Futtervielfalt

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wollversammlung
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Futtervielfalt

Beitrag von wollversammlung »

Und gleich die nächste Frage: nachdem ich hier grad von einer erstaunliche Futtervielfalt gelesen habe, frage ich mich, ob die Aussage meines Schafhalter-Vorgängers richtig war, dass Schafe keine Vielfalt vertragen und am besten ausschliesslich immer nur dasselbe (Heu, Gras, Silage, Quetschgerste) bekommen sollen. Ich verwöhne sie gerne mit etwas Gemüse, Obst, trockenen Semmeln, bin mir aber bis jetzt nicht sicher, ob das wirklich so gut für sie ist. Kommts da nur auf die Menge drauf an oder was gilt es noch zu beachten?
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Insane
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Re: Futtervielfalt

Beitrag von Insane »

Prinzipiell ist gegen Vielfalt nichts einzuwenden - ABER abrupte Umstellungen sollte man unbedingt vermeiden. Auch ein Zuviel an neuem Futter ist nicht gut.

Aber generell sind unsere Mäuse nicht abgeneigt zu Restgras und Heu auch "Weihnachtsbäume" und Apfeltrester zu bekommen.
Das ist kein Heu in meinen Haaren - das ist Schäferglitzer :?:
Manfred
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Re: Futtervielfalt

Beitrag von Manfred »

Grob betrachtet ist es so:

Du fütterst nicht das Schaf, sondern die Mikroben im Pansen des Schafs.
Diese Mikroben zerlegen die Futtermittel und basteln aus dem Zerlegten teilweise andere Stoffe zusammen.
Und von den Hinterlassenschaften der Mikroben ernährt sich dann das Schaf.

Die meisten Mikroben sind Spezialisten.
Wenn das Schafen jeden Tag die gleiche Futterzusammensetzung erhält, sind die nötigen Spezialisten in der jeweils nötigen Anzahl bereits vorhanden und wandeln das Futter schnell und effektiv um.
Wenn sich an der Futterzusammensetzung etwas ändert, dann muss erstmal die Mannschaft im Pansen an diese neue Futterzusammenstellung angepasst werden. Bis diese neue Mannschaft durch Vermehren der nötigen und Absterben der unnötig gewordenen Mikroben aufgebaut ist, läuft die Verdauung suboptimal. Also evtl. langsamer und unvollständig ab. Die Futterverwertung sinkt.

Bei größeren Futterumstellungen kann es mehrere Tage dauern, bis die Pansentruppe umgestellt ist.
Deshalb sollte man apprupte Umstellungen vermeiden und die Futterzusammensetzung schrittweise über mehrere Tage ändern.
Kleinere Mengen Leckerli etc. sind aber kein Problem, bzw. beeinflussen den Pansentruppe nur geringfügig.
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Henry
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Re: Futtervielfalt

Beitrag von Henry »

Sehe ich auch so.
Ganz oft vergessen wird, daß auch das Weglassen von Futtermitteln eine (unter Umständen drastische) Futterumstellung darstellt. Sind beispielsweise Thiaminase nutzende Bakterien im Pansen in großer Zahl vorhanden und stehen plötzlich keine Vitamin B1-liefernden Futtermittel (mehr) zur Verfügung (alle Tannenbäume dies 3 Monate lang gab aufgefressen und weggeräumt) dann ist der Vitaminmangel zu erwarten. Das gilt auch bei Ende von Apfeltrester und Silage. Auch da soll "ausgeleitet" also am Ende gestreckt weden.
Henry
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Moorschnucke80
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Re: Futtervielfalt

Beitrag von Moorschnucke80 »

Hi
Ich lasse auch alles Spezielle einfach weg. Sie brauchen doch im Grunde nur Grünfutter und im Winter etwas Heu. Zumindest meine genügsamen Landschafe. Sie wurden darauf gezüchtet, aus relativ wenig ihren Nahrungsbedarf zu decken, so dass ich mich mit Zufüttern von Brot, Gemüse, Getreide usw. schwer tue. So´n Leckerli gebe ich meinen auch am Ende der Trächtigkeit in Form von Palletts für Schafe, aber nur sehr wenig. Vielleicht eine kleine Hand voll. Aber eher für mein Gewissen, denke ich.
Bei intensiveren Rassen sähe es sicherlich anders aus.
Ich möchte diesbezüglich kein Risiko eingehen. Denke da vor allem an Azidose, die auch schleichend sein kann und nicht immer als solche erkannt wird. Ich kann da bei speziellem Futter schon sehr viel tun, wenn ich die Tiere langsam gewöhne bzw. entwöhne. Aber ganz ehrlich wozu? Bei meiner Landschafrasse macht es z.B. einfach keinen Sinn. Ich kann da doch froh sein, wenn sie es nicht brauchen. Sonst hätte ich mir auch eine intensivere Rasse kaufen können.
Vielfalt finden meine Schafe genug auf der Wiese in Form von unterschiedlichen Pflanzen ;-)
LG Maren
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wollversammlung
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Re: Futtervielfalt

Beitrag von wollversammlung »

Danke!!! Super Antworten, vielen Dank! Das mit den Mikroben im Pansen wusste ich theoretisch schon, aber jetzt habe ich es nochmal wirklich verstanden, dank der super Erklärung. Und das mit dem Weglassen ist ja auch ein richtig guter Hinweis.
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