ganzjährige Freilandhaltung

Manfred
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Re: ganzjährige Freilandhaltung

Beitrag von Manfred »

Da bist du auf dem Holzweg, Henry.
Im Tierschutzrecht ist lediglich ein angemessener Witterungsschutz vorgesehen. Da steht kein Wort von einem Unterstand.

Das bezieht sich bei Rindern und Schafen hauptsächlich auf zwei Kriterien: Trockene Liegefläche (heißt keine Staunässe von unten) und ein ausreichend Schutz gegen Starkwind (der z.B. durch die Geländeform, Hecken, Windschutzwälle etc.) gewährleistet werden kann.

Wie der Tierhalter das gewährleistet, ist seine Sache.
Auf windexponierten Flächen, wo Tiere längerfristig gehalten werden, wird ein eingestreuter Unterstand oft das Mittel der Wahl sein.
Wer andere Lösungen findet, kann aber auch diese nutzen.

Kritisch ist besonders drecknasses Wetter um den Gefrierpunkt bei gleichzeitig starkem Wind.
Dann können auch die robustesten Zottel auskühlen, wenn sie keinen Schutz finden.
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Henry
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Re: ganzjährige Freilandhaltung

Beitrag von Henry »

Die Behörde hatte dort genau angeordnet, wie der Unterstand beschaffen sein muß. Dagegen wandte sich der Schäfer und verlor einstweilen. Die Behörde kann also sicher keinen Unterstand anordnen, wenn anderer gleichwertiger Schutz vorhanden ist. Fehlt der, ordnet sie den Unterstand an und gewinnt.

https://www.onlineurteile.de/artikel/sc ... tand-bauen
http://www2.mjv.rlp.de/icc/justiz/nav/6 ... 1111111111

Satz 10: In Anwendung dieser Vorschriften bestehen keine durchgreifenden Bedenken gegen die vom Antragsgegner mit Bescheid vom 17. Dezember 2015 getroffene Anordnung, bei Koppel- bzw. Weidehaltung ganzjährig an jedem Haltungsstandort ständig und jederzeit für die Tiere zugänglich einen Witterungsschutz anzubieten, dessen Anforderungen unter a) bis d) der Verfügung näher konkretisiert wird.
Henry
der
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Re: ganzjährige Freilandhaltung

Beitrag von Streuobstwiese »

Wir haben einige Abdeckhauben für Förderbänder als mobiler Unterstand auf der WInternetseite stehen und der Amtsveterinär war zufrieden damit. Sind zwar 2 offene Seiten aber da ich mehrere dieser Tunnel stehen habe, kann Schaf immer den Tunnel quer zum Wind aufsuchen.

Die Schafe wirken draußen viel zufriedener als letztes Jahr im Stall. Das milde und nasse Wetter der letzten Wochen zeigt aber erste Folgen an den Ballen von 2 Auen. Noch diese Woche schaut da der Tierarzt drauf und hilft mir bei der Entscheidung "einstallen oder nicht ". Kein Schafe lahmt...aber die Ballen werden weich/kluftig. Würde mich freuen, wenn es ohne Stall geht. Der mit Platten ausgelegte Tunnel und somit die Chance auf trockene Füße wird aber kaum genutzt.
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Re: ganzjährige Freilandhaltung

Beitrag von Schnuckenlady »

Wenn man Pech hat, kommt einer der es ganz genau nimmt, Sonst hat man Glück.
Kein Schafe lahmt...aber die Ballen werden weich/kluftig
Das habe ich bei mir bei einer Dame auch. Da der Tierarzt ja erst vorkurzem da war, hat er da auch mal drauf gesehen. Von seiner Seite aus spricht aber nichts dagegen, sie weiterhin draußen bleiben.

Grüße Schnuckenlady
https://www.selfandhandmade.de

Fehler sind dafür da, um draus zu lernen!
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Re: ganzjährige Freilandhaltung

Beitrag von Streuobstwiese »

...dann darf ich ja hoffen...
Er kommt morgen vorbei um sich die Ballen anzusehen. Ultraschall für die gedeckten Mutterschafe macht er dann direkt mit. Wäre echt toll, wenn alle noch ein paar Wochen draußen bleiben könnten.
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Re: ganzjährige Freilandhaltung

Beitrag von LuckyLucy »

*ironiemodus.an* Die Tiere im Wald, Hasi, Rehlein, der Hirsch und die wilden Schweinchen werden dann wohl auch demnächst einen Wetterschutz für sich reklamieren. *ironiemodus.aus*

Tierwohl hin, Tierwohl her. Manchmal kann ich mich bei derartigen Einfällen von Tierschützern des Eindrucks nicht erwehren, dass die Mehrheit der Menschen nicht artgerecht lebt - nur dass sie das selbst nicht reflektiert.
LuckyLucy, schaffiebrig
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Re: ganzjährige Freilandhaltung

Beitrag von Schafhüterin »

