Fütterung bzw. Weidemanagement im Winter

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peter e.
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Re: Fütterung bzw. Weidemanagement im Winter

Beitrag von peter e. »

so ein stuss.
Daran orientieren sie sich ja. Sie haben ein Stück Wiese gemäht und gewogen. Feuchtigkeit haben sie abgezogen und die üblichen 50 % sollen laut Tabellen ausreichen, um den Bedarf der Tiere zu decken. Daher bräuchten sie kein Heu. Und laut ihrer Berechnung könnten die Schafe auf dem einen 5000 qm großen Stück 50 Tage von fressen
Ich kann doch nicht die trockenmasse bzw. das volumen als alleiniges beurteilungskriterium heranziehen. Was ist mit mangan, calzium, phosphor, unser allseitig geliebtes selen, kupfer, zink? Ein zur besten zeit aus bestem boden gewonnenes heu ist doch viel inhaltsreicher als das doll aussehende grün jetzt, gewachsen in den letzen vier wochen.
Und was ist mit mineralleckschalen, eiweis? Es ist mittlerweilen allen (fast allen) klar, dass schafe, insbesondere bei standweiden bzw. intensiver koppelhaltung, ohne zusätzliche <beigaben> (also spuren- und mengenelemente) defizite haben. Und diese defizite sind tierschutzrelevant.
Schafhaltung ist etwas für könner,
nicht für männer
kölner
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döner
(zutreffendes ankreuzen).
peter e.

Auch dem Schwächsten ist ein Stachel gegeben -
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Re: Fütterung bzw. Weidemanagement im Winter

Beitrag von B-Johanna »

Wohl wahr !! Persönlich halte ich unsere Koppelhaltung mit der einhergehenden Weidepflege , Zufütterung mit vernünftigem Raufutter, ausgewogenes Mineralangebot für eines der aufwendigsten Aufgaben. So ist es jedenfalls bei mir und jedes Jahr ist anders und die Haltung entsprechend
anzupassen. Wie oft schon habe ich Kollegen mit riesigen eigenen Weideflächen beneidet.....))))
grauwoller
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Re: Fütterung bzw. Weidemanagement im Winter

Beitrag von grauwoller »

bei mir weiden meine weiblichen Zutreter zusammen mit 5 spätlammenden (Ende März + x) den Aufwuchs nach 2. Schnitt portionsweise ab.
Die ganze Rechnerei und Wiegerei spare ich mir, gucke aber regelmäßig nach Fressverhalten, verbleibendem Bewuchs etc.
Obwohl ich kein Rauhfutter zufüttere, machen alle einen zufriedenen Eindruck, incl. mir und dem Landbesitzer.
Salz und Mineralfutter lose steht zur freien Verfügung, dabei kann ich beobachtewn, dass Mineralfutter reichlich genommen wird.
Die Fläche wird bei der Betriebspämie übrigens als artenreiches Grünland geführt, und wurde dahingehend auch schon überprüft.

Christoph
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Re: Fütterung bzw. Weidemanagement im Winter

Beitrag von Moorschnucke80 »

Hi Christoph
darf ich fragen wie oft Du umsteckst? Meine Bekannten beobachten die Tiere meist nie in Ruhe. Sie beurteilen nur die augenscheinliche Grasmenge.

@ peter e. :
ganz nebenbei sind meine Bekannten Tierärzte (allerdings Kleintiere) :roll:
Von daher bin ich auch doppelt so getroffen von deren Einstellung.

Salz - und Mineralleckstein stehen bei mir auf jeden Fall immer auf der Wiese. Das ganze Jahr über haben sie die zur freien Verfügung.
Im Frühjahr, Sommer und früher Herbst bin ich entspannter, auch wenn ich die Schafe mal länger auf einem Stück belasse, weil mal was dazwischen gekommen ist o.ä. Da zeigen sie mir aber auch nie diese Hungeranzeichen wie im Winter. Im Winter suchen sie meine Nähe, kommen angelaufen und fressen einen kompletten HD Ballen in null komma nix auf. Das machen sie ja nicht, weil das Heu plötzlich eine Art Leckerli geworden ist, was meine Bekannten allerdings meinen (also dass Heu ein "Leckerchen" ist und daher alles andere, was nicht so gut auf der Wiese schmeckt, verschmäht wird). Sie haben dafür einen Grund. Und das meint ihr ja auch, dass es eben mit der sinkenden Grasqualität im Winter zusammenhängt.

Vielen lieben Dank an dieser Stelle nochmal für Eure Einschätzungen.
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Babs
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Re: Fütterung bzw. Weidemanagement im Winter

Beitrag von Babs »

Moorschnucke80 hat geschrieben: Meine Bekannten beobachten die Tiere meist nie in Ruhe. Sie beurteilen nur die augenscheinliche Grasmenge.
Beurteilen sie auch die körperliche Verfassung ihrer Schafe - ob sie abmagern z.B.?

