Ganzheitlich geplante Beweidung - Holistic Management

Manfred
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Re: Ganzheitlich geplante Beweidung - Holistic Management

Beitrag von Manfred »

Kommen deine Schafe mit dem evtl. geringen Eiweißgehalt in dem trockenen Zeug zurecht, oder fütterst du Eiweiß zu? Da wäre eine Futteruntersuchung interessant.
Das Ausmagern ist ja nach wie vor große Mode im "Naturschutz". Dabei ist das ein völlig widernatürlicher Zustand. Ein funktionierendes Ökosystem ist immer bemüht, Nährstoffe zu akkumulieren.
Da gibt es auch wieder einen wesentlichen Unterschied zwischen sprödem und feuchtem Klima. In feuchten Klima funktioniert das Umsetzen des organischen Materials auch ohne große Pflanzenfresser. Deshalb reichern sich hier auf Stilllegungsflächen Nährstoffe und Humus an.
In sprödem Klima bleibt das organische Material liegen (von Termiten evtl. mal abgesehen, die ähnlich wie große Pflanzenfresser wirken, indem sie das Material in den Boden schaffen und dort im künstlichen Feuchtklima Pilze darauf züchten) und wird nur sehr langsam durch UV-Licht, Winderosion etc. zersetzt. Wenn dort Biss und Tritt der Pflanzenfresser fehlt, wachsen die vorhandenen Pflanzen zwar noch weiter (was leider bei Autoren die Meinung bewirkt hat, das Entfernen der Pflanzenfresser sei gut) es können sich aber keine Jungpflanzen mehr etablieren und viele Gräser sterben alleine durch die Selbstbeschattung nach wenigen Jahren ab. Dann bleiben Sträucher, die teils einige Jahrzehnte bis Jahrhunderte alt werden, aber dann auch sterben. Und dann bleibt nackter Boden.
Eine Zeit lang dachte man, südwestlich der Rocky Mountains eine Trockengebiets-Fauna gefunden zu haben, die weitgehend ohne Pflanzenfresser entstanden sei und so überleben könne. Inzwischen hat sich aber herausgestellt, dass dort früher eine hohe Dichte an Bighorn-Schafen existierte, die vermutlich durch Krankheitszüge durch mit europäischen Schafen eingeschleppten Parasiten und Krankheiten fast komplett ausgelöscht wurde. Die dortigen Ureinwohner hatten einen Kult, bei dem sie die Hörner der Schafe (diese durften nicht mit in die Siedlungen gebracht werden) zu großen Haufen aufrichteten. Bis in die 1950er wurden immer wieder solche Haufen gefunden und dokumentiert. Leider sind inzwischen alle verschwunden. Trotz dieser Erkenntnisse klammern sich noch immer viele US-Umweltschützer noch immer an die alten Thesen vom grasfresserlosen Grasland und versuchen mit allen Mitteln, die Beweidung zu verhindern, trotz klar sichtbarer Erfolge der HM-Praktiker. Es soll auch die sogenannte cryptogamic crust(kryptogame Bodenkruste) geschützt werden. Eine Art Notzustand der in Abwesendenheit ausreichender Bodenbedeckung in den spröden Gebieten entsteht. Algen, Pilze etc. verkleben die Bodenoberfläche zu einer stabilen Kruste, die die Erosion bremst, die aber auch kaum noch Niederschlagswasser eindringen lässt und das keinem von Samen verhindert, wenn sie nicht durch den Tritt von Großtieren aufgebrochen wird. Überall auf der Welt das gleiche "Problem". Der durch langjährige zerstörende menschliche Eingriffe entstandene Status Quo wird zum Schutzziel erhoben und die Notwendigkeit und die Möglichkeiten eines funktionierenden Ökosystems verdrängt.

