurzem wieder einmal ein Bericht über einen Schafzuchtbetrieb mit 700 Muttertieren im Fernsehen war (eben absolut nicht lebensfähig), kam mir auch hier wiederum die Frage: Was bitte macht ihr in D ????
So zu arbeiten bei einem solchen Bestand ist reiner Selbstmord. ALLES händisch, in kleinen verwinkelten dunklen verschlägen wo man ja "froh ist irgendeinen Unterstand zu haben"

mir ist schon klar dass es vielleicht wesentlich leichter ist eine saisonale Geburt zu haben, aber was ist wenn bei einer Geburt die lämmer versterben, nach der Geburt das lamm verstirbt, nur 1 Lamm raus kommt?????? dann muss quasi ein anderes Schaf mit 2 Lämmern das 1 Schaf finanziell aushelfen. und wenn das im Stress nun bei 5, 10 oder 15% der Tiere vorkommt? .......... dann bleibt einem nur mehr die Förderung für naturschutz um den entgangenen nutzen zu decken...... :eek:


Wie hoch ist eigentlich der Deckungsbeitrag pro Schaf in D????? (war bei einer versammlung gestern Thema). hat jemand Zahlen?
"Nur was man gerne macht, macht man auch gut." :schaf2:
Manfred
Beiträge: 1835
Registriert: Mi 28. Sep 2016, 22:36
Wohnort: Frankenwald

Re: Blick über den Tellerrand..... Hier neue Genetic

Beitrag von Manfred »

Was du machst, kann man mit den allermeisten Schafbetrieben in D nicht sinnvoll vergleichen. Am ehesten noch mit manchen Deichschäfern.
Die Landschaftspflegeschäfereien arbeiten auf einer ganz anderen Grundlage. Vorallem auf einer viel schlechteren Futtergrundlage und einem schlechteren Klima.
Stell deine Muttern mal auf Heidekraut oder Vertragsnaturschutzflächen, wo du erst im Juli oder August drauf darfst, enn die Gräser wegen Trockenheit eingezogen haben und nur noch vertrocknete Stängel stehen. Die verhungern doch.
Das halbe halbe Jahr Winter, und vom restlichen halben Jahr 2 Monate Trockenheit, wo nichts wächst. Und auf einen guten Teil deiner Flächen darfst du erst, wenn sie vertrocknet oder verpilzt sind.
Da hilft es nichts, von 2 Turbolämmern mit Schweinekotelett pro Mutter zu träumen.
Traditionell würde man auf sowas Wollhammel halten. Aber die Wolle ist nichts mehr wert. Also produziert man halt die Lämmer, die man produzieren kann.
Natürlich hilft es auch hier, gute Tiere zu haben. Aber gut ist halt etwas anderes als auf deinem Betrieb.

Und Deckungsbeitrag habe viele gar keinen, sondern einen Kostenbeitrag. Und den gilt es klein zu halten.

Gut, das war das Extrem. Die meisten wursteln irgendwo in Schattierungen dazwischen. Aber mit intensiver Lammfleischproduktion hat das kaum etwas zu tun.
Benutzeravatar
Henry
Beiträge: 4439
Registriert: Fr 4. Nov 2016, 10:40
Wohnort: Leipzig
Schafrasse(n): Bluefaced Leicester, Kamerun, Wiltshire Horn, Merino Landschafe, Mules
Herdengröße: 310
Kontaktdaten:

Re: Blick über den Tellerrand..... Hier neue Genetic

Beitrag von Henry »

Wie steht eine Heidefläche im Vergleich zum schottisch Hügelland da? Wie sieht es vergleichend aus, mit Wales und den Flächen, die in Brandenburg neben dem Ackerbau verbleiben?

Ich weiß nicht, wieviele Schäfer in Deutschland den Lammbedarf in ihre Planung wirklich einbeziehen. Ich kenne nicht wenige, die nehmen nur irgendwann im Juli mal kurz die Böcke raus, damit sie Weihnachten keine Lämmer haben. Ich rede von Ostdeutschland und Merino-Rassen. Man liest wenig und spricht wenig Englisch hier. Aber man weiß wie‘s zu LPG-Zeiten war. Und träumt noch davon. Heute noch.