Barbara
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Re: Fütterung bzw. Weidemanagement im Winter

Beitrag von Moorschnucke80 »

Hi Barbara
Bisher nicht, aber ich habe sie ja auch ausreichend mit Heu versorgt. Ich lasse mich da ja nicht auf irgendetwas anderes bei meinen Schafen ein und habe ihnen stumpf weiter jeden Tag ihr Heu gebracht. Daher kam von ihrerer Seite ja dann ganz klar, dass wir so nicht zusammen kommen und wir getrennte Wege gehen müssen. Sie haben die Schafe erst seit dem Sommer, aber wie gesagt sie sind sehr strikt in ihren Ansichten. Das war anfangs so noch nicht zu erkennen. Wir haben ja sogar den Heuvorrat zusammen besorgt und berechnet. Ich wollte ihnen auch entgegen kommen, indem ich halt das Heu füttere und meinetwegen auch übernehme. Daran will ich ja nicht sparen. Aber dann kamen sie mit der Verantwortung für die Wiese, dass diese ja ordentlich gepflegt werden müsse und dass das so nicht möglich wäre, indem die Schafe dann nicht mehr alles fressen.

Diesbezüglich konnte und kann ich mich nicht auf einen Kompromiss einlassen, es sei denn ihr und diverse Fachliteratur wären auch einhellig der Meinung, dass ich meine Schafe zu sehr verwöhne. Dann hätte ich mein Konzept auch nochmal überdacht. Man ist ja durchaus lernwillig.
Sie kennen wie gesagt anscheinend noch mehrere Schafhalter, die so verfahren. Wie genau im Einzelnen, weiß ich leider nicht.
Daher meine Frage hier, ob dieses Konzept bekannt ist.
grauwoller
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Re: Fütterung bzw. Weidemanagement im Winter

Beitrag von grauwoller »

Hallo Maren,

Ich habe die Schafe in 3 Netzen eingezäunt, also 150 m Umfang, wieviel Fläche das ergibt kann ich nur erahnen..
Beim Umtrieb setze ich 2 weitere an, so dass eines der Netze stehen bleibt. so wandere ich mit den Schafen über die Fläche.
10 Jährlinge und 5 spät gedeckte Muttern grasen hier so vor sich hin.
Umtrieb ist alle 3 - 5 Tage, je nach Gegebenheit. Teils sind sehr nasse Stellen dabei,wo sie den Bewuchs dann durch Beschmutzung entwerten. Nachdem es wieder saubergeregnet ist, könnte ich da evtl, noch mal nachweiden lassen.
Die Beweidung ohne Heufütterung funktioniert bei dieser Gruppe, weils zum Einen Pommersche Landschafe sind, die auf gute Grundfutterverwertung gezüchtet sind, zum Anderen sind sie güst oder niedertragend (nicht zu verwechseln mit niederträchtig), man kann ihnen also durchaus zumuten, dass sie von dem low-energie - Bewuchs soviel in ihren Pansen reinkriegen, dass sie ihren Energiebedarf daraus decken. Wichtig ist, dass kein quantitativer Mangel an Futter besteht, hungern sollen sie auf keinen Fall. Hier muss man natürlich klar unterscheiden, und das hat peter ja schon angesprochen, dass diese Beweidung mit hochtragenden oder säugenden Muttern ohne Heuzufütterung nicht gehen wird.
Das Prinzip der Landschafrassen ist ja auch, die herausragenden Eigenschaften zu überprüfen, d.h. letztendlich, solche die in der Futterverwertung Schwächen zeigen, dem Metzger zuzuführen. Zumindest gilt das für die Herdbuchzüchter. Es spricht doch auch nichts dagegen, besondere Fähigkeiten, die eine rasse mitbringt, auszunutzen, und dadurch auch Flächen beweiden zu können, wo andere Nutztiere scheitern...

Christoph
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Re: Fütterung bzw. Weidemanagement im Winter

Beitrag von Moorschnucke80 »

Hi Christoph,

eine Bekannte von mir verfährt zur Zeit ähnlich und kommt so auch ohne Heu durch den Winter. Der entscheidende Punkt dabei ist ja, wie ich finde, dass Du den Zustand der Schafe mit einbeziehst neben dem Zustand der Wiese und häufiger umsteckst. Bei viel vorhandener Fläche klappt das bestimmt (bis auf eine länger andauernde Schneeperiode, oder?) Das schaffen meine Schafe auch ohne Hungeranzeichen im Winter. Die erste Zeit nach dem Umstecken füttere ich auch noch nicht zu. Am Anfang habe ich meine Schafe wie gesagt im Winter immer die gesamte Fläche zur Verfügung gestellt bis sie irgendwann ankamen und nach Heu verlangten. Kurz gefressen haben sie die Wiese dann letztendlich aber immer. (Das waren so um die 25 Schafe auf 4 ha)
Es spricht doch auch nichts dagegen, besondere Fähigkeiten, die eine rasse mitbringt, auszunutzen, und dadurch auch Flächen beweiden zu können, wo andere Nutztiere scheitern...
Auf jeden Fall.

