Blick über den Tellerrand..... Hier neue Genetic

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Steffi
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Re: Blick über den Tellerrand..... Hier neue Genetic

Beitrag von Steffi »

Hm, ich lese immer "Die Kiwis", "Die Briten"... die einen produzieren für den internationalen Markt je nach Spezialisierung hochwertiges Fleisch oder hochwertige Wolle, die anderen haben sich auf ihre Hochland-Tiefland-Gegebenheiten eingestellt und arbeiten zumindest national zusammen. Hier in Deutschland hab ich manchmal den Eindruck, dass jeder für sich an seinem Standort kämpft, alles selbst und allein abdecken zu müssen. Da müssen die Landschaftspflegeschafe auf Magerstandorten mit den Schlachtlämmern aus Mastbetrieben konkurrieren. Jeder werkelt vor sich hin, setzt mal diesen, mal jenen Deckbock ein, um irgendwie dem Markt hinterherzuhinken. Jeder hat irgendwie für sich einen Plan, aber das große Ganze verliert sich im klein-klein. Vom Futterneid (?) ganz abgesehen. Warum ist es in Neuseeland und USA in Ordnung, sich auf Fleisch ODER Wolle ODER auch Tradition/Landschaftspflege zu spezialisieren, in Deutschland ist das alles nicht richtig? Nach meinem Eindruck sind "wir" ziemlich weit entfernt von "DER deutschen Schafzucht" mit gegenseitiger Anerkennung der einzelnen Sparten. Aber vielleicht ist mein Eindruck auch falsch?

LG,
Steffi
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Steffi
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Re: Blick über den Tellerrand..... Hier neue Genetic

Beitrag von Steffi »

Manfred, wenn ich HB züchte, ist mehr als ein Bock ohnehin kein Luxus. Und selbst mit einem Bock muss der außerhalb der Deckzeit irgendwo hin, zumindest, wenn man keine streng saisonalen Schafe hat. Zwei Gruppen hat man dann eh. Meist sogar drei, wenn die weiblichen Lämmer noch nicht reif zur Belegung sind. Da sehe ich schon deutliche Unterschiede zu meinen Hobbyzeiten, als der Bock einfach ganzjährig in der saisonalen Mutterschafherde mitlief. Blöderweise mußte ich den dann jedes Jahr austauschen, damit er nicht seine Töchter deckt. Oder die Töchter verkaufen/schlachten und neue zukaufen (mit allen bekannten Problemen).
Und das für mich wichtigste Argument für zwei Gruppen ist, dass ich eben nicht nur entweder-oder habe und zwei unterschiedliche Bereiche abdecken kann. Die Anschaffungskosten der Böcke relativieren sich auch wieder, weil ich sie länger ohne Inzuchtfaktor einsetzen kann.

LG,
Steffi
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Manfred
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Re: Blick über den Tellerrand..... Hier neue Genetic

Beitrag von Manfred »

"Die eine Schafzucht" gibt es in Neuseeland so wenig wie in GB.
Was sie halt haben, und was unsere paar verbliebenen Haupterwerbsbetriebe wirtschaftlich gar nicht leisten könnten, sind hochprofessionelle Organisationen für Zucht und Vermarkung und eine umfangreiche Forschung und Weiterbildung. Dazu professionelle Lohnunternehmen, was dazu führt, dass die Betriebe viel weniger Infrastruktur und Personal vorhalten müssen.

Und wenn ich lernen will, kostengünstig zu produzieren, sehe ich mich halt bei denen um, die Lämmer so billig produzieren, dass sie sie ohne Subventionen um die halbe Welt schiffen und die dortigen Erzeuger verdrängen können.
Manfred
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Re: Blick über den Tellerrand..... Hier neue Genetic

Beitrag von Manfred »