Zwischen diesen beiden Extremen gibt es natürlich viele Standorte, die irgendwo dazwischen anzusiedeln sind oder phasenweise von einem Zustand in den anderen wechseln. Die Entwicklung dieser Standorte hängt davon ab, welche der Phasen dominieren. Auf den beschriebenen Flächen im Rheinland würde in Abwesenheit von großen Pflanzenfressern wohl trotz der Sommertrockenheit früher oder später Wald entstehen.
Schafhüterin
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Re: Ganzheitlich geplante Beweidung - Holistic Management

Beitrag von Schafhüterin »

Manfred hat geschrieben:Kommen deine Schafe mit dem evtl. geringen Eiweißgehalt in dem trockenen Zeug zurecht, oder fütterst du Eiweiß zu?
Ich übe extensive Schafhaltung aus, hier befinden sich, bis auf wenige Ackerflächen, die eben auch ich bewirtschafte, Brachflächen. Die Ackerflächen werden umgebrochen (damit Ackerwildkräuter hervorkommen) und eingesät, später abgeweidet. Was ich damit sagen will ist, ich kann den Pferch aufmachen und die Schafe gehen ihres Weges. Sie können ziehen, wohin sie wollen, das lasse ich auch mittlerweile zu. Es kommt auch mal vor (wie schon erwähnt - Sandboden, sehr schwierig einen Pfahl, längere Zeit im Boden zu verankern, gerde bei extremer Trockenheit, oder Regen), das die Schafe die ganze Nacht unterwegs sind. Ich finde sie morgens dann meistens in der Nähe des Pferchs , ruhend.
Selbst "der Blinde", der immer noch in der Herde mitläuft, hat keinerlei Problem damit.

Das Landschaftsschutzgebiet ist hier von einem Waldgürtel umsäumt, den die Schafe nie verlassen.

Was noch zu klären ist, die Anrufe der besorgten Spaziergänger, bei der Polizei. :?:

Ich habe das "Holistic Management" bei meiner Biotop-Beauftragten angesprochen, sie ist an Infos interessiert und so werde ich es an sie weiterleiten.
Schafhüterin


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Manfred
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Re: Ganzheitlich geplante Beweidung - Holistic Management

Beitrag von Manfred »

Ein Ausschnitt aus einem Vortrag von Allan mit einigen Vorher-Nachher-Beispielen aus Gebieten mit spröden Klima:
https://www.youtube.com/watch?v=xMjKcCfBtfI
Das krasseste ist das Erste...
Thomas
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Re: Ganzheitlich geplante Beweidung - Holistic Management

Beitrag von Thomas »

Manfred hat geschrieben:Überweidung:

Lange Zeit dachte man, Überweidung, also die Übernutzung von Grünland durch Weidetiere, sei nur eine Frage des Viehbesatzes pro Fläche.
doch, auch pro Zeit: gemeint war doch meist nicht "in einem Monat, einer Woche usw." sondern "Jahr für Jahr", oder? Die meisten Angaben "Vieheinheiten pro ha" ich jedenfalls als Laie so verstanden. Auch im Forum: Ich habe 100m² Garten und einen Apfelbaum, wieviele Schafe kann ich halten" ;) usw.

Ansonsten lese ich erstmal weiter. Hochinteressant jedenfalls.

Beste Grüße -- Thomas
Manfred
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Re: Ganzheitlich geplante Beweidung - Holistic Management

Beitrag von Manfred »