Manfred hat geschrieben:Mir ist in D keine "Unterstandsregel" bekannt.
Wer eine kennt, soll bitte die Rechtsgrundlage hier einstellen.
Nach § 2 Ziffer 1 Tierschutzgesetz muss derjenige, der Tiere hält oder betreut, diese
ihrer Art und ihren Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und
verhaltensgerecht unterbringen.
Allen Tieren sollte, wenn sie nachtsüber in einem Pferch gehalten werden, ein
wirkungsvoller Windschutz zur Verfügung stehen. Es kann sich hierbei um natürlichen
Bewuchs (z.B. dicht stehende Bäume oder Hecken) oder um künstliche Vorrichtungen
(z.B. Windschutznetze oder Strohballen) handeln. Der Windschutz sollte sich entweder
im Aufenthaltsbereich der Tiere oder aber in deren unmittelbarer Umgebung befinden
und gegenüber der jeweils vorherrschenden Hauptwindrichtung ausgerichtet sein.
Tierschutzprobleme sind vor allem dann zu erwarten, wenn tiefe Temperaturen (unter 0°
Celsius) vorherrschen sowie bei anhaltend nasskalter Witterung in Verbindung mit
stärkerem Wind.
Unter diesen Witterungsbedingungen muss den Schafen nachts ein
Windschutz - wie oben beschrieben - zur Verfügung gestellt werden.

In der kalten Jahreszeit darf die Ablammung nur dann im Freien erfolgen, wenn ein
geeigneter Witterungsschutz vorhanden ist. Der Ablammplatz muss sauber, trocken,
windgeschützt und in der kalten Jahreszeit eingestreut sein.

In der kalten Jahreszeit muss daher allen Tieren ein trockener, gegen Regen und Wind geschützter Liegeplatz zur Verfügung
gestellt werden.


@Manfred
...wie soll das funktionieren, wenn z.B. nur eine Wand von Heu-, oder Strohballen aufgesetzt werden, wenn es regnet, dann ist die Fläche mal gleich nass und wenn es dann einige Tage mal regnet?

Ich halte meine Schafe ganzjährig im Freien und sie haben über Winter die Möglichkeit, die Weidezelte zu nutzen. Wenn diese nicht vorhanden wären, hätte ich über Winter einen engeren Kontakt zum Veterinäramt, als zu meiner Familie. Da würden die Leute permanent anrufen und Meldung machen. Ob sich die Schafe jetzt reinstellen, oder nicht.

Ich habe mich aber schon mit dem Amtstierarzt vom Nachbarkreis unterhalten, der sieht das ganz anders, bei dem ist ein einfacher Witterungsschutz, wie eine Hecke in Ordnung. Da dürfen die Tiere (Schafe, Kühe, Pferde) im Sommer auch in der prallen Sonne stehen.
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Re: ganzjährige Freilandhaltung

Beitrag von balin »

Ablammen unter Dach?!...bei Kühen ist das so, daß sie sich zur Geburt absondern und erst nach einer Weile mit ihren Kleinen wieder zur Herde zurückkommen. Man muß sich da auf den Instinkt der Tiere verlassen. Wenn man sich da einmischt, stört man nur den Geburtsverlauf und die Prägungsphase und wenn man Pech hat, wird man zum Teufel gejagt. Geburtshilfe ist da kaum mehr möglich.
Die einzige Maßnahme, die man ergreifen kann, ist, auf eine leichtkalbige Rasse mit lebensstarken Kälbern und guten Muttereigenschaften (Ablecken nach der Geburt!) umzustellen.
Bei mir gibt es zwei verschwiegene Orte, wo mindestens 75% der Kälber zur Welt gekommen sind. Man erkläre sowas mal einem Amtstierarzt oder einem Richter. Wenn ich da ein Dach aufstellen würde, würde das nicht mehr funktionieren.
Mir schon klar, daß Schafe anders sind, es geht ja aber mometan darum, ob ein Unterstand alle Probleme lösen kann. ;)
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Re: ganzjährige Freilandhaltung

Beitrag von Schafhüterin »

balin hat geschrieben:es geht ja aber mometan darum, ob ein Unterstand alle Probleme lösen kann. ;)
Kommt darauf an, wer sie macht. :)

Im Schnee legen sie sich ab, bei starkem Regen eben nicht. Und dauernd auf den Beinen kostet viel Energie.

Über Winter haben wir hier immer ein Sauwetter, nass, nass, nass, da lob ich mir einen trockenen, kalten Winter, auch mit Schnee.

Dieses Jahr hat es bis jetzt gehalten, mal schauen was noch kommt. Lammzeit geht auch bald los.
Schafhüterin


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Re: ganzjährige Freilandhaltung

Beitrag von Steffi »

Ich denke, es macht auch einen Unterschied, ob die Weide ein gut strukturiertes Gelände ist, mit Mulden, Sträuchern, Bäumen, Hecken - oder, wie leider in meinem Fall, eine platte Fläche mit nix drauf (außer Gras) und nix drumherum. Der typische Präsentierteller eben. Das ist Sommer wie Winter blöd und ein Unterstand unumgänglich. Wobei die im Sommer zwecks Schatten mehr genutzt werden als jetzt bei Regen.

LG,
Steffi
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