Steffi hat geschrieben:Manfred, wenn ich HB züchte, ist mehr als ein Bock ohnehin kein Luxus. Und selbst mit einem Bock muss der außerhalb der Deckzeit irgendwo hin, zumindest, wenn man keine streng saisonalen Schafe hat. Zwei Gruppen hat man dann eh. Meist sogar drei, wenn die weiblichen Lämmer noch nicht reif zur Belegung sind. Da sehe ich schon deutliche Unterschiede zu meinen Hobbyzeiten, als der Bock einfach ganzjährig in der saisonalen Mutterschafherde mitlief. Blöderweise mußte ich den dann jedes Jahr austauschen, damit er nicht seine Töchter deckt. Oder die Töchter verkaufen/schlachten und neue zukaufen (mit allen bekannten Problemen).
Und das für mich wichtigste Argument für zwei Gruppen ist, dass ich eben nicht nur entweder-oder habe und zwei unterschiedliche Bereiche abdecken kann. Die Anschaffungskosten der Böcke relativieren sich auch wieder, weil ich sie länger ohne Inzuchtfaktor einsetzen kann.

Du suchst Argument, wieso alles gut ist, wie es ist, statt dir zu überlegen, was du besser machen könntest.
Auch dagegen spricht nichts, wenn du mit deiner Situation zufrieden bist.
Viele Schafhalter sind aber unzufrieden und machen trotzdem weiter wie bisher. Die haben ein Problem. Weiterzumachen wie bisher und darauf zu hoffen, dass sich dadurch etwas ändert, ist nicht sehr erfolgversprechend.
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Steffi
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Re: Blick über den Tellerrand..... Hier neue Genetic

Beitrag von Steffi »

Manfred hat geschrieben:Was sie halt haben, und was unsere paar verbliebenen Haupterwerbsbetriebe wirtschaftlich gar nicht leisten könnten, sind hochprofessionelle Organisationen für Zucht und Vermarkung und eine umfangreiche Forschung und Weiterbildung. Dazu professionelle Lohnunternehmen, was dazu führt, dass die Betriebe viel weniger Infrastruktur und Personal vorhalten müssen.

Und wenn ich lernen will, kostengünstig zu produzieren, sehe ich mich halt bei denen um, die Lämmer so billig produzieren, dass sie sie ohne Subventionen um die halbe Welt schiffen und die dortigen Erzeuger verdrängen können.
Das meinte ich: Kooperation
Manfred hat geschrieben:Du suchst Argument, wieso alles gut ist, wie es ist, statt dir zu überlegen, was du besser machen könntest.
Auch dagegen spricht nichts, wenn du mit deiner Situation zufrieden bist.
Viele Schafhalter sind aber unzufrieden und machen trotzdem weiter wie bisher. Die haben ein Problem. Weiterzumachen wie bisher und darauf zu hoffen, dass sich dadurch etwas ändert, ist nicht sehr erfolgversprechend.
Punkt 1: Jain. Ich überlege, wie ich etwas verbessern kann. Ich war bisher zufrieden, aber Erfolg läßt sich optimieren.
Punkt 2: Yep

LG,
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Heumann
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Re: Blick über den Tellerrand..... Hier neue Genetic

Beitrag von Heumann »

Steffi hat geschrieben:Fördergelder rechne ich nicht mit. Die gibt es, solange der Staat sie zahlt und die bekäme ich auch, wenn ich die Flächen einmal im Jahr mulche statt Schafe draufzustellen. Würde sich für viele Landwirte hier rechnen. Da kostet der Getreideanbau in einem schlechten Jahr auch schon mal richtig Geld und bringt in einem durchschnittlichen ca. 100€/ha oder auch nur ´ne schwarze Null. Aber Hauptsache, man hat geackert und lebt halt von den Prämien...
So kann man nur reden, wenn man vom Prämiensystem nicht besonders viel Ahnung hat. Da kann es ganz viel on top geben, angefangen von einfachem Bio bis zu verschiedenen anderen Extensivierungen und Pflegeprogrammen. Das ist mehr als einmal mulchen und muss man sich durchrechnen.
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Steffi
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Re: Blick über den Tellerrand..... Hier neue Genetic

Beitrag von Steffi »

Heumann, das weiß ich. Ich weiß auch, was es alles gibt und was davon für mich in Frage kommt. Und natürlich beantrage ich die entsprechenden Gelder und nehme sie auch. Um zu schauen, ob meine Schafzucht (!) rentabel ist, rechne ich sie trotzdem raus. Wenn ich "nur" vom Land leben wollte, würde ich vermutlich andere Wege gehen. So stehen bei mir die Schafe im Vordergrund und ich bekomme hoffentlich keine Schnappatmung, wenn das Prämiensystem mal wieder EU-weit reformiert wird und die Schäfer dann noch leerer ausgehen.