Wenn man von Besatzdichte spricht, meint man ja in der Regel den durchschnittlichen Viehbesatz pro ha und Jahr, meist angegeben in Großvieheinheiten oder der Tierzahl.
Diese sagt aber nichts über das Risiko der Überweidung aus.
Wenn du ein einzelnes Schaf das ganze Jahr auf 5 ha Wiese frei laufen lässt, dann wird dieses Schaf einige Stellen, die ihm am besten gefallen und wo die leckersten Pflanzen wachsen, überweiden. Der Rest der Fläche wird Großteils garnicht genutzt. Du hast dann auf derselben Fläche gleichzeitig eine Übernutzung (die wenigen bevorzugten Stellen) und eine Unternutzung (der Rest).
Das eine Schaf wird auch irgendwelche sichtbaren Trampelpfade erzeugen, weil es immer wieder die selben, bevorzugten Wege geht.
D.h. obwohl du nur ein Schaf hast, hast du Überweidung und Trittschäden.
Wenn du dagegen auf denselben 5 ha 10 Schafe hältst, diese aber in einen kleinen Pferch sperrst, der gerade so viel Futter zuteilt, wie sie an einem Tag fressen können, und du diesen Pferch jeden Tag umstellst und nicht zu früh, bevor sich die Pflanzen vollständig erholten haben, auf die selben Flächen zurückkehrst, dann wirst du trotz des 10-fachen Schafbestandes überhaupt keine Überweidung und keine länger sichtbaren Trittschäden auf den 5 ha haben. Und auf der Fläche, die du abgeweidet hast, hast du auch keine Unternutzung.
Die Unternutzung ist vor allem in Gebieten mit spröden Klima ein großes Problem, weil an diesen Stellen die Pflanzen überaltern und absterben und wegen der Bodenverkrustung die Niederschläge schlechter eindringen und keine Samen mehr erfolgreich keinem können. Deshalb muss dort sowohl Übernutzung als auch Unternutzung vermieden werden. Bei uns, im feuchten Klima, ist Unternutzung nicht so dramatisch. Es schlägt dann halt die Sukzession zu und früher der später wachsen Sträucher und Bäume. Das mag dem Pflegeziel widersprechen, verursacht aber wenigstens keine großen ökologischen Schäden. Wann immer aber Unternutzung ein Problem ist, lässt sie sich durch eine entsprechende Konzentration und zeitliche Steuerung der Beweidung beheben. Genau wie die Übernutzung. Wenn die Tiere nicht zu lange Zugang zu einer Flächen haben, können sie diese auch nicht übernutzen.
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Sasdi
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Re: Ganzheitlich geplante Beweidung - Holistic Management

Beitrag von Sasdi »

Ich finde das Thema sehr interessant und es erreicht mich genau in einem Moment, wo ich mir Gedanken über die Nutzung einer meiner Flächen mache.
Dieses Jahr ist mir extrem aufgefallen, dass auf dieser Fläche kaum noch Pflanzen nachwachsen und sich die Grünmasse im Vergleich zu vor 6 Jahren, als dort zum ersten Mal Schafe standen, sehr reduziert hat. Ich habe mich gefragt, warum das so ist, war etwas ratlos, aber scheine jetzt hier die Lösung gefunden zu haben.
Die Fläche ist ca 2,8 Ha groß, minus der Fläche für zwei Offenställe für Rinder, sowie einiger mit Betonplatten befestiger Bereiche. Also vielleicht 2 Ha Grünland. Da es ein ehemaliges Rinderkombinat ist, das jetzt nur noch im Winter zum Einstallen genutzt wird, ist der Boden sehr schlecht. Sand (das Übliche hier in Brandenburg), stark mit Schotter durchsetzt, durch Befahren verfestigt etc. Trotzdem gab es vor der Beweidung einen ganz ordentlichen Bewuchs. Viele Brennnesseln, aber auch ausreichend Gras und Kräuter. Seit ich vor 6 Jahren meine Schafe auf die Fläche stellen durfte, standen während des Sommerhalbjahrs (Mai bis Oktober) immer 15 bis 20 Schafe auf der gesamten Fläche, ohne Portionierung. Eine Unterteilung ist schwierig, da ich wegen der Ställe, der Betonplatten und der schotterigen Bereiche an vielen Stellen kaum Netze in den Boden bekomme. Also habe ich die Schafe einfach auf der gesamten Fläche laufen lassen, in dem Glauben, dass sie groß genug ist, um die paar Schäfchen zu ernähren. Bei ausreichend Regen hätte das vielleicht auch funktioniert. Allerdings haben wir hier immer sehr trockene Sommer (nach eigener Messung gab es z.B. dieses Jahr im August 30 L/qm, im September 20 L/qm). Was abgefressen ist, wächst also kaum noch nach. Außerdem ist deutlich zu sehen, dass die Schafe selektiv fressen, bestimmte Gräser bleiben stehen, anderes Zeug ist ständig bis an den Boden abgefressen. Inzwischen ist der Aufwuchs so schlecht, dass ich überlege, die Fläche ein Jahr ruhen zu lassen, damit sie sich erholt.
Nach dem was ich jetzt hier gelesen habe, frage ich mich aber, ob ich was anderes versuchen soll. Wenn Ende Mai/Anfang Juni genug Aufwuchs da ist, die Schafe nach und nach auf kleinen eingenetzten Flächen über das ganze Gelände wandern lassen, alles einmal abfressen lassen und dann die Schafe für den Rest des Jahres rausnehmen. Da die Pflanzen durch den wenigen Regen sehr langsam nachwachsen, dauert die Erholungsphase wahrscheinlich so lange, dass ich sie kein zweites Mal draufstellen kann.