Wer auf der Fahrkunst nicht rechtzeitig die Sprosse verläßt fährt abwärts.
Henry
der
Schafschützer
Benutzeravatar
peter e.
Förderer 2024
Förderer 2024
Beiträge: 708
Registriert: Do 29. Sep 2016, 22:52
Wohnort: Mittelhessen
Schafrasse(n): -ohne-
Herdengröße: 0

Re: Blick über den Tellerrand..... Hier neue Genetic

Beitrag von peter e. »

smallfarmer hat geschrieben:Die Briten passen ihre Schafzucht an.
https://farmersweekly.co.nz/section/she ... inner-back.
Der deutsche Schäfer Michel wartet erst mal, bis er bemerkt das er ausstirbt.
Aus der o.a. Seite:
The couple run 3350 flock ewes, 860 hoggets, 150 R2 cattle in a winter trading programme and grow 40ha of cereal crops on their 600ha property that has three of its four boundaries with the small rural township of Hawarden.

“We have 36 neighbours but we don’t know half of them.”
Diese <Arbeitsgrundlagen> dort sind mit den hiesigen in keinster Weise zu vergleichen. Es gibt genügend Beispiele für eine einigermaßen Gewinn bringende Nischenbewirtschaftung im kleineren Stil. Es fehlen nur die Leute, diese auch mit Ideenreichtum, know-how und betriebswirtschaftlichen Grundkenntnissen auszufüllen. Da ich die Ausbildung in den verschiedenen Fachrichtungen nicht kenne kann ich auch nicht beurteilen, warum es NICHT möglich sein soll, mit 20ha Grünland <auszukommen>.
peter e.

Auch dem Schwächsten ist ein Stachel gegeben -
sich zu wehren.

frei nach Schiller
Heumann
Beiträge: 594
Registriert: Do 13. Okt 2016, 21:57

Re: Blick über den Tellerrand..... Hier neue Genetic

Beitrag von Heumann »

Henry hat geschrieben:Das Überleben und die Zukunft bestimmt jedoch die Wirtschaftlichkeit im internationalen Rahmen.
Humbug. Nutztierhaltung ist im vegan-grünen Deutschland langfristig nicht international konkurrenzfähig.

Das Überleben und die Zukunft der Schafhaltung bestimmen die politischen Rahmenbedingungen. Vielleicht hat sie auch gar keine Zukunft mehr.
Niemals wird man gegen neuseeländisches Tiefkühllamm ankommen.

Lebensfähig kann auch Peters 20-ha-Betrieb sein, wenn er clever ist. Aber clever ist es an dieser Stelle garantiert nicht, mit Neuseeland zu konkurrieren, sondern Nischen zu besetzten und gut zu vermarkten.
Benutzeravatar
shorty
Förderin 2022
Förderin 2022
Beiträge: 758
Registriert: Do 29. Sep 2016, 12:14

Re: Blick über den Tellerrand..... Hier neue Genetic

Beitrag von shorty »

Persönlich finde ich mal aus unparteiischer Sicht schadet es nicht über den Tellerand zu schauen, sich nicht komplett zu verschliessen.

Was mir aber widerstrebt, sich aus anderen Lädern nur die Rosinen rauszupicken, und ein System gar 1 zu 1 auf hier übertragen zu wollen.
Das kann meines Erachtens gar nicht funktionieren, und da gehts nicht nur um ähnliche Flächenbedingungen, sondern schlicht es beginnt schon am Stellenwert der Schafhaltung dort.
Aber wie schon mehrfach betont, obgleich ich mir das in GBR z.B. schon quer durchs Land mit eigenen Augen angeschaut habe, es ist lange nicht alles Gold was glänzt dort. Es gibt auch dort nicht nur Vorzeigeschafhalter und super Gewinnmarsche.