Bauchschmerzen bekomme ich halt dann, wenn es heißt: Oft umstecken, nein danke, das ist mir zuviel Aufwand, Heu füttern unter 50 Tagen auf einer 5000 qm großen Fläche, nein danke oder die Schafe müssen alles abfressen wegen der Weidepflege und daher Heu, nein danke. Mein Bauch sagt, dass das so nicht geht auch bei meinen genügsamen Moorschnucken.
Vom Verhalten her würde ich die Waldschafe allerdings tatsächlich schon als noch genügsamer einschätzen als meine Schnucken. Glaube aber nicht, dass sie dieses Konzept deswegen so problemlos mitmachen. Aber wer weiß...
Die Eigenschaft "genügsam" kann Schafen so auch echt mal zum Nachteil werden, finde ich.
LG Maren
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Re: Fütterung bzw. Weidemanagement im Winter

Beitrag von peter e. »

wie bestellt erschien folgender Artikel unter top agrar.
Dazu passend ein leserkommentar:
von Gerhard Steffek · 11.01.2018 - 16:38 Uhr
1. 
Nicht nur in der Schule -
auch unsere geistigen grüngefärbten Tiefflieger im Bundestag bräuchten sowas, damit sie ein bißchen Ahnung von Landwirtschaft bekämen. Mir ist dazu auch noch ein schöner Vergleich eingefallen. In Bezug auf die eindimensionale Ebene der Tasten eines Klaviers, sehe ich die Landwirtschaft als das Podest einer Orgel. Die ist eben nicht nur "eindimensional", sondern hier müssen viele verschiedene Register auf unterschiedlichen Ebenen bedient, gespielt werden. Das kann ja schließlich auch nicht jeder.
Noch ein hinweis zu der "rechtfertigung", es seien ja tierärzte: in der regel behandeln sie "nur" die ausfallerscheinungen eines tieres. Da die kleinwiederkäuer aber einen ziemlich komplexen stoffwechselhaushalt vorweisen, kümmern sich die angehenden ...ärzte eher um andere .....eh sachen. Um die ursache/n einer erkrankung bzw. ausfallerscheinungen zu finden bedarf es umfänglicher planzlicher, chemischer, botanischer grundkenntnisse. Und die werden in der TA-Ausbildung nur rudimentär übermittelt.
peter e.

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Re: Fütterung bzw. Weidemanagement im Winter

Beitrag von working-squad »

grauwoller hat geschrieben:Hallo Maren,

Ich habe die Schafe in 3 Netzen eingezäunt, also 150 m Umfang, wieviel Fläche das ergibt kann ich nur erahnen..
Beim Umtrieb setze ich 2 weitere an, so dass eines der Netze stehen bleibt. so wandere ich mit den Schafen über die Fläche.
10 Jährlinge und 5 spät gedeckte Muttern grasen hier so vor sich hin.
Umtrieb ist alle 3 - 5 Tage, je nach Gegebenheit. Teils sind sehr nasse Stellen dabei,wo sie den Bewuchs dann durch Beschmutzung entwerten. Nachdem es wieder saubergeregnet ist, könnte ich da evtl, noch mal nachweiden lassen.
Die Beweidung ohne Heufütterung funktioniert bei dieser Gruppe, weils zum Einen Pommersche Landschafe sind, die auf gute Grundfutterverwertung gezüchtet sind, zum Anderen sind sie güst oder niedertragend (nicht zu verwechseln mit niederträchtig), man kann ihnen also durchaus zumuten, dass sie von dem low-energie - Bewuchs soviel in ihren Pansen reinkriegen, dass sie ihren Energiebedarf daraus decken. Wichtig ist, dass kein quantitativer Mangel an Futter besteht, hungern sollen sie auf keinen Fall. Hier muss man natürlich klar unterscheiden, und das hat peter ja schon angesprochen, dass diese Beweidung mit hochtragenden oder säugenden Muttern ohne Heuzufütterung nicht gehen wird.
Das Prinzip der Landschafrassen ist ja auch, die herausragenden Eigenschaften zu überprüfen, d.h. letztendlich, solche die in der Futterverwertung Schwächen zeigen, dem Metzger zuzuführen. Zumindest gilt das für die Herdbuchzüchter. Es spricht doch auch nichts dagegen, besondere Fähigkeiten, die eine rasse mitbringt, auszunutzen, und dadurch auch Flächen beweiden zu können, wo andere Nutztiere scheitern...

Christoph
Ich gehe im Grunde genauso vor, nur mit ein, zwei Schäfchen mehr. Ich habe mich auch bewusst für Rassen entschieden, die mit so was klarkommen. Wir weiden Heu-/Silageflächen von Bauern über den Winter nach. Die Coburger habe ich ein paar Jahre im Winter mal "klassisch" mit Heu und dann gegen Ende der Tragzeit mit Kraftfutter gefüttert. Zu der Zeit gab es deutlich mehr Geburtsprobleme.

Ich biete meinen Schafen zusätzlich bloß verschiedene Mineralsteine und Mineralfutter an. (Mache ich ganzjährig so.)

Hier ist meine Herde zu sehen:
https://youtu.be/LG-9ayVrf6Q?t=82
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