Allgemein finde ich das Konzept sehr einleuchtend, dass das Grünzeug schnell und gründlich abgefressen werden soll und dann genug Zeit haben muss, sich wieder zu regenieren. Allerdings scheint es mir auch sehr arbeitsaufwendig zu sein. Alle vier bis fünf Tage Schafe umstellen, also Schneisen mähen, Netze stecken, Strom legen (hier im Wolfsgebiet muss das alles auch noch hundertprozentig sicher sein) finde ich ziemlich viel. Ich habe eine Hobbyhaltung, mache das alles also nebenbei in meiner Freizeit. Trotzdem werde ich mir mal Gedanken machen, wie ich den Nutzen und den Aufwand ausbalancieren und mein Weidemanagement ein bisschen anpassen kann.
Ich werde hier mit großem Interesse weiterlesen.

LG Saskia

Ende Mai 2010, das erste Mal Schafe auf der Fläche:
Bild

Die gleiche Stelle von etwas weiter weg fotografiert im Juli 2010:
Bild
Thomas
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Re: Ganzheitlich geplante Beweidung - Holistic Management

Beitrag von Thomas »

@Manfred: So hatte ich das bislang ja auch verstanden und versuche es auch so zu halten (angenähert, klappt nicht immer).

"Viehbesatz", gemessen bspw. in GVE/ha, bedeutet also immer "rund ums Jahr", bzw. "unterm Strich", und lässt sich bekanntlich durch Weidemanagement optimieren. ;)

Beste Grüße -- Thomas
Manfred
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Re: Ganzheitlich geplante Beweidung - Holistic Management

Beitrag von Manfred »

@Sasdi:
Dann hast du ja ähnliche Erfahrungen gemacht wie ich.
Wenn die Außenzäune ok sind, würden zur Abtrennung innen evtl. Zäune mit 2 oder 3 Litzen reichen, wenn ausreichend Saft drauf ist.
Bei Netzen könntest du dir evtl. mit Betonsteinen oder alten Waschbetonplatten behelfen, mit Löchern für die Pfähle drin, wo die die Netze nicht in den Boden Kriegst.
Und das Weidezaungerät samt Erdung könnte irgendwo zentral stehen bleiben, wenn du den Zaun über ein Kabel oder einen isoliert gespannten Draht versorgst.
Ich habe das Problem mit den Aufwändigen Zäunen für ein paar Tiere auch. Ich werde wohl nach und nach viele feste Elektrozäune bauen. Mobile Zäune lassen mehr Optionen offen, aber die Zeit für das Umstecken habe ich oft nicht.

Bei so magerem, sandigen Boden wäre es auch gut, wenn die Tiere nicht alles abfressen, sondern sie nur das Beste fressen und den Rest als Mulch niedertrampeln. Dieser Mulch reduziert die Verdunstung und dient gleichzeitig als Futter für das Bodenleben, das wiederum die Pflanzen ernährt. Greg Judy sagt immer, für jeden Grashalm, denn man als Wurmfutter platttrampeln lassen kann, kriegt man zwei neue zurück.
Wenn im Frühjahr das Wachstum zu schnell wird, nimmt er einen Teil der Fläche vom Umtrieb aus und lässt das Gras hochwachsen. Wenn dann im Sommer das Futter knapper wird, geht der dort mit Portionsweiser Zuteilung rein und lässt die Tiere ca. 1/4 bis 1/3 der Pflanzenmasse rausselektieren und den Rest niedertrampeln. Diesen Mulch nennt er "Wurmkäse" weil er ein Regelrechtes Feuerwerk des Bodenlebens auslöst.