LG,
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Heumann
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Re: Blick über den Tellerrand..... Hier neue Genetic

Beitrag von Heumann »

Ich habe Flächen, die kann man nicht Mulchen und verdienen nur über Beweidung 2000€. Das ist mehr, als bei der gesamten "Schafzucht" übrig bleibt, ist aber bei ehrlicher Rechnung den Schafen anzulasten.
Einige tausend kommen durch Bio rein. Das gibt's auch nicht für Mulchen und ist somit auch Schafe.
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Steffi
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Re: Blick über den Tellerrand..... Hier neue Genetic

Beitrag von Steffi »

Ja, klar. Hab ich aber konventionelle DGL-Flächen, die problemlos maschinenbearbeitbar sind, können Schafe darauf mehr kosten als der Maschineneinsatz. Apropos mulchen: Das war nur ein Beispiel, das mir spontan einfiel, weil es hier einige solcher Flächen gibt. Da macht sich niemand einen Kopf, ob man da Tiere draufstellen könnte. Ab ins Extensivierungsprogramm, einmal im Jahr sehr spät mähen, D +H-Prämie zusätzlich bekommen und den Schnitt noch teuer verkaufen wollen. Viele werfen aber auch nur im Herbst mal den Mulcher an. Gibt halt sone und solche...

Aber schön, dass Du auch erzählst, was Du wie und warum machst. Find ich mal spannend. Für meinen Geschmack hört man zuviel "das kannst nicht machen, weil des geht echt nicht" :lachma:

LG,
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Re: Blick über den Tellerrand..... Hier neue Genetic

Beitrag von Henry »

Manfred hat geschrieben:Heterosis zu nutzen ist eine sinnvolle Sache und auch nichts Neues. ... Wenn ich nur 20 Mütter habe, ist der Aufwand so hoch, dass der Heterosiseffekt das nicht kompensieren kann.
Wie kannst Du das so sicher sagen und warum müssen jetzt grad wieder Kleinstbestände herhalten, wenn sonst die Wirtschaftlichkeitsrechnungen in Beständen angestellt werden, die für mehr als einen Bock Muttertiere haben? Warte doch einfach mal ab, was rauskommt, wenn jemand seine Remontierung aus Mules zieht und die Bocklämmer dabei schlachtet. Vielleicht geht das ja bald auch ohne eigenen BFL-Bock. Die eigene Herde ist ja ohnehin da.

Niemand hat Kreuzungsergebnisse von hiesigen Lieblingsrassen in 3stufigen Systemen veröffentlicht. Dennoch scheinen einige zu wissen, was dabei rauskommt. Dabei ist noch nicht mal bekannt wie diese Mule überhaupt aussehen, geschweige denn, wie sie nach Terminalböcken Lämmer aufziehen.

Woher also stammt dann die Gewißheit, daß der Heterosiseffekt den Aufwand nicht rechtfertige, wo doch beide nicht bekannt sind.

Im Moment sind in einigen Herden Mules aus unseren Böcken und reinrassige Vergleichstiere gelammt worden. Diese Lämmer sind noch nicht mal geschlechtsreif. Woher stammt also das Wissen über ihre zukünftige Aufzuchtsleistung in den Betrieben?

Wäre es nicht sinnvoll Prozesse (die man selbst schon nicht vorantreibt) interessiert zu beobachten, als kontinuierlich ihr zwingend folgendes Scheitern weiszusagen oder stets das Cleverle raushängen zu lassen? Oder ist eine Erkenntnis gar nicht gewünscht - sie könnte ja die Weissagung widerlegen?

Ich warte jedenfalls gespannt auf die Lämmer in 2020. Hoffnungsfroh und munter.
Henry
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