Jungtier in bestehende Gruppe integrieren

[danina]

Hallo,

wir möchten gern unsere Mini-Herde von drei (ein kastrierter Bock, zwei Auen, alle knapp 1 Jahr alt) auf vier Schafe vergrößern. Es ergibt sich, dass wir ein Flaschenlamm übernehmen könnten. Wir haben allerdings keine Erfahrung mit der Intergration (eines so jungen Tieres) in eine bereits bestehende Gruppe. Ungerne möchte ich ein kleines Lamm separieren, aber dennoch ist es vielleicht sinnvoll, die gemeinsamen Zeiten unter Aufsicht stückchenweise zu steigern und dem jungen Tier immer wieder auch sichere Rückzugsmöglichkeiten zu bieten? Welches Lebensalter des Lammes bietet sich für eine Integration an? Da das Tier in einer Lämmergruppe vorerst woanders versorgt wird, können wir den Zeitpunkt ein wenig mitbestimmen.

Freue mich auf Anregungen und sage schon mal Danke für's Mitlesen und -denken,
Nina

[schafbauer]

wenn ein bock dabei ist den bock weg und sonst rein ins vergnügen.

[peter e.]

konkret lässt sich von hier aus keine konkrete <Anleitung> erstellen, jedes verhältnis ist anders zu beurteilen, hier spielen erfahrungen und beurteilungsvermögen und dementsprechend eine zielgerichtete reaktion eine gewichtige rolle.
Eines gehört für das projekt jedoch an ganz vorderster stelle: zeit - zeit und geduld - und nochmal zeit.
Wenn das lamm nicht mehr permanent mit der flasche gefüttert werden muss (also nach frühestens vier, besser nach sechs - acht wochen), kann es auch längere zeit zu den anderen - aber hier die aussage von schafbauer beachten. Deshalb zeit nehmen und beobachten. Wenn es sich um einen e-zaun als begrenzung handelt, muss zwingend bei eingeschaltetem zustand das lamm an den zaun gewöhnt werden. Es sei denn, es ist vorher schon den e-zaun gewöhnt. Es wäre fatal, wenn der zaun eingeschaltet wird, man weggeht - und das lamm will folgen, hängt im zaun und verreckt.
Wenn diese eingewöhnung phasen-weise erfolgen kann um so besser. Wenn das lamm dann den zaun respektiert kann man sich auch entfernen, sollte aber das lamm beobachten.
Wenn keine personenbindung besteht kann diese <eingewöhnungsphase> auch etwas lockerer gesehen werden.

[Heumann]

Wenn das lamm nicht mehr permanent mit der flasche gefüttert werden muss (also nach frühestens vier, besser nach sechs - acht wochen), kann es auch längere zeit zu den anderen.

Wenn das Lamm permanent im Haus gefüttert wird und keinen Kontakt zu anderen Schafen hat, dann wird es sehr wahrscheinlich nie ein richtiges Schaf, weil es total fehlgeprägt ist. Ein ganz großer Fehler in der Aufzucht! Wer Lämmer für vier bis sechs Wochen aus der Herde nimmt, wird daraus ein Tier machen, aber kein Schaf.
Ein solches "Schaf" kann man nicht in eine "bestehende Gruppe integrieren", weil es Schafe überhaupt nicht als seine Freunde und Artgenossen ansieht.

[Henry]

Auch Schafe, die lange ohne Herdenkontakt aufgezogen wurden, werden ganz normale Schafe, wenn man sie läßt. Unser erstes Schaf zum Beispiel war ein Flaschenlamm und wir hatten damals gar keine anderen Schafe. Erst als es 3 Monate alt war und abgesetzt von der Flaschenmilch haben wir andere Schafe dazugekauft. Shawn lebte bis dahin in der Wohnung. Wir haben ihn damals mit den neuen Schafen in einen neuen Stall gestellt. So war für alle alles neu. Am nächsten Tag schon stand der stolz zwischen den beiden Damen und wurde später Vater und lebte bis zu seinem Tode im Freien bei der dann gewachsenen Herde.

Einzig treiben ließ er sich nicht, weil er einfach keine Scheu uns gegenüber zeigte. Das war hinderlich, denn wenn alle Schafe irgendwo weg gefrückt werden sollen, dann kommen die sogar zurück, wenn der Zahme einfach nicht gehen will. Doch das war das einzige Problem.

[Waldschaf]

Da das Tier in einer Lämmergruppe vorerst woanders versorgt wird, können wir den Zeitpunkt ein wenig mitbestimmen.
Nina

Hervorhebung von mir.
Waldschaf.

[Henry]

Danke, das ging unter.

Also soll meine Empfehlung sein: warten und mit dem Absetzen einfach rein und wieder warten.

[danina]

Hallo und vielen Dank für die vielen hilfreichen Gedanken!

Wir werden mindestens sechs Wochen warten und uns dann VIEL Zeit nehmen. Da wir zwei Weiden direkt nebeneinander haben, können wir die Tiere relativ problemlos trennen. Zudem stehen sie direkt am Haus (ohne E-, sondern mit Drahtzaun), so dass wir viel unmittelbar dabei und darüber hinaus in der Nähe sein können. Das Lamm befindet sich grad mit drei gleich alten Artgenossen in einem Stall auf einem Tierschutzhof und wird dort gut versorgt, wir fahren nachher mal zu einem ersten Besuch hin. Unsere anderen drei Schafe waren ebenfalls Flaschenlämmer, sind sehr ruhig und zahm - aber bei der Integration der Dritten war es auch nicht ganz leicht, von daher habe ich eine ungefähre Vorstellung von dem, was und wie es zugehen könnte... Ich freue mich dennoch schon sehr auf den Zuwachs.

Liebe Grüße,
Nina

[schafbauer]

Meiner Erfahrung nach haben kleine Lämmer in einer Gruppe mit großen Lämmern ein richtiges Mobbingproblem.
Ich würde auch nicht allzu viel darüber nach denken.

[Krauli]

Ich habe es damals so gemacht, dass ich mir ein zweites Flaschenlamm "besorgt" habe.
Vielleicht kommt das bei dir auch in Frage? Schäfer sind immer froh, wenn sie Flaschenlämmer "Loswerden".
Damit hat die Integration (ich glaube mit 6 Wochen?) von heute auf morgen gut geklappt. Habe dann nur noch ein mal am Tag jedem eine Flasche mit zur Wiese gebracht.
Hatte damals auch keine andere Möglichkeit, als es mit ins Haus bzw. den benachbarten Schuppen zu nehmen und von der Herde zu trennen. Und heute sind die beiden (Leithammel und Muttertier) gut integreit und das Mutterschaf hat selbst schon Lämmer groß gezogen.

Gruß,
Krauli