Ich sehe das wie Peter, es gibt nie nur einen Weg , und den eigenen kann man nur selber finden.
Benutzeravatar
Henry
Beiträge: 4439
Registriert: Fr 4. Nov 2016, 10:40
Wohnort: Leipzig
Schafrasse(n): Bluefaced Leicester, Kamerun, Wiltshire Horn, Merino Landschafe, Mules
Herdengröße: 310
Kontaktdaten:

Re: Blick über den Tellerrand..... Hier neue Genetic

Beitrag von Henry »

Es geht um Genetik - nach der Überschrift.
Welche Schafrasse haben wir in Deutschland am häufigsten? Woher stammt ihre Genetik? Warum hat sie sich zu ihrer Zeit zügig durchgesetzt? (Bestimmt, sicher sogar, gabs damals welche, die auch so Sprüche drauf hatten wie: „Noch so ne Rasse, die hier keiner braucht!“)

Ansonsten läß sich in der Arbeit http://digibib.hs-nb.de/file/dbhsnb_der ... e-2009.pdf die Situation und auch die Ertragssituation der Schafhaltung in Deutschland abgucken. Reine Landschaftspflege und Vertragsnaturschutz schneiden trotz Bezuschussung darin mit über 100€ Abstand am schlechtesten ab.

Warum sieht der Deutsche Schäfer bei steigenden Lammpreisen und fallenden Pflegeprämien sein Heil im Hüten von Hammeln und Altschafen im Naturschutzgebiet?
Henry
der
Schafschützer
Manfred
Beiträge: 1835
Registriert: Mi 28. Sep 2016, 22:36
Wohnort: Frankenwald

Re: Blick über den Tellerrand..... Hier neue Genetic

Beitrag von Manfred »

Hm.
Auf Seite 30 steht in deinem Link, dass die Landschaftspfleger 180 Euro mehr pro Mutterschaf verdienen als die Koppel-Lammerzeuger.
Wobei die Berechnung pro Mutterschaf eh eine fragliche Grundlage für einen Vergleich ist.
Benutzeravatar
Henry
Beiträge: 4439
Registriert: Fr 4. Nov 2016, 10:40
Wohnort: Leipzig
Schafrasse(n): Bluefaced Leicester, Kamerun, Wiltshire Horn, Merino Landschafe, Mules
Herdengröße: 310
Kontaktdaten:

Re: Blick über den Tellerrand..... Hier neue Genetic

Beitrag von Henry »

Schön, daß der Link Beachtung findet. Lies mal weiter. Seite 47.
Henry
der
Schafschützer
Manfred
Beiträge: 1835
Registriert: Mi 28. Sep 2016, 22:36
Wohnort: Frankenwald

Re: Blick über den Tellerrand..... Hier neue Genetic

Beitrag von Manfred »

Und?
Sollen die Landschaftspfleger jetzt lieber auf intensive Lammproduktion umstellen und betriebliche Verluste einfahren als mit der Landschaftspflege Gewinn zu machen, nur weil ein intensiv gefüttertes Schaf eine höhere Leistung bringt?

Das zeigt doch genau auf, was ich die ganze Zeit predige: Turboschafe sind für'n Arsch, wenn sie an Input mehr kosten als sie einbringen.
Mag sein, dass es auch in D einige Betriebe gibt, für die Turboschafe passen.
Nach meiner Beobachtung halten aber viele Betriebe aus wirtschaftlicher Sicht erstens zu viele Schafe und zweitens solche, die gemessen an den Voraussetzungen des Betriebs zuviel Input benötigen.

Das man dass, was man hat, mögl. effektiv in ein verkäufliches Produkt umwandeln soll, zweifle ich in keiner Weise an. Die Produktionsleistung des Einzeltieres muss man aber immer in Relation zu allen anderen Ansprüchen des Betriebs sehen.
Mehr Umsatz bringt nur etwas, wenn er auch mehr Gewinn bringt. Bei vielen Betrieben wäre es besser, den Umsatz zu reduzieren und dafür durch angepasste Tiere und die damit verbundene Kostensenkung die Margen zu erhöhen.
Antworten