Hier habe ich auf meinen Flächen einige Vergleichsbilder gemacht, wie Feuchtigkeit und Bodenstruktur unter Trampelmulch und auf dem relativ nackten Boden einer Standweide-Teilfläche aussehen. Den verfilzten Mulch muss man erstmal zur Seite rupfen, damit man überhaupt Boden zu sehen kriegt.
http://www.selbstvers.org/forum/viewtop ... 28&t=14683

Um dieses Thema kreist auch der Dokufilm "The First Millimeter: Healing the Earth"
https://www.youtube.com/watch?v=yGLCb9Z6y7w

Nackter Boden ist wie ein Körper ohne Haut. Die Natur versucht immer, den Boden entweder mit lebenden Pflanzen oder mit Mulch zu bedecken.
Nur so kann das Bodenleben im kritischsten Bereich, der Millimeter dicken Schicht an der Bodenoberfläche aktiv bleiben und seine Arbeit tun. Ist der Schutz weg, töten Trockenheit und Sonnenlicht die Mikroben, Pilze und Kleintiere an der Bodenoberfläche ab.
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Re: Ganzheitlich geplante Beweidung - Holistic Management

Beitrag von B-Johanna »

Manfred - ab welchem Zeitraum bzw. Aufwuchsstadium kommen die Tiere bei Dir wieder auf die ''Tramelmulch-Flächen'' ??
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Re: Ganzheitlich geplante Beweidung - Holistic Management

Beitrag von Steffi »

Guten Morgen,

so wie auf Manfreds zweitem Beispiel (Rinderstandweide) sieht meine Weide leider auch aus. Die habe ich dieses Jahr so übernommen. Seit Jahren gar nicht beweidet, nur einmal jährlich gemäht, nie geschleppt, gedüngt oder nachgesät. Dazu zahlreiche Wühlmäuse. Der Boden ist allerdings lehmig, liegt etwas am Hang und in der prallen Sonne. Bäume/Hecken gibt es keine. In der sommerlichen Trockenheit ist der Boden wie Beton, bei Regen Tiefmatsch. Bewuchs sehr spärlich, in diesem Jahr viel Kleblabkraut.
Die Weide ist ca. 1,2ha groß und leider alles, was ich an Fläche für meine Tiere derzeit habe. 8 MS mit Nachwuchs und 6 Jungauen, Mittig befindet sich der Offenstall, von da ab habe ich in 6 Parzellen eingeteilt, die jeweils für ca. 1 Woche reichen. So hat jedes Stück ca. 5 Wochen Ruhe, bevor die Tiere wieder drauf kommen. Im Frühjahr wollen wir jetzt erstmal striegeln, düngen und nachsäen. Gibt es sonst noch sinnvolle Maßnahmen, die ich evtl. auch jetzt schon ergreifen kann, um den Bewuchs zu verbessern? Nachsäen ging wegen der monatelangen Trockenheit bisher nicht und jetzt regnet es zwar, aber die Temperaturen sind teilweise in den einstelligen Bereich gerutscht. Gegen die Wühlis haben sich zwei Falken an der Weide etabliert.

Beim Mulchen bin ich etwas zwiespältig. Meine Schafe haben im letzten Jahr einige sehr überständige Wiesen beweidet, Heu am Halm quasi. Natürlich haben sie selektiert und vieles stehengelassen bzw. zertrampelt. Die dadurch entstandene Mulchschicht läßt das darunter wachsende Gras nicht durch und gammelt vor sich hin. Der Bewuchs wird immer spärlicher. Nachsäen zwecklos, weil die Samen keinen Bodenschluß bekommen. Ähnliches beobachte ich auf den gemulchten Flurwegen hier. Aufwuchs kräftig grün, aber eben sehr spärlich, ein Büschel hier, ein Büschel dort, dazwischen eine dicke, undurchdringliche Schicht aus Mulch, wo nichts mehr durchkommt. Im Garten läuft es ja anders: Oft mähen, düngen, nicht mulchen = dichte Grasnarbe.
Wo ist da mein Denkfehler?

LG,
Steffi

Edit: Ergänzungen
Sheep